Nicht in Katar oder in Texas liegt die Wiege der Erdölförderung: ein kleines Dorf in der Lüneburger Heide kann die europaweit erste, erfolgreiche Bohrung nach dem begehrten Energieträger für sich reklamieren. Dank eines abenteuerlustigen Markscheiders... Georg Christian Konrad Hunäus suchte Braunkohle und fand…Erdöl. Und zwar in der kleinen Ortschaft Wietze in der Nähe von Celle. Das war 1858 und damit rund ein Jahr vor dem legendären Fund des US-Pioniers Edwin L. Drake in Pennsylvania (USA). Anfangs in kleinen Mengen nur als Schmiermittel oder Arznei verwendet, löste die schwarze Flüssigkeit einen Explorations- und Förderboom aus, der die Heidebauern als Landbesitzer zu den ersten "Ölscheichs" der Geschichte machte. 1909 erreicht die Produktion ihren Höhepunkt. Die Quellen unter der Lüneburger Heide liefern 80 Prozent des deutschen Bedarfs an Rohöl. Dann erlitt das "Schwarze Gold" das gleiche Schicksal wie Jahrzehnte später die Steinkohle: es finden sich Lagerstätten, die größer sind und einfacher zu fördern. Etwa in der (deutschen) Nordsee, in den USA, Südamerika, am Persischen Golf oder anderswo. Heide-Öl war nicht mehr wettbewerbsfähig. Im Pionierdorf Wietze wird die Förderung 1963 eingestellt. Sieben Jahre später eröffnet das Deutsche Erdölmuseum und erinnert seitdem an diesen weniger bekannten Aspekt deutscher Wirtschaftsgeschichte – auch an die ökologischen Bedenken schon zu Hunäus' Zeiten.