Der Schauspieler Edgar Selge ist nackt durch das Foyer des Maxim-Gorki-Theaters geturnt, mitten durch die wartenden Theaterzuschauer. Im Hamburger Schauspielhaus hat er einen Kraftakt hingelegt, mit einem fast dreistündigen Monolog, inklusive artistischem Körpereinsatz. Es war die Bühnenfassung eines Romans von Michel Houellebecq. Geschont hat er sich nicht, als Schauspieler nicht und auch als Schriftsteller schon gar nicht. In seinem ersten Roman erzählt er von einer Kindheit, die seiner eigenen sehr ähnelt. Der Vater ist Gefängnisdirektor, ein begeisterter Pianist und Musikliebhaber. Und er ist ein Vater, der den 12-jährigen Edgar sexuell bedrängt und prügelt. Der 73-jährige Edgar Selge schreibt in seinem Roman: „Ich will nicht einer sein, der den liebt, der ihn schlägt."