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Ein flehender König auf den Knien. Die hebräischen Worte zeigen mir seine tiefe Erschütterung. Dann aber wird sein Beten immer fester und hoffnungsgewisser. Ja, Psalm 5 lässt uns teilhaben an einer Direktübertragung in die himmlische Welt. Gott öffnet sich für solche Gebete. Denn sie sind ganz nach seinem Herzen. Auch heute.
Dieses leidenschaftliche Gebet berührt mich tief. So als wäre es direkt für meine notvolle Zeit gesprochen. Zu dem Gott, der auch die heutigen Missstände und zum Himmel schreienden Untaten und Lügen verabscheut. Der auch über Heutiges zornig und außer sich ist. Noch immer verüben Menschen die gleichen Frevel ihm gegenüber: weggeschobene Verantwortung und verweigerter Gehorsam. Keiner ist da ausgenommen. Nicht nur die großen, machtvollen Übeltäter tun das – wir alle leben so. Ohne Ausnahme. Auch mein eigener Mist trägt bei zum bedrohlichen Misthaufen unserer Zeit.
David aber ist trotz all seiner Fehler ein Ausnahme-König. Ehrlich und bereit ist er für die volle Verantwortung für sich und sein Volk. So sucht er täglich Kraft und Wegweisung bei Gott. Auch in seinen dunkelsten Stunden, in der größten Ausweglosigkeit - Vers 3: „Du bist mein König und mein Gott, zu dir schreie ich, dich flehe ich an!“ Beter wie ihn, Politiker mit seiner Leidenschaft, hat unsere Zeit zutiefst nötig.
Die tägliche Nachrichtenlast, die Zunahme des Ungelösten und zutiefst Unguten, macht heutige Menschen ja auch entsetzt und tief besorgt. Die einen verstummen, die anderen schimpfen und ereifern sich mit Schuldzuweisungen. Hier, in Davids Worten, da wird geklagt, wo es hingehört: Gott selbst wird um Beistand angerufen. Nach seiner Hilfe und seinem Weg wird gefragt. Denn der lebendige Gott ist nicht so ohnmächtig, wie ich. Auf seine Fürsorge und seinen Weg mit mir zielt darum mein Beten. Und das ist eben kein bequemes „Mach´ du mal, Gott!“ Nein, dieses Beten geschieht mit der Einsicht, dass ich ernten werde, was ich `gesät habe´. Doch ich bete mit dem Vertrauen, dass Gott eben keiner ist, der sich schadenfroh zurücklehnt und zuschaut. Ja, Davids und mein Beten wissen um die heilsame, rettende und bewahrende Liebe des Schöpfers. „Ach, Vater, wehre du das Schlimme ab – setze du den bösen Entwicklungen bitte Grenzen!“, – so bete ich. Und mich dabei zu neuem Gehorsam, zu neuer Zuversicht aufraffen. Zu Worten und Taten, die Gott wieder die Ehre geben. Jedes Beten nimmt mich als Beter selbst in die Pflicht. So oft hat David dies in seinem Leben erfahren: Gott will, dass mein Beten und Tun zusammenpassen!
Ein erster Schritt ist das Erspüren der wichtigen Gebetsanliegen. Meine Gebetsworte werden dann zur Verpflichtung: wollen mich mitnehmen – mich einbinden in das Tun Gottes. Jesus, der Davids-Nachkomme und Gottessohn, hat dies vorgelebt. Er sendet Sie und mich als seine Jünger und Jüngerinnen in die Nöte und Fragen unserer Zeit. Fürs Jammern oder für sinnlose Zukunftsängste habe ich gar keine Zeit! Viel wichtiger ist, dass ich als Beter auch hoffend und helfend handle. Die lähmende Masse all der Unzufriedenen und Aufbegehrenden ist schon groß genug! Jesus braucht Getröstete und Mutige; braucht Menschen, die Anderen Salz und Licht sein können.
Es geht also um solche Direktverbindungen in die himmlische Welt: Meine Anliegen und Sorgen will Gott hören. Und ich brauche seine Hinweise und Kraft für ein beherztes und heilsames Tun.
Wie weit sich unsere Zeit von Gott entfernt hat, sehe ich schon allein an dem Stichwort `Wutbürger´. Schuld sind natürlich immer nur die anderen. Ich fühle mich als Opfer. Und ich lasse mir nicht alles bieten. Diesen Frust lasse ich auch raus: Im Straßenverkehr, oder wo einer mich nervt. An Menschen, die mich stören – deren Handeln mich irritiert oder ängstigt. – Jesu Sicht der Nöte ist ganz anders. Er sieht die Ursachen, warum Menschen sich zum Beispiel entstellt haben oder sonst wie abgerutscht sind. Auch mir geht es manchmal so: Wenn ich ein solches Gesicht sehe, bin ich erschüttert. Und frage mich, wie viel Leid und Verletzungen haben diesen Menschen wohl so weit gebracht? Dann sehe ich in diesem Gesicht nur noch den stummen Hilfeschrei oder die tiefsitzende Leere. Und bete oft still: „Vater, erbarm dich über diesen Mitmenschen. Über dein Kind, das du mit ganz anderen Augen siehst.“
David ringt hier auch mit all dem Unguten und zum-Himmel-Schreienden, das ihn umgibt. Mit bedrohlichen Feinden hat er zu tun – mit Lüge und Bosheit, die ihm entgegenschlagen. In Vers 5-7 wählt er harte Worte, die zeigen, wie tief er innerlich davon getroffen ist. Wie sehr ihn dies in Ängste und Zweifel stürzt. „Die Gottlosen duldest du nicht in deiner Nähe. Wer dich hochmütig verspottet, den stößt du von dir.“ – Ich kann die Bitterkeit von Davids Worten schon verstehen. Wem geht es bei manchen täglichen Meldungen nicht genauso? Bei dem sinnlosen Morden? Bei der Vernichtung der Lebensgrundlagen von so vielen Menschen?
David musste als König selbst Recht sprechen und dabei oft drastische Urteile fällen. Hat er dies im Blick, wenn er in Vers 7 betet: „Lügner, Heuchler und Mörder bringst du um. Sie ekeln dich an.“ Nein, ich denke, David macht hier Gott nicht zu seinem Scharfrichter. Und wie krank solch ein Denken ist, das sehe ich an den Untaten jener selbsternannten Gotteskrieger. – Als tiefgläubiger Mensch des Alten Bundes ist Davids Einstellung eine andere: Er lebt von der Grundüberzeugung des Alten Testamentes, dass jede Untat ihre Strafe nach sich zieht. Und das bedeutet vor allem dies: Wer Gott missachtet, der zerstört sein Leben und das Glück anderer. Auch Jesus hat dies bestätigt mit dem Wort: „Ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ ( Matthäus 7,18-19)
Dabei sind es oft die Menschen selbst, die sich zugrunde richten; auf ganz unterschiedliche Weise. Ja, oft scheinbar unbesiegbar und triumphierend. Es geht um ein geistliches Gesetz, nicht um eine unmittelbar geforderte Bestrafung durch Gott. Die schlimmsten Höllen, man verzeihe mir dieses drastische Wort, die schaffen Menschen sich selber.
David ruft hier also nicht nach Gottes Strafe. Sondern er vertraut fest auf Gottes Gerechtigkeit. Seine Gewissheit ist, dass alles, was geschieht, zuerst an Gott vorbei muss. Und dass dem heiligen Gott unbestreitbar die Zukunft gehört.
Diese Klarheit des Vertrauens und diese Zuversicht finde ich ungemein gut ausgedrückt in dem Lied „Es mag sein, dass alles fällt“ von Rudolf Alexander Schröder. Er schreibt im düsteren Jahr 1936: Es mag sein, die Welt ist alt; Missetat und Missgestalt sind in ihr (all)gemeine Plagen. Schau dirs an und stehe fest; nur wer sich nicht schrecken lässt, darf die Krone tragen.
Es mag sein, so soll es sein: Fass ein Herz und gib Dich drein;
Das möchte ich auch aufnehmen. Damit mein Beten kein Gejammer oder kein Gezeter wird. Sondern dass ich es wieder sehe und rühme: Unsere Welt ist gehalten in Gottes guter Hand – und meine Kraft, meine Zeit und Zuversicht sollen ihm dienen.
Autor: Pfarrer i. R. Rainer Kroninger
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Ein flehender König auf den Knien. Die hebräischen Worte zeigen mir seine tiefe Erschütterung. Dann aber wird sein Beten immer fester und hoffnungsgewisser. Ja, Psalm 5 lässt uns teilhaben an einer Direktübertragung in die himmlische Welt. Gott öffnet sich für solche Gebete. Denn sie sind ganz nach seinem Herzen. Auch heute.
Dieses leidenschaftliche Gebet berührt mich tief. So als wäre es direkt für meine notvolle Zeit gesprochen. Zu dem Gott, der auch die heutigen Missstände und zum Himmel schreienden Untaten und Lügen verabscheut. Der auch über Heutiges zornig und außer sich ist. Noch immer verüben Menschen die gleichen Frevel ihm gegenüber: weggeschobene Verantwortung und verweigerter Gehorsam. Keiner ist da ausgenommen. Nicht nur die großen, machtvollen Übeltäter tun das – wir alle leben so. Ohne Ausnahme. Auch mein eigener Mist trägt bei zum bedrohlichen Misthaufen unserer Zeit.
David aber ist trotz all seiner Fehler ein Ausnahme-König. Ehrlich und bereit ist er für die volle Verantwortung für sich und sein Volk. So sucht er täglich Kraft und Wegweisung bei Gott. Auch in seinen dunkelsten Stunden, in der größten Ausweglosigkeit - Vers 3: „Du bist mein König und mein Gott, zu dir schreie ich, dich flehe ich an!“ Beter wie ihn, Politiker mit seiner Leidenschaft, hat unsere Zeit zutiefst nötig.
Die tägliche Nachrichtenlast, die Zunahme des Ungelösten und zutiefst Unguten, macht heutige Menschen ja auch entsetzt und tief besorgt. Die einen verstummen, die anderen schimpfen und ereifern sich mit Schuldzuweisungen. Hier, in Davids Worten, da wird geklagt, wo es hingehört: Gott selbst wird um Beistand angerufen. Nach seiner Hilfe und seinem Weg wird gefragt. Denn der lebendige Gott ist nicht so ohnmächtig, wie ich. Auf seine Fürsorge und seinen Weg mit mir zielt darum mein Beten. Und das ist eben kein bequemes „Mach´ du mal, Gott!“ Nein, dieses Beten geschieht mit der Einsicht, dass ich ernten werde, was ich `gesät habe´. Doch ich bete mit dem Vertrauen, dass Gott eben keiner ist, der sich schadenfroh zurücklehnt und zuschaut. Ja, Davids und mein Beten wissen um die heilsame, rettende und bewahrende Liebe des Schöpfers. „Ach, Vater, wehre du das Schlimme ab – setze du den bösen Entwicklungen bitte Grenzen!“, – so bete ich. Und mich dabei zu neuem Gehorsam, zu neuer Zuversicht aufraffen. Zu Worten und Taten, die Gott wieder die Ehre geben. Jedes Beten nimmt mich als Beter selbst in die Pflicht. So oft hat David dies in seinem Leben erfahren: Gott will, dass mein Beten und Tun zusammenpassen!
Ein erster Schritt ist das Erspüren der wichtigen Gebetsanliegen. Meine Gebetsworte werden dann zur Verpflichtung: wollen mich mitnehmen – mich einbinden in das Tun Gottes. Jesus, der Davids-Nachkomme und Gottessohn, hat dies vorgelebt. Er sendet Sie und mich als seine Jünger und Jüngerinnen in die Nöte und Fragen unserer Zeit. Fürs Jammern oder für sinnlose Zukunftsängste habe ich gar keine Zeit! Viel wichtiger ist, dass ich als Beter auch hoffend und helfend handle. Die lähmende Masse all der Unzufriedenen und Aufbegehrenden ist schon groß genug! Jesus braucht Getröstete und Mutige; braucht Menschen, die Anderen Salz und Licht sein können.
Es geht also um solche Direktverbindungen in die himmlische Welt: Meine Anliegen und Sorgen will Gott hören. Und ich brauche seine Hinweise und Kraft für ein beherztes und heilsames Tun.
Wie weit sich unsere Zeit von Gott entfernt hat, sehe ich schon allein an dem Stichwort `Wutbürger´. Schuld sind natürlich immer nur die anderen. Ich fühle mich als Opfer. Und ich lasse mir nicht alles bieten. Diesen Frust lasse ich auch raus: Im Straßenverkehr, oder wo einer mich nervt. An Menschen, die mich stören – deren Handeln mich irritiert oder ängstigt. – Jesu Sicht der Nöte ist ganz anders. Er sieht die Ursachen, warum Menschen sich zum Beispiel entstellt haben oder sonst wie abgerutscht sind. Auch mir geht es manchmal so: Wenn ich ein solches Gesicht sehe, bin ich erschüttert. Und frage mich, wie viel Leid und Verletzungen haben diesen Menschen wohl so weit gebracht? Dann sehe ich in diesem Gesicht nur noch den stummen Hilfeschrei oder die tiefsitzende Leere. Und bete oft still: „Vater, erbarm dich über diesen Mitmenschen. Über dein Kind, das du mit ganz anderen Augen siehst.“
David ringt hier auch mit all dem Unguten und zum-Himmel-Schreienden, das ihn umgibt. Mit bedrohlichen Feinden hat er zu tun – mit Lüge und Bosheit, die ihm entgegenschlagen. In Vers 5-7 wählt er harte Worte, die zeigen, wie tief er innerlich davon getroffen ist. Wie sehr ihn dies in Ängste und Zweifel stürzt. „Die Gottlosen duldest du nicht in deiner Nähe. Wer dich hochmütig verspottet, den stößt du von dir.“ – Ich kann die Bitterkeit von Davids Worten schon verstehen. Wem geht es bei manchen täglichen Meldungen nicht genauso? Bei dem sinnlosen Morden? Bei der Vernichtung der Lebensgrundlagen von so vielen Menschen?
David musste als König selbst Recht sprechen und dabei oft drastische Urteile fällen. Hat er dies im Blick, wenn er in Vers 7 betet: „Lügner, Heuchler und Mörder bringst du um. Sie ekeln dich an.“ Nein, ich denke, David macht hier Gott nicht zu seinem Scharfrichter. Und wie krank solch ein Denken ist, das sehe ich an den Untaten jener selbsternannten Gotteskrieger. – Als tiefgläubiger Mensch des Alten Bundes ist Davids Einstellung eine andere: Er lebt von der Grundüberzeugung des Alten Testamentes, dass jede Untat ihre Strafe nach sich zieht. Und das bedeutet vor allem dies: Wer Gott missachtet, der zerstört sein Leben und das Glück anderer. Auch Jesus hat dies bestätigt mit dem Wort: „Ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ ( Matthäus 7,18-19)
Dabei sind es oft die Menschen selbst, die sich zugrunde richten; auf ganz unterschiedliche Weise. Ja, oft scheinbar unbesiegbar und triumphierend. Es geht um ein geistliches Gesetz, nicht um eine unmittelbar geforderte Bestrafung durch Gott. Die schlimmsten Höllen, man verzeihe mir dieses drastische Wort, die schaffen Menschen sich selber.
David ruft hier also nicht nach Gottes Strafe. Sondern er vertraut fest auf Gottes Gerechtigkeit. Seine Gewissheit ist, dass alles, was geschieht, zuerst an Gott vorbei muss. Und dass dem heiligen Gott unbestreitbar die Zukunft gehört.
Diese Klarheit des Vertrauens und diese Zuversicht finde ich ungemein gut ausgedrückt in dem Lied „Es mag sein, dass alles fällt“ von Rudolf Alexander Schröder. Er schreibt im düsteren Jahr 1936: Es mag sein, die Welt ist alt; Missetat und Missgestalt sind in ihr (all)gemeine Plagen. Schau dirs an und stehe fest; nur wer sich nicht schrecken lässt, darf die Krone tragen.
Es mag sein, so soll es sein: Fass ein Herz und gib Dich drein;
Das möchte ich auch aufnehmen. Damit mein Beten kein Gejammer oder kein Gezeter wird. Sondern dass ich es wieder sehe und rühme: Unsere Welt ist gehalten in Gottes guter Hand – und meine Kraft, meine Zeit und Zuversicht sollen ihm dienen.
Autor: Pfarrer i. R. Rainer Kroninger
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