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Paulus beendet den Brief an die Gemeinde in Kolossä mit der Erwähnung unterschiedlicher Personen, die er schätzt. So spricht er von Epaphras, der viel für die Kolosser betet, damit sie in allem Gottes Willen entsprechend leben. Immer wieder geht es zuerst um die Liebe zu Gott und als zweites zu den Menschen und zu sich selbst – wie Jesus es seine Jünger gelehrt hat. Paulus bittet die Gläubigen darum, seiner Fesseln zu gedenken und um Fürsorge für Markus, der sie bald in Kolossä aufsuchen will. Paulus denkt selbst in seiner schwierigen Lage an seine Mitstreiter und entwickelt gleichzeitig Lösungen, um Gemeinden aus der Ferne zu stärken. So setzt er sich hin und schreibt an die Kolosser.
In der heutigen Zeit ist eine Nachricht schnell verschickt. Im Internet braucht eine Antwort manchmal nur Sekunden. Wie sehr es uns im Alltag hilft, merken wir manchmal erst, wenn es nicht funktioniert. Zu Paulus‘ Zeiten war die Übermittlung von Botschaften langsam. Da schrieben Menschen Briefe – vorausgesetzt, sie konnten es.
Missionare haben noch im vorigen Jahrhundert dieselben Möglichkeiten genutzt. In entlegenen Gegenden waren sie per Brief im Kontakt mit Empfängern in anderen Ländern, mit Verwandten, Freunden und Gemeinden in ihrer Heimat. Eine Antwort konnte Wochen oder Monate brauchen. Wie groß die Wertschätzung für eine Nachricht werden kann, wenn man sie sehnsüchtig erwartet, wissen heute noch Verliebte oder auch Menschen, die auf wichtige Papiere warten.
Von einer Nachricht kann viel abhängen. Paulus ist das sehr bewusst. Ihm geht es um das Leben der Gemeinden und der Einzelnen, die dazu gehören. Er weiß, dass seine Kontaktmöglichkeiten begrenzt sind. Er wäre gern nach Kolossä gereist, um persönliche Gespräche zu führen und zu predigen. Was bleibt, ist das Briefeschreiben und Boten senden. Paulus hat eine gute Strategie: die Kolosser sollen auch seinen Brief an die Gemeinde in Laodizea lesen und umgekehrt – sehr effektiv und Ressourcen schonend! Paulus spricht zu den „Heiligen“ und den Gläubigen in den Gemeinden. Er lehrt sie und leitet sie an.
Auch heute noch kann eine solche Beratung Kirchengemeinden sehr helfen. Doch wie gern lassen Leiter sich in die Karten gucken und haben die Bereitschaft, Rat anzunehmen? Solche Fragen lassen sich auch auf andere Lebensgebiete übertragen: den Arbeitsplatz, die Partnerschaft, Ehe oder Familie, im Schul- oder Kita-Alltag, beim Sport oder in unterschiedlichen Gruppen. Wer hat eigentlich die Erlaubnis und auch den Mut, an den richtigen Stellen in unser Leben hineinzusprechen? Guter Rat ist doch manchmal sehr nötig, wie die folgende, leider wahre Geschichte zeigt.
Ein Mann, langjährig verheiratet, hatte sich in seine Kollegin verliebt; und schon bald war sie seine Geliebte. Der Pastor der Gemeinde, zu der der Mann gehörte, lud die beiden zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Als er später von der verzweifelten Ehefrau, die in großer Not war und den Zusammenbruch ihrer Familie erlebte, gefragt wurde, ob er das Thema „Ehebruch“ angesprochen hätte, zeigte er sich erstaunt. Seiner Meinung nach konnte er sich nicht in das Leben von Gemeindemitgliedern einmischen.
Als Pastorin bin ich gefragt worden, wie ich in solchen Situationen vorgehe. Ich glaube, dass der Schutz der Herde und der dazu gehörenden Schafe (dieses Bild benutzt Jesus einige Male, es ist keineswegs abwertend gemeint) eine hohe Verantwortung für Pastoren bedeutet. „Pastor“ ist übrigens das lateinische Wort für „Hirte“. Ehe und Familie brauchen manchmal erhöhten Schutz. Hierzu gehören ehrliche Gespräche, die auch mal unbequem sein können. Verantwortung zu tragen ist nicht immer angenehm. In solchen Situationen tröstet mich ein Gedanke umso mehr: Jesus hat aus Liebe zu uns Menschen sein Kreuz getragen, obwohl es eine unvorstellbar schwere Last war, wohl die schwerste überhaupt.
Auch Paulus leidet. Er sitzt im Gefängnis, verfolgt um seines Glaubens willen. Erstaunlicherweise ist er dennoch mit Zuversicht und Weitblick auf vielen Ebenen unterwegs. Sein Erfahrungshorizont ist groß. Er kennt sich in Gottes Wort aus. Er hat eine gute Beziehung zu den Gemeinden und ihren Vorstehern. Das alles hilft ihm sehr in seinem Dienst, den Gott ihm anvertraut hat. Sie sind bereit, auf ihn zu hören.
Nicht jeder Rat ist ein guter Rat – mancher Rat ist gut gemeint, aber völlig unpassend. So hat mich wenige Tage, nachdem mein Mann und ich in fortgeschrittenem Alter geheiratet hatten, jemand, den ich noch nie gesehen hatte, wohlmeinend gefragt, wie es uns in unserer Ehe ginge und uns Eheberatung angeboten. Ich fand sein Ansinnen und sein Auftreten wirklich seltsam, habe dankend abgelehnt. Weder der Zeitpunkt noch die Beziehungsebene waren stimmig.
Ganz anders habe ich es erlebt, als vor Jahren an einer Klinik im Zuge von Umstrukturierungen u. a. auch mein Arbeitsplatz bedroht war. Aus meinem Freundeskreis erhielt ich neben persönlicher Anteilnahme auch manch wertvollen strategischen Tipp für den Umgang mit der Situation. Ich war und bin sehr dankbar dafür.
Mit Beratung ist es ein bisschen wie mit dem Wort Gottes: es kann wie Saatgut auf unterschiedliche Böden fallen. Ist der Boden vorbereitet und gute Pflege kommt dazu, kann sich schon bald ein Pflänzchen zeigen und sogar zu einem großen Baum werden. Die Frage: „Wie viele Äpfel wachsen aus einem Apfelkern?“ ist nicht exakt zu beantworten. Aus jedem winzigen Kern kann ein weiterer Apfelbaum mit vielen Früchten wachsen. Aus deren Kernen können wiederum viele Bäume mit reicher Ernte entstehen … - exponentielles Wachstum!
Paulus setzt darauf, dass das, was er durch seine Briefe sät, gute Früchte trägt, und zwar in größtmöglicher Ausbreitung. Doch es geht dabei nicht um ihn, sondern um das, wozu Gott ihn berufen hat. Für ihn soll alles Gottes Ehre dienen, und er dient ihm mit seinem Leben – auch wenn die Umstände schwierig sind. Wir können viel von ihm lernen.
Autor: Claudia Volkmann
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Paulus beendet den Brief an die Gemeinde in Kolossä mit der Erwähnung unterschiedlicher Personen, die er schätzt. So spricht er von Epaphras, der viel für die Kolosser betet, damit sie in allem Gottes Willen entsprechend leben. Immer wieder geht es zuerst um die Liebe zu Gott und als zweites zu den Menschen und zu sich selbst – wie Jesus es seine Jünger gelehrt hat. Paulus bittet die Gläubigen darum, seiner Fesseln zu gedenken und um Fürsorge für Markus, der sie bald in Kolossä aufsuchen will. Paulus denkt selbst in seiner schwierigen Lage an seine Mitstreiter und entwickelt gleichzeitig Lösungen, um Gemeinden aus der Ferne zu stärken. So setzt er sich hin und schreibt an die Kolosser.
In der heutigen Zeit ist eine Nachricht schnell verschickt. Im Internet braucht eine Antwort manchmal nur Sekunden. Wie sehr es uns im Alltag hilft, merken wir manchmal erst, wenn es nicht funktioniert. Zu Paulus‘ Zeiten war die Übermittlung von Botschaften langsam. Da schrieben Menschen Briefe – vorausgesetzt, sie konnten es.
Missionare haben noch im vorigen Jahrhundert dieselben Möglichkeiten genutzt. In entlegenen Gegenden waren sie per Brief im Kontakt mit Empfängern in anderen Ländern, mit Verwandten, Freunden und Gemeinden in ihrer Heimat. Eine Antwort konnte Wochen oder Monate brauchen. Wie groß die Wertschätzung für eine Nachricht werden kann, wenn man sie sehnsüchtig erwartet, wissen heute noch Verliebte oder auch Menschen, die auf wichtige Papiere warten.
Von einer Nachricht kann viel abhängen. Paulus ist das sehr bewusst. Ihm geht es um das Leben der Gemeinden und der Einzelnen, die dazu gehören. Er weiß, dass seine Kontaktmöglichkeiten begrenzt sind. Er wäre gern nach Kolossä gereist, um persönliche Gespräche zu führen und zu predigen. Was bleibt, ist das Briefeschreiben und Boten senden. Paulus hat eine gute Strategie: die Kolosser sollen auch seinen Brief an die Gemeinde in Laodizea lesen und umgekehrt – sehr effektiv und Ressourcen schonend! Paulus spricht zu den „Heiligen“ und den Gläubigen in den Gemeinden. Er lehrt sie und leitet sie an.
Auch heute noch kann eine solche Beratung Kirchengemeinden sehr helfen. Doch wie gern lassen Leiter sich in die Karten gucken und haben die Bereitschaft, Rat anzunehmen? Solche Fragen lassen sich auch auf andere Lebensgebiete übertragen: den Arbeitsplatz, die Partnerschaft, Ehe oder Familie, im Schul- oder Kita-Alltag, beim Sport oder in unterschiedlichen Gruppen. Wer hat eigentlich die Erlaubnis und auch den Mut, an den richtigen Stellen in unser Leben hineinzusprechen? Guter Rat ist doch manchmal sehr nötig, wie die folgende, leider wahre Geschichte zeigt.
Ein Mann, langjährig verheiratet, hatte sich in seine Kollegin verliebt; und schon bald war sie seine Geliebte. Der Pastor der Gemeinde, zu der der Mann gehörte, lud die beiden zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Als er später von der verzweifelten Ehefrau, die in großer Not war und den Zusammenbruch ihrer Familie erlebte, gefragt wurde, ob er das Thema „Ehebruch“ angesprochen hätte, zeigte er sich erstaunt. Seiner Meinung nach konnte er sich nicht in das Leben von Gemeindemitgliedern einmischen.
Als Pastorin bin ich gefragt worden, wie ich in solchen Situationen vorgehe. Ich glaube, dass der Schutz der Herde und der dazu gehörenden Schafe (dieses Bild benutzt Jesus einige Male, es ist keineswegs abwertend gemeint) eine hohe Verantwortung für Pastoren bedeutet. „Pastor“ ist übrigens das lateinische Wort für „Hirte“. Ehe und Familie brauchen manchmal erhöhten Schutz. Hierzu gehören ehrliche Gespräche, die auch mal unbequem sein können. Verantwortung zu tragen ist nicht immer angenehm. In solchen Situationen tröstet mich ein Gedanke umso mehr: Jesus hat aus Liebe zu uns Menschen sein Kreuz getragen, obwohl es eine unvorstellbar schwere Last war, wohl die schwerste überhaupt.
Auch Paulus leidet. Er sitzt im Gefängnis, verfolgt um seines Glaubens willen. Erstaunlicherweise ist er dennoch mit Zuversicht und Weitblick auf vielen Ebenen unterwegs. Sein Erfahrungshorizont ist groß. Er kennt sich in Gottes Wort aus. Er hat eine gute Beziehung zu den Gemeinden und ihren Vorstehern. Das alles hilft ihm sehr in seinem Dienst, den Gott ihm anvertraut hat. Sie sind bereit, auf ihn zu hören.
Nicht jeder Rat ist ein guter Rat – mancher Rat ist gut gemeint, aber völlig unpassend. So hat mich wenige Tage, nachdem mein Mann und ich in fortgeschrittenem Alter geheiratet hatten, jemand, den ich noch nie gesehen hatte, wohlmeinend gefragt, wie es uns in unserer Ehe ginge und uns Eheberatung angeboten. Ich fand sein Ansinnen und sein Auftreten wirklich seltsam, habe dankend abgelehnt. Weder der Zeitpunkt noch die Beziehungsebene waren stimmig.
Ganz anders habe ich es erlebt, als vor Jahren an einer Klinik im Zuge von Umstrukturierungen u. a. auch mein Arbeitsplatz bedroht war. Aus meinem Freundeskreis erhielt ich neben persönlicher Anteilnahme auch manch wertvollen strategischen Tipp für den Umgang mit der Situation. Ich war und bin sehr dankbar dafür.
Mit Beratung ist es ein bisschen wie mit dem Wort Gottes: es kann wie Saatgut auf unterschiedliche Böden fallen. Ist der Boden vorbereitet und gute Pflege kommt dazu, kann sich schon bald ein Pflänzchen zeigen und sogar zu einem großen Baum werden. Die Frage: „Wie viele Äpfel wachsen aus einem Apfelkern?“ ist nicht exakt zu beantworten. Aus jedem winzigen Kern kann ein weiterer Apfelbaum mit vielen Früchten wachsen. Aus deren Kernen können wiederum viele Bäume mit reicher Ernte entstehen … - exponentielles Wachstum!
Paulus setzt darauf, dass das, was er durch seine Briefe sät, gute Früchte trägt, und zwar in größtmöglicher Ausbreitung. Doch es geht dabei nicht um ihn, sondern um das, wozu Gott ihn berufen hat. Für ihn soll alles Gottes Ehre dienen, und er dient ihm mit seinem Leben – auch wenn die Umstände schwierig sind. Wir können viel von ihm lernen.
Autor: Claudia Volkmann
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