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Mehr als 50 Jahre nach der Aussendung der Apostel notierte ein Begleiter des Apostels Paulus, der Arzt Lukas, die Berichte von Augen- und Ohrenzeugen. In seinem ersten Band, dem Evangelium nach Lukas, fasste er zusammen, was Menschen mit Jesus erlebt hatten.
Er nutzte einen vorliegenden Bericht von Johannes Markus, der Jesus im Kreis seiner Jünger in dessen Elternhaus in Jerusalem immer wieder erlebt hatte und der den Apostel Paulus auf dessen erster Missionsreise begleitete.
Der erste Band endete mit Himmelfahrt und Aussendung der Jünger in die gesamte Welt.
Im zweiten Band, der Apostelgeschichte genannt wird, fasste er die Entwicklung dieser Mission, soweit er diese von den noch lebenden Zeugen erfahren konnte, zusammen. Die ersten Kapitel dieser Frühgeschichte der Kirche berichten von Ereignissen, die zur Gründung der ersten Versammlung von Christen in Jerusalem führten.
Unser heutiger Textabschnitt ist gekennzeichnet von einem doppelten Schrecken, der bis heute für Gemeindeleitungen und verantwortliche Frauen und Männer in Verkündigung und Seelsorge zu unterschiedlichen Nachfragen und Bewertungen führt. Lukas hat die Nennung dieser Ereignisse eines doppelten Schreckens in den Anfangsjahren der christlichen Kirche ohne unterschiedliche Bewertungen der damals Leitenden für unbedingt notwendig gehalten.
Das Ehepaar Hananias und Saphira gehörte zur Gemeinde und wollte die Dienste der Gemeinde durch eine Spende unterstützen. Die beiden verkauften einen Acker und Hananias brachte einen Teil als Spende dem Apostel Petrus. Petrus konfrontierte ihn mit der Frage, warum er nicht den vollständigen Ertrag gebracht hätte. Hananias erlitt einen Kreislaufkollaps und starb an Ort und Stelle. Unser Textabschnitt beschreibt einen Schrecken bei allen, die davon hörten.
Seine Ehefrau Saphira stellte einige Stunden später ohne Wissen um den Tod ihres Gatten den Sachverhalt als Spende des gesamten Erlöses dar. Auch sie starb an Ort und Stelle, als Petrus sie mit ihrer Lüge und der gesamten Wahrheit konfrontierte.
„Es kam eine große Furcht über alle, die es hörten“ heißt es nach dem Tod des Hananias in der Luther-Übersetzung 2017. Nach der Folge-Begegnung des Petrus mit Saphira erfasst Furcht und Schrecken auch die Gemeinde damals und durch fast zweitausend Jahre lang alle, die sich vom Wort Gottes leiten lassen.
Neben der Frage, ob das strenge Verhalten des Apostels Petrus der verkündigten guten Botschaft von Umkehr und Vergebung nicht widerspricht und ob die Spende eines Teilerlöses eine Sünde darstellt, die zwingend mit dem sofortigen Gerichtsurteil „Tod“ bestraft werden muss, ist für mich auch die Frage nach Reaktion und Reflexion des Petrus nach den beiden Todesfällen ernsthaft zu stellen.
In mehr als 50 Jahren meines aktiven Dienstes als Verkündiger und Seelsorger sowie als Journalist im Raum der Kirchen und Freikirchen habe ich immer wieder Kenntnis vom Fehlverhalten mancher Seelsorgerinnen und Seelsorger in den unterschiedlichsten Gemeinden bekommen, einige davon verbunden mit gerichtlichen Urteilen. Die Reaktionen reichten von seelsorgerlichen Ermahnungen bis zu Trennung und Entfernung aus den Ämtern sowie Gefängnisstrafen.
Der Blick auf unseren Bibelabschnitt und die weitere Entwicklung der Kirche auch schon in der Apostelgeschichte zeigt eine Veränderung in der seelsorgerlichen Begleitung von Menschen wie Hananias und Saphira.
Gewiss muss ein Verhalten wie das von Hananias und Saphira und auch des Petrus seelsorgerlich begleitet werden. Liegt die von Petrus behauptete Schuld von Hananias und Saphira wirklich darin, nur einen Teil des Erlöses gespendet zu haben? Hier wird möglicherweise der Schrecken späterer Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie anderer Gemeindeglieder und den für Personal Verantwortlichen verständlich.
„Muss ich mein gesamtes Vermögen der Kirche oder Gemeinde spenden? Muss ich nicht auch für meine Familie sorgen?“
Und für die für Personal Verantwortlichen gilt die Frage, ob die gute Nachricht von Umkehr und Vergebung die Todesstrafe oder heute die Entfernung aus dem Dienst rechtfertigt?
Die Autorität des Petrus führte zum Erschrecken und plötzlichen Tod von Hananias und Saphira. Ob Petrus sein Verhalten reflektiert hat? Ob er eventuell Erste Hilfe mit Reanimation versucht hat? Davon schreibt Lukas nichts. Ob wir die Konflikte und schmerzhaften Verwerfungen in unseren Kirchen und Gemeinden reflektiert haben und einen Weg zur Versöhnung gefunden haben? Das bleibt seit zweitausend Jahren eine Frage an unser aktuelles Gemeindeleben.
Im Blick auf die lokalen Ortsgeschichten christlicher Gemeinden heute frage ich nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vergangener Jahrzehnte. Oft klingt es: „Von dieser Person haben wir uns getrennt!“ oder „Ich habe mir eine andere Gemeinde gesucht!“ Der Satz eines solchen Mitarbeiters über seine vorherige Gemeinde „Das ist meine Gemeinde und bleibt meine Gemeinde!“ erinnert mich an eine seiner vorherigen Überzeugungen.
Ich bete: „Lieber Herr, manchmal entdecke ich Furcht und Schrecken über Schuld und Sünde in Kirchen und Gemeinden! Hilf uns zu lernen und gegenseitig im Sinn der guten Nachricht von Vergebung und Umkehr zu leben. So soll es sein.“
Autor: Martin Oberkinkhaus
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Mehr als 50 Jahre nach der Aussendung der Apostel notierte ein Begleiter des Apostels Paulus, der Arzt Lukas, die Berichte von Augen- und Ohrenzeugen. In seinem ersten Band, dem Evangelium nach Lukas, fasste er zusammen, was Menschen mit Jesus erlebt hatten.
Er nutzte einen vorliegenden Bericht von Johannes Markus, der Jesus im Kreis seiner Jünger in dessen Elternhaus in Jerusalem immer wieder erlebt hatte und der den Apostel Paulus auf dessen erster Missionsreise begleitete.
Der erste Band endete mit Himmelfahrt und Aussendung der Jünger in die gesamte Welt.
Im zweiten Band, der Apostelgeschichte genannt wird, fasste er die Entwicklung dieser Mission, soweit er diese von den noch lebenden Zeugen erfahren konnte, zusammen. Die ersten Kapitel dieser Frühgeschichte der Kirche berichten von Ereignissen, die zur Gründung der ersten Versammlung von Christen in Jerusalem führten.
Unser heutiger Textabschnitt ist gekennzeichnet von einem doppelten Schrecken, der bis heute für Gemeindeleitungen und verantwortliche Frauen und Männer in Verkündigung und Seelsorge zu unterschiedlichen Nachfragen und Bewertungen führt. Lukas hat die Nennung dieser Ereignisse eines doppelten Schreckens in den Anfangsjahren der christlichen Kirche ohne unterschiedliche Bewertungen der damals Leitenden für unbedingt notwendig gehalten.
Das Ehepaar Hananias und Saphira gehörte zur Gemeinde und wollte die Dienste der Gemeinde durch eine Spende unterstützen. Die beiden verkauften einen Acker und Hananias brachte einen Teil als Spende dem Apostel Petrus. Petrus konfrontierte ihn mit der Frage, warum er nicht den vollständigen Ertrag gebracht hätte. Hananias erlitt einen Kreislaufkollaps und starb an Ort und Stelle. Unser Textabschnitt beschreibt einen Schrecken bei allen, die davon hörten.
Seine Ehefrau Saphira stellte einige Stunden später ohne Wissen um den Tod ihres Gatten den Sachverhalt als Spende des gesamten Erlöses dar. Auch sie starb an Ort und Stelle, als Petrus sie mit ihrer Lüge und der gesamten Wahrheit konfrontierte.
„Es kam eine große Furcht über alle, die es hörten“ heißt es nach dem Tod des Hananias in der Luther-Übersetzung 2017. Nach der Folge-Begegnung des Petrus mit Saphira erfasst Furcht und Schrecken auch die Gemeinde damals und durch fast zweitausend Jahre lang alle, die sich vom Wort Gottes leiten lassen.
Neben der Frage, ob das strenge Verhalten des Apostels Petrus der verkündigten guten Botschaft von Umkehr und Vergebung nicht widerspricht und ob die Spende eines Teilerlöses eine Sünde darstellt, die zwingend mit dem sofortigen Gerichtsurteil „Tod“ bestraft werden muss, ist für mich auch die Frage nach Reaktion und Reflexion des Petrus nach den beiden Todesfällen ernsthaft zu stellen.
In mehr als 50 Jahren meines aktiven Dienstes als Verkündiger und Seelsorger sowie als Journalist im Raum der Kirchen und Freikirchen habe ich immer wieder Kenntnis vom Fehlverhalten mancher Seelsorgerinnen und Seelsorger in den unterschiedlichsten Gemeinden bekommen, einige davon verbunden mit gerichtlichen Urteilen. Die Reaktionen reichten von seelsorgerlichen Ermahnungen bis zu Trennung und Entfernung aus den Ämtern sowie Gefängnisstrafen.
Der Blick auf unseren Bibelabschnitt und die weitere Entwicklung der Kirche auch schon in der Apostelgeschichte zeigt eine Veränderung in der seelsorgerlichen Begleitung von Menschen wie Hananias und Saphira.
Gewiss muss ein Verhalten wie das von Hananias und Saphira und auch des Petrus seelsorgerlich begleitet werden. Liegt die von Petrus behauptete Schuld von Hananias und Saphira wirklich darin, nur einen Teil des Erlöses gespendet zu haben? Hier wird möglicherweise der Schrecken späterer Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie anderer Gemeindeglieder und den für Personal Verantwortlichen verständlich.
„Muss ich mein gesamtes Vermögen der Kirche oder Gemeinde spenden? Muss ich nicht auch für meine Familie sorgen?“
Und für die für Personal Verantwortlichen gilt die Frage, ob die gute Nachricht von Umkehr und Vergebung die Todesstrafe oder heute die Entfernung aus dem Dienst rechtfertigt?
Die Autorität des Petrus führte zum Erschrecken und plötzlichen Tod von Hananias und Saphira. Ob Petrus sein Verhalten reflektiert hat? Ob er eventuell Erste Hilfe mit Reanimation versucht hat? Davon schreibt Lukas nichts. Ob wir die Konflikte und schmerzhaften Verwerfungen in unseren Kirchen und Gemeinden reflektiert haben und einen Weg zur Versöhnung gefunden haben? Das bleibt seit zweitausend Jahren eine Frage an unser aktuelles Gemeindeleben.
Im Blick auf die lokalen Ortsgeschichten christlicher Gemeinden heute frage ich nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vergangener Jahrzehnte. Oft klingt es: „Von dieser Person haben wir uns getrennt!“ oder „Ich habe mir eine andere Gemeinde gesucht!“ Der Satz eines solchen Mitarbeiters über seine vorherige Gemeinde „Das ist meine Gemeinde und bleibt meine Gemeinde!“ erinnert mich an eine seiner vorherigen Überzeugungen.
Ich bete: „Lieber Herr, manchmal entdecke ich Furcht und Schrecken über Schuld und Sünde in Kirchen und Gemeinden! Hilf uns zu lernen und gegenseitig im Sinn der guten Nachricht von Vergebung und Umkehr zu leben. So soll es sein.“
Autor: Martin Oberkinkhaus
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