ERF Plus - Bibel heute

In Ikonion


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Die heutigen Verse stammen aus der Feder des Lukas. Also von dem Mann, der auch eins der vier Evangelien geschrieben hat. Während die Evangelien das Leben und Wirken von Jesus auf Erden beschreiben, beschreibt die Apostelgeschichte das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes sowie die Anfänge der christlichen Gemeinde.

Eine zentrale Person in der Apostelgeschichte ist Paulus. Seine Missionsreisen führen ihn von Israel aus an die Enden der damals bekannten Welt. Und überall, wo er hinkommt, gründet Paulus Gemeinden. Dabei bestätigt Gott seine Predigten durch verschiedene Wunder. So schließt sich direkt an den heutigen Abschnitt ein Bericht über die Heilung eines Gelähmten an.

In Kapitel 16 befreit Paulus dann eine Sklavin von einem Wahrsagegeist. Wobei das zugegebenermaßen nicht alle gut fanden. Zumindest nicht ihr Besitzer, dem nun einiges an Geld flöten ging, weil sie nicht mehr wahrsagen konnte.

Als Paulus in Troas predigt, schläft ein junger Mann während des Gottesdienstes ein und fällt dabei aus dem Fenster des oberen Stockwerkes. Er stirbt und wird anschließend von Paulus wieder zum Leben erweckt. Wie krass ist das denn! Und nachdem Paulus nach einem Schiffbruch auf der Insel Malta landet, heilt er dort viele Kranke.

Durch und durch erfolgreich, der Mann. Könnte ich denken und mich fragen, warum das bei uns heute so anders ist. War Paulus aber gar nicht, durch und durch erfolgreich. Denn es gab auch andere Momente. Tatsächlich erlitt Paulus auf seinen Reisen vieles, das vermutlich keiner erleben will und hoffentlich die wenigsten durchleben müssen. So erleidet er dreimal Schiffbruch. Er landet mehrfach aufgrund seines Glaubens im Gefängnis. Und er überlebt verschiedene Mordversuche. Bis er am Ende wegen seines Glaubens und Predigens dann doch hingerichtet wird.

Die heutigen Verse nun beschreiben einen kleinen Ausschnitt dieser Missionsreisen. Paulus’ Aufenthalt in Ikonion. Dabei unterscheidet sich das, was dort passiert, tatsächlich nicht großartig von dem, was auch woanders passiert. Paulus kommt – in diesem Fall in Begleitung eines Mannes namens Barnabas – an und geht als erstes in die Synagoge, um zu predigen.

Wieso kommt Paulus auf die Idee, ausgerechnet in einer Synagoge, also einem jüdischen Gotteshaus, den christlichen Glauben zu predigen? Das Christentum als eigenständige Religion gibt es da noch gar nicht. Stattdessen geht es nach wie vor um den Gott Israels, der in Jesus Christus zu den Menschen gekommen ist, um die Beziehung zu seinem Volk und letztlich zu allen Völkern wieder herzustellen. Und so kommen durch die Predigt von Paulus viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus. Juden und Nicht-Juden.

Und wie schon an anderen Orten, gibt es auch hier Widerstand. Es gibt Neider, Leute, die sich daran stören, ja geradezu darüber aufregen, dass Paulus predigt und dass Menschen durch diese Predigt zum Glauben an Jesus kommen. Und diese Leute beginnen Stimmung gegen Paulus zu machen. Das Entscheidende dabei ist, dass Paulus sich dadurch nicht beirren lässt. Er predigt einfach weiter. Bis zu dem Punkt, wo es wirklich lebensgefährlich wird, weil seine Gegner ihn umbringen wollen. An dieser Stelle zieht Paulus weiter … in den nächsten Ort, um auch dort wieder zu predigen. Und damit geht auch die Verbreitung des Evangeliums weiter.

Was hat das nun mit mir zu tun? Was kann ich aus diesem Abschnitt lernen? Im Wesentlichen sehe ich drei Punkte:

1. Paulus fängt in der Synagoge an. Einem Ort also, wo sich die Gläubigen sowieso treffen. Und ich denke, dass auch wir wieder anfangen sollten, in unseren Kirchen und Gemeinden die Gute Nachricht – denn das ist die deutsche Übersetzung des Wortes Evangelium – zu verkündigen. Oder noch besser formuliert: wir sollten die gute Nachricht für andere sein. So komisch wie das vielleicht klingen mag. Aber wenn ich mich umgucke, scheinen es auch viele Christen – und ich schließe mich da durchaus mit ein – bitter nötig zu haben, die GUTE Nachricht zu hören. Schlechte Nachrichten und endlose Listen mit Dos und Don‘ts, mit Dingen, die wir tun müssen oder auf keinen Fall tun dürfen, und gegenseitiges Verurteilen, wenn es doch irgendwo klemmt, gibt es genug. Und das macht in erster Linie ein schlechtes Gewissen und letztlich Angst vor Gott. Glauben fördern tun sie jedenfalls nicht.

Das Erstaunliche daran, dass Paulus den Gläubigen die Gute Nachricht predigt, ist, dass es nicht bei den Gläubigen bleibt. Es hat Auswirkung über den gemeindlichen Tellerrand hinaus. Ja, es wirkt einladend auch für Menschen, die bisher nichts mit Gott und Glauben am Hut hatten.

2. Es gibt Kritik. Oder anders: es wird Kritik geben. Immer. Das gehört schlichtweg dazu. Jesus hat an mehreren Stellen angekündigt, dass ihm nachzufolgen kein Zuckerschlecken ist und dass es immer Widerstand bis hin zu Verfolgung geben wird. Kritik ist in diesem Fall kein Zeichen dafür, etwas falsch gemacht oder versagt zu haben. Ganz im Gegenteil.

Im Lukasevangelium, Kapitel 21, Vers 13 sagt Jesus seinen Jüngern sogar: „Das wird euch widerfahren zu einem Zeugnis.“ Wenn Kritik komplett ausbleibt, dann ist das, was ich tue oder sage, vermutlich auch komplett irrelevant und ohne Bedeutung. Sowohl auf meinen Glauben bezogen als auch darüber hinaus. Beirren lassen oder uns übermäßig anpassen brauche ich mich deshalb noch lange nicht.

3. Dass Widerstand dazugehört, heißt nicht, dass ich mir alles gefallen lassen muss … bis zum bitteren Ende quasi. An einer Stelle wird der Widerstand gegen Paulus so groß, dass es für Paulus um Leben und Tod geht. Die Leute – wenn auch nicht alle – wollen ihm ans Leben. An dieser Stelle zieht Paulus weiter. Er flieht nach Lystra und Derbe. Heißt das, dass er versagt hat? Weil er nicht standhaft geblieben ist trotz Widerstand und Kritik und Verfolgung? NEIN. Natürlich nicht. Jesus hat selbst an verschiedenen Stellen – unter anderem im 9. Kapitel des Lukasevangeliums gesagt: „Und wenn sie euch nicht aufnehmen, dann geht fort aus dieser Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeugnis gegen sie.“ Ich soll nicht bei jeder Schwierigkeit gleich das Handtuch werfen. Das nicht. Aber ich brauche mir auch nicht alles gefallen zu lassen. Und wenn das Gegenüber nicht will, dann brauche ich auch nicht zu bleiben. Ich darf weiterziehen wie Paulus.

Und noch ein letztes: Hätte Paulus nie Widerstand erfahren, wer weiß, ob er so oft weitergezogen wäre, und ob das Evangelium sich so schnell so weit verbreitet hätte. Wenn ich immer bleibe, nur um zu bleiben, wer weiß, was mir damit entgeht?

Autor: Mignon Junghänel

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