Seinen Namen kennt heute kaum jemand, und doch schrieb John Banister Musikgeschichte: In einer Kneipe im anrüchigen Londoner Stadtteil Whitefriars ereignete sich der Urknall der europäischen Konzert-Kultur. Dort veranstaltete der Komponist und königliche Geiger John Banister am 30. Dezember 1672 einen musikalischen Nachmittag, mit Lautenliedern, Instrumentalstücken, Tänzen. Für einen Shilling konnte sich das Publikum Musikstücke wünschen, zuhören oder sich unterhalten, rauchen, trinken, Billiard spielen. Mit diesem Ereignis beginnt die bürgerliche Musik-Kultur in Europa. Denn zuvor waren solche Vergnügungen dem Adel und den Höfen vorbehalten. In der Kirche diente Musik dem Gottesdienst, nicht der Unterhaltung. John Banister war mit seiner Konzertreihe aber ein kommerziell orientierter und erfolgreicher Musik-Unternehmer. Sein Beispiel wurde in ganz Europa nachgeahmt. Es entstand ein Musik-Markt, eine neue Form des Musik-Hörens. In ganz Europa entstanden Konzertgesellschaften, die eigene Reihen organisierten und Konzert-Säle einrichteten. Dort konnten sich Musikfreunde versammeln, neue und alte Werke hören, sich austauschen. Eine solche Konzertkultur gehört heute zum gesellschaftlichen Leben. Es gibt unterschiedliche Konzertformen, um Publikum zu erreichen: in einzigartigen Gebäuden wie dem Wiener Konzertverein oder der Elbphilharmonie, unter freiem Himmel, für Babys oder Demenzkranke, für Jugendliche in Clubs oder als Event in rohen Industriehallen, ob live oder im Internet. John Banister ist heute vergessen. Doch begraben wurde er 1679 in der Nähe von Georg Friedrich Händel, Henry Purcell und Queen Elisabeth I. in Westminster Abbey.