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Demokratie verliert nicht an Zustimmung, wohl aber an Überzeugungskraft – so lautet die Diagnose des Soziologen Prof. Dr. Klaus Dörre. In breiten Teilen der Bevölkerung, so beobachtet er, schwindet das Vertrauen, dass demokratische Institutionen noch in der Lage seien, die drängenden Herausforderungen zu bewältigen. Noch gravierender aber sei, dass selbst in wirtschaftlichen und politischen Eliten der Glaube an die Demokratie als bestmögliche Regierungsform erodiert. Es entstehe ein autoritärer Liberalismus, der auf entfesselte Märkte und einen starken, nach innen kontrollierenden Staat setze – ein Modell, das Mitbestimmung und Tarifdemokratie zunehmend als Störfaktor begreift.
Zugleich gelingt es der AfD und anderen rechtsradikalen Kräften, ausgerechnet jene Bevölkerungsgruppen für sich zu gewinnen, deren Interessen sie programmatisch untergraben: die Arbeiterschaft. Dörre erklärt dieses Paradox mit einem tief verwurzelten Gefühl der Ungerechtigkeit. Viele sähen sich in einer endlosen Warteschlange vor dem „Berg der Gerechtigkeit“, während andere – vermeintlich bevorzugt – an ihnen vorbeiziehen. Die Rechte hat diesen sozialen Unmut erfolgreich umgedeutet: Nicht mehr die soziale Frage steht im Zentrum, sondern ein Gegensatz von „innen“ und „außen“, der Ressentiments schürt und Solidarität zersetzt.
Was es braucht, ist eine neue demokratische Praxis im Alltag – besonders in der Arbeitswelt. Wer ernsthaft Transformation will, muss Beschäftigte nicht nur informieren, sondern beteiligen. Dörre plädiert dafür, Mitbestimmung zu stärken, Produktionsentscheidungen zu öffnen und Weiterbildung als demokratisches Projekt zu begreifen. Denn nur, wo Menschen mitgestalten können, entsteht Identifikation. Und nur dort, so die Warnung, wird sich zeigen, ob die Demokratie die Kraft zur Erneuerung noch in sich trägt.
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Fotoquelle: Stella Weiß
Demokratie verliert nicht an Zustimmung, wohl aber an Überzeugungskraft – so lautet die Diagnose des Soziologen Prof. Dr. Klaus Dörre. In breiten Teilen der Bevölkerung, so beobachtet er, schwindet das Vertrauen, dass demokratische Institutionen noch in der Lage seien, die drängenden Herausforderungen zu bewältigen. Noch gravierender aber sei, dass selbst in wirtschaftlichen und politischen Eliten der Glaube an die Demokratie als bestmögliche Regierungsform erodiert. Es entstehe ein autoritärer Liberalismus, der auf entfesselte Märkte und einen starken, nach innen kontrollierenden Staat setze – ein Modell, das Mitbestimmung und Tarifdemokratie zunehmend als Störfaktor begreift.
Zugleich gelingt es der AfD und anderen rechtsradikalen Kräften, ausgerechnet jene Bevölkerungsgruppen für sich zu gewinnen, deren Interessen sie programmatisch untergraben: die Arbeiterschaft. Dörre erklärt dieses Paradox mit einem tief verwurzelten Gefühl der Ungerechtigkeit. Viele sähen sich in einer endlosen Warteschlange vor dem „Berg der Gerechtigkeit“, während andere – vermeintlich bevorzugt – an ihnen vorbeiziehen. Die Rechte hat diesen sozialen Unmut erfolgreich umgedeutet: Nicht mehr die soziale Frage steht im Zentrum, sondern ein Gegensatz von „innen“ und „außen“, der Ressentiments schürt und Solidarität zersetzt.
Was es braucht, ist eine neue demokratische Praxis im Alltag – besonders in der Arbeitswelt. Wer ernsthaft Transformation will, muss Beschäftigte nicht nur informieren, sondern beteiligen. Dörre plädiert dafür, Mitbestimmung zu stärken, Produktionsentscheidungen zu öffnen und Weiterbildung als demokratisches Projekt zu begreifen. Denn nur, wo Menschen mitgestalten können, entsteht Identifikation. Und nur dort, so die Warnung, wird sich zeigen, ob die Demokratie die Kraft zur Erneuerung noch in sich trägt.
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