Angela Merkel hat auf dem Global Solutions Summit in freier Rede über ihre Vorstellungen von Digitalpolitik gesprochen. Ein Missverständnis war, meint Sascha Lobo, dass ihre Aussagen so aufgefasst wurden, als würde Merkel eine Steuer auf Daten fordern. Das stimmt erstmal nicht. Deutlich wurde durch die Rede aber, wie die Kanzlerin über die Digitalisierung denkt - und das es ein lobby-basiertes Weltbild ist.
Der Begriff “Dateneigentum”, den Merkel immer wieder gerne benutzt, wurde von der Autoindustrie in die Politik gebracht. Diese Hardware-fixierte Industrie produziert bisher zwar viele Daten, aber damit so richtig etwas anzufangen weiß sie noch nicht. Und da sie Angst hat, dass jemand anders diese Daten monetär verarbeiten könnte, wollen sie sich absichern, dass sie ihnen gehören - den Produzenten.
Es sind nicht die Daten, die wertvoll sind, sondern das, was man daraus macht. Und dieser Wert entsteht durch neue Geschäftsmodelle, die weit entfernt sind von der alten analogen Großindustrie Deutschlands. Daten sind keine digitale Wundersoße, die man über alte Geschäftsmodelle kippen kann und dann wird Geld verdient. Dies scheint die Industrie aber zu glauben - und Merkel scheint diese Meinung zu vertreten. Vielleicht sogar, weil sie denkt, dass sie damit der Wirtschaft etwas Gutes tut. Die Kanzlerin wird mit dieser Digitalstrategie eine fatale Kurzzeit-Illusion erzeugen: Dass digitale Transformation auch ohne Transformation funktioniert.
Im Podcast diskutiert Sascha Lobo die Meinungen und Kommentare aus dem SPON-Forum zu diesem Thema.
Musik: Chris Zabriskie - Air Hockey Saloon, CC-BY
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