Hatte Jesus Christus ein Portemonnaie? Mit dieser Streitfrage erreichte der hundertjährige "Armutsstreit" im Franziskanerorden um 1320 seinen Höhepunkt. Begonnen hatte er noch zu Lebzeiten des heiligen Franziskus. Anfänglich ging es um den Satz Jesu: "Nichts führet bei euch, weder Stab noch Tasche, weder Brot noch Geld." Die einen Franziskaner verstanden dies so wörtlich wie Franziskus selber. Andere um Bruder Elias verstanden es nur symbolisch, so wie vielleicht Jesus selber auch, wenn er nicht sagt "Selig die Armen", sondern "Selig die geistig Armen." 1322 jedoch entschied der Orden, dass Jesus "weder Geld noch Gut" besessen habe, sei "gesundes katholisches Dogma." Jetzt war der Papst herausgefordert. Er allein war ja für Dogmen zuständig. Wie Johannes XXII. eine Expertenkommission einsetzte, wie diese Kommission streng wissenschaftlich bewies, dass Jesus ein Portemonnaie hatte, und was der Papst aus dieser Erkenntnis machte, schildert das Zeitzeichen ebenfalls streng wissenschaftlich.