Ausgeglaubt: ein RefLab-Podcast

«Vom Glauben abgefallen?» – Gespräch mit Hannah Bethke über eine Kirche am Wendepunkt


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In dieser Spezialfolge haben Manuel und Stephan Besuch: Hannah Bethke – Politikwissenschaftlerin, Journalistin, gläubige Protestantin und Autorin des viel diskutierten Buches «Vom Glauben abgefallen – Mut zur Christlichkeit statt Angst vor dem Zeitgeist». Und ja: Es wurde theologisch, politisch, kritisch – aber auch herzlich und ehrlich.

Was passiert, wenn sich Kirche mehr um Klimaziele als um Christus kümmert? Ist politisches Engagement immer ein Verrat an geistlicher Tiefe – oder braucht es beides? Wir fragen nach, ob Bethkes Kritik nicht eine falsche Alternative aufmacht zwischen Theologie und Zeitgeist-Anpassung.

Ausserdem sprechen wir mit Hannah Bethke darüber, ob Kirche eigentlich nur dazu da ist, individuellen Glauben zu stärken – oder ob nicht schon im Gedanken vom Reich Gottes ein gesellschaftlicher Auftrag mitschwingt. Und: Wenn die Autorin sich so klar von linkspolitischen, von moralisierenden sowie von persönlich-therapeutischen Kirchenerzählungen abgrenzt – wie sieht dann eigentlich ihre eigene Vorstellung einer zukunftsfähigen Kirche aus? Und nicht zuletzt: Wie kann eine Kirche heute geistlich relevant bleiben, ohne dabei entweder rechthaberisch zu wirken oder in die Beliebigkeit abzurutschen?

Auch Persönliches kommt nicht zu kurz – einleitend erfahrt ihr zum Beispiel, warum Stephan mit dem neuen Arbeitsplatz des FC-Basel-Trainers hadert und wie es dazu kam, dass Manuels Laptop letzte Woche mit Bier volllief…

Mehr zur Autorin:

Hannah Bethke, 1980 in Hamburg geboren, ist Journalistin und Politikwissenschaftlerin. Sie hat für zahlreiche überregionale Zeitungen gearbeitet, darunter für die FAZ, die NZZ und Zeit Online. Derzeit ist sie Politik-Redakteurin in der Welt und Welt am Sonntag. Sie hat über «Das politische Denken Arnold Brechts» promoviert und war in Leipzig und Greifswald als Dozentin für Politische Theorie tätig. Hannah Bethke ist gefragter Gesprächsgast im Fernsehen und Hörfunk. Sie ist gläubige Protestantin.

Mehr zum Buch:

In ihrem Buch «Vom Glauben abgefallen – Mut zur Christlichkeit statt Angst vor dem Zeitgeist» übt Hannah Bethke eine scharfe Kritik an der gegenwärtigen Verfassung der evangelischen Kirche. Ihrer Analyse zufolge hat sich die Kirche in den letzten Jahren immer stärker dem gesellschaftlichen Mainstream angepasst und dabei ihre theologische Tiefe und spirituelle Substanz weitgehend verloren. An die Stelle eines transzendenten Gottesglaubens sei ein kirchlicher Aktivismus getreten, der sich vor allem durch politische Stellungnahmen – etwa zu Klimafragen oder Migration – profiliert, aber kaum noch spirituelle Orientierung biete. Bethke beklagt, dass die Kirche ihre ureigene Sprache des Glaubens verlernt habe und sich stattdessen in wohlmeinenden, aber inhaltsleeren Alltagsbotschaften verliere. Die Folge sei nicht nur ein dramatischer Bedeutungsverlust innerhalb der Gesellschaft, sondern auch eine gefährliche Entleerung des öffentlichen Diskurses, der ohne religiöse Werteorientierung zunehmend instabil werde.

Doch Bethkes Buch ist mehr als nur kulturkritische Klage. Sie entwirft auch eine Vision für die Zukunft der Kirche, die sich nicht an den Erwartungen des Zeitgeistes abarbeitet, sondern aus der Kraft ihrer eigenen Tradition heraus lebt. Die Kirche, so ihre Forderung, müsse den Mut aufbringen, wieder klar und selbstbewusst von Gott zu reden – nicht als moralische Instanz oder als Mitspieler im politischen Tagesgeschehen, sondern als geistliche Gemeinschaft, die Transzendenz, Gnade und Orientierung vermittelt. Eine solche Kirche wäre nicht rückwärtsgewandt, sondern zukunftsfähig, weil sie dem Bedürfnis vieler Menschen nach Tiefe, Wahrheit und geistiger Vergewisserung gerecht wird. Für Bethke liegt in einer bewusst christlich geprägten Kirche auch eine Chance für die Demokratie: Nur wo gemeinsame Werte, verbindende Sinnangebote und geistige Verankerung vorhanden sind, kann eine freie, pluralistische Gesellschaft Bestand haben. Ihre zentrale Botschaft lautet daher: Die Kirche darf nicht in der Angst vor gesellschaftlicher Irrelevanz ihre Identität aufgeben, sondern muss gerade in dieser Krise zu sich selbst zurückfinden – geistlich, mutig und sprachfähig.

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Ausgeglaubt: ein RefLab-PodcastBy Manuel Schmid & Stephan Jütte

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