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CL065 München-Special: Fraunhofer und das Geheimnis des Sternenlichts


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Die Episode über Glück im Unglück und dunkle Linien im Regenbogen

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In diesem Sommer-Special treffen sich Eva und Jana in München, um einem allgegenwärtigen Namen auf die Spur zu gehen: Joseph von Fraunhofer.

Wer war dieser Mann, nach dem Straßen, U-Bahn-Stationen, Theater und die Fraunhofer-Gesellschaft benannt sind?
Wir werfen einen Blick auf seine unglaubliche Lebensgeschichte, die ihn, von Glück und Unglück geprägt, zum Vorbereiter der wichtigsten Methode der modernen Astronomie machte.

Begrüßung in München

Eva und Jana treffen sich zum ersten Mal in München. Es liegt also nahe, sich die wissenschaftlichen Berühmtheiten der deutschen Metropole anzusehen.

Dabei ist ein Name hier allgegegenwärtig: Joseph von Fraunhofer.
Es gibt eine U-Bahnstation, eine Straße, ein Theater und nicht zuletzt die renommierte Fraunhofer-Gesellschaft. Doch was Joseph von Fraunhofer eigentlich entdeckt hat, und warum er bis heute als einer der wichtigsten Pioniere der Optik und Astronomie gilt, wissen wahrscheinlich die wenigsten.
Grund genug, uns sein Leben und sein Werk genauer anzusehen. Dafür begeben wir uns auf eine Zeitreise, 200 Jahre zurück und lernen einen Jungen kennen, dessen Lebensweg alles andere als geradlinig verlief.

Joseph Fraunhofer und das Licht

Joseph Fraunhofer wurde am 6. März 1787 in Straubing geboren, als eines von elf Kindern einer armen Familie. Mit zehn Jahren verlor er seine Mutter und nur ein Jahr später auch seinen Vater. Als Waisenkind kam er 1799 nach München in die Lehre bei einem Spiegelmacher und Glasschleifer. Eine formale Schulbildung hatte er nie.

Doch dann geschah ein Ereignis, das sein Leben völlig verändern sollte: 1801 stürzte das Haus seines Lehrmeisters ein. Fraunhofer überlebte wie durch ein Wunder und wurde dabei von niemand Geringerem als Kurfürst Maximilian IV. aus den Trümmern gerettet. Der Herrscher schenkte ihm 18 Dukaten, mit denen sich der junge Joseph eine Glasschneidemaschine kaufen konnte. Auch der Politiker und Unternehmer Joseph Utzschneider, der bei der Rettung zugegen war, erkannte Fraunhofers Talent und verschaffte ihm Zugang zu Fachliteratur über Mathematik und Optik.

Mit dieser seltenen Mischung aus Werkzeug, Wissen und unbändigem Ehrgeiz trat Fraunhofer dem Mathematisch-Feinmechanischen Institut bei, wo er bald optische Geräte und neue Glassorten entwickelte, die alles übertrafen, was es damals zu kaufen gab. Mikroskope und Fernrohre aus der Werkstatt wurden in ganz Europa geschätzt.

Doch Fraunhofer begnügte sich nicht mit der handwerklichen Seite seines Berufs, sondern wollte auch verstehen, was man mit diesen Instrumenten alles entdecken konnte.
Besonders faszinierte ihn das Licht. Isaac Newton hatte bereits gezeigt, dass Sonnenlicht aus vielen Farben besteht, die man mit einem Prisma in einen Regenbogen aufspalten kann. 1802 hatte der schottische Forscher William Hyde Wollaston dabei dunkle Linien im Spektrum gesehen, die er aber für Trennlinien zwischen den Farben hielt.
Als Fraunhofer 1814 selbst das Sonnenlicht untersuchte, entdeckte er nicht nur dieselben Linien, sondern Hunderte davon! Da diese derart zahlreich waren, war klar: Hier steckt ein bislang ungelöstes physikalisches Rätsel. Fraunhofer perfektionierte seine Beobachtungsmethode, indem er statt eines Prismas ein feines Beugungsgitter einsetzte, und katalogisierte über 570 dieser dunklen Linien, die heute als Fraunhoferlinien bekannt sind.

Die Erklärung für diese Linien fand er leider nicht mehr heraus. Fraunhofer starb 1826 mit nur 39 Jahren an Tuberkulose. Erst 1859 erkannten Gustav Kirchhoff und Robert Bunsen, dass jede dieser Linien einem bestimmten chemischen Element entspricht. Damit legten sie den Grundstein für die Spektroskopie.

Diese Methode erlaubt es, aus der Analyse des Lichts die chemische Zusammensetzung von Sternen, Gaswolken oder fernen Galaxien zu bestimmen, selbst über Milliarden Lichtjahre hinweg.

Ohne Spektroskopie wäre die moderne Astrophysik blind für die Frage, aus was das Universum besteht.

Fraunhofers Vermächtnis lebt bis heute nicht nur in den Namen auf Straßenschildern oder Instituten fort, sondern in jeder astronomischen Analyse des Lichts. Er war ein Handwerker ohne Universitätsabschluss, der aus eigener Neugier und Beharrlichkeit einen Weg in die Wissenschaft fand. Seine Geschichte zeigt: Manchmal braucht es kein geradliniges Leben, um Großes zu erreichen, nur einen scharfen Blick, die richtige Idee und den Mut, dem Licht zu folgen.

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Cosmic LatteBy Eva Pech, Jana Steuer, Elka Xharo


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