Und: Wann kommt der soziale Kipppunkt?
DK146: Wie wir als Individuen eine klimafreundliche Gesellschaft formen können
Und: Wann kommt der soziale Kipppunkt?
"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen und erklären den aktuellen Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel.
In Folge 146 geht es um das, was wir tun können, um der Klimakrise sinnvoll zu begegnen. Wir schauen uns das fünfte Kapitel des Sachstandsbericht an, in dem es um die Wechselwirkung zwischen individuellen Entscheidungen und einer gesellschaftlichen Transformation geht. Und da lässt sich überraschend viel machen!
Wer den Podcast unterstützen will, kann das gerne tun: https://steadyhq.com/de/dasklima/ und https://www.paypal.me/florianfreistetter.
Hier ist der Link zum fünften Kapitel des Sachstandsberichts.
Vom individuellen Verhalten zum gesellschaftlichen Wandel
Ein zentrales Thema des fünften Kapitel des Sachstandsberichts ist die Wechselwirkung zwischen individuellen Entscheidungen und strukturellen Rahmenbedingungen. Einzelpersonen treffen Entscheidungen nicht isoliert, sondern eingebettet in soziale, kulturelle und infrastrukturelle Kontexte. Das Kapitel verwendet zwei zentrale Modelle:
COM-B-Modell: Betrachtet Fähigkeiten (Capabilities), Möglichkeiten (Opportunities) und Motivation (Motivation) als Einflussfaktoren für Verhaltensänderungen. Soziale Kipppunkte: Beschreiben, wie neue Praktiken durch kollektives Handeln und soziale Normveränderungen in die Breite wirken können.Wohlbefinden und Klimaschutz
Wie hängt unser individuelles Wohlbefinden mit klimafreundlichem Verhalten zusammen. In der Abbildung 5.1 werden verschiedene Indikatoren für Wohlbefinden verglichen, darunter der OECD-Index „House Life“ und der „World Happiness Report“.
Österreich schneidet im internationalen Vergleich in allen Bereichen überdurchschnittlich gut ab.
Gleichzeitig wird betont, dass sich Wohlbefinden durchaus steigern lässt, ohne die Klimakrise zu verschärfen – etwa durch gemeinschaftliche Wohnformen, reduzierte Wohnflächen oder aktiven Klimaschutz. Tatsächlich kann ein Engagement für den Klimaschutz das subjektive Wohlbefinden sogar erhöhen.
Ungleichheiten und Energiearmut
Obwohl Österreich insgesamt gut aufgestellt ist, bestehen weiterhin soziale Ungleichheiten, insbesondere im Bereich der Energiearmut. Menschen mit niedrigerem Einkommen, Alleinerziehende oder Personen mit Migrationshintergrund sind besonders anfällig. Der Bericht mahnt, dass die Energiewende auch Verteilungsfragen berücksichtigen muss, um niemanden zurückzulassen.
Einfluss von Lebensstil und Konsum
Verhaltensänderungen entstehen nicht allein durch Wissen. Vielmehr braucht es unterstützende Strukturen, positive soziale Rückmeldung und neue soziale Normen. Faktoren wie der „Present Bias“ (Gegenwartspräferenz) oder Verlustängste beeinflussen unsere Entscheidungen. Auch Nudging-Maßnahmen wie voreingestellte Eco-Programme können helfen, klimafreundliches Verhalten zu fördern – vorausgesetzt, sie sind transparent und ethisch vertretbar.
Kollektives Handeln: Wie gemeinsames Engagement entsteht In Abbildung 5.4 wird der Weg kollektiven Handelns dargestellt – von der Entstehung über Organisation bis hin zum transformativen Einfluss.
Förderliche Faktoren wie Vertrauen, Umweltbewusstsein und Bildung stehen hemmenden wie fehlenden Ressourcen oder Unsicherheit gegenüber. Maßnahmen wie inklusive Projektgestaltung und transparente Kommunikation stärken kollektive Prozesse.
Organisationen als Agenten des Wandels
Organisationen – von Unternehmen über Hochschulen bis zu NGOs – können als
Agents of Change wirken. In Österreich übernehmen viele bereits Verantwortung. Der Bericht hält jedoch fest: Nur 46 % der großen österreichischen Firmen veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte. Und dabei gilt: Nicht-Handeln verursacht jährlich einen geschätzten Schaden von 2,5 bis 5,2 Milliarden Euro bis 2030.
Energiegemeinschaften als Baustein der Transformation
Ein ausführlicher Abschnitt widmet sich Energiegemeinschaften, bei denen Bürger*innen gemeinsam Strom erzeugen und nutzen. Trotz hoher bürokratischer Einstiegshürden bergen diese Modelle enormes Potenzial. Der Bericht unterscheidet zwischen *Citizen Energy Communities* und Renewable Energy Communities und betont die Notwendigkeit besserer Informations- und Unterstützungsstrukturen.
Circular und Sharing Economy: Beispiele aus Österreich
Sehr interessant ist Tabelle 5.1, die das Avoid-Shift-Improve-Framework auf zehn Strategien zur Ressourcenschonung anwendet – von „Refuse“ bis „Recover“ und anhand praktischer Beispiele illustriert. Darunter finden sich Plattformen wie Zero Waste Austria, unverschwendet.at, Vinted.at oder Refurbed.at.
Risiken und Rebound-Effekte
Das Kapitel thematisiert auch mögliche Rebound-Effekte, z. B. wenn eingesparte Kosten durch nachhaltigen Konsum für emissionsintensive Aktivitäten verwendet werden. Auch der Einsatz von KI, Big Data und IoT wird ambivalent betrachtet – einerseits effizient, andererseits energieintensiv oder datenschutzproblematisch.
Soziale Kipppunkte und Paradigmenwechsel
Die Abbildung 5.6 zeigt verschiedene Ebenen gesellschaftlicher Veränderung – von individuellen Lebensstilentscheidungen (sehr schnell veränderbar) bis zu kulturellen Paradigmen (sehr langsam veränderbar). Der Bericht betont die Wirkung von sozialen Bewegungen und breiter Mobilisierung auf politische und technologische Entwicklungen.
Soziale Gerechtigkeit und politische Akzeptanz
Der Bericht verfolgt einen pragmatischen Ansatz: Nicht was sollte getan werden, sondern was kann getan werden – und wie. Verteilungsgerechtigkeit bedeutet dabei, dass Kosten,
Transparenz-Hinweis
Die Podcastfolgen zum Zweiten Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel sind in Zusammenarbeit mit dem Koordinationsteam des AAR2 entstanden und wurde vom Klima- und Energiefonds finanziell unterstützt.
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Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” ab und an über Wissenschaft.
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