Im Gespräch mit Isabella Herzig
Im Gespräch mit Isabella Herzig**
Isabella versucht seit ganz vielen Jahren für sich einen „Pitch“ zu machen, bekommt den aber nicht über das, was sie tatsächlich tut. Möchte mit ihrer Dienstleistung Menschen für sich selbst und für andere die Augen öffnen. Das große Ganze besteht darin, die Menschlichkeit, das Zwischenmenschliche und das Interpersonale besser zu verstehen und damit die Frage, warum man reagiert, wie man reagiert und was für Konsequenzen das hat.
Zur Frage, ob sich nonverbale Kommunikation trainieren lässt…
Das ist eine sehr schöne Frage. Tatsächlich ist es so, dass der Körper immer spricht und wenn Du nicht darauf achtest, wird der Körper immer verraten, wie Du Dich gerade fühlst. Wir betrachten den Körper neuerdings auf eine ganz spannende Art und Weise. Bis vor 10 bis 15 Jahren haben wir die Menschen noch omnimodal statisch betrachtet. d.h. wir haben uns Menschen eher auf Fotos angeguckt und gesagt, wenn Du die verschränkten Arme hast, dann bist Du ablehnend. Heute sind wir in der Körpersprache viel spannender unterwegs und betrachten neun Kanäle in der Körpersprache und jeder Kanal hat etwas anderes zu berichten. Erst das Zusammenspiel der Kanäle bietet mir dann die Information. Wenn Du Dich beispielsweise darauf konzentrierst, dass Du spannende Gesten machen willst, die Dich unterstützen sollen, kann es passieren, dass Du Deinen Kopf vergisst und das Deine Füße vielleicht auch etwas ganz anderes machen. Also ja, man kann die nonverbale Kommunikation beeinflussen und man kann sie auch lernen. Und wenn man zurückblickt und sich fragt, wie war ich mit siebzehn, wie bin ich heute, wird man feststellen, dass da viel dazugekommen ist. Das Repertoire wächst, aber ich würde einfach einmal behaupten, dass Du sie nicht immer kontrollieren kannst.
Zum Zusammenspiel von Inhalt und nonverbaler Kommunikation
Alles, was wir von uns preisgeben, wird immer davon begleitet, wie wir nonverbal kommunizieren und wir Menschen sind sehr gute Kenner der subtilen Signale. Wenn wir beispielsweise Politiker beobachten, dann hat jeder seine eigene Übersetzung. Das ist spannend. Körpersprache ist nicht universell, sondern total individuell. Je nachdem, wer ich bin, so sehr betrachte ich den anderen und finde ihn sympathisch oder unsympathisch. Wenn ich zum Beispiel jemand bin, der gerne in der Dominanz zuhause ist, der von sich sagt, ich bin sehr durchsetzungsstark, bin jemand, der andere an die Hand nimmt und voranschreitet. Ich trage gerne einen Anzug, eine Krawatte und schicke Schuhe, dann werden die, die das repräsentieren, auch sehr sympathisch finden. Weil, wir lieben Menschen, die so sind, wie wir. Sehe ich aber jemanden, der konträr unterwegs ist, wird mein Bild von mir und anderen Menschen,, diese Person in eine andere Schublade stecken. Auf diese Weise werde ich alles, was diese Person von sich gibt, durch diese Brille bewerten.
Zum Verlust nonverbaler Kommunikation in der digitalen Kommunikation…
Ich bin in die Kommunikation über Zoom & Co. mit Corona reingeschlittert und fand das am Anfang auch gut, weil wir uns überhaupt sehen konnten. Ich dachte, das Internet ist so fantastisch, weil es uns verbindet, auch wenn wir getrennt sind. Aber die so genannte Zoom-Fatigue hat dann ebenfalls sehr schnell eingesetzt. Das Fenster geht auf und wir sehen ganz viele Menschen in Briefmarkengröße, was bedeutet, ich kann schon ganz wenig von der Körpersprache wahrnehmen. Dann habe ich mich selbst immer noch, was mich total ablenkt, weil viele von uns damit beschäftigt sind, wie sie hier aussehen. Vielleicht habt ihr auch schon Menschen beobachtet, die sich dort, wie in einem Spiegel, noch einmal die Haare zurechtlegen, weil man sich selbst auch wohlfühlen will.
Wenn ich andere Menschen beobachte, will ich immer Informationen sammeln. Ich möchte wissen, wie es dem anderen geht, wie er sich fühlt und welche Zeichen er sendet. In der Telko sehe ich aber eben immer nur Deinen Kopf. Wenn ich nicht besonders geübt bin im Microexpressionen lesen und aus der Kopfwinkel-Neigung schließen kann, was das wohl bedeuten könnte, dann versucht mein Gehirn immer Informationen zu fühlen und das ist schon nach zwanzig Minuten wahnsinnig anstrengend.
Zum Thema Pseudo-Autismus im Kontext digitaler Kommunikation…
Den Begriff Pseudo-Autismus gibt es bereits seit ein paar Jahren. Und das ist etwas, das in den Medien stattfindet. Wir leben ja nicht mehr mit den Medien, sondern in den Medien. In der Folge lässt dies ganz viele aus der Realität aussteigen, was dazu führt, dass wir sozial immer weniger aktiv werden, dass wir immer weniger emphatisch sind und nicht sehen, was bei anderen passiert und uns daraufhin immer weiter zurückziehen. Menschen zeigen zunehmend autistische Verhaltensweisen, die aber mit Autismus nichts zu tun haben, sondern eben angelernt sind. Deshalb glaube ich, dass das schon ein gefährliches Phänomen ist, das wir da beobachten. Mir hat mal jemand gesagt, wenn Du auf Facebook einen traurigen Smiley postest, dann fragen Dich in kürzester Zeit 120 Menschen, was los ist und wie es Dir geht. Wenn Du aber auf der Straße unterwegs bist und weinst, kommt keiner auf Dich zu und es interessiert keinen Menschen.
Zum Thema Pseudo-Autismus