Das Klima

DK070 - Wo bleibt der große CO2-Sauger?


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…und wer schreibt endlich den IPCC-Roman?

DK070 - Wo bleibt der große CO2-Sauger?

…und wer schreibt endlich den IPCC-Roman?

"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lesen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.

In Folge 70 geht es um “sektorenübergreifende Perspektiven”. Das klingt sehr öde, weswegen wir stattdessen über Methoden reden, wie man CO2 direkt aus der Luft filtern kann. Was aber exakt so eine sektorenübergreifende Perspektive ist. Außerdem geht es um künstliche Verwitterung und andere Wege, die man “Geoengineering” nennen kann, die durchaus Potenzial haben, aber bei weitem nicht genug, um unser Klimaproblem lösen zu können.

Was bitte sind "Sektorenübergreifende Perspektiven"?

Unter dem Begriff “Sektorenübergreifende Perspektiven” kann man verschiedene Dinge verstehen. Aber im Prinzip geht es um Maßnahmen, die in mehr als einem Sektor eingesetzt werden bzw. nicht einem Sektor zugeordnet werden können. Zum Beispiel, wenn man CO2 irgendwo einfängt und bindet oder Abwärme von Chemiebetrieben zur Heizung von Gebäuden verwendet. Vermeiden muss man dabei “Carbon Leakage”, also wenn die Reduktion in einem Sektor zu Emissionserhöhung in anderem Sektor führt.

Was kostet die Weltrettung?

Bei der Kapitelüberschrift “Aggregation der sozialen Kosten” stellen wir fest, dass wir uns einen gut lesbaren und spannenden IPCC-Roman wünschen anstatt des trockenen Berichts. Und in gewissen Sinne gibt es sowas schon, nämlich die “Science in the Capital”-Romane von Kim Stanley Robinson (Teil 1, Teil 2, Teil 3]).

Auf jeden Fall müssen wir im Jahr 2030 circa 60 Milliarden Tonnen CO2e weg kriegen, pro Jahr und das kostet. Was man fürs Geld kriegen kann, zeigt Abbildung 12.1

Man kann in jedem Sektor was machen! Mehr als die Hälfte des Potenzials kriegt man schon für 0-20$. Aber wenn man sich nur auf die billigen Methoden beschränkt, erreicht man nur eine Reduktion von 38 Milliarden Tonnen. Deswegen muss man das Potenzial erhöhen und das geht nur sektorenübergreifend.

La réduction du dioxyde de carbone

Nachdem wir uns gefragt haben, was “CDR”(Carbon Dioxide Removal) auf französisch heißt, widmen wir uns zwei anderen Methoden, nämlich BECCS und DACCS. Ersteres (bioenergy with carbon capture and storage) hatten wir schon in früheren Folgen, deswegen schauen wir uns heute DACCS an, was für “Direct Air Carbon Capture and Storage” steht. Es geht um Methoden, CO2 direkt aus der Luft einzufangen und irgendwo zu speichern.

Was es da alles gibt, sieht man in Abbildung 1 der Box CC 8:

Wir holen das CO2 direkt aus der Luft

CO2 kann man aus der Luft holen und im Boden speichern. Oder als Rohstoff nutzen. Diese DACCS Methoden können aber nur ein Extra sein und sind nicht in der Lage, andere Maßnahmen zu ersetzen. Vor allem braucht das Energie und damit CO2-freie Energiequellen. Ein weiteres Problem ist die dauerhafte Lagerung des CO2, die Konkurrenz der Anlagen zu anderen Arten der Land- und Wassernutzung. Und vor allem: Es gibt noch keine richtigen Studien zum Potenzial von DACCS. Und DACCS-Methoden neigen dazu, das Timing von anderen Maßnahmen zu verschieben.

*Hier wird noch von Hand verwittert+

Eine andere DACCS-Methode ist “enhanced weathering”. Bei der Verwitterung von Gestein wird CO2 gebunden und diesen natürlichen Prozess könnte man ja beschleunigen. Zum Beispiel wenn man Gestein zermahlt und dadurch dessen Oberfläche erhöht. Hat man bisher aber nur im Labor und bei kleinen Feldversuchen gemacht. Ein Problem ist die Frage, was mit dem Staub passiert, denn der liegt ja irgendwo rum, geht ins Wasser und so weiter. Das weiß man noch nicht.

In der Studie “Carbon dioxide removal through enhanced weathering of basalt on agricultural land – Assessing the potential in Austria” hat man sich das Potenzial dieser Methode für Österreich angeschaut und festgestellt: Wenn man alle Ackerflächen mit Basaltstein bedeckt, braucht man 5% des gesamten Stroms zum Zermahlen und kriegt trotzdem nur eine CO2-Reduktion von 2%.

Schmeissen wir das CO2 doch ins Meer

Im Meer kann man CO2 (vermutlich) sehr lange speichern. Zum Beispiel wenn man Eisendüngung und andere Mineralien nutzt um das Pflanzenwachstum im Meer zu erhöhen. Hat man aber auch nur im Labor getestet bist und es ist unklar, wie lange das CO2 wirklich drin bleibt.

Wie realistisch ist das alles?

Wo sind die Problemen bei all diesen Methoden? Sieht man in Abbildung 12.4:

Sektorenübergreifende Lebensmittel

Lebensmittel sind auch ein Bereich, der alle Sektoren betrifft. Reden wir aber nur kurz drüber, denn das haben wir schon oft behandelt.

Es braucht mehr Forschung

Wir stellen fest: Es braucht bei dem Thema mehr Forschung; vor allem was das Framing und die Kommunikation angeht. Denn wenn man so tut, als wären CDR, BECCS, DACCS & Co die einzigen Lösungsansätze, wäre das nicht so toll fürs Klima.

Weiterführende Informationen

Kapitel 12 des dritten Teils vom Klimabericht ist hier als pdf downloadbar.

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Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.

Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” regelmäßig über Wissenschaft.

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Das KlimaBy Florian Freistetter, Claudia Frick

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