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DK158 - Retten wir Wein und Schokolade mit Geoengineering?
Und: Warum die deutsche Weinwirtschaft schwere Zeiten haben wird
"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lasen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.
In Folge 158 geht es um Wein, Kaffee und Schokolade. Denn diese Luxusgüter werden, wie alles andere, durch die Klimakrise Probleme kriegen. Ob wir das mit Geoengineering in den Griff kriegen können, hat sich eine aktuelle Studie angesehen. Spoiler: Eher nicht und für den deutschen Wein wäre das alles andere als gut.
Wer den Podcast unterstützen will, kann das gerne tun: https://steadyhq.com/de/dasklima/ und https://www.paypal.me/florianfreistetter.
Die Zukunft von Wein und Schokolade
Wir starten diese Folge am Weihnachtsmarkt, aber es fehlen nicht nur Schnee und winterliche Stimmung – in Zukunft könnten auch Glühwein, Schokolade und Kakao knapp werden. Aber vielleicht können wir das mit Geoengineering lösen!
Es gibt eine aktuelle Studie mit dem Titel “Macroclimate Growing Conditions for Luxury Crops after Stratospheric Aerosol Injection”, in der untersucht wird, wie sich die Ausbringung von Schwefeldioxid in die Stratosphäre – die sogenannte Stratospheric Aerosol Injection (SAI) – auf die globalen Temperaturverläufe und insbesondere auf landwirtschaftliche Bedingungen auswirken könnte.
SAI soll die Sonneneinstrahlung reduzieren, ähnlich wie es natürliche Vulkanausbrüche tun. Im Modell der Studie wird von 2035 bis 2069 jährlich Schwefeldioxid an vier Punkten nahe und etwas entfernt vom Äquator ausgebracht, sodass sich die globale Temperatur auf 1,5 Grad oder sogar 1 Grad Erwärmung stabilisieren soll. Die Modelle basieren auf dem sozioökonomischen Pfad SSP2-4.5, der moderate Klimaschutzmaßnahmen annimmt. Während die globale Temperatur in den Simulationen tatsächlich sinkt, verändern sich regionale Klimamuster stark. Genau diese regionalen Verschiebungen sind für den Anbau der drei untersuchten Luxusfrüchte entscheidend.
Ausgangspunkt der Analyse sind agrarmeteorologische Indizes, die etwa Temperaturgrenzen, Kältestunden, Feuchtigkeit, Schädlinge oder Niederschlagsmengen abbilden. Ein Jahr gilt in der Studie dann als ungeeignet für die jeweilige Pflanze, wenn einer der relevanten Grenzwerte überschritten oder unterschritten wird. Die Forschenden verbinden diese Klimaprojektionen anschließend mit historischen Exportdaten aus 18 wichtigen Anbauländern, um mögliche wirtschaftliche Effekte abzuschätzen.
Die Ergebnisse zeigen ein komplexes und regional stark variierendes Bild.
Während die für den Weinanbau geeigneten Flächen global betrachtet leicht zurückgehen, profitieren einige Regionen vom Geoengineering überraschend deutlich. Spanien zählt im Modell zu den Gewinnern: In rund 80 Prozent der Simulationen verbessern sich die Bedingungen für den Weinanbau. Deutschland hingegen hat fast ausschließlich negative wirtschaftliche Auswirkungen zu erwarten und verliert deutlich an geeigneten Anbauflächen. Auch Kalifornien und Australien profitieren, während Chile beim stärkeren Geoengineering einen massiven Einbruch seiner Exportmöglichkeiten erleidet.
Beim Kaffee ist die Lage noch unübersichtlicher. Besonders Brasilien, Uganda und Vietnam verlieren in beiden Geoengineering-Szenarien deutlich an Eignung. Nur Kolumbien und Indonesien profitieren in der Tendenz, wobei die Spannweite der Simulationsergebnisse groß bleibt.
Der Kakaoanbau reagiert ebenfalls sehr unterschiedlich. Während die globalen Eignungsflächen leicht zunehmen, verschieben sich die Anbauzonen. Kamerun profitiert klar, während die Hauptproduzenten Côte d’Ivoire und Ghana stark verlieren. In der fernen Zukunft (2056–2065) verstärken sich viele dieser Trends.
Ecuador etwa verliert wieder, nachdem es in der nahen Zukunft noch profitiert hatte, und Kamerun bleibt zwar im Plus, doch der positive Effekt fällt geringer aus. Auch beim Kaffee verschärfen sich negative Trends – Vietnam hat in der späten Projektionsperiode nahezu keine geeigneten Jahre mehr.
Die Studie betont, dass Geoengineering zwar die globale Temperatur senken könnte, aber keineswegs verlässlich positive Effekte auf den Anbau von Wein, Kaffee oder Kakao mit sich bringt. Diese Kulturen reagieren empfindlich auf Niederschläge, Feuchtigkeit und jahreszeitliche Temperaturverläufe – Faktoren, die sich durch SAI regional stark und teils unvorhersehbar verändern. Besonders der Niederschlag lässt sich nicht so leicht ausgleichen wie Hitze; während Trockenheit oft mit Bewässerung begegnet werden kann, sind Starkregenereignisse oder Überschwemmungen kaum kontrollierbar. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Studie kommen zu dem Fazit, dass SAI wegen der hohen regionalen Variabilität keine zuverlässige Maßnahme ist, um den Anbau dieser Luxusfrüchte zu sichern.
Science Buster Buch
Das neue Buch der Science Buster heißt "AUS! - Die Wissenschaft vom Ende" und erscheint im Hanser Verlag. Tickets und Infos für die Live Show gibt es unter sciencebusters.at
Hinweis zur Werbung und Unterstützung
Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden, geht auch bei PayPal.
Kontakt und weitere Projekte
Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an [email protected]. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.
Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.
Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” ab und an über Wissenschaft.
Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:
Instagram Florian| Facebook Florian|
TikTok Claudia
Bluesky Florian|
Mastodon Florian|
Blog Florian|
By Florian Freistetter, Claudia Frick5
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DK158 - Retten wir Wein und Schokolade mit Geoengineering?
Und: Warum die deutsche Weinwirtschaft schwere Zeiten haben wird
"Das Klima”, der Podcast zur Wissenschaft hinter der Krise. Wir lasen den sechsten Bericht des Weltklimarats und erklären den aktuellen Stand der Klimaforschung.
In Folge 158 geht es um Wein, Kaffee und Schokolade. Denn diese Luxusgüter werden, wie alles andere, durch die Klimakrise Probleme kriegen. Ob wir das mit Geoengineering in den Griff kriegen können, hat sich eine aktuelle Studie angesehen. Spoiler: Eher nicht und für den deutschen Wein wäre das alles andere als gut.
Wer den Podcast unterstützen will, kann das gerne tun: https://steadyhq.com/de/dasklima/ und https://www.paypal.me/florianfreistetter.
Die Zukunft von Wein und Schokolade
Wir starten diese Folge am Weihnachtsmarkt, aber es fehlen nicht nur Schnee und winterliche Stimmung – in Zukunft könnten auch Glühwein, Schokolade und Kakao knapp werden. Aber vielleicht können wir das mit Geoengineering lösen!
Es gibt eine aktuelle Studie mit dem Titel “Macroclimate Growing Conditions for Luxury Crops after Stratospheric Aerosol Injection”, in der untersucht wird, wie sich die Ausbringung von Schwefeldioxid in die Stratosphäre – die sogenannte Stratospheric Aerosol Injection (SAI) – auf die globalen Temperaturverläufe und insbesondere auf landwirtschaftliche Bedingungen auswirken könnte.
SAI soll die Sonneneinstrahlung reduzieren, ähnlich wie es natürliche Vulkanausbrüche tun. Im Modell der Studie wird von 2035 bis 2069 jährlich Schwefeldioxid an vier Punkten nahe und etwas entfernt vom Äquator ausgebracht, sodass sich die globale Temperatur auf 1,5 Grad oder sogar 1 Grad Erwärmung stabilisieren soll. Die Modelle basieren auf dem sozioökonomischen Pfad SSP2-4.5, der moderate Klimaschutzmaßnahmen annimmt. Während die globale Temperatur in den Simulationen tatsächlich sinkt, verändern sich regionale Klimamuster stark. Genau diese regionalen Verschiebungen sind für den Anbau der drei untersuchten Luxusfrüchte entscheidend.
Ausgangspunkt der Analyse sind agrarmeteorologische Indizes, die etwa Temperaturgrenzen, Kältestunden, Feuchtigkeit, Schädlinge oder Niederschlagsmengen abbilden. Ein Jahr gilt in der Studie dann als ungeeignet für die jeweilige Pflanze, wenn einer der relevanten Grenzwerte überschritten oder unterschritten wird. Die Forschenden verbinden diese Klimaprojektionen anschließend mit historischen Exportdaten aus 18 wichtigen Anbauländern, um mögliche wirtschaftliche Effekte abzuschätzen.
Die Ergebnisse zeigen ein komplexes und regional stark variierendes Bild.
Während die für den Weinanbau geeigneten Flächen global betrachtet leicht zurückgehen, profitieren einige Regionen vom Geoengineering überraschend deutlich. Spanien zählt im Modell zu den Gewinnern: In rund 80 Prozent der Simulationen verbessern sich die Bedingungen für den Weinanbau. Deutschland hingegen hat fast ausschließlich negative wirtschaftliche Auswirkungen zu erwarten und verliert deutlich an geeigneten Anbauflächen. Auch Kalifornien und Australien profitieren, während Chile beim stärkeren Geoengineering einen massiven Einbruch seiner Exportmöglichkeiten erleidet.
Beim Kaffee ist die Lage noch unübersichtlicher. Besonders Brasilien, Uganda und Vietnam verlieren in beiden Geoengineering-Szenarien deutlich an Eignung. Nur Kolumbien und Indonesien profitieren in der Tendenz, wobei die Spannweite der Simulationsergebnisse groß bleibt.
Der Kakaoanbau reagiert ebenfalls sehr unterschiedlich. Während die globalen Eignungsflächen leicht zunehmen, verschieben sich die Anbauzonen. Kamerun profitiert klar, während die Hauptproduzenten Côte d’Ivoire und Ghana stark verlieren. In der fernen Zukunft (2056–2065) verstärken sich viele dieser Trends.
Ecuador etwa verliert wieder, nachdem es in der nahen Zukunft noch profitiert hatte, und Kamerun bleibt zwar im Plus, doch der positive Effekt fällt geringer aus. Auch beim Kaffee verschärfen sich negative Trends – Vietnam hat in der späten Projektionsperiode nahezu keine geeigneten Jahre mehr.
Die Studie betont, dass Geoengineering zwar die globale Temperatur senken könnte, aber keineswegs verlässlich positive Effekte auf den Anbau von Wein, Kaffee oder Kakao mit sich bringt. Diese Kulturen reagieren empfindlich auf Niederschläge, Feuchtigkeit und jahreszeitliche Temperaturverläufe – Faktoren, die sich durch SAI regional stark und teils unvorhersehbar verändern. Besonders der Niederschlag lässt sich nicht so leicht ausgleichen wie Hitze; während Trockenheit oft mit Bewässerung begegnet werden kann, sind Starkregenereignisse oder Überschwemmungen kaum kontrollierbar. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Studie kommen zu dem Fazit, dass SAI wegen der hohen regionalen Variabilität keine zuverlässige Maßnahme ist, um den Anbau dieser Luxusfrüchte zu sichern.
Science Buster Buch
Das neue Buch der Science Buster heißt "AUS! - Die Wissenschaft vom Ende" und erscheint im Hanser Verlag. Tickets und Infos für die Live Show gibt es unter sciencebusters.at
Hinweis zur Werbung und Unterstützung
Ein kleiner Hinweis: In “Das Klima” gibt es keine Werbung. Wenn ihr Werbung hört, dann liegt das nicht an uns; dann hat jemand unerlaubt und ohne unser Wissen den Podcast-Feed kopiert und Werbung eingefügt. Wir machen keine Werbung - aber man kann uns gerne was spenden, geht auch bei PayPal.
Kontakt und weitere Projekte
Wenn ihr Fragen oder Feedback habt, dann schickt uns einfach eine Email an [email protected]. Alle Folgen und alle Shownotes findet ihr unter https://dasklima.fm.
Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast und bei WRINT Wissenschaft”-Podcast zu hören (den es ebenfalls bei Spotify gibt). Mit der Astronomin Ruth Grützbauch veröffentlicht er den Podcast “Das Universum”.
Claudia forscht und lehrt an der TH Köln rund um Wissenschaftskommunikation und Bibliotheken und plaudert im Twitch-Stream “Forschungstrom” ab und an über Wissenschaft.
Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:
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