So wie in dieser Geschichte war das wohl einmal: Ein Kind wird von seinen Eltern oder von einem Elternteil missachtet oder gar verachtet. Steile Hierarchien gab es in vergangenen Zeiten nicht nur in Institutionen und öffentlichen Einrichtungen, sondern auch innerhalb der Familien. Genau reflektiert, gibt es sie und solch ein Geschehen heute noch, nur wahrscheinlich seltener. Hoffentlich.
Wenn wir „Das Hauskonzert“ autobiographisch verstehen – der Text erschien in einer Reihe von Erzählungen mit dem Titel „Erinnerungen“ –, dann erkennen wir, dass es dem Autor Peter Altenberg offenbar gelungen ist, das einst Erlebte, für ihn sehr Schmerzhafte in präziser Weise in Kunst, in Literatur zu verwandeln. So fand das Leiden des Autors eine neue Form, die ihm wahrscheinlich half, das Geschehene zu „verarbeiten“. Und da gibt es noch den Stolz auf das künstlerische Ergebnis, auf die selbst erlangte Fähigkeit zum Schreiben, die auf wieder ganz andere Menschen einwirkt. Das tut gut. Dass man/frau nicht alles kann, also etwa gut erzählen und gut musizieren … nun ja, so ist das halt. Bei Orpheus, dem Ur-Typ desjenigen, der aus tiefem Leiden Kunst erschafft, war es ja ähnlich, nur umgekehrt: Er ist vor allem durch seinen Gesang und sein Lyra-Spiel berühmt geworden, also durch’s Musik-Machen und nicht durch’s Geschichten erzählen … – Peter Altenberg schrieb „Das Hauskonzert“ im Jahr 1907. Es liest Volker Drüke.