Das Dampfschiff Lötschberg hat den Winter in der Werft verbracht. Dort, wo im Sommer die Kinder spielen, ist hart gearbeitet worden. Die Verkleidung der Spielkajüte wurde entfernt, damit der Bug sandgestrahlt und ausgebessert werden konnte. Dies passierte zum ersten Mal seit dem Bau des Schiffes 1914.
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Erste Einblicke liessen nichts Gutes erahnen. «Wir können unter den Boden der Kajüte kriechen und von dort nach oben hinter die Wandverkleidung schauen», sagt David Lorenzo, Leiter der Schreinerei und Schiffsführer. Vor ein paar Jahren wurde bei einer solchen Kontrolle Rost an der Schiffsschale entdeckt. Und tatsächlich zeigte sich nun, nachdem die Vertäfelung entfernt wurde, dass praktisch keine Farbe mehr an der Bordwand war. Stattdessen präsentiert sie sich in rostigem Braun. «Wir liessen sie mit hohem Druck sandstrahlen und konnten den Rost so entfernen», sagt Lorenzo. Jedoch mussten drei besonders stark verrostete Stellen aus der Bordwand geschnitten und mit neuem Blech ersetzt werden.
Gut erhalten haben sich die rechteckigen Platten aus Lärchen- und Arvenholz, mit denen die Bordwand in der Kajüte abgedeckt war. «Die Vertäfelung war für ihr Alter in einem sehr guten Zustand», sagt Ilona Dietrich, Leiterin der Malerei und Kassierin. «Das Problem war, dass das Holz im Lauf der Zeit immer wieder neu gestrichen worden ist und wir deshalb viele Farbschichten übereinander hatten.» Diese mussten abgeschliffen werden. Spalten wurden ausgefugt. Danach wurde das Holz zweimal grundiert und neu gestrichen. «Um Zeit zu sparen, wurde die Vertäfelung erst danach wieder in die Kajüte eingebaut.»
Ebenfalls neu gemacht wurde das Deck im Bug, welches gleichzeitig die Decke der Spielkajüte bildet. Zwei Personen haben nahezu den ganzen Winter lang daran gearbeitet. Die Holzplanken sind von unten angeschraubt. Die Schrauben wurden gelöst und aufbereitet, denn sie werden in dieser Art nicht mehr hergestellt. «Wir wollten keine modernen Sechskantschrauben brauchen, diese gab es beim Bau der ‘Lötschberg’ nicht», erklärt David Lorenzo. Es gehe darum, ein Stück Original zu erhalten und historisch korrekt zu sein. «Für uns ist das ein Aufwand und vielleicht sind wir sogar die einzigen, die den Unterschied sehen», sagt er und ist überzeugt, dass sich das lohnt: «Alles, was man ändert, ist für immer verloren.»
Die neuen Planken werden von der Mitte gegen aussen verlegt. Verwendet wird Teakholz, das zwar um einiges teurer ist als das übliche Douglas-Holz. «Beim Dampfschiff lohnt sich das, weil die Arbeit sehr aufwändig ist», erklärt David Lorenzo. «Dadurch, dass wir dieses Holz verwenden, können wir das Deck über mehrere Jahrzehnte erhalten.» Es enthält einen natürlichen Pilzschutz und verfault nicht. Nun wird es so lange wie möglich nicht mehr geschliffen, sondern regelmässig gewaschen und geölt. Das Oberdeck der «Lötschberg» konnte dank dieser Pflege fast 20 Jahre erhalten werden, bevor die Fugen kaputt gingen und es vor vier Jahren geschliffen und neu ausgefugt werden musste.
Auch im Maschinenraum gab es in diesem Winter einen seltenen Einblick. «Wir haben uns entschlossen, den Kondensator auseinanderzunehmen», sagt Jürg Lüthi, Leiter Mechanik und Maschinist. Im Kondensator wird der Dampf, nachdem er die Maschine angetrieben hat, abgekühlt und zu Wasser kondensiert. Das passiert mit Seewasser, das durch ein Paket aus 116 Röhrchen durch den Kondensator geleitet wird. Letztmals geöffnet wurde er im Jahr 1991. «Von den Mitarbeitern, die heute in der Werft arbeiten, hat das noch niemand gemacht», sagt Lüthi. «Es ist sehr interessant.» Überraschungen gab es keine, der Kondensator ist in einem guten Zustand. «Jedoch musste viel geputzt werden, wie das halt so ist nach 30 Jahren», sagt Lüthi. Ein pensionierter Maschinist stand mit Tipps zur Seite. «Er hat uns geraten, die Röhrchen mit einem alten Gewehrputzzeug zu putzen.» Daneben werden die regulären Wartungsarbeiten an der Dampfmaschine durchgeführt.
«Wir haben jeweils nur ein kurzes Zeitfenster, während dem wir am Dampfschiff arbeiten können», sagt David Lorenzo. Idealerweise sollten historische Schiffe nach mehreren Jahren aus dem Betrieb genommen werden, um sie zu sanieren. Das ist bei der «Lötschberg» auf dem Brienzersee und auch bei der «Blümlisalp» auf dem Thunersee schwer möglich. Sie kommen im Normalfall jeden vierten Winter in die Werft. Die Dampfschiffe werden im Sommer auf den Seen gebraucht, ebenso die Handwerkerinnen und Handwerker, die sie steuern und betreiben. «Deshalb können wir das Schiff immer nur sektionsweise sanieren, damit wir trotzdem zu einem guten Resultat kommen.»