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In dieser Episode spricht Inga Bergen mit Maria Liisa Bruckert, der Gründerin von IQONIC.AI. Als Wirtschaftsingenieurin und Elektrotechnikerin bringt Maria Liisa Bruckert langjährige Erfahrung in der digitalen Transformation mit. Ihre Karriere begann bei Siemens, wo sie strategische Konzepte im Bereich Mobilität und Energieentwicklung begleitete. Heute arbeitet sie daran, das Gesundheitswesen mit künstlicher Intelligenz zu revolutionieren. Ihr Unternehmen IQONIC.AI bietet KI-gestützte Diagnostik, zunächst für Haut- und Haaranalysen, die über Smartphones in Apotheken und direkt bei den Nutzern Anwendung findet.
Maria Liisa Bruckert sieht großes Potenzial in der Verbindung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Gesundheitsdiagnostik. Ihr Ziel ist es, Konsumenten einfache, aber effiziente Tools zur Verfügung zu stellen, die niederschwellig in den Alltag integrierbar sind. Mit IQONIC.AI sollen Nutzer über das Smartphone ihre Haut- und Haarbeschaffenheit analysieren können. Perspektivisch möchte IQONIC.AI durch KI langfristig die Gesundheitsversorgung optimieren und Versorgungslücken schließen.
Das erste Produkt von IQONIC.AI fokussiert sich auf Haut- und Haaranalysen, die durch Fotos oder kurze Videos erfasst und per KI ausgewertet werden. Dabei geht es laut Bruckert zunächst um einfache Anwendungsmöglichkeiten, die Menschen niedrigschwellig an Gesundheitsdiagnosen heranführen. Die Analyse liefert einerseits Produktempfehlungen und kann andererseits auch auf medizinische Indikationen hinweisen, die gegebenenfalls eine weitere ärztliche Abklärung erfordern. Die Idee: Ein praktisches Gesundheits-Tool direkt in der Hand jedes Nutzers, ohne große Zugangshürden.
Bruckert erklärt, dass der Zugang über ein „Beauty“-Thema sinnvoll ist, da viele Menschen eher bereit sind, für Beauty-Dienstleistungen wie Hautanalysen zu zahlen, als für klassische Gesundheitschecks. Die Akzeptanz für solche Angebote ist hoch, und mit wachsendem Vertrauen in das Tool könnten Nutzer auch für weiterführende Gesundheitsthemen aufgeschlossen sein. Dieser Ansatz soll IQONIC.AI den Weg zu komplexeren Gesundheitsanalysen ebnen, die langfristig das Gesundheitssystem entlasten könnten.
Apotheken sind für IQONIC.AI ein wichtiger Ankerpunkt. Gerade in ländlichen Gebieten sieht Maria Liisa Bruckert in ihnen die ideale Anlaufstelle für niedrigschwellige Gesundheitsdiagnosen, da sie oft besser erreichbar sind als der nächste Facharzt. Apotheken könnten künftig mit Diagnosegeräten ausgestattet werden, die eine erste Einschätzung des Gesundheitszustands erlauben. Die Nutzer erhalten dann Hinweise, ob sie beispielsweise eine tiefergehende medizinische Abklärung brauchen. So könnte die Apotheke nicht nur Medikamentenversorgung, sondern auch initiale Gesundheitschecks bieten.
Maria Liisa Bruckert spricht über die ethischen Herausforderungen von KI in der Gesundheitsdiagnostik. Sie betont, dass KI-Diagnosen immer mehrere Datenquellen berücksichtigen sollten, um genaue Ergebnisse zu erzielen. Ein einfaches Foto reicht oft nicht, um komplexe Diagnosen zu stellen. Zusätzlich sei es essenziell, ethische Grenzen zu setzen und mit einer vorsichtigen Kommunikation die psychische Belastung der Patienten zu minimieren. IQONIC.AI berücksichtigt daher, dass Diagnosen wie mögliche Krankheitsindizien sensibel behandelt und nicht isoliert an den Patienten weitergegeben werden, sondern bestenfalls als Empfehlung zur ärztlichen Abklärung.
Wenn euch diese Thema interessiert hört gerne auch in die Episode 43: Dr. med Alice Martin – Gründerin von Dermanostic, dem Hautarzt per App über Teledermatologie & ihr besonderes Gründer-Team oder in unseren englisch sprachigen Podcast Thomas Serval: Baracoda’s French Health Accelerator Transforms the Bathroom into an In-Home Healthcare Hub with IoT Innovation.
IQONIC.AI soll zur hybriden Gesundheitsversorgung beitragen, also zu einem Modell, das telemedizinische und stationäre Leistungen kombiniert. Maria sieht die Zukunft in einer „Patient Journey“, bei der der Nutzer eigenständig einfache Diagnosen durchführen kann und anschließend gegebenenfalls den Kontakt zum Facharzt sucht. Diese Prozesse könnten künftig durch innovative Technologien, wie sie IQONIC.AI anbietet, unterstützt werden. Ziel ist es, das Gesundheitswesen effizienter zu gestalten und eine umfassendere Versorgung für alle zugänglich zu machen.
In der langfristigen Vision könnte IQONIC.AI als ein „Hausarzt im Smartphone“ agieren. Bruckert spricht von einer Zukunft, in der Anwender regelmäßig präventive Checks per Smartphone durchführen und so ihre Gesundheit im Blick behalten. Ergänzende Module wie Sprach- oder Schleimhautanalysen sind ebenfalls denkbar, um den allgemeinen Gesundheitszustand besser zu erfassen. Mit der Weiterentwicklung dieser Technologien könnten einfache Gesundheitschecks zur Routine werden und frühzeitig mögliche Risiken aufdecken.
In dieser Folge des Podcasts vermittelt Maria Liisa Bruckert eine klare Vision: KI-gestützte Tools sollen die Gesundheitsdiagnostik zugänglicher und individueller machen. IQONIC.AI will dazu beitragen, dass Menschen eigenständig und niederschwellig Diagnosen durchführen und sich so proaktiv mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen können. Die Episode ist inspirierend für alle, die sich für die Zukunft der Gesundheitsversorgung und die Einsatzmöglichkeiten von KI interessieren.
Der Beitrag Der Hausarzt im Smartphone: Maria Liisa Bruckert über KI, Apotheken und die Zukunft der Gesundheitsdiagnostik mit IQONIC.AI erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
In dieser Folge des „Visionäre der Gesundheit“-Podcasts spricht Inga Bergen mit Dr. Peter Spork, einem führenden Wissenschaftsjournalisten und Epigenetik-Experten. Gemeinsam diskutieren sie über das transformative Potenzial der Epigenetik und Systembiologie. Die Episode beleuchtet, wie diese Forschungsfelder unsere Sicht auf Gesundheit grundlegend verändern könnten.
Die Epigenetik beschäftigt sich mit der Frage, wie Umweltfaktoren wie Ernährung, Stress und Lebensstil unsere Gene beeinflussen, ohne die DNA-Sequenz selbst zu verändern. Spork beschreibt Epigenetik als eine Art „Zusatzcode“ zur Genetik, der steuert, welche Gene ein- oder ausgeschaltet werden. Dieser Zusatzcode sorgt dafür, dass jede Zelle unterschiedliche Aufgaben erfüllen kann, auch wenn alle Zellen die gleiche DNA haben. Der Clou: Diese epigenetischen Veränderungen können auch von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Die Rolle des Lebensstils: Während die Genetik oft als festgelegt betrachtet wird, zeigt die Epigenetik, dass unsere Lebensweise – wie Sport, Ernährung oder Schlafgewohnheiten – eine entscheidende Rolle für die Gesundheit spielt. „Die Epigenetik“, erklärt Spork, „ist das Bindeglied zwischen unseren Genen und der Umwelt“. Durch gezielte Lebensstiländerungen können wir aktiv auf diese Strukturen einwirken und so die Entstehung von Krankheiten beeinflussen.
Genetik und ihre Grenzen: In den 1990er Jahren hoffte die Wissenschaft, durch das Verständnis des Genoms eine Lösung für viele Krankheiten zu finden. Doch komplexe Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ließen sich nicht allein auf Gene zurückführen. Spork erklärt, dass die Epigenetik uns zeigt, warum eineiige Zwillinge, die die gleichen Gene teilen, dennoch unterschiedliche Gesundheitsverläufe haben können.
Ganzheitlicher Ansatz für Gesundheit: Die Epigenetik erlaubt es, Krankheiten und Gesundheit nicht mehr isoliert zu betrachten, sondern als Zusammenspiel vieler Faktoren. Spork betont, dass die Epigenetik keine „Anti-Genetik“ ist, sondern eng mit der Genetik zusammenarbeitet. Krankheiten entstehen oft nicht durch ein einzelnes mutiertes Gen, sondern durch das komplexe Zusammenspiel von Genen, die auf vielfältige Weise durch Umwelteinflüsse beeinflusst werden.
Was ist Systembiologie? Systembiologie untersucht die Gesamtheit biologischer Netzwerke und wie sie miteinander interagieren. Anstatt einzelne Gene isoliert zu betrachten, geht die Systembiologie einen Schritt weiter und analysiert, wie Tausende von Genen und deren Produkte in einem Netzwerk zusammenwirken. Diese Herangehensweise ermöglicht ein tieferes Verständnis, wie komplexe Krankheiten entstehen und wie der Körper auf Umwelteinflüsse reagiert.
Beispiel Bewegung und Zellveränderung: Durch Sport verändern sich in den Muskelzellen tausende epigenetische Strukturen. Die Systembiologie kann diese Veränderungen erfassen und analysieren. Sie zeigt, dass nicht nur ein einzelnes Gen auf Bewegung reagiert, sondern viele Gene gleichzeitig aktiviert werden. Dieser systemische Ansatz hilft zu verstehen, wie der Körper sich anpasst und wie Gesundheit als ganzheitlicher Prozess gefördert werden kann.
Gesundheit als Anpassungsfähigkeit: Spork erläutert, dass Gesundheit kein statischer Zustand ist, sondern ein dynamischer Prozess, den jeder Mensch täglich beeinflussen kann. Die französische Philosophie beschreibt Gesundheit als die „Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen“. Das bedeutet, dass Gesundheit durch die Summe der täglichen Entscheidungen gefördert oder beeinträchtigt wird. Peter Spork sieht Prävention daher als eine proaktive und individuelle Herangehensweise, die Gesundheit langfristig stabilisiert.
Digitale Zwillinge – Gesundheit der Zukunft: Eine spannende Vision der Gesundheitsvorsorge ist der „digitale Zwilling“ – eine virtuelle Kopie des Menschen, die aus einer Fülle an Gesundheitsdaten besteht. Diese Technologie könnte in der Zukunft personalisierte Gesundheitsratschläge geben und Krankheiten bereits auf zellulärer Ebene erkennen, bevor sie sich manifestieren. Auch wenn die Forschung hierzu noch am Anfang steht, gibt es bereits digitale Zwillinge im Sport, die Leistung optimieren. Spork sieht großes Potenzial, diese Methode auf die Gesundheitsvorsorge anzuwenden.
Nutzung von Gesundheitsdaten: Die Erhebung und Analyse von Gesundheitsdaten, etwa durch Wearables, ermöglicht es zunehmend, personalisierte und präventive Maßnahmen zu entwickeln. Doch diese Fortschritte werfen auch ethische Fragen auf. Spork warnt, dass die Nutzung von Gesundheitsdaten transparent und zugänglich für alle gestaltet sein muss, um soziale Ungleichheiten zu vermeiden. Eine gerecht organisierte Gesundheitsversorgung sollte sicherstellen, dass moderne Präventionsmethoden jedem zugutekommen können und nicht nur einer privilegierten Elite.
Transparenz und Autonomie: Die Frage, wer Zugriff auf unsere Daten hat und wie diese genutzt werden, ist zentral. Ein ethischer Umgang mit Gesundheitsdaten könnte eine Zukunft ermöglichen, in der jeder Mensch das Recht hat, über seine Daten zu verfügen und selbst zu bestimmen, welche Gesundheitsziele er verfolgt. Hier betont Spork die Notwendigkeit, gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine gerechte und transparente Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Den Newsletter von Dr. Peter Spork gibt es hier und die Bücher hier (https://www.peter-spork.de/4-0-Buecher.html)zu lesen.
Der Beitrag Epigenetik und Systembiologie: Peter Spork über ein neues, ganzheitliches Verständnis von Gesundheit erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
Judith Gerlach ist die bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention. Sie war zuvor Digitalministerin und hat als erste in Deutschland dieses Amt innegehabt. Als Juristin und CSU-Abgeordnete bringt sie vielfältige Kompetenzen in ihr Ministerium ein. Besonders bemerkenswert ist ihre praktische Erfahrung durch ein Pflegepraktikum, das ihr wertvolle Einblicke in die Pflege und die Herausforderungen des Gesundheitssystems gegeben hat.
Judith Gerlach betont die Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Obwohl es bereits Fortschritte gibt, wie Projekte zur digitalen Bettenbelegung in Krankenhäusern und KI-gesteuerte Datenerhebungen, bestehen in vielen Bereichen noch grundlegende Defizite. Viele Pflegeeinrichtungen verfügen beispielsweise noch nicht über WLAN. Die Basisinfrastruktur muss geschaffen werden, bevor moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz und Telemedizin umfassend genutzt werden können.
Besonders in Bayern, einem Flächenland, ist Telemedizin von zentraler Bedeutung. Projekte wie das virtuelle Kinderkrankenhaus, in dem vernetzt Kinderkliniken z.B. Belegung managen, zeigen, wie effizienteres Belegungsmanagement möglich ist. Auch die telemedizinische Abstimmung für komplexe Fälle wird ausgebaut. Ziel ist es, die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten zu verbessern, wo der Fachkräftemangel zunehmend spürbar wird.
Ein großes Problem in ländlichen Gebieten ist der Mangel an Hausärzten. Daher spricht Judith Gerlach über verschiedene Maßnahmen, die in Bayern ergriffen werden, um dem entgegenzuwirken, wie die Landarztquote und finanzielle Anreize für die Übernahme von Praxen. Auch die Digitalisierung soll helfen, den Hausärztemangel abzufedern, beispielsweise durch die Nutzung von Telemedizin und bessere Patientensteuerung.
Die Einführung neuer digitaler Prozesse, wie das E-Rezept, stößt auf Widerstände. Viele Menschen, insbesondere ältere, fühlen sich überfordert. Es mangelt an einer breiten Aufklärung und Kommunikationsstrategien, um die Akzeptanz solcher Neuerungen zu fördern. Judith Gerlach erklärt, dass wir die Digitalisierung nicht als Belastung, sondern als Entlastung für das medizinische Personal verstehen müssen, was aktuell oft noch nicht der Fall ist.
Ein weiterer Schwerpunkt ihres Amtes ist die Prävention, die erstmals auch im Titel des Ministeriums verankert ist. Bayern erstellt aktuell einen Masterplan Prävention, der bis 2025 fertiggestellt wird. Dieser soll körperliche und psychische Erkrankungen, Folgen des Klimawandels und des demografischen Wandels, aber auch Suchterkrankungen adressieren. Ziel ist es, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken, damit Menschen die richtigen Entscheidungen zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention treffen können.
Judith Gerlach hat 2024 zum Jahr der Frauengesundheit erklärt und setzt sich für die Erforschung frauenspezifischer Erkrankungen ein, die bislang unterrepräsentiert sind. Ein Wettbewerb zur Förderung von Projekten im Bereich Künstliche Intelligenz und Frauengesundheit soll innovative Ansätze unterstützen. Drei Projekte werden dabei intensiv gefördert, um bahnbrechende Lösungen in der Forschung und Therapie von frauenspezifischen Gesundheitsproblemen zu entwickeln.
Der Beitrag Digitalisierung und Prävention im Gesundheitswesen: Judith Gerlach über Bayerns Zukunftspläne erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
Marek Rydzewski ist der Chief Digital Officer (CDO) der Barmer, einer der größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland mit etwa neun Millionen Versicherten. Vor seiner Tätigkeit bei der Barmer war er bei der AOK Nordost tätig und wechselte dann zur Barmer, um die Digitalisierung der Krankenkasse voranzutreiben. Unter seiner Führung hat sich die Barmer in den letzten Jahren von einer eher konservativen Krankenkasse zu einem Vorreiter im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung entwickelt.
Marek betont, dass die Digitalisierung bei der Barmer nicht Selbstzweck ist, sondern immer mit einem klaren Mehrwert für die Versicherten verbunden sein muss. Die Barmer hat eine Digitalstrategie mit vier Säulen: erstklassige Services für die Versicherten, interne Prozessoptimierung, Zusammenarbeit mit Start-ups sowie eine Veränderung der Unternehmenskultur. Besonders wichtig ist es ihm, unnötige oder ineffiziente Prozesse nicht einfach zu digitalisieren, sondern die Digitalisierung als Mittel zur Effizienzsteigerung zu nutzen.
Die Barmer bietet mittlerweile eine Vielzahl an digitalen Services an, darunter Symptomchecker, Teledermatologie, Telemedizin und Test-Kits zur Darmkrebsfrüherkennung. Diese Angebote ermöglichen es den Versicherten, bequem von zu Hause aus medizinische Unterstützung zu erhalten. Marek hebt besonders die Kooperationen mit Start-ups wie Seven Mind und Oviva hervor, die bereits vor der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) erfolgreich waren.
Die digitalen Angebote der Barmer werden von den Versicherten gut angenommen, besonders der Teledoktor und der digitale Hautcheck stoßen auf positive Resonanz. Marek betont jedoch, dass die breite Akzeptanz von Telemedizin und digitalen Gesundheitslösungen in Deutschland noch ausbaufähig ist. Ein wichtiger Schritt sei es, die Versicherten gezielt anzusprechen und ihnen positive Beispiele aufzuzeigen. Zudem ist eine hybride Versorgung – eine Kombination aus digitalen und physischen Angeboten – entscheidend für den Erfolg.
Ein zentrales Thema ist die sogenannte Lotsenfunktion der Barmer, bei der die Krankenkasse eine proaktive Rolle in der Gesundheitsvorsorge einnimmt. Durch gezielte Datennutzung, z.B. im Rahmen des neuen § 25b SGB V, will die Barmer ihre Versicherten frühzeitig auf mögliche Gesundheitsrisiken hinweisen und präventive Maßnahmen anbieten. Marek sieht hier großes Potenzial, warnt jedoch auch vor möglichen Herausforderungen in Bezug auf Datenschutz und Akzeptanz bei den Versicherten.
Ein wiederkehrendes Thema im Gespräch sind ineffiziente Prozesse, die durch die Digitalisierung sichtbar und verbesserbar werden. Marek kritisiert, dass viele regulatorische Hürden den Fortschritt behindern, und plädiert für ein Umdenken in der Politik. Er betont, dass die Sicherheit im Gesundheitswesen zwar wichtig ist, aber nicht zu einem vollständigen Stillstand führen darf. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Innovationskraft sei entscheidend, um die Digitalisierung erfolgreich voranzutreiben.
Ein weiteres zentrales Thema ist die elektronische Patientenakte (EPA). Marek sieht in der EPA ein großes Potenzial, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, und plädiert dafür, dass die Akzeptanz durch gezielte Aufklärung und positive Nutzererfahrungen gesteigert werden muss. Die Barmer setzt auf eine schrittweise Einführung der EPA, die durch Testzugänge und eine proaktive Kommunikation begleitet wird.
Marek ist optimistisch, dass die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in Deutschland weiter voranschreiten wird. Er sieht die Barmer in einer Schlüsselrolle, insbesondere durch ihre Größe und die Möglichkeit, die Versicherten gezielt anzusprechen. Die zukünftige Herausforderung wird darin bestehen, die digitalen Angebote weiter auszubauen und gleichzeitig das Vertrauen der Versicherten zu gewinnen.
Der Beitrag Wohnzimmer statt Wartezimmer: Marek Rydzewski über die digitale Transformation der Barmer und die Zukunft der Gesundheitsversorgung erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
Im heutigen Visionäre der Gesundheit-Podcast ist Andrea Galle zu Gast. Sie hat in den letzten Jahren die Krankenkasse BKK VBU auf einen bemerkenswerten Wachstumskurs gebracht. Im Gespräch mit Inga Bergen teilt sie ihre Erfahrungen und Visionen für die Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung. Galle spricht über den Wandel der Krankenkasse zur mkk – meine krankenkasse, ihre klare Positionierung im Markt, und ihre Vision eines einfachen, digitalen und präventiv ausgerichteten Gesundheitssystems.
Andrea Galle begann ihre Reise im Gesundheitswesen als Gründerin der BKK VBU, einer Betriebskrankenkasse für die Verkehrsbauunion, und führte sie zu einer der erfolgreichsten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Mit einem Rebranding zur mkk – meine krankenkasse, setzt sie auf Klarheit und Einfachheit. „Es wäre doch eigentlich gut, wenn Krankenkasse einfach wäre,“ betont Galle und hebt hervor, dass das Rebranding den Weg zu einer kund*innenfreundlicheren und verständlicheren Gesundheitsversorgung ebnet.
Ein zentraler Punkt der Neuausrichtung der mkk ist die klare Positionierung und Spezialisierung. In einem Gesundheitsmarkt, der von Fusionen und Wettbewerb geprägt ist, setzt Andrea Galle auf eine differenzierte Ausrichtung. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Gendermedizin und geschlechtssensiblen Versorgung. Sie und ihr Team setzen sich aktiv dafür ein, dass Versorgungsdefizite, insbesondere in der Frauengesundheit, beseitigt werden. Durch Studien, wie die jüngste zur Evaluation von Kneipp-Anwendungen im Kita-Umfeld in Kooperation mit der Charité, legt die mkk großen Wert auf wissenschaftlich fundierte Ansätze zur Gesundheitsförderung.
Andrea Galle unterscheidet bewusst zwischen Prävention und Gesunderhaltung. Für sie ist Prävention oft nur ein Modewort, das nicht tief genug in die Ursprünge der Krankheitsvermeidung eindringt. Ihre Vision ist es, die Menschen zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren. Darüberhinaus ist ihre Vision ihnen die Freude an der Gesundheit zu vermitteln. Die mkk hat hier bereits erste Ansätze, wie die Förderung von Gesundheitskompetenz und den Einsatz digitaler Medien, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erleichtern. Mit der mkk-App können Kund*innen direkt mit der Krankenkasse kommunizieren, was eine schnelle und unkomplizierte Abwicklung ermöglicht.
Ein weiterer zentraler Punkt in Andreas Vision ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Sie setzt auf prädiktive Modelle und die Nutzung von Gesundheitsdaten, um frühzeitig zu erkennen, welche Versicherten möglicherweise in eine Pflegebedürftigkeit geraten. Hierbei spricht sich Andrea Galle für einen proaktiven Ansatz aus, bei dem Kund*innen frühzeitig angesprochen und unterstützt werden. Die mkk hat bereits entsprechende Programme entwickelt. Diese setzt sie erfolgreich ein, um die Versorgung zu verbessern und den Versicherten einen umfassenden Service zu bieten.
Die mkk versteht sich nicht nur als Dienstleister, sondern auch als Akteur im Bereich Public Health. Andrea Galle sieht es als ihre Aufgabe, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken und frühzeitig aufzuklären. Dies umfasst sowohl das Thema Gendermedizin als auch die breite Vermittlung von Gesundheitsinformationen. „Die Menschen sollen Gesundheit toll finden und das auch anreizen,“ so Galle. Ein Beispiel hierfür sind die Bonusprogramme der mkk. Diese zielen darauf ab, gesundheitsfördernde Maßnahmen direkt zu incentivieren und so einen unmittelbaren Anreiz für gesunde Entscheidungen zu schaffen.
Andreas Galle spricht auch offen über die Herausforderungen, die mit der Umsetzung dieser Visionen verbunden sind. Das deutsche Gesundheitssystem ist komplex und durch viele Regularien eingeschränkt. Dennoch sieht sie hier auch die Chance, innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen innovative Wege zu finden und so einen Beitrag zu einem nachhaltigen und digitalisierten Gesundheitssystem zu leisten.
Ihre Zukunftsvision umfasst ein Gesundheitswesen, das sich stärker auf Prävention und Gesunderhaltung konzentriert, digitalisiert und nachhaltig ist. Die geschlechtssensible und -spezifische Medizin soll hierbei eine zentrale Rolle spielen, um eine individuellere und bessere Versorgung zu gewährleisten.
Durch klare Positionierung, den Fokus auf Gesunderhaltung, den Einsatz digitaler Medien und prädiktive Modelle sowie eine engagierte Rolle in der Public Health Aufklärung arbeitet Andrea Galle an einem modernen und zukunftsfähigen Gesundheitssystem. Ihre Ansätze und Ideen bieten eine interessante Perspektive auf die zukünftige Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland.
Dabei begegnet sie den Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems mit einer lösungsorientierten Haltung. Wie sie selbst sagt: „Wir haben vor Jahren mal hier so einen Spruch geprägt wenn ein Gesetz kommt, haben wir uns vorgenommen zu sagen: Oh ein neues Gesetz, was machen wir daraus und die Chancen zu erkunden und weniger über das Schlechte, was da auch meistens drin steht, vermeintlich zu reden.“ Dieser Ansatz zeigt, wie wichtig eine positive und proaktive Herangehensweise ist, um Veränderungen zu gestalten und das Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen.
Der Beitrag Andrea Galle – Vorständin der mkk meine krankenkasse – über ihre Vision für ein modernes und zukunftsfähiges Gesundheitssystem erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
Inga Bergen spricht dieses mal mit Dr. Sven Jungmann, einem Arzt und Unternehmer, der sich auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen spezialisiert hat. Dr. Jungmann gibt Einblicke in seine berufliche Entwicklung und erläutert, wie sein Unternehmen Theta Diagnostics die Diagnostik durch KI revolutionieren möchte.
Dr. Jungmann startete seine Karriere als Arzt, doch schon früh erkannte er die Limitierungen der klassischen medizinischen Praxis. Er schildert, dass der Wunsch, einen größeren Einfluss auf das Gesundheitswesen zu nehmen, ihn dazu brachte, seine Arbeit am Krankenbett zu verlassen. Er konzentriert sich stattdessen nun auf unternehmerische Tätigkeiten. Besonders der ineffiziente Einsatz von Ressourcen und die Bürokratie im medizinischen Alltag gaben ihm den Anstoß, neue Wege zu suchen. Seine Motivation war es, durch technologische Innovationen, insbesondere durch KI, das Gesundheitswesen grundlegend zu verbessern. Als CEO von Habitus kam er später dann auch als CBO zu Theta Diagnostics.
Theta Diagnostics beschäftigt sich primär mit der Nutzung von KI zur Analyse von Atemproben. Dr. Jungmann erklärt, dass der Atem über 1000 verschiedene Moleküle enthält, die wertvolle Informationen über den Zustand des menschlichen Körpers liefern können. Diese Moleküle können als Biomarker dienen und Hinweise auf Krankheiten wie Krebs, Autoimmunerkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen geben. Die Herausforderung besteht darin, diese Moleküle präzise zu identifizieren und auszuwerten, was ohne den Einsatz von KI kaum möglich wäre.
Besonders beeindruckend ist der Ansatz von Theta Diagnostics, eine multimodale KI zu entwickeln, die verschiedene Datenquellen integriert. Dies ermöglicht eine differenzierte Analyse, bei der nicht nur einzelne Messwerte betrachtet werden, sondern der gesamte Kontext des Patienten miteinbezogen wird. Durch diese Integration kann die Genauigkeit der Diagnosen deutlich verbessert und die Anzahl der Fehlalarme, die im medizinischen Alltag eine große Belastung darstellen, reduziert werden.
Dr. Jungmann betont, dass die Qualität der eingesetzten Daten entscheidend für den Erfolg von KI-basierten Diagnosen ist. Schlechte oder unzureichende Daten können dazu führen, dass die KI zwar technisch korrekt arbeitet, aber keine relevanten oder gar falsche Ergebnisse liefert. Daher ist es essenziell, dass die Daten sorgfältig ausgewählt und auf ihre Eignung hin überprüft werden. Ein Beispiel hierfür sind Atem-Biomarker, die zwar mit Lungenkrebs assoziiert sein können, aber ebenso durch andere Faktoren wie Rauchen beeinflusst werden. Solche Zusammenhänge müssen genau verstanden werden, um zuverlässige Diagnosen zu gewährleisten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Dr. Jungmann anspricht, ist die Transparenz der KI-Systeme. Da medizinische KI-Anwendungen keine „Blackbox“ sein dürfen, müssen die Entscheidungsprozesse der KI nachvollziehbar und transparent gestaltet sein. Dies betrifft sowohl die verwendeten Algorithmen als auch die Datensätze, auf denen die KI trainiert wird. Theta Diagnostics legt großen Wert darauf, dass die Ärzte die Entscheidungsprozesse der KI nachvollziehen können und bei Bedarf auch eingreifen können. Dies soll Vertrauen schaffen und die Akzeptanz von KI im medizinischen Alltag erhöhen.
Inga Bergen und Dr. Jungmann diskutieren auch über die Zukunft der Telemedizin. Dr. Jungmann sieht in der Telemedizin ein enormes Potenzial, die Patientenversorgung zu verbessern und gleichzeitig Kosten zu senken. Er verweist auf Studien, die zeigen, dass durch den Einsatz von Telemedizin, Chatbots und anderen digitalen Lösungen weltweit Milliarden an Gesundheitskosten eingespart werden könnten. Besonders hervorzuheben ist, dass Telemedizin nicht nur in akuten Fällen, sondern auch präventiv eingesetzt werden kann. Sensoren und KI können dazu beitragen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und den Patienten zu überwachen, bevor Symptome auftreten.
Theta Diagnostic hat eine multimodalen KI entwickelt, die nicht nur eine Datenquelle analysiert, sondern mehrere Datenströme gleichzeitig berücksichtigt. Dies ist besonders in komplexen Anwendungsfeldern wie der Kardiologie oder der Neurologie von Bedeutung. Eine multimodale KI könnte beispielsweise Herzfrequenz, Blutdruck, Aktivitätslevel und weitere Faktoren kombinieren, um eine umfassende Diagnose zu erstellen. Solche Ansätze könnten dazu beitragen, die sogenannte „Alert-Fatigue“ zu reduzieren, bei der Ärzte durch eine Flut von Fehlalarmen überfordert werden.
Dr. Sven Jungmann betont die transformative Rolle der KI im Gesundheitswesen, insbesondere durch die Stärkung der Patientenbeteiligung. KI könnte Patienten besser informieren und ihnen ermöglichen, aktiv an ihrer Behandlung teilzunehmen. Dies kann zu einer individuelleren und effizienteren Versorgung führen. Gleichzeitig unterstreicht er die Bedeutung einer erfolgreichen Kommerzialisierung von medizinischen Innovationen, die eine enge Zusammenarbeit mit Investoren erfordert. Diese müssen nicht nur das wissenschaftliche Potenzial, sondern auch die praktischen Herausforderungen verstehen, um die Technologie nahtlos in den medizinischen Alltag zu integrieren. Dr. Jungmanns Vision ist eine Zukunft, in der KI die Medizin nicht nur effizienter, sondern auch menschlicher macht.
Der Beitrag Dr. Sven Jungmann – Arzt, Autor & Gründer, der mit Hilfe von KI ein Gesundheitssystem schaffen will, das ihm wieder Spaß macht erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
In der aktuellen Folge des „Visionäre der Gesundheit“-Podcasts begrüßt Gastgeberin Inga Bergen den Psychoonkologen Carsten Witte. Seine berufliche Laufbahn ist nicht nur durch Fachwissen, sondern auch durch persönliche Erfahrung geprägt. Nach seiner eigenen Krebserkrankung entschloss sich Witte, die Erfahrungen, die er als Patient gemacht hatte, in seine berufliche Tätigkeit einfließen zu lassen. Dabei geht es ihm nicht nur um die Behandlung von Krebs, sondern auch um den ganzheitlichen Umgang mit den psychosozialen Folgen der Erkrankung. Im Podcast spricht er offen über die Herausforderungen von Krebspatient*innen, seine Kritik am aktuellen Gesundheitssystem und die Notwendigkeit eines umfassenderen Ansatzes in der Krebsbehandlung.
Carsten Witte hatte in seinen Zwanzigern eine lange Karriere bei der Bundeswehr eingeschlagen, bevor eine schicksalhafte Diagnose sein Leben komplett veränderte. Nach wiederkehrenden Schmerzen in seinem linken Arm wurde bei ihm ein bösartiger Knochentumor diagnostiziert. Diese Erfahrung, die ihn fast ein Jahr lang aus dem Leben riss, führte ihn schließlich zu der Entscheidung, sein Leben und seine Karriere neu auszurichten. Nach seiner Genesung kehrte er zur Bundeswehr zurück, doch ihm wurde schnell klar, dass er etwas ändern musste. Er entschied sich, sein Abitur nachzuholen und Gesundheitspädagogik zu studieren. Dieser Weg führte ihn zur Psychoonkologie, wo er heute Patient*innen in einer Freiburger Strahlentherapie-Praxis betreut.
Eine der prägendsten Erfahrungen für Witte war das Gefühl der Isolation, das er während seiner Krankheit erlebt. Besonders während seiner dritten Lungenmetastase fühlte er sich in den Kliniken allein gelassen. Diese Erfahrung motivierte ihn zur Gründung des Vereins „Jung und Krebs“, um jungen Krebspatient*innen eine Plattform zu bieten, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Carsten Witte betont im Podcast die Bedeutung von Selbsthilfegruppen, die helfen, geringfügige Störungen zu bewältigen, bevor sie sich zu schwerwiegenden psychischen Problemen entwickeln.
Ein zentraler Punkt in Wittes Arbeit und auch in seiner Kritik am Gesundheitssystem ist die Nachsorge von Krebspatient*innen. Er betont, dass das System derzeit stark auf die medizinische Versorgung fokussiert ist, psychosoziale Aspekte jedoch oft vernachlässigt werden. Viele Patient*innen fühlen sich nach der stationären Behandlung verloren, da sie keine klare Anleitung für die Nachsorge erhalten. Carsten Witte fordert daher einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliche, psychische und soziale Aspekte gleichwertig behandelt. Er schlägt vor, dass Patient*innen während und nach der Behandlung aktiv in ihre Nachsorge eingebunden werden sollten, beispielsweise durch regelmäßige Reha-Aufenthalte und ein proaktives Betreuungsmodell, das auch psychosoziale Unterstützung umfasst.
Ein weiteres wichtiges Thema, worüber Inga und Carsten diskutieren, ist die Rolle der Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz. Carsten Witte betont, dass viele Patient*innen nicht wissen, welche Rechte und Möglichkeiten sie haben. Und dass es an strukturierten Informationen fehlt. Er fordert eine frühere und umfassendere Aufklärung, die bereits in der Schule beginnen sollte. Dabei geht es nicht nur um Prävention, sondern auch um die Stärkung der Eigenverantwortung in Bezug auf die eigene Gesundheit. Witte plädiert für einen „Health in All Policies“-Ansatz, bei dem gesundheitliche Aspekte in allen gesellschaftlichen Bereichen mitgedacht werden.
Humor spielt in Carsten Wittes Arbeit eine wichtige Rolle. Er sieht darin ein Mittel, um die Schwere der Situation zu lindern. Des Weiteren hilft er Patienten, ihre Situation besser zu bewältigen. Ein Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung zeigt, wie er Humor nutzt, um schwierige Momente zu überstehen: Nach einer weiteren Operation ließ er sich auf die Brust schreiben „Bitte diesmal nichts vergessen“, was im OP-Saal für große Erheiterung sorgte. Witte betont, dass Humor nicht die Ernsthaftigkeit nimmt, sondern die Perspektive verändert und den Raum öffnet für eine ehrlichere Begegnung.
Abschließend formuliert Carsten Witte seine Forderungen für ein patientenzentriertes Gesundheitssystem. Er plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz, der die Gesundheit als biopsychosoziales Modell versteht. Dabei sollen Patienten nicht nur als Empfänger von medizinischen Leistungen gesehen werden, sondern aktiv in den Gestaltungsprozess ihrer Behandlung und Nachsorge einbezogen werden. Nur so könne das Gesundheitssystem nachhaltig verbessert und auf die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen zugeschnitten werden.
Der Beitrag Carsten Witte – Vom Krebspatienten zum Psychoonkologen und wie er mit „Jung und Krebs“ junge Menschen stärkt erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
In der neusten Folge des Visionäre der Gesundheit Podcasts begrüßt Inga Bergen Dr. Micaela Seemann Monteiro, eine führende Figur in der Digitalisierung des portugiesischen Gesundheitssystems. Gemeinsam reden sie über die Unterschiede in der Digitalisierung zwischen Deutschland und Portugal und warum Deutschland sich in diesen Themen noch so einiges von Portugal abgucken kann.
Dr. Seemann Monteiro beginnt ihre Karriere als Internistin und leitete viele Jahre lang große Notfallaufnahmen in Lissabon. Ihre ersten Berührungspunkte mit der Digitalisierung entstanden aus der Notwendigkeit heraus. Datenprozesse sollten optimieren werden, um den Zugang zu medizinischen Diensten zu erleichtern und effizienter zu gestalten. Seit 2015 arbeitet sie intensiv an der digitalen Transformation des portugiesischen Gesundheitssystems, darunter auch an der nationalen digitalen Gesundheitsagentur, wo sie das nationale Zentrum für Telegesundheit aufbaute.
Die Telemedizin in Portugal hat eine lange Geschichte, die bis in die 1990er Jahre zurückreicht. Eines der ersten großen Telemedizinprojekte wurde im Kinderkrankenhaus von Coimbra initiiert. Es ermöglichte Telekonsultationen für Kinder mit Herzerkrankungen und überbrückte so die Distanz zu spezialisierten medizinischen Versorgungszentren. Diese frühen Innovationen legen also den Grundstein das heute umfangreiche telemedizinischen Angebot, welches jährlich tausende Konsultationen ermöglichen.
CUF ist ein privater Gesundheitsdienstleister in Portugal mit einer langen Tradition und einer starken Fokussierung auf Digitalisierung. Bereits 2005 führte CUF die digitale Patientenakte ein, und 2015 folgte ein Patientenportal mit mobiler App, die heute eine Million Nutzer hat. Dr. Seemann Monteiro erklärt, dass CUF eine Vorreiterrolle in der Nutzung von Telemedizin einnimmt. Während der COVID-19-Pandemie führte CUF 80% der Sprechstunden digital durch, eine Zahl, die nach der Pandemie zwar sank, aber weiterhin bedeutend bleibt. 2023 führte CUF 43.000 Videosprechstunden in 36 Fachrichtungen durch.
Darüber hinaus bietet Portugal über das nationale Gesundheitssystem SNS24 zahlreiche digitale Dienste an. Bürger*innen können ihre digitale Patientenakte einsehen, Termine buchen, E-Rezepte anfordern und vieles mehr. Ein herausragendes Beispiel ist der digitale Impfausweis, der seit 2017 verfügbar ist. Solche Dienste erleichtern den Zugang zur Gesundheitsversorgung und sind besonders in ländlichen Regionen von großer Bedeutung.
Ein zentraler Punkt in der Diskussion war die Integration zwischen dem öffentlichen und privaten Gesundheitssektor. Dr. Seemann Monteiro betont die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit und Datenintegration, um eine patientenzentrierte Versorgung zu gewährleisten. Sie sieht große Chancen in der Weiterentwicklung digitaler Lösungen, insbesondere in der Prävention und Fernüberwachung chronischer Erkrankungen.
Gemeinsam sprechen Inga Bergen und Dr. Seemann Monteiro auch über die Finanzierung dieser Innovationen. Während einige digitale Dienste von Versicherungen abgedeckt werden, müssen andere, wie KI-unterstützte Symptomchecker, von den Gesundheitsdienstleistern selbst finanziert werden. Dr. Seemann Monteiro erklärt, dass langfristige Effizienzgewinne und eine verbesserte Patientenversorgung diese Investitionen rechtfertigen.
Die Verschiebung von stationären zu ambulanten und häuslichen Behandlungen ist ein weiterer Trend, der durch digitale Lösungen unterstützt wird. CUF experimentiert mit medizinischen Geräten und digitalen Touchpoints, um die Versorgung zu Hause zu verbessern. Ein Beispiel ist die Nutzung eines KI-Chatbots zur Nachbetreuung von Patienten nach ambulanten Operationen, was eine effiziente und skalierbare Überwachung ermöglicht.
Der Beitrag Digitalisierung des Gesundheitssystems in Portugal: Ein Gespräch mit Dr. Micaela Seemann Monteiro erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
Im Visionäre der Gesundheit Podcast ist diese Woche Florian Hartge, einer der Geschäftsführer der Gematik, zu Gast. Gemeinsam mit Gastgeberin Inga Bergen beleuchtet er die Fortschritte und Herausforderungen der Digitalisierung im deutschen Gesundheitssystem. Im Fokus stehen dabei die elektronische Patientenakte (EPA), das E-Rezept sowie die Bedeutung von verbesserten Prozessen und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Zukunft.
Florian Hartge ist seit über vier Jahren bei der Gematik tätig und hat die Transformation der Agentur zur nationalen Agentur für Digitalisierung im Gesundheitswesen maßgeblich mitgestaltet. Die Gematik spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Implementierung digitaler Gesundheitslösungen in Deutschland. In diesem Zusammenhang hat die Gematik bedeutende Fortschritte gemacht, wie beispielsweise die fast flächendeckende Einführung des E-Rezepts, bei dem im letzten halben Jahr über 270 Millionen Rezepte eingelöst wurden. Auch die Einführung der EPA schreitet voran, mit dem Ziel, alle medizinischen Informationen digital verfügbar zu machen.
Verbesserung der Prozesse durch Digitalisierung
Ein zentrales Thema im Gespräch ist die Optimierung bestehender Prozesse durch Digitalisierung. Florian Hartge betont, dass die Einführung neuer digitaler Lösungen oft dazu führt, dass traditionelle Arbeitsweisen hinterfragt und verbessert werden können. Als Beispiel nennt er das E-Rezept, das ursprünglich viele papierbasierte und ineffiziente Prozesse ersetzte. Durch die Einführung des E-Rezepts können Rezepte nun elektronisch ausgestellt und eingelöst werden, was die Kommunikation zwischen Arzt, Apotheke und Patient erheblich erleichtert und somit die Effizienz steigert.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer wichtigere Rolle im Gesundheitswesen. Florian Hartge sieht großes Potenzial in der Anwendung von KI, insbesondere im Zusammenhang mit der EPA. Mögliche Anwendungen von KI umfassen die Strukturierung von Daten, um aus unstrukturierten PDF-Dokumenten strukturierte und auswertbare Daten zu generieren. Zudem kann KI bei der Erstellung und Optimierung von Medikationsplänen unterstützen und präventive Gesundheitsmaßnahmen entwickeln und umsetzen. Diese Technologien könnten helfen, die medizinische Versorgung zu verbessern und effizienter zu gestalten.
Die elektronische Patientenakte (EPA)
Die EPA ist ein zentrales Projekt der Gematik und soll allen Versicherten eine umfassende und sichere digitale Gesundheitsakte bieten. Ab Anfang nächsten Jahres wird die EPA für alle gesetzlich Versicherten eingeführt, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Die EPA ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten sowie anderen medizinischen Fachkräften, auf die gespeicherten Daten zuzugreifen und diese zu ergänzen. Eine wichtige Funktion der EPA ist die Bereitstellung einer Medikationshistorie, die einen Überblick über die verschriebenen Medikamente bietet und hilft, Wechselwirkungen zu vermeiden. Zudem können Patient*innen ihre medizinischen Dokumente digital speichern und verwalten, was die Handhabung und Verfügbarkeit von Gesundheitsinformationen erheblich vereinfacht.
Zusammenarbeit und Kommunikation
Die erfolgreiche Umsetzung der digitalen Gesundheitslösungen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen. Florian Hartge betont die Bedeutung von Kommunikation und Transparenz in diesem Prozess. Die Gematik hat Kooperationen mit verschiedenen Institutionen und Verbänden aufgebaut, darunter die Berliner Ärztekammer und der Hausärzteverband, um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen praxisgerecht sind. Durch diese Kooperationen wird sichergestellt, dass die Bedürfnisse und Anforderungen der medizinischen Fachkräfte in die Entwicklungsprozesse einfließen und somit die Akzeptanz und Nutzung der digitalen Lösungen erhöht wird.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist ein langfristiger Prozess, der mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Die Fragmentierung des Systems, mit vielen unterschiedlichen IT-Systemen und Standards, stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Zudem muss Datenschutz und Sicherheit gewährleistet sein, um die sensiblen Gesundheitsdaten der Patient*innen zu schützen. Florian Hartge ist jedoch optimistisch, dass sie diese Herausforderungen gemeistert und sieht großes Potenzial in der digitalen Transformation des Gesundheitswesens.
In der Zukunft wird die integrierte Versorgung eine zentrale Rolle spielen. Eine umfassende digitale Akte, die alle relevanten medizinischen Informationen enthält, wird die bestmögliche Versorgung gewährleisten. KI-gestützte Systeme werden medizinisches Fachpersonal bei der Entscheidungsfindung unterstützen und Patienten werden stärker in die Verwaltung ihrer Gesundheitsdaten eingebunden, was zu einer höheren Compliance und besseren Gesundheitsergebnissen führen kann.
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In der neuesten Folge des Visionäre der Gesundheit-Podcasts begrüßt Inga Bergen einen ganz besonderen Gast: Dr. Mridul Agrawal, Gründer des erfolgreichen Start-ups Iuvando Health und kürzlich vom Deutschen Start-up-Verband zum Unternehmer des Jahres gekürt. Mit seiner bemerkenswerten Karriere und innovativen Ansätzen im Gesundheitswesen hat Dr. Agrawal viel zu erzählen.
Dr. Mridul Agrawal lebt und arbeitet zur Zeit in Boston und ist kürzlich zum Impact Entrepreneur des Jahres gewählt worden. Trotz seiner herausragenden Leistungen in der Medizin und Forschung war diese persönliche Aufmerksamkeit für ihn neu. Vielmehr freut er sich über die Anerkennung der Arbeit seines Unternehmens, das darauf abzielt, Krebspatienten durch personalisierte Informationen zu klinischen Studien zu unterstützen.
Mit einem beeindruckenden medizinischen Hintergrund, darunter Stationen an der Harvard Medical School und dem MIT, und umfangreicher Forschungserfahrung im Bereich der Leukämie, hatte Dr. Agrawal eine vielversprechende Karriere in der Medizin vor sich. Doch seine Erfahrungen, sowohl in Deutschland als auch in den USA, offenbarten ihm ein systemisches Problem: Krebspatienten hatten Schwierigkeiten, sich über neue, potenziell lebensrettende Therapien zu informieren. Dies inspirierte ihn zur Gründung von Iuvando Health. Das Unternehmen, dient als Navigationshilfe für Krebspatienten und hilft ihnen, personalisierte und unabhängige Informationen über verfügbare klinische Studien zu erhalten.
Iuvando Health hat es sich zur Aufgabe gemacht, Krebspatienten in einer schwierigen Lebenssituation zu unterstützen, indem es ihnen hilft, geeignete klinische Studien zu finden. Dr. Agrawal betont die Wichtigkeit einer Kombination aus Technologie, Digitalisierung und menschlicher Empathie. Patienten können sich über ein einfaches Kontaktformular oder telefonisch an Iuvando Health wenden. Der darauffolgende Rückruf und das persönliche Gespräch mit einem Patientenservice-Mitarbeiter schaffen Vertrauen und ermöglichen eine individuelle Betreuung.
Dr. Agrawal erläutert die Fortschritte in der Präzisionsonkologie, die es ermöglichen, Krebserkrankungen basierend auf ihren biologischen Merkmalen zu behandeln, unabhängig davon, in welchem Organ sie auftreten. Iuvando Health nutzt fortschrittliche Matching-Algorithmen, die von Onkologen überwacht werden, um Patienten personalisierte Studienübersichten zu bieten. Diese werden dann ausführlich mit den Patienten besprochen, um ihnen eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen.
Iuvando Health arbeitet eng mit forschenden Pharmaunternehmen, akademischen Zentren und Krankenversicherungen zusammen, um den Zugang zu klinischen Studien zu erleichtern. Diese Kooperationen sind entscheidend, um relevante Informationen zu erhalten und den Patienten die bestmöglichen Optionen zu bieten. Dr. Agrawal betont, dass trotz des technischen Fortschritts die menschliche Komponente und das Vertrauen in der medizinischen Versorgung unerlässlich bleiben.
Dr. Agrawal beschreibt die Herausforderungen und Chancen, die sich durch die Expansion in den amerikanischen Markt ergeben. Die USA sind weltweit führend in der Durchführung klinischer Studien und bieten daher ein großes Potenzial für Iuvando Health. Die größere Bevölkerung und die unterschiedliche Gesundheitsversorgung machen diesen Markt besonders relevant.
Bemerkenswert ist, dass Iuvando Health ohne Risikokapital auskommt und durch organisches Wachstum und Partnerschaften mit Versicherungen und Pharmaunternehmen erfolgreich ist. Dr. Agrawal sieht hierin einen Beweis für die Validität und Dringlichkeit des Problems, das Iuvando Health zu lösen versucht.
Abschließend diskutieren Dr. Agrawal und Inga Bergen die zukünftigen Entwicklungen in der personalisierten Medizin und die Notwendigkeit, innovative Therapieansätze schneller in die Versorgung zu integrieren. Mit einem klaren Fokus auf Patientenbedürfnisse und einer starken Vision ist Iuvando Health gut positioniert, um die Krebsbehandlung weiter zu revolutionieren.
Dr. Mridul Agrawal bleibt optimistisch und motiviert, die Gesundheitslandschaft nachhaltig zu verbessern und den Zugang zu lebensrettenden Therapien für Krebspatienten weltweit zu erleichtern.
Der Beitrag Dr. Mridul Agrawal, Gründer von Iuvando Health über neue Chancen in der Krebstherapie erschien zuerst auf Visionäre der Gesundheit.
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