Paartherapie Podcast

#015 I Wie ihr euch im Streit begegnen solltet


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Innere Kind Arbeit als Paar

Ich möchte heute mit dir darüber sprechen, wie du deinem Partner im Streit begegnen solltest.

Und dafür möchte ich dich ein bisschen in ein Abwandlung des Konzepts der Inneren Kind Arbeit einführen.

Ich hoffe es gelingt mir, dir durch die heutige Folge ein neues Bewusstsein zu schaffen für die Begegnung mit deinem Partner in deiner Beziehung im Streit.

Oder besser: Für die Begegnung mit anderen Menschen in jeder Situation in jedem Moment deines Lebens!

Weiterführende Links für dich:

Literaturempfehlungen zum Thema "Innere Kind Arbeit"

  • "Das Kind in dir muss Heimat finden" von Stefanie Stahl - für die Arbeit mit deinem eigenen inneren Kind.

  • "The Inner Work" von Mathew Micheletti und Ashley Cottrell - ein englischsprachiges Buch für inneren Frieden für dich und deine Partnerschaft.

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    Inhalt der Episode

    Hallo & Willkommen zum Paartherapie-Podcast, deinem Podcast für glückliche und erfüllte Beziehungen.

    Mein Name ist Linda Mitterweger – ich bin Psychologin und Online-Paartherapeutin und die heutige Folge ist – für mich – etwas ganz besonderes.

    Ich habe sie aufgenommen in der Hoffnung, dass sie bei dir etwas anstößt, dass sie bei dir etwas verändert. Der Inhalt der heutigen Folge berührt mich emotional zutiefst. Ich glaube so fest daran, dass dieses Wissen aus der heutigen Folge all deine Beziehung – nicht nur deine Partnerschaft – sondern auch alle anderen sozialen Beziehung, die in deinem Leben bestehen oder bestanden haben von Grund auf verändern kann.

    Ich hoffe es gelingt mir, dir durch die heutige Folge ein neues Bewusstsein zu schaffen für die Begegnung mit deinem Partner in deiner Beziehung im Streit. Oder besser: Für die Begegnung mit anderen Menschen in jeder Situation in jedem Moment deines Lebens!

    Ich wünsch dir jetzt ganz viel Spaß mit dieser Folge.

    Ich möchte mit dir heute über das Streiten sprechen, über Konflikte und Streitgespräche in eurer Beziehung. Denn Streit ist ein Bestandteil der allermeisten Partnerschaften und nicht unbedingt etwas Schlechtes – aber dazu werde ich in einer anderen Folge mehr erzählen.

    Heute soll es nicht darum gehen, wie sich Streit auf eure Beziehung auswirkt. Es geht heute nicht um die Kommunikation im Streit oder darüber, was ihr im Konflikt zueinander sagt.

    Ich möchte heute mit dir darüber sprechen, wie du deinem Partner – wie ihr euch – im Streit begegnen sollt.

    Und dafür möchte ich dich ein bisschen in ein Konzept einführen, das in der Psychologie sehr breite Anwendung findet und das ich auch schon ganz intensiv durch meine Arbeit in verschiedenen Kliniken erleben durfte – und zwar das Konzept der Inneren Kind Arbeit.

    Vielleicht kennst du das schon, vielleicht hast du auch schon selbst Erfahrung mit der Inneren Kind Arbeit gemacht – möglicherweise hörst du das jetzt aber auch zum ersten Mal – ganz egal. Ich möchte auch gar nicht zu tief in die Theorie einsteigen, da gibt es unglaublich viel Literatur dazu, wo du alles nachlesen kannst, ich verlinke dir auch das ein oder andere Buch in den Shownotes. Wenn du aber schon Kontakt mit der Inneren Kind Arbeit hattest, dann weißt du wahrscheinlich, dass dieses Konzept eher nicht in der Paartherapie angewendet wird, sondern dass es da eigentlich eher um die Arbeit mit dem eigenen inneren Kind geht. Und das möchte ich heute ein bisschen abwandeln und ich freue mich sehr, wenn du dich darauf einlässt, auch wenn es vielleicht im ersten Moment etwas ungewöhnlich wirkt, was ich dir gleich erzählen werde.

    Wie sollst du deinem Partner im Konflikt begegnen? Und wie er dir?

    Wie wollt ihr euch im Streit begegnen?

    Stelle dir doch mal vor, dein Partner sei nicht einfach dein Partner, dieser erwachsene Mensch der da vor dir steht. Stelle dir vor, deine Partnerin sei nicht diese erwachsene Frau.

    Sehe deinen Partner – nicht nur im Streit, eigentlich bei allem was er sagt und tut – als das Kind, das er vor vielen Jahr war, heute in seinem erwachsenen Körper. Mache dir klar, dass dein Partner immer noch dieses Kind ist. Dass dieses Kind, das dein Partner war immer noch da ist, dass dieses Kind die Essenz deines Partners ist und dass nur sein Körper gewachsen ist. Dass er Erfahrungen gemacht hat, dass er erzogen wurde, dass er gelernt hat, was von der Gesellschaft als „richtig“ und „falsch“ bezeichnet wird aber dass diese Kind – dieses kleine Mädchen, dieser kleine Junge, mit seinen Bedürfnissen, mit seinen Ängste, mit seinen Wünschen noch immer da ist. Und es steht dir gegenüber in diesem erwachsenen Körper.

    Und überlege doch mal, welche Grundbedürfnisse so ein Kind hat, welche grundlegenden Wünsche, wonach sehnt es sich?

    Die allermeisten Kinder sehnen sich nach

    • Liebe
    • Nach bedingungsloser Liebe für das was sie sind, für das was sie tun.

      Sie sehnen sich nach

      • Akzeptanz
      • Danach, angenommen zu werden, so wie sie sind. Ein Kind fragt im ersten Moment mal nicht „bin ich richtig oder falsch?“ Es weiß gar nicht, dass diese Konstrukte existieren, das lernt es erst viel später – durch Erfahrung, durch Erziehung, durch Bestrafung, durch Belohnung. Im ersten Moment ist das Kind einfach mal wie es ist und verhält sich ganz natürlich und hat das Bedürfnis nach Akzeptanz.

        Und was Kinder dann im nächsten Schritt tun ist, sich so zu verhalten, wie sie denken, dass sie die Liebe und die Akzeptanz bekommen können.

        Und wenn sie merken, dass sie nicht gesehen werden, dass sie keine Aufmerksamkeit und keine Liebe bekommen, dann beginnen Kinder, sich auszudrücken – jedes Kind auf seine Weise – und doch gibt es Gemeinsamkeiten. Viele Kinder werden laut. Sie weinen oder schreien, sie sehnen sich nach Aufmerksamkeit und nach Akzeptanz. Nach Liebe und nach Halt, nach Unterstützung. Sie „brüllen“ im wahrsten Sinne des Wortes danach.

        Und eigentlich ist es ganz klar, was diese Kinder dann brauchen, damit es ihnen besser geht, damit sie aufhören können zu weinen und laut zu werden. Damit sie aufhören können, ihre Bedürfnisse herauszuschreien. Nach Liebe und nach Aufmerksamkeit und Akzeptanz zu schreien: Sie brauchen genau das. Sie brauchen Liebe und sie brauchen Akzeptanz und Aufmerksamkeit. Sie brauchen, dass ihre Eltern diese Bedürfnisse sehen – sie als Kinder sehen und wahrnehmen – und ihre Bedürfnisse erfüllen.

        Und was ganz oft passiert ist, dass die Erziehung genau andersrum vorgeht. Dass Eltern Sätze sagen wie:

        • „Hör auf zu schreien sonst gibt es Hausarrest!“
        • „Hör auf zu weinen, sonst musst du in dein Zimmer, bis du dich beruhigt hast!“
        • Also anstatt den Kindern das zu geben was sie brauchen – Liebe, Aufmerksamkeit – wird es ihnen ganz oft entzogen, genau dann, wenn sie es am meisten brauchen. Vielleicht kennst du das aus deiner eigenen Erziehung, dass deine Eltern sich dir entziehen, wenn du sie gebraucht hast, ganz nach dem Motto:

          • „Ich spreche erst wieder mit dir, wenn du dich beruhigt hast.“
          • Und das ist so das Gegenteil von dem, was Kinder brauchen. Das ist so, was Kinder nicht brauchen. Also bitte – falls du Kinder hast – gib ihnen deine Liebe, gib ihnen deine Aufmerksamkeit, wenn sie schreien!

            Ganz oft herrscht dieser Glaube vor: Wenn ein Kind schreit und es Aufmerksamkeit bekommt, wird es immer mehr und immer lauter schreien um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich glaube, dass es andersrum ist: Ich glaube, dass ein Kind, das genug Liebe und Aufmerksamkeit bekommt, keinen Grund mehr hat, danach zu schreien!

            Und wenn du – zurück zur Paarbeziehung – dir jetzt vorstellst, dass dieses Kind, das sich nach Liebe und nach Aufmerksamkeit sehnt, noch immer in diesem Körper ist, der da vor dir steht, dass es noch immer der gleiche Mensch ist, dann wirst du diesem Menschen ganz anders begegnen.

            Mache dir bewusst, dass fast jedem Konflikt, fast jedem Streit, den ihr führen könnt, noch immer dies beiden Bedürfnisse zugrunde liegen: Dein Partner wünscht sich so sehr, geliebt und akzeptiert zu werden. Und ganz egal, was nach außen der wirkliche Grund für den Streit scheint – eines dieser beiden Bedürfnisse wird in den allermeisten Fällen verletzt sein und der Streit ist die einzige Form, die dein Partner gerade kennt, sein Bedürfnis und seine Angst auszudrücken.

            Höre auf zu denken, dass da vor dir ein erwachsener Mann oder eine erwachsene Frau steht, die es besser wissen sollte. Die sich besser verhalten sollte. Die sich angepasster verhalten sollte. Die die Regeln befolgen sollte. Höre auf das zu erwarten.

            Denn was passiert, wenn du das erwartest, ist, dass du die Aussagen deines Partners nicht als Wunsch nach Liebe auf Akzeptanz wahrnimmst, sondern als Kritik an dir selbst. Als Ablehnung deiner Person. Und das führt wiederum dazu, dass dein eigenes Bedürfnis nach Liebe und Akzeptanz verletzt wird und du deinen Partner von dir weg stößt und der Konflikt ausbricht und ihr streitet über irgendwas, was gar nichts mit dem eigentlichen Thema – mit dem eigentlichen Bedürfnis zu tun hat. Es geht dann um „Recht haben“ und um „bessere Argumente bringen“ und um „Prinzipien“ und um all diese Dinge die nichts zu tun haben mit Liebe oder Akzeptanz.

            Wenn es also einen Konflikt gibt, wenn dein Partner Unzufriedenheit äußert, wenn er dich kritisiert, wenn er einen Streit beginnt: Stoße ihn nicht ab! Gib diesem Impuls nicht nach.

            Vor dir steht ein Mensch, der in seinem Bedürfnis nach Liebe und Aufmerksamkeit verunsichert ist und das über irgendein Thema gerade auszurücken versucht. Und was dieser Mensch jetzt braucht unterscheidet sich in nichts von dem, was ein Kind jetzt brauchen würde: Er braucht deine Liebe und deine Aufmerksamkeit. Deine Akzeptanz und das Wissen, dass du da bist.

            Also bitte, entzieh ihm das nicht. Bitte ändere deinen Blick auf die Situation. Bitte schenke bedingungslose Liebe.

            Ich verspreche dir eins:

            • 70 bis 80 Prozent eurer Konflikte werden sich in Luft auflösen, wenn du bedingungslose Liebe schenkst und das Bedürfnis nach Liebe und Akzeptanz in deinem Partner befriedigst.
            • Und für die restlichen 20 bis 30 Prozent wird sich eine Lösung in einem liebevollen Gespräch finden. In dem ihr beide sicher seid. In dem ihr wisst, dass ihr miteinander eine Lösung sucht und nicht gegeneinander arbeitet. Indem ihr euch zeigen könnt und wahrhaftig gesehen werdet – mit euren Bedürfnissen und Ängsten.
            • Ich wünsche dir, dass du diese Fähigkeit entwickelst. Die Fähigkeit, das Kind, das noch immer in deinem Partner ist, zu sehen und zu akzeptieren. Und die Fähigkeit zu bedingungsloser Liebe für deinen Partner und das Kind in ihm. Und ich wünsche dir, dass du es schaffst zu erkennen, dass auch in dir ein solches Kind ist, dass das Bedürfnis nach Liebe und Akzeptanz hat und dass du es schaffst, diese Bedürfnisse auszudrücken.

              Ich hoffe so sehr, diese Folge hat in dir so viel losgelöst, wie sie in mir hat. Ich hoffe du hast etwas neues erfahren, was du vielleicht noch nicht wusstest. Es ist dir vielleicht gelungen, einen ganz neuen, ganz ungewohnten und anderen Blick auf soziale Beziehung – auf deine Partnerschaft und deinen Partner – zu werfen. Wenn dir die Folge gefallen hat, dann erzähl doch anderen Menschen davon – im ersten Schritt mal deinem Partner oder wen sonst das interessieren kann. Wie wunderschön wäre der Umgang hier auf diesem Planeten miteinander, wenn alle Menschen dieses Wissen in ihre sozialen Interaktionen einfließen lassen würden?

              Ich habe dir heute in den Shownotes ein paar spannende Bücher zu diesem Thema verlinkt – da kannst du dich umschauen, wenn es dich noch weiter interessiert.

              Ich wünsche dir jetzt erstmal einen wunderschönen Tag,

              vielleicht kannst du schon heute etwas von diesem neuen Gedanken in die Welt bringen,

              schreib mir so gerne und erzähl mir, was diese Folge für dich verändert hat!

              Ich wünsche dir alles, alles Gute,

              mach’s gut & bis bald,

              deine Linda

              ...more
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