Paartherapie Podcast

#042 I Vergeben und Vergessen...?


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Wie Verzeihen in der Beziehung langfristig gelingen kann

Heute werde ich über das Thema „Vergeben & Vergessen“ sprechen.

Darüber, wie du Verletzungen und Vertrauensbrüche langfristig bewältigen kannst – ohne sie zu verdrängen und ohne den Schmerz immer und immer wieder durchleben zu müssen und die Beziehung mit angezogener Handbremse zu führen.

Ich wünsche dir alles Gute und viele neue Erkenntnisse aus dieser Podcast-Folge.

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Inhalt der Episode

Hallo und herzlich Willkommen beim Paartherapie Podcast, deinem Podcast für glückliche und erfüllte Beziehungen.

Mein Name ist Linda Mitterweger – ich bin Psychologin und Online-Paartherapeutin und heute werde ich über das Thema „Vergeben & Vergessen“ sprechen.

Darüber, wie du Verletzungen und Vertrauensbrüche langfristig bewältigen kannst – ohne sie zu verdrängen und ohne den Schmerz immer und immer wieder durchleben zu müssen und die Beziehung mit angezogener Handbremse zu führen.

Ich wünsche dir alles Gute und viele neue Erkenntnisse aus dieser Podcast-Folge.

Auf Instagram habe ich in dieser Woche eine Umfrage gestartet um zu erfahren, mit welchen Herausforderungen die User dort in ihrer Beziehung konfrontiert sind. Mehrmals kam die Antwort „Vertrauensbrüche verzeihen“, „Dem Partner vergeben“. Eine Antwort hat mich besonders beschäftigt – die Userin schrieb: „Verzeihen und Vergessen. Verzeihen ist einfach, vergessen fällt schwer.“ und fragte nach Lösungen.

Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht über diese Antwort. Ich habe mich gefragt, ob Verzeihen wirklich so einfach ist, wie sie schreibt – sicher nicht immer, nicht in jeder Situation und nicht für jeden. Und ich habe mich gefragt, inwieweit schon verziehen wurde, wenn der Wunsch nach Vergessen noch da ist. Was für ein tieferes Bedürfnis hinter diesem Wunsch nach Vergessen steht, worum es da genau geht. Und ich habe mich auch gefragt, wie man das lösen kann.

Und die Antworten auf all diese Fragen gibt es jetzt für dich!

Wenn es in einer Beziehung zu einem Vertrauensbruch gekommen ist, wenn Misstrauen entstanden ist, wenn es Verletzungen gegeben hat, dann verändert das eine Beziehung. Dann ist erst mal nichts mehr wie zuvor. Und ich will dir auch nichts vormachen: Dass es wird wie zu vor, genau wie am Anfang der Beziehung, genau wie vor dem Vertrauensbruch, dafür gibt es keine Garantie. Eine Verletzung, ein Vertrauensbruch hinterlässt immer Spuren. Verändert immer etwas zwischen zwei Menschen, verändert etwas in der Beziehung – nach dem Vertrauensbruch ist es nicht mehr wie vorher. Und das wird es auch nicht mehr.

Aber das muss nicht immer schlecht sein.

Was passiert, wenn ein Partner verletzt wird, wenn das Vertrauen missbraucht wird, ist, dass wir den Glauben verlieren. Den Glauben an den anderen, an die Beziehung und vor allem an die besondere Qualität dieser Beziehung.

Oft wägen wir uns zu Beginn der Beziehung, wenn es richtig gut läuft, wenn noch keine Verletzung absehbar ist, in absoluter Sicherheit. Wir denken, nichts kann uns etwas anhaben, „wie zwei gegen den Rest der Welt“. Wir wissen, wie besonders das ist, was wir da haben, wie Einzigartig. Und mit dem Vertrauensbruch werden wir auch dieser Illusion beraubt, unser Vertrauen in diese besondere Beziehung wird zerstört.

Und das schmerzt unheimlich! Das ist enttäuschend und das tut wahnsinnig weh!

Und die Kunst ist es jetzt in dieser erschütterten Beziehung wieder emotionale Sicherheit zu finden. Wieder sicher und stark in die Zukunft zu sehen. Wieder zu vertrauen.

Es gibt drei grundlegende Richtungen, in die sich eine Beziehung nach einer tiefgreifenden Verletzung oder einem Vertrauensbruch – abgesehen von einer Trennung – entwickeln kann.

Welche wir einschlagen hängt unter anderem von unseren Vorerfahrungen ab. Davon, welche Verletzungen wir in unserem Leben schon erlebt haben und wie wir mit ihnen umgegangen sind. Die Tendenz ist groß, den gleichen Weg einzuschlagen, wie immer. Gleichzeitig haben wir aber die Entscheidungsmöglichkeit. Wir können selbst bestimmen, wie wir mit dieser Verletzung umgehen.

Zu Verzeihen und wieder zu Vertrauen ist Beziehungsarbeit. Wir müssen diesen Weg aktiv einschlagen und jeden einzelnen Schritt gehen, damit es langfristig wieder funktioniert.

Manche Paare schaffen das nicht. Sie leiden dauerhaft unter der Verletzung. Der Schmerz ist immer präsent. Das Misstrauen steht immer zwischen ihnen.

Ein Grund, warum es diesen Paaren nicht gelingt, den Vertrauensbruch zu überwinden ist, dass sie keinen Frieden mit der Vergangenheit schließen können. Und ich spreche hier von Frieden schließen, nicht davon zu vergessen! Diese Paare leiden, weil sie unglücklich über ihre Vergangenheit sind. Sie sind heute unglücklich wegen der Verletzung aus der Vergangenheit. Und holen so die Vergangenheit, die Verletzung, den Vertrauensbruch an jedem einzelnen Tag in die Gegenwart und in ihre Beziehung. Und die einzige Möglichkeit, dem zu entkommen, besteht darin, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Nicht zu vergessen, sondern ruhen zu lassen. Dem zuzustimmen, was passiert ist.

Um im Hier und Jetzt, in der Gegenwart der gemeinsamen Beziehung, wieder glücklich und erfüllt zu werden, musst du dem zustimmen, was war. Du musst deinem Partner vergeben. Nur so ermöglichst du dir selbst eine erfüllte Gegenwart, den Weg zurück in eine erfüllte Beziehung.

Was Vergebung nicht kann, ist die Vergangenheit verändern.
Was Vergebung auch nicht kann, ist die Vergangenheit vergessen zu machen. Sie ist jetzt Teil deines Lebens, deiner Geschichte deiner Beziehung. Die verletzende Situation, der Vertrauensbruch, wird nicht verschwinden. Sie bleibt Teil deiner Vergangenheit.
Vergebung verändert diese Vergangenheit nicht. Aber sie bereichert deine Zukunft. Sie sorgt dafür, dass der Vertrauensbruch nicht Teil deiner Gegenwart und deiner Zukunft ist.

Ich weiß, wie schmerzhaft das sein kann!

Ich kann mir vorstellen, dass du dir wünschst, dass die Verletzung nicht passiert wäre. Ich kann mir vorstellen, dass du dich danach sehnst, dass alles ist wie früher. Ich kann mir so sehr vorstellen, dass du dir eine andere, eine bessere Vergangenheit wünschst.

Zu Vergeben bedeutet, jede Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufzugeben.

Wenn du an den Vorwürfen, an Schuldzuweisungen und am Schmerz über die Verletzung festhältst, sagst du gleichzeitig: Es hätte anders sein sollen. Und das wird es nicht.

Also wenn du merkst, dass du die Verletzung und den Vertrauensbruch nicht hinter dir lassen kannst, dass du darauf wartest, dass es ungeschehen gemacht wird, dass es nicht wahr ist, dass es nicht passiert ist, dass sich die Vergangenheit verändert, dann nimm das wahr. Nimm wahr, dass es gerade so ist. Und verändere deine innere Einstellung dazu, was du über die Vergangenheit denkst.

Akzeptiere, was passiert ist.
Erkenne an, was passiert ist.
Und gebe die Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit auf.

Die zweite Richtung, die einige Paare nach einer Verletzung oder einem Vertrauensbruch einschlagen, besteht darin, die Verletzung in ihre Partnerschaft zu integrieren. Das ist eine gewisse Art und Weise der Verdrängung oder eben auch: Des Vergessens.

Diese Paare haben die Illusion der perfekten, vertrauensvollen Beziehung verloren. Sie geben sich nicht mehr der Vorstellung hin, etwas besonders zu sein oder eine besondere Beziehung zu führen. Sie bleiben zusammen, sie vertrauen auch darauf, dass ihre Beziehung Zukunft hat. Aber sie bleiben vorsichtig miteinander. Sie bleiben zu einem gewissen Grad auf Abstand. Sie bleiben möglicherweise in Hab-Acht-Stellung, sind auf die nächste Katastrophe vorbereitet. Sie erwarten nichts mehr voneinander. Aber sie rechnen es sich als gemeinsame Stärke an, diese große Krise bewältigt zu haben – gemeinsam. Und das wiederum schafft Vertrauen darauf, auch zukünftige Krisen meistern zu können.

In diesem Stand der Beziehung lässt es sich noch sehr lange und sehr angenehm miteinander leben. Zu einem gewissen Grad besteht der Wunsch, dass alles wieder so wird wie vorher – vollkommen verständlich. Es soll wieder leicht sein, es soll wieder vertraut sein, wieder gemeinsam sein. Und es besteht vor allem kein Wunsch dazu, es nochmal schwer zu machen. Die Situation nochmal zu durchleben, nochmal durch zu arbeiten.

Das ist so verständlich!

Aber lass mich dir sagen: Du verdienst mehr! Du verdienst, dass es wirklich gut ist. Du verdienst eine Beziehung, die eng ist, die nah ist, die vertrauensvoll, offen, voller Hoffnung und voller echtem Glauben ist. Und das geht. Das bedeutet, einen Prozess zu machen aber es geht.

Bei Paaren, die diese Richtung einschlagen, um mit einem Vertrauensbruch oder einer Verletzung umzugehen, geht es ganz oft auch um Selbstschutz. Darum, sich in Sicherheit zu wägen. Darum, zu verhindern, dass so etwas nochmal passiert. Vielleicht bist du fassungslos darüber, dass dir das passiert ist. Vielleicht kannst du dir selbst nicht mehr so gut in die Augen sehen, vielleicht schämst du dich auch, dass dir das passiert ist. Dass du so verletzt und hintergangen worden bist.

Und hier möchte ich dir dringend raten, noch einen weiteren Schritt zu tun:

Verzeihe dir selbst.

Das mag jetzt vielleicht seltsam klingen, denn du hast dich ja nicht falsch verhalten – du wurdest ja verletzt und hintergangen. Und doch ist es unglaublich wichtig, sich mit sich selbst zu beschäftigen und sich auch selbst zu vergeben.

Verzeih dir selbst, dass du vielleicht

  • über die eigenen Grenzen gegangen bist.
  • Dass du dich nicht geschützt hast.
  • Dass du nichts bemerkt hast.
  • Dass du blind vertraut hast.
  • Verzeihe dir, dass dir das passiert ist.
  • Verzeihe dir, dass du gerade wütend, traurig oder hilflos bist.
  • Nehme dir hier an, mit allem was ist, und verzeihe dir.

    Und traue dich hinzuschauen.

    Traue dich, dich ernst zu nehmen mit deinen Gefühlen. Dich um dich zu kümmern, für dich selbst da zu sein. Traue dich, nicht nur zu vergessen oder zu verdrängen, sondern einen echten Prozess zu machen, der dir vielleicht auch nochmal viel abverlangt, aber der weiter führt – zu einer glückliche und erfüllten Beziehung: Zu dir selbst und zu deinem Partner.

    Und dass das möglich ist, das weiß ich so genau, weil es ja noch die dritte Richtung gibt, in die sich eure Beziehung entwickeln kann nach einer Verletzung oder einem Vertrauensbruch. Einige Beziehung wachsen daran.

    Wachsen an so einem schmerzhaften Ereignis.
    Wusstest du, dass das chinesische Zeichen für „Krise“ sich zusammensetzt aus zwei Teilen: Dem Zeichen für Gefahr und dem Zeichen für Chance? Krisen bieten Chancen: Chancen für gemeinsames Wachstum!

    Es ist nicht zufällig zu diesem Vertrauensbruch oder zu dieser Verletzung gekommen. Irgendetwas hat dazu geführt.

    Vielleicht wart ihr nicht offen genug in eurer Beziehung, vielleicht nicht nah genug, nicht ehrlich genug. Vielleicht habt ihr eure Wünsche und Bedürfnisse nicht geteilt, vielleicht hat ihr euch einander nicht anvertraut. Ihr könnt dieses Ereignis jetzt nutzen um damit zu arbeiten – es nicht verdrängen, es nicht vergessen, es nicht voller Wut zwischen euch stellen: Damit arbeiten und daran wachsen!

    • Führt intensive Gespräche.
    • Klärt, warum es dazu gekommen ist.
    • Teilt miteinander, was ihr gebraucht hättet.
    • Was ihr auch jetzt braucht.
    • Seid jetzt so offen, so nah, so ehrlich wie ihr es vor dem Vertrauensbruch gebraucht hättet.
    • Macht die Verletzung zu einem Bestandteil eurer Beziehung, an dem ihr gewachsen seid.

      Nutzt die Chance, die sich euch bietet und fragt euch:

      • Wofür war es auch gut, dass das passiert ist?
      • Was wurde dadurch ermöglicht?
      • Was haben wir dadurch übereinander gelernt?
      • Was konnten wir dadurch in unserer Beziehung verändern?
      • Welche Form von Wachstum wurde durch diese Verletzung in unserer Beziehung möglich?
      • Übersteht das zusammen. Wachst zusammen. Transformiert den Vertrauensbruch in einen Baustein eurer Beziehung, der nicht mehr schmerzt, sondern der euch etwas gelehrt hat übereinander und über eure Partnerschaft. Und seid dankbar für das, was dadurch zwischen euch möglich werden kann.

        Ich wünsche euch ganz viel Stärke, dahin zu sehen, wo es nötig ist. Ich wünsche euch Kraft, durch diesen Prozess zu gehen.

        Lasst euch unterstützen, wenn es alleine zu schwierig wird, ihr müsst das nicht alles alleine schaffen.

        Aber traut euch hinzusehen – eure Beziehung ist es wert. Du bist es wert!

        Danke, dass du bei dieser Podcast Folge dabei warst. Wie mutig, dass du dich traust, hinzusehen und dass du den Willen hast, zu vergeben.

        Ich hoffe die Inhalte dieser Folge helfen dir dabei, im Prozess der Vergebung und des Verzeihens einen Schritt nach vorne zu tun. Wenn du eine Frage hast, schreibe mir gerne oder komme in meine Facebook-Gruppe „Paartherapie-Podcast – Glückliche & erfüllte Beziehungen leben!“ und tausche dich dort zu diesem und vielen anderen Themen aus.

        Ich wünsche dir alles Gute,

        lass es dir gut gehen,

        mach's gut und bis bald,

        deine Linda

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