
Sign up to save your podcasts
Or
Die heutige Episode ist ein Statement. Sie beschreibt meine Gedankenwelt und warum ich mich der Vision verschrieben habe, immer besseres Führen in europäischen Firmen zu etablieren. Wo ich unsere, Ihre und meine Chancen sehe.
Es hat aus meiner Sicht zwei Änderungen gegeben, die nicht unterschätzt werden können und deren Auswirkungen sich gerade kumulieren.
Vor der Nutzung der Eisenbahn, vor der ersten industriellen Revolution, war der Wettbewerb dramatisch eingeschränkt. Ein lokaler Produzent, besonders von schwer zu transportierenden Wahren wie Steinen, Holz oder gar Stein, brauchten keine Konkurrenz von woanders zu fürchten, schlicht weil der Transport ein sehr hoher Kostenblock war. Das änderte sich durch Einführung der Eisenbahn, was Transport dramatisch erleichterte in damit kostengünstiger machte.
Bis in die 1990er wurde auch ehr mit materiellen Gütern gehandelt. Erst dann wurde wissen ein reguläres und vor allem sehr viel gehandeltes Gut. Früher war Wissen im Wesentlichen in Buchform erhältlich, heute ist es allgegenwärtig. Mit Consulting und Coaching entstanden komplett neue, nur auf Wissen basierende Industrien.
Auch hier sind die Transportwege drastisch billiger, oft sogar kostenlos geworden. Wissen ist verfügbar und muss nicht in Buchform transportiert und bezahlt werden.
Die Welt ist VUCA geworden:
In den 1980ern war es so schön einfach, Produkte zu entwickeln. Zwei Beispiele:
Heute kommt jedes Jahr ein neues Super-Smartphone auf den Markt. Von jedem Anbieter. Selbst die Software-Versionierung wurde ja weitgehend durch permanente Weiterentwicklung in kleinen Schritten abgelöst.
Vielen Menschen geht es schon zu schnell. Sie wissen, was sie hatten und niemand erklärt ihnen die Zukunft. Sämtliche Medien schüren Angst und die Politik ist Aussagefrei. Das Ergebnis sind dann Führungsangebote wie Viktor Orban, Donald Trump und Boris Johnson. Oder Extinction Rebellion. Menschen wollen was tun und wollen geführt werden, es mangelt aber an Führungsangeboten.
In der Berufswelt finden viele ebenfalls keine Führungsangebote: Die Gallup-Ergebnisse zeigen seit Jahren einen bei 15% verharrenden Anteil von Mitarbeitern mit einer hohen emotionalen Bindung ans Unternehmen. Schon verständlich, wenn gerade die großen Arbeitgeber sei langem nur noch durch Jobabbau und Skandale auffallen.
Insgesamt scheinen immer mehr Menschen die aktuelle Zeit ehr als Bedrohung denn als Chance zu begreifen.
Gleichzeitig bildet sich eine kleine Elite heraus: Die Menschen, die die neuen Möglichkeiten aktiv nutzen. Ich meine damit nicht die Leute, die einfach das neue Smartphone nutzen und sich damit betäuben. Ich meine die Leute, die sich Chancen erschaffen.
Führen = Ressourcen in Ergebnisse transformieren.
Erfolg = Ziele erreichen, also Ergebnisse produzieren.
Führung wird nur dann gebraucht, wenn Ziele erreicht werden sollen. Das ist wichtig: Eine statische Organisation braucht keine Führung. Es ist nicht verwunderlich, warum staatliche Bürokratien so funktionieren wie vor 20 Jahren.
Eine solche Organisation verliert irgendwann auch jede Fähigkeit zur Bewegung auf ein neues Ziel hin. Das ist leider sehr oft zu beobachten, gerade bei Unternehmen, die gestern gut liefen. Wir brauchen hier nicht hämisch nach Finnland zu schauen, wo vom einstigen Industrieführer Nokia nur noch eine Namenslizenz an chinesischen MeToo-Handys übriggeblieben ist. Auch lasse ich die wahrscheinlich totgeweihte deutsche Autoindustrie in Ruhe: Schauen Sie mal in den Mittelstand. Teils gruselig! Wir haben ungeheuer viele Hidden Champions hier in DE. Und viel zu viele von denen machen immer noch das von gestern. Die warten drauf, dass ihnen jemand anders das Geschäft wegnimmt, weil sie selber nicht mehr in der Lage sind, sich neu zu erfinden. Peek&Cloppenburg. Rewe. MediaMarktSaturn. Deutsche Messe.
Sie können es gern anders benennen, doch ich bleibe bei meiner Definition: Führung blickt nach vorn, Management erhält das gestern. Das ist hier gemeint.
Ableitend aus dem gerade gesagten ist es kritisch, dass Organisationen in der Lage sind und dauerhaft flexibel zu bleiben, sich immer schneller an die immer schneller drehenden Märkte anzupassen. Sonst tut das halt jemand anders.
Ich habe uns acht Punkte herausgearbeitet, die mich zu meiner aussage führen: Führen ist eine der wichtigsten Tätigkeiten unserer Zeit!
Menschen sind evolutionsbedingt skeptisch gegenüber neuem. Was wir gestern gemacht haben, haben wir überlebt. Macht also Sinn, das gleiche heute wieder zu tun. Verständlich. Viele kaufen heute die gleichen Lebensmittel wie gestern, gehen ins gleiche Restaurant, fahren an den gleichen Urlaubsort. Verständliches Verhalten, vermeidet es doch unliebsame Überraschungen und erspart Denkaufwand.
Dass das für Unternehmen zunehmend tödlich wird, hatte ich bereits hergeleitet. Kannibalisiere Dich bevor es jemand anderes macht. Nun sollten wir uns einig sein, dass es zum Erreichen von neuen Zielen, Führung bedarf. Es ist aber auch anders herum: Nur die Fähigkeit zu führen ermöglicht überhaupt Veränderung. Wenn eine Organisation keinerlei Führungsfähigkeit hat, nur gemanagt wird, nur das gestern optimiert, wo soll denn dann die neue Idee, das neue Ziel herkommen? Das wird doch alles sofort zwischen Controlling, Risk Management und Finance zerrieben.
Nur jemand, der Veränderung, und nichts anderes ist Führung, gewohnt ist, der das kann und der so tickt, kann die neue Ziele entwickeln und einbringen. Blackberry hat solche Leute nicht. Bei Apple scheinen die gerade auszusterben. Google hat sie. Aber auch das kleine Musikhaus Thomann: Die sind die Amazons der Audiotechnik. Googlen sie mal nach einem Rode Mikrophon, Thomann ist sehr oft vor allen anderen. Die können alles liefern und deren Kundensupport ist fast schon unanständig gut. Wer etwas in diesem Bereich lernen will, schaut ehr auf thomann.de als bei Wikipedia.
Nur die Fähigkeit zur Veränderung kann Veränderung erzeugen. Genau das ist Führung.
Führen bedeutet entscheiden. Was wir wollen und was wir nicht mehr wollen. Wichtig ist nicht, sich für etwas zu entscheiden, das kann jeder. Wichtig ist, Optionen auszuschließen. Eine Entscheidung für etwas ist keine Entscheidung, wenn nicht gleichzeitig gegen die anderen Optionen entschieden wird. Aktiv entschieden wird. Das reduziert, schränkt im positiven Sinne ein, fokussiert. Ein Prozess im Geschäft, ein strukturierter und beschriebener Ablauf ist die tägliche Manifestation dessen. Aber eben auch die Produktbeschränkung und Kundenfokussierung. Thomann macht nicht alles, sondern nur weniges. Das aber überragend gut.
Eine einmal gefällte Entscheidung gibt Sicherheit, wenn neue Optionen auftauchen. Bis zum Überdenken und eventuellen neu-Entscheiden bleibt die bestehende Entscheidung die Richtschnur.
Ein Beispiel: Es gibt eine große Auswahl von Marketingkanälen: Facebook, Twitter, Xing, LinkedIn, YouTube, Google, Blog, vielleicht Zeitungsanzeigen, serielles Fernsehen, was auch immer. Führen bedeutet entscheiden, bedeutet reduzieren. Die meisten haben nicht genug power, um sämtliche Kanäle gut zu bespielen, also muss reduziert und fokussiert werden.
Wenn wir uns für die Marketingkanäle Google Adds und Facebook Adds entschieden haben, muss nicht die ganze Organisation wahnsinnig werden, wenn TikTok aufkommt. Wir haben eine Entscheidung und können uns darauf verlassen. Allerdings ist das Auftauchen einer neuen Option das Signal für den Entscheider, die neue Option zu prüfen und auch für diese eine Entscheidung zu fällen.
Das bringt uns zu diesem Punkt: Es kommen in immer kürzeren Zyklen immer neue Möglichkeiten. Langfristige Planungen oder gar Produktentwicklungen werden immer schwieriger. Und doch bringt es auch nichts, jedem neuen Trend hinterher zu laufen. Manchmal darf ein Hype einfachmal ignoriert werden. Viele Themen werden einige wenige Wochen lang hochgekocht und sind dann verschwunden und vergessen. Führung darf hier Kurs halten. Es gilt zu bestehenden Entscheidungen zu stehen und diese durchzusetzen, ansonsten kommt die Organisation ins Trudeln. Ganz offensichtlich liegt die Kunst weniger im Kurs halten, sondern im Finden der Balance: Wann ist der Hype erst zu nehmen? Welche Entwicklungen können wir absehen, bevor sie jeder sieht? Wann ändern wir die bestehenden Entscheidungen?
Alle Individuen in einer Organisation haben ihre individuellen Interessen, die sie durchzusetzen versuchen. Mehr oder weniger ausgeprägt. Mehr Gehalt, geringe Arbeitszeit seien hier als die großen Linien genannt, aber auch das vielgepriesene Ausleben der eigenen Stärken. Manche Führungskraft bekommt diese Selbstverwirklichungstriebe nicht ausreichen kanalisiert, gerade die IT ist dafür sehr anfällig.
Die Organisation an sich, egal ob Firma als ganzes oder das eigene Team, dient aber einem übergeordneten Gruppeninteresse, einem Kundeninteresse. Dieses hat keinen Vertreter in der Organisation. Führung muss hier als Anwalt des übergeordneten Interesses, des Gruppeninteresses auftreten, welchen sich aus dem Organisationsziel herleitet und permanent speist. Um hier authentisch und glaubwürdig auftreten zu können, muss sich auch das Individualinteresse der Führungskraft dem Gruppeninteresse unterordnen. Und wieder ist die richtige Balance zu finden denn natürlich will auch das Individualinteresse der Führungskraft entspreche Anerkennung finden.
Ich habe niemals behauptet, unser Job ist einfach.
Das ausrichten auf ein Ziel bringt schonmal ähnlich denkende Leute zusammen. Gute Führung erschafft aber darüber hinaus noch eine Gemeinschaft, ich nenne es die Sippe. Gute Führung hält den Fokus auf dem Ziel und gibt dem Team damit einen übergeordneten Existenzgrund jenseits der Individualinteressen (oft: Geld verdienen). Durch den schlauen Einsatz der Teammitglieder können sie ihre Fähigkeiten gut einbringen und ihren Wertbeitrag erkennen. Die gemeinsame Tätigkeit, die damit verbunden und von guten Führungskräften installierten Rituale tragen weiter zum Zusammenhalt bei. So werden aus Einzelpersonen Gemeinschaften.
Schauen Sie sich einmal Führung in Vereinen oder Kirchen an: Die funktionieren alle nur, wenn es Führung gibt. Auch wenn die Menschen freiwilligen, weil Sinngetrieben, diesen Gruppen beitreten bleiben sie in aller Regel nur, wenn die Gemeinschaft das gedachte Versprechen einlösen kann. Wenn also jemand die Führung übernimmt. Ja, das wird in freiwilligen Organisationen oft so nicht genannt, manchmal sind sogar diese bösen Business-Begriffe verpönt. Und doch funktioniert eine Gemeinde nur, wenn der Pfarrer ein Mindestmaß an Führung zeigt. Es gibt allgemeingültige Prinzipien, wie Gruppen geformt werden. Das passiert nicht zufällig und leider kennen immer noch nicht sehr viele Menschen diesen Prinzipen.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass die Menschen nicht genug Führungsangebote haben. Es waren einmal die Kirchen, die der Gesellschaft und den Individuen eine Stütze gaben. Dann kamen Parteien mit inspirierenden Ideen dazu, ich bin jetzt gedanklich an der Schwelle vom 19. Zum 20. Jahrhundert. Nach dem Weltkrieg hat sich beides marginalisiert, heute bis zur Bedeutungslosigkeit. Im Berufsleben schwang lange Befehl und Gehorsam aus preußischer Tradition nach. Der Erfolg der Aufbaujahre hat auch keine Kritik zugelassen, so geht halt Erfolg, siehst Du doch.
Manche sagen, Die Menschen heute sind so desorientiert, dass sie sich selber ihre Religionen schaffen. Dann werden irgendwelche hypothetischen Ereignisse zum Weltuntergang hochstilisiert und der Bewegung ein Mädchen als Messias vorgesetzt. Das was von Parteien in Deutschland noch übrig ist, übt sich im Demokratieabbau, weil das Wahlvolk aus ihrer Sicht die falschen wählt.
Nirgends Führungsangebote und die Rattenfänger, die das ausnutzen, hatte ich vorhin bereits erwähnt. Die Menschen suchen Orientierung. Ich sehe sehr klar zu benennende Schuldige, ja ich nutze dieses Wort, für diese Situation, darum geht es mir hier aber nicht.
Viele Menschen übernehmen keine Verantwortung und das bezieht Führungsverantwortung mit ein, weil sie noch nie gesehen haben wie es geht. Wie es richtig geht. Und dass es sich am Ende auszahlt, womit ich nicht Geld, sondern Erfüllung meine. Angeblich halten sich laut Gallup 96% der Führungskräfte für gut. Gleichzeitig machen 70% der Mitarbeiter nur Job nach Vorschrift und 15% haben sich geistig schon verabschiedet. Spricht nicht dafür, dass wir alle sehr oft gute Führung besichtigen können.
Aber wenn doch…. Ich behaupte, gute Führung inspiriert zum Nachahmen. Wir alle kopieren, bewusst oder unbewusst, die Verhaltensweisen der Ranghöheren. In jungen Jahren nennet sich das Erziehung. Im Berufsleben könnten wir es Selektion nennen, jeder Chef hat nach einigen Jahren das Team, das er will. Andere sagen: Das Team dass er verdient.
Das junge Talent wird doch dramatisch viel ehr selber in Führung wollen, wenn es richtig gut geführt wird. Als wenn es einem Stromberg ausgeliefert ist. Und wenn das Talent dann befördert wurde, wird es doch seinerseits viel ehr die Methoden anwenden, die es selber vom ersten Chef erfahren hat.
Das Ergebnis sind die Ergebnisse! Gute Führung denkt immer vom Ergebnis rückwärts. Niemals vom Ist Zustand nach vorn. Erst: „Was will der Kunde haben?“ Dann: “Wie kommen wir da hin?“. Eben nicht so herum: „Wir können dies und das gut, was machen wir damit?“
In Summe erschafft Führung Ergebnisse durch Fokussierung auf ein Ziel.
Ich gehe noch weiter: nur Führung kann großes erschaffen! Mein Lieblingsbeispiel sind die Pyramiden: Frühe Meisterwerke von Führung! Richtig viele Menschen erschaffen gemeinsam etwas sprichwörtlich Großes.
Heute sind zwar die Markteintrittshürden so klein wie nie in der Menschheitsgeschichte zuvor. Genau das erzeugt aber eben auch einen ungeheuren Qualitäts- und Innovationsdruck am Markt. Kaum eine große Idee lässt sich heute noch von zwei oder drei Leuten realisieren und dann zu Größe bringen. Die legendären Garagen- und Wohnzimmer-Storys von HP, Apple oder Facebook kann ich mir heute nicht mehr vorstellen. Zu schnell ist eine neue Idee kopierbar und wenn der Kopierer mehr Ressourcen aufwenden kann, übernimmt er den Markt. Verklag ihn doch, viel Erfolg.
Wenn das stimmt, bedeutet es, dass derjenige gewinnt, der schnell viele Leute auf ein Ziel einschwören kann. Führung. Nicht falsch verstehen: Technische Expertise, das richtige Marketing, genug Capital im Hintergrund, all das braucht es auch, weiß ich. Nur führt das alles eben nirgendwo hin, wenn das Führungsteam nicht gut ist und die PS nicht auf die Straße bekommt.
Auch Deswegen bezeichne ich Führung als die wichtigste Fähigkeit unserer Zeit.
Wir können keinen Sinn geben, Sinn darf individuell unterschiedlich gefunden werden. Nur ein Leben im Sinn führt zum Glück sagte Viktor Frankl, der berühmte Neurologe und Psychiater.
Führung lebt die Verwirklichung des übergeordneten Zieles. Dieses muss so formuliert sein, dass es für die Mitstreiter Attraktiv sein kann. Ich hatte es in den letzten Episoden Vision genannt und sehr genau beschrieben, wie sie aufgebaut sein muss. Eine Ernstgemeinte Vision, die sich tattäglich im Tun ablesen lässt, bringt die Menschen zusammen, die an ihr mitarbeiten wollen. Diesen Menschen bietet Führung zu eben jenem Ziel die Hilfestellung, die sie brauchen um emotional an der Vision anzudocken. Sie mit ihren eigenen Werten abzugleichen und in Einklang zu bringen. Führung ist die Tätigkeit, die den Menschen hilft, den Sinn im Firmenzweck zu finden.
Ist ein Sinn im Tun gefunden, gibt es ja oft kein Halten mehr: Wer für sich selber den Sinn im sexy aussehen gefunden hat, der hat ja weder mit Sport noch mit anderer Ernährung ein Problem. Wer nur das berüchtigte Gewicht verlieren will hingegen schon. Mitarbeiter, die mit arbeiten wollen, die ebenfalls vom Ziel inspiriert sind, die den Sinn sehen und ihn umsetzten wollen…. Solche Leute wollen alle und gutes Führen ist der Weg dahin. Die müssen sie nicht teuer zum arbeiten zwingen, denen geben sie Geld, weil sie so unendlich wertvoll sind.
Acht Gründe, warum ich Führen für die wichtigste Fähigkeit unserer Zeit halte. Selbstführung gehört dazu, wer sich nicht selber führen kann, kann niemanden Führen.
Bleiben Sie in Führung!
Ihr Olaf Kapinski
—Folgen Sie uns auf YouTube—
-----------------------------------------------------------
Die heutige Episode ist ein Statement. Sie beschreibt meine Gedankenwelt und warum ich mich der Vision verschrieben habe, immer besseres Führen in europäischen Firmen zu etablieren. Wo ich unsere, Ihre und meine Chancen sehe.
Es hat aus meiner Sicht zwei Änderungen gegeben, die nicht unterschätzt werden können und deren Auswirkungen sich gerade kumulieren.
Vor der Nutzung der Eisenbahn, vor der ersten industriellen Revolution, war der Wettbewerb dramatisch eingeschränkt. Ein lokaler Produzent, besonders von schwer zu transportierenden Wahren wie Steinen, Holz oder gar Stein, brauchten keine Konkurrenz von woanders zu fürchten, schlicht weil der Transport ein sehr hoher Kostenblock war. Das änderte sich durch Einführung der Eisenbahn, was Transport dramatisch erleichterte in damit kostengünstiger machte.
Bis in die 1990er wurde auch ehr mit materiellen Gütern gehandelt. Erst dann wurde wissen ein reguläres und vor allem sehr viel gehandeltes Gut. Früher war Wissen im Wesentlichen in Buchform erhältlich, heute ist es allgegenwärtig. Mit Consulting und Coaching entstanden komplett neue, nur auf Wissen basierende Industrien.
Auch hier sind die Transportwege drastisch billiger, oft sogar kostenlos geworden. Wissen ist verfügbar und muss nicht in Buchform transportiert und bezahlt werden.
Die Welt ist VUCA geworden:
In den 1980ern war es so schön einfach, Produkte zu entwickeln. Zwei Beispiele:
Heute kommt jedes Jahr ein neues Super-Smartphone auf den Markt. Von jedem Anbieter. Selbst die Software-Versionierung wurde ja weitgehend durch permanente Weiterentwicklung in kleinen Schritten abgelöst.
Vielen Menschen geht es schon zu schnell. Sie wissen, was sie hatten und niemand erklärt ihnen die Zukunft. Sämtliche Medien schüren Angst und die Politik ist Aussagefrei. Das Ergebnis sind dann Führungsangebote wie Viktor Orban, Donald Trump und Boris Johnson. Oder Extinction Rebellion. Menschen wollen was tun und wollen geführt werden, es mangelt aber an Führungsangeboten.
In der Berufswelt finden viele ebenfalls keine Führungsangebote: Die Gallup-Ergebnisse zeigen seit Jahren einen bei 15% verharrenden Anteil von Mitarbeitern mit einer hohen emotionalen Bindung ans Unternehmen. Schon verständlich, wenn gerade die großen Arbeitgeber sei langem nur noch durch Jobabbau und Skandale auffallen.
Insgesamt scheinen immer mehr Menschen die aktuelle Zeit ehr als Bedrohung denn als Chance zu begreifen.
Gleichzeitig bildet sich eine kleine Elite heraus: Die Menschen, die die neuen Möglichkeiten aktiv nutzen. Ich meine damit nicht die Leute, die einfach das neue Smartphone nutzen und sich damit betäuben. Ich meine die Leute, die sich Chancen erschaffen.
Führen = Ressourcen in Ergebnisse transformieren.
Erfolg = Ziele erreichen, also Ergebnisse produzieren.
Führung wird nur dann gebraucht, wenn Ziele erreicht werden sollen. Das ist wichtig: Eine statische Organisation braucht keine Führung. Es ist nicht verwunderlich, warum staatliche Bürokratien so funktionieren wie vor 20 Jahren.
Eine solche Organisation verliert irgendwann auch jede Fähigkeit zur Bewegung auf ein neues Ziel hin. Das ist leider sehr oft zu beobachten, gerade bei Unternehmen, die gestern gut liefen. Wir brauchen hier nicht hämisch nach Finnland zu schauen, wo vom einstigen Industrieführer Nokia nur noch eine Namenslizenz an chinesischen MeToo-Handys übriggeblieben ist. Auch lasse ich die wahrscheinlich totgeweihte deutsche Autoindustrie in Ruhe: Schauen Sie mal in den Mittelstand. Teils gruselig! Wir haben ungeheuer viele Hidden Champions hier in DE. Und viel zu viele von denen machen immer noch das von gestern. Die warten drauf, dass ihnen jemand anders das Geschäft wegnimmt, weil sie selber nicht mehr in der Lage sind, sich neu zu erfinden. Peek&Cloppenburg. Rewe. MediaMarktSaturn. Deutsche Messe.
Sie können es gern anders benennen, doch ich bleibe bei meiner Definition: Führung blickt nach vorn, Management erhält das gestern. Das ist hier gemeint.
Ableitend aus dem gerade gesagten ist es kritisch, dass Organisationen in der Lage sind und dauerhaft flexibel zu bleiben, sich immer schneller an die immer schneller drehenden Märkte anzupassen. Sonst tut das halt jemand anders.
Ich habe uns acht Punkte herausgearbeitet, die mich zu meiner aussage führen: Führen ist eine der wichtigsten Tätigkeiten unserer Zeit!
Menschen sind evolutionsbedingt skeptisch gegenüber neuem. Was wir gestern gemacht haben, haben wir überlebt. Macht also Sinn, das gleiche heute wieder zu tun. Verständlich. Viele kaufen heute die gleichen Lebensmittel wie gestern, gehen ins gleiche Restaurant, fahren an den gleichen Urlaubsort. Verständliches Verhalten, vermeidet es doch unliebsame Überraschungen und erspart Denkaufwand.
Dass das für Unternehmen zunehmend tödlich wird, hatte ich bereits hergeleitet. Kannibalisiere Dich bevor es jemand anderes macht. Nun sollten wir uns einig sein, dass es zum Erreichen von neuen Zielen, Führung bedarf. Es ist aber auch anders herum: Nur die Fähigkeit zu führen ermöglicht überhaupt Veränderung. Wenn eine Organisation keinerlei Führungsfähigkeit hat, nur gemanagt wird, nur das gestern optimiert, wo soll denn dann die neue Idee, das neue Ziel herkommen? Das wird doch alles sofort zwischen Controlling, Risk Management und Finance zerrieben.
Nur jemand, der Veränderung, und nichts anderes ist Führung, gewohnt ist, der das kann und der so tickt, kann die neue Ziele entwickeln und einbringen. Blackberry hat solche Leute nicht. Bei Apple scheinen die gerade auszusterben. Google hat sie. Aber auch das kleine Musikhaus Thomann: Die sind die Amazons der Audiotechnik. Googlen sie mal nach einem Rode Mikrophon, Thomann ist sehr oft vor allen anderen. Die können alles liefern und deren Kundensupport ist fast schon unanständig gut. Wer etwas in diesem Bereich lernen will, schaut ehr auf thomann.de als bei Wikipedia.
Nur die Fähigkeit zur Veränderung kann Veränderung erzeugen. Genau das ist Führung.
Führen bedeutet entscheiden. Was wir wollen und was wir nicht mehr wollen. Wichtig ist nicht, sich für etwas zu entscheiden, das kann jeder. Wichtig ist, Optionen auszuschließen. Eine Entscheidung für etwas ist keine Entscheidung, wenn nicht gleichzeitig gegen die anderen Optionen entschieden wird. Aktiv entschieden wird. Das reduziert, schränkt im positiven Sinne ein, fokussiert. Ein Prozess im Geschäft, ein strukturierter und beschriebener Ablauf ist die tägliche Manifestation dessen. Aber eben auch die Produktbeschränkung und Kundenfokussierung. Thomann macht nicht alles, sondern nur weniges. Das aber überragend gut.
Eine einmal gefällte Entscheidung gibt Sicherheit, wenn neue Optionen auftauchen. Bis zum Überdenken und eventuellen neu-Entscheiden bleibt die bestehende Entscheidung die Richtschnur.
Ein Beispiel: Es gibt eine große Auswahl von Marketingkanälen: Facebook, Twitter, Xing, LinkedIn, YouTube, Google, Blog, vielleicht Zeitungsanzeigen, serielles Fernsehen, was auch immer. Führen bedeutet entscheiden, bedeutet reduzieren. Die meisten haben nicht genug power, um sämtliche Kanäle gut zu bespielen, also muss reduziert und fokussiert werden.
Wenn wir uns für die Marketingkanäle Google Adds und Facebook Adds entschieden haben, muss nicht die ganze Organisation wahnsinnig werden, wenn TikTok aufkommt. Wir haben eine Entscheidung und können uns darauf verlassen. Allerdings ist das Auftauchen einer neuen Option das Signal für den Entscheider, die neue Option zu prüfen und auch für diese eine Entscheidung zu fällen.
Das bringt uns zu diesem Punkt: Es kommen in immer kürzeren Zyklen immer neue Möglichkeiten. Langfristige Planungen oder gar Produktentwicklungen werden immer schwieriger. Und doch bringt es auch nichts, jedem neuen Trend hinterher zu laufen. Manchmal darf ein Hype einfachmal ignoriert werden. Viele Themen werden einige wenige Wochen lang hochgekocht und sind dann verschwunden und vergessen. Führung darf hier Kurs halten. Es gilt zu bestehenden Entscheidungen zu stehen und diese durchzusetzen, ansonsten kommt die Organisation ins Trudeln. Ganz offensichtlich liegt die Kunst weniger im Kurs halten, sondern im Finden der Balance: Wann ist der Hype erst zu nehmen? Welche Entwicklungen können wir absehen, bevor sie jeder sieht? Wann ändern wir die bestehenden Entscheidungen?
Alle Individuen in einer Organisation haben ihre individuellen Interessen, die sie durchzusetzen versuchen. Mehr oder weniger ausgeprägt. Mehr Gehalt, geringe Arbeitszeit seien hier als die großen Linien genannt, aber auch das vielgepriesene Ausleben der eigenen Stärken. Manche Führungskraft bekommt diese Selbstverwirklichungstriebe nicht ausreichen kanalisiert, gerade die IT ist dafür sehr anfällig.
Die Organisation an sich, egal ob Firma als ganzes oder das eigene Team, dient aber einem übergeordneten Gruppeninteresse, einem Kundeninteresse. Dieses hat keinen Vertreter in der Organisation. Führung muss hier als Anwalt des übergeordneten Interesses, des Gruppeninteresses auftreten, welchen sich aus dem Organisationsziel herleitet und permanent speist. Um hier authentisch und glaubwürdig auftreten zu können, muss sich auch das Individualinteresse der Führungskraft dem Gruppeninteresse unterordnen. Und wieder ist die richtige Balance zu finden denn natürlich will auch das Individualinteresse der Führungskraft entspreche Anerkennung finden.
Ich habe niemals behauptet, unser Job ist einfach.
Das ausrichten auf ein Ziel bringt schonmal ähnlich denkende Leute zusammen. Gute Führung erschafft aber darüber hinaus noch eine Gemeinschaft, ich nenne es die Sippe. Gute Führung hält den Fokus auf dem Ziel und gibt dem Team damit einen übergeordneten Existenzgrund jenseits der Individualinteressen (oft: Geld verdienen). Durch den schlauen Einsatz der Teammitglieder können sie ihre Fähigkeiten gut einbringen und ihren Wertbeitrag erkennen. Die gemeinsame Tätigkeit, die damit verbunden und von guten Führungskräften installierten Rituale tragen weiter zum Zusammenhalt bei. So werden aus Einzelpersonen Gemeinschaften.
Schauen Sie sich einmal Führung in Vereinen oder Kirchen an: Die funktionieren alle nur, wenn es Führung gibt. Auch wenn die Menschen freiwilligen, weil Sinngetrieben, diesen Gruppen beitreten bleiben sie in aller Regel nur, wenn die Gemeinschaft das gedachte Versprechen einlösen kann. Wenn also jemand die Führung übernimmt. Ja, das wird in freiwilligen Organisationen oft so nicht genannt, manchmal sind sogar diese bösen Business-Begriffe verpönt. Und doch funktioniert eine Gemeinde nur, wenn der Pfarrer ein Mindestmaß an Führung zeigt. Es gibt allgemeingültige Prinzipien, wie Gruppen geformt werden. Das passiert nicht zufällig und leider kennen immer noch nicht sehr viele Menschen diesen Prinzipen.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass die Menschen nicht genug Führungsangebote haben. Es waren einmal die Kirchen, die der Gesellschaft und den Individuen eine Stütze gaben. Dann kamen Parteien mit inspirierenden Ideen dazu, ich bin jetzt gedanklich an der Schwelle vom 19. Zum 20. Jahrhundert. Nach dem Weltkrieg hat sich beides marginalisiert, heute bis zur Bedeutungslosigkeit. Im Berufsleben schwang lange Befehl und Gehorsam aus preußischer Tradition nach. Der Erfolg der Aufbaujahre hat auch keine Kritik zugelassen, so geht halt Erfolg, siehst Du doch.
Manche sagen, Die Menschen heute sind so desorientiert, dass sie sich selber ihre Religionen schaffen. Dann werden irgendwelche hypothetischen Ereignisse zum Weltuntergang hochstilisiert und der Bewegung ein Mädchen als Messias vorgesetzt. Das was von Parteien in Deutschland noch übrig ist, übt sich im Demokratieabbau, weil das Wahlvolk aus ihrer Sicht die falschen wählt.
Nirgends Führungsangebote und die Rattenfänger, die das ausnutzen, hatte ich vorhin bereits erwähnt. Die Menschen suchen Orientierung. Ich sehe sehr klar zu benennende Schuldige, ja ich nutze dieses Wort, für diese Situation, darum geht es mir hier aber nicht.
Viele Menschen übernehmen keine Verantwortung und das bezieht Führungsverantwortung mit ein, weil sie noch nie gesehen haben wie es geht. Wie es richtig geht. Und dass es sich am Ende auszahlt, womit ich nicht Geld, sondern Erfüllung meine. Angeblich halten sich laut Gallup 96% der Führungskräfte für gut. Gleichzeitig machen 70% der Mitarbeiter nur Job nach Vorschrift und 15% haben sich geistig schon verabschiedet. Spricht nicht dafür, dass wir alle sehr oft gute Führung besichtigen können.
Aber wenn doch…. Ich behaupte, gute Führung inspiriert zum Nachahmen. Wir alle kopieren, bewusst oder unbewusst, die Verhaltensweisen der Ranghöheren. In jungen Jahren nennet sich das Erziehung. Im Berufsleben könnten wir es Selektion nennen, jeder Chef hat nach einigen Jahren das Team, das er will. Andere sagen: Das Team dass er verdient.
Das junge Talent wird doch dramatisch viel ehr selber in Führung wollen, wenn es richtig gut geführt wird. Als wenn es einem Stromberg ausgeliefert ist. Und wenn das Talent dann befördert wurde, wird es doch seinerseits viel ehr die Methoden anwenden, die es selber vom ersten Chef erfahren hat.
Das Ergebnis sind die Ergebnisse! Gute Führung denkt immer vom Ergebnis rückwärts. Niemals vom Ist Zustand nach vorn. Erst: „Was will der Kunde haben?“ Dann: “Wie kommen wir da hin?“. Eben nicht so herum: „Wir können dies und das gut, was machen wir damit?“
In Summe erschafft Führung Ergebnisse durch Fokussierung auf ein Ziel.
Ich gehe noch weiter: nur Führung kann großes erschaffen! Mein Lieblingsbeispiel sind die Pyramiden: Frühe Meisterwerke von Führung! Richtig viele Menschen erschaffen gemeinsam etwas sprichwörtlich Großes.
Heute sind zwar die Markteintrittshürden so klein wie nie in der Menschheitsgeschichte zuvor. Genau das erzeugt aber eben auch einen ungeheuren Qualitäts- und Innovationsdruck am Markt. Kaum eine große Idee lässt sich heute noch von zwei oder drei Leuten realisieren und dann zu Größe bringen. Die legendären Garagen- und Wohnzimmer-Storys von HP, Apple oder Facebook kann ich mir heute nicht mehr vorstellen. Zu schnell ist eine neue Idee kopierbar und wenn der Kopierer mehr Ressourcen aufwenden kann, übernimmt er den Markt. Verklag ihn doch, viel Erfolg.
Wenn das stimmt, bedeutet es, dass derjenige gewinnt, der schnell viele Leute auf ein Ziel einschwören kann. Führung. Nicht falsch verstehen: Technische Expertise, das richtige Marketing, genug Capital im Hintergrund, all das braucht es auch, weiß ich. Nur führt das alles eben nirgendwo hin, wenn das Führungsteam nicht gut ist und die PS nicht auf die Straße bekommt.
Auch Deswegen bezeichne ich Führung als die wichtigste Fähigkeit unserer Zeit.
Wir können keinen Sinn geben, Sinn darf individuell unterschiedlich gefunden werden. Nur ein Leben im Sinn führt zum Glück sagte Viktor Frankl, der berühmte Neurologe und Psychiater.
Führung lebt die Verwirklichung des übergeordneten Zieles. Dieses muss so formuliert sein, dass es für die Mitstreiter Attraktiv sein kann. Ich hatte es in den letzten Episoden Vision genannt und sehr genau beschrieben, wie sie aufgebaut sein muss. Eine Ernstgemeinte Vision, die sich tattäglich im Tun ablesen lässt, bringt die Menschen zusammen, die an ihr mitarbeiten wollen. Diesen Menschen bietet Führung zu eben jenem Ziel die Hilfestellung, die sie brauchen um emotional an der Vision anzudocken. Sie mit ihren eigenen Werten abzugleichen und in Einklang zu bringen. Führung ist die Tätigkeit, die den Menschen hilft, den Sinn im Firmenzweck zu finden.
Ist ein Sinn im Tun gefunden, gibt es ja oft kein Halten mehr: Wer für sich selber den Sinn im sexy aussehen gefunden hat, der hat ja weder mit Sport noch mit anderer Ernährung ein Problem. Wer nur das berüchtigte Gewicht verlieren will hingegen schon. Mitarbeiter, die mit arbeiten wollen, die ebenfalls vom Ziel inspiriert sind, die den Sinn sehen und ihn umsetzten wollen…. Solche Leute wollen alle und gutes Führen ist der Weg dahin. Die müssen sie nicht teuer zum arbeiten zwingen, denen geben sie Geld, weil sie so unendlich wertvoll sind.
Acht Gründe, warum ich Führen für die wichtigste Fähigkeit unserer Zeit halte. Selbstführung gehört dazu, wer sich nicht selber führen kann, kann niemanden Führen.
Bleiben Sie in Führung!
Ihr Olaf Kapinski
—Folgen Sie uns auf YouTube—
-----------------------------------------------------------
10 Listeners
4 Listeners
9 Listeners
32 Listeners
15 Listeners
20 Listeners
2 Listeners
7 Listeners
3 Listeners
19 Listeners
41 Listeners
24 Listeners
3 Listeners
1 Listeners
7 Listeners