Share Angelesen! Audio-Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
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By ZMSBw - Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
The podcast currently has 103 episodes available.
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Jörg Echternkamp, Soldaten im Nachkrieg. Historische Deutungskonflikte und westdeutsche Demokratisierung 1945-1955 vor. Es erschien 2014 im De Gruyter Oldenbourg-Verlag.
Jörg Echternkamp ist Historiker und wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Mit der vorliegenden Arbeit hat er sich 2012 habilitiert. Echternkamp geht der Frage nach, wie verschiedene Deutungen des Zweiten Weltkriegs in der unmittelbaren Nachkriegszeit und der frühen Bundesrepublik die Einstellung der Bevölkerung zu Krieg und Militär beeinflussten. Dabei zeigt sich, dass neben Deutungen, die auf historische Aufklärung abzielten, auch noch lange verharmlosende Deutungen des Kriegs und der NS-Zeit im Umlauf waren, die der neuen, freiheitlich-demokratischen Nachkriegsordnung aber nichts anhaben konnten.
Jörg Echternkamps Studie beeindruckt durch ihre konsequente Umsetzung einer methodisch anspruchsvollen Differenzierung. Laut dem Autor ist diese Differenzierung entscheidend. Der differenzierte Blick auf die historischen „Zwischenräume“ schafft die Grundlage, sowohl den deutschen Kriegsopfern (wie Gefallenen und Vertriebenen) als auch den (deutschen) Tätern Aufmerksamkeit zu schenken – und dabei zugleich den internationalen Kontext des Gedenkens an die Verfolgten des Nationalsozialismus sowie das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen nicht zu vernachlässigen. Die von Echternkamp entworfene Deutungsgeschichte von Krieg und Militär kann somit einen wichtigen Beitrag leisten.
In dieser Folge von "Angelesen" Dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Eckart Conze, Die große Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt vor. Es erschien 2018 im Siedler-Verlag.
Der Historiker Eckart Conze ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Philipps-Universität Marburg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr . Im vorliegenden Werk befasst er sich mit der Versailler Friedenskonferenz von 1919. Hier hatten sich die Sieger des Ersten Weltkriegs das Ziel gesetzt, eine neue Weltordnung zu etablieren, die Frieden und Freiheit dauerhaft sichern sollte. Sie scheiterten spektakulär, dem Ersten Weltkrieg folgte rund 20 Jahre später der zweite. Detailliert untersucht Conze die Gründe dieses Scheiterns. Deren wichtigster war die mangelnde Bereitschaft der großen westlichen Staaten, die neue Weltordnung durch aktives Eintreten für Multilateralismus und kollektive Sicherheit zu konsolidieren.
Eckart Conze hat eine umfangreiche Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland vorgelegt. Der Ansatz, die Geschichte der BRD seit 1945 als Suche nach Sicherheit zu interpretieren und daraus die Politik- und Gesellschaftsgeschichte abzuleiten, erscheint plausibel. Conze berücksichtigt umfassend und höchst instruktiv die Politik-, Kultur- und Gesellschaftsgeschichte und zeichnet sich durch eine hervorragende Lesbarkeit aus. Ein gut gelungenes Beispiel großer Zeitgeschichtsschreibung.
Artikeltext: Christoph Kuhl
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Peter Tauber, Der Hitlerputsch 1923 vor. Es erschien im Jahr 2023 im Reclam-Verlag.
In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler in München die Macht an sich zu reißen, um von dort den Putsch nach Berlin zu tragen. Der Hitlerputsch stellt den letzten Akt in einer Reihe von Herausforderungen dar, denen sich die junge Weimarer Republik im Krisenjahr 1923 ausgesetzt sah.
Im ersten Teil seines Buches beschreibt Peter Tauber die Versuche verschiedenster Akteure von Links und Rechts, die verfassungsmäßige Ordnung zu beseitigen. Den zentralen Teil seiner Arbeit stellt anschließend der Putsch und sein Verlauf selbst dar. Zahlreiche handelnde Akteure auf beiden Seiten werden den Lesern vorgestellt und der Verlauf des Umsturzversuches wird minutiös nachgezeichnet. Abschließend erläutert Tauber die Nachwirkungen des Putsches und die Instrumentalisierung sowie Mythisierung durch die Nazis im Dritten Reich.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor, vielleicht der entscheidende, für den Putschversuch wäre die Mithilfe der bewaffneten Macht im Staat – vor allem der Reichswehr – gewesen. 1923 hatte Hitler die Reichswehr allerdings nicht unter Kontrolle. Erst nach 1933 gab die Reichswehrführung den Anspruch, die Geschicke der Nation politisch mitzugestalten, nach und nach auf und ließ sich auf eine Funktionselite reduzieren. Aus der Reichswehr wurde die Wehrmacht und diese war dann ein Instrument des Vernichtungs- und Eroberungskrieges.
Peter Taubers Buch ist eine äußerst gelungene Zusammenfassung der Ereignisse um den 9. November 1923. Sie ist flüssig zu lesen und dabei äußerst spannend. Die tiefen Einblicke in Gedankenwelt und Handeln der weniger berühmten Akteure des 9. November, die die Verfassung der Republik und den Rechtsstaat schützten, verschaffen der historisch präzisen Darstellung eine erzählerisch ästhetische Komponente.
Zugleich zeigt uns Peter Tauber mit seinem Buch vor allem eins: Demokratie und Rechtsstaat scheitern nicht einfach. Sie werden von Demokratiefeinden aktiv bekämpft. Und ihr Überleben oder Untergang hängen ab von der Bereitschaft und Fähigkeit der Demokratinnen und Demokraten, sie zu schützen.
Artikeltext und Sprechtext: Martin Schulz
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Gerhard P. Groß, Der Siebenjährige Krieg 1756–1763 vor. Es erschien im Jahr 2023 im Reclam-Verlag.
Was hat der erste US-amerikanische Präsident, George Washington, mit dem Siebenjährigen Krieg zu tun? Welche Rolle spielte Preußen in diesem Krieg? Wie sah der Soldatenalltag aus was charakterisiert eigentlich die schiefe Schlachtordnung? Diese und zahlreiche andere spannende Fragen beantwortet Gerhard P. Groß in seiner Darstellung des Siebenjährigen Krieges.
In großer Breite entfaltet der Autor ein Panorama des weltumspannenden Konfliktes. Dabei nimmt er den Leser mit auf eine militärgeschichtliche Reise von den Kolonien Nordamerikas über die Weltmeere nach Asien und ins Herz Europas. Obwohl seine Darstellung aus vorwiegend preußischer Sicht geschrieben ist, hat sie auch eine stark globalgeschichtliche Perspektive.
Der Autor beschreibt nicht nur die Geschehnisse des Krieges, sondern erläutert abschließend auch die Mythenbildungen rund um Friedrich den Großen sowie die Schlacht von Leuthen.
Gerhard P. Groß ist Historiker und war Leiter des Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.
Gerhard P. Groß' Der Siebenjährige Krieg bietet einen kenntnisreichen und angenehm zu lesenden Überblick über einen der komplexesten Konflikte der Geschichte. Groß versteht es, dass Geschichtsschreibung auch immer bedeutet, Geschichten zu erzählen. Bereits das einführende Kapitel vermag es, die Leser in den Bann des Buches und der Epoche zu ziehen. Der Autor beleuchtet alle relevanten Schauplätze des Konfliktes, wobei der Schwerpunkt auf Europa liegt. Zugleich wird die weltumspannende Dimension des Kriegs deutlich.
Der Siebenjährige Krieg von Gerhard P. Groß eignet sich hervorragend als Abendlektüre und zum Einstieg in das Thema und die Epoche. Die Literaturhinweise am Ende bieten die Möglichkeit, sich vertiefend mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Artikeltext: Martin Schulz
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Josef D. Blotz, Denkmäler für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft am Beispiel des 20. Juli 1944 vor. Es erschien im Jahr 2024 in der Reihe "Beiträge zur Militärgeschichte".
Widerstand gegen den Nationalsozialismus war eher eine Ausnahme, Denkmäler für den Widerstand sind es nicht: Rund 1.100 Denkmäler, Gedenktafeln, Ehrengräber, Büsten und Stolpersteine zur Erinnerung an den Widerstand und seine Persönlichkeiten erinnern heute an mehr als 280 Orten in Deutschland an den Widerstand unterschiedlicher Gruppen.
Ausgehend von den Begrifflichkeiten "Widerstand" und "Denkmal" untersucht und beschreibt Josef Blotz die Erinnerungslandschaft im Überblick und geht hierbei sehr detailliert auf die verschiedenen Denkmäler, ihre geografische Verteilung sowie ihre gestalterischen Besonderheiten für verschiedene Formen des Widerstands ein.
Die Studie von Josef Blotz möchte dafür sensibilisieren und dazu animieren, genauer hinzuschauen und zu hinterfragen - wo begegnen uns in unserem Alltag Orte der Erinnerung oder Stolpersteine und welche Geschichte wollen uns diese Zeugen der Vergangenheit erzählen und was können wir von ihnen und aus der Geschichte lernen.
Dieses Werk soll damit nicht so sehr die Geschichte des Widerstandes erzählen als vielmehr die Geschichte der Gesellschaft, die sich an diesen Widerstand erinnert.
Josef Blotz war von 1975 bis zu seiner Pensionierung 2021 Offizier der Bundeswehr, zuletzt als Stellvertretender Kommandierender General des Eurokorps in Strasborg.
Artikeltext: Katrin Grosser
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr gibt der Militärhistoriker und langjährige Mitarbeiter des ZMSBw Winfried Heinemann einen Überblick über die neuere Literatur zum 20. Juli 1944.
Noch mehr Neues zum Widerstand und zum 20. Juli 1944? Gibt es denn überhaupt noch etwas Neues zum 20. Juli 1944, das bisher noch nicht erforscht, aufgeschrieben oder verfilmt wurde? An welchen Werken und Autoren kommt man denn nicht vorbei, wenn man sich intensiv wissenschaftlich mit dem 20. Juli 1944 auseinandersetzen möchte und welche neue Literatur gibt gute, fundierte übersichtliche und lesenswerte Einblicke in die Thematik? Diesen Fragen widmet sich Winfried Heinemann in seinem Überblick.
Das Standardwerk zum 20. Juli ist auch in heutiger Zeit immer noch das Buch "Widerstand-Staatsstreich und Attentat" von Peter Hoffmann aus dem Jahr 1969.
Dass es in der militärhistorischen Forschung zu diesem Themenbereich aber auch immer noch Neues gibt, zeigt der Band „20. Juli 1944. Neue Forschungen zum Widerstand gegen Hitler“, aus der Reihe „Potsdamer Schriften“ des ZMSBw. Dieses Werk verdeutlicht in übersichtlicher Form sehr eindrücklich, wie neue Erkenntnisse aus neuen, teilweise auch ungewöhnlichen, Fragestellungen an bekannte "alte" Themen resultieren können.
Wolfgang Benz widmet sich in seinem Werk "Im Widerstand" allen Formen oppositionellen Handelns im Dritten Reich. Johannes Tuchel und Uwe Neumärker liefern mit ihrem umfangreichen Werk "Der 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze" eine präzise Abfolge der Geschehnisse um den 20. Juli 1944. Auch Niels Schröder beschreibt in seinem Werk "20. Juli 1944. Biografie eines Tages" minutiös die Abläufe am 20. Juli 1944 - allerdings mit grafischen Mitteln in Form einer "Graphic Novel".
Wer sich also über den 20. Juli 1944 informieren will, findet in dieser Ausgabe des Buchjournals Angelesen zahlreiche wertvolle Hinweise von Winfried Heinemann auf neueste Literatur unterschiedlichster Art - von Monografien über Sammelbände bis hin zu Grafic Novels.
Oberst a.D. Prof. Dr. Winfried Heinemann ist Militärhistoriker und Honorarprofessor an der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Er ist ehemaliger Mitarbeiter des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.
Artikeltext: Katrin Grosser
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Winfried Heinemann. Unternehmen "Walküre". Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944 vor. Das Werk erschien im Jahr 2019 im DeGruyter Oldenbourg Verlag.
Professor Dr. Winfried Heinemann (* 22. Dezember 1956 in Dortmund) ist ein pensionierter deutscher Offizier (Oberst a. D.) und Militärhistoriker. Er war zuletzt Chef des Stabes am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und ist seit 2014 Honorarprofessor an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg.
Das 20. Jahrhundert ist entscheidend durch die beiden Weltkriege 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 geprägt worden. Sie veränderten die politische Landkarte der Welt, forderten Millionen und Abermillionen Opfer und prägten sich tief in das kollektive Gedächtnis ein. Die Reihe "Zeitalter der Weltkriege" des ZMSBw widmet sich diesen grundstürzenden Ereignissen. Sie versteht den Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie die Zwischenkriegszeit als Einheit und operiert mit den Methoden der modernen Militärgeschichtsschreibung.
Am 20. Juli 1944 verübte ein Offizier ein Attentat auf Hitler. Stauffenberg und andere Heeresoffiziere versuchten, das NS-Regime zu stürzen und den ausweglosen Krieg zu beenden. War es nur ein "Aufstand des Gewissens"? In welcher militärischen Tradition standen die Verschwörer? Und welche militärischen Überlegungen lagen ihrem Handeln zugrunde? Der Band analysiert die Ereignisse aus einer spezifisch militärgeschichtlichen Perspektive und nimmt im Schwerpunkt die militärischen Umsturzplanungen in den Blick. Er fragt aber auch nach den Auswirkungen von Attentat und Staatsstreichversuch auf das Militär der Nachkriegszeit in West- und Ostdeutschland sowie in Österreich. Dass Stauffenberg und seine Mitverschwörer einer anderen Vorstellung von der Rolle des Militärs im Staat anhingen, machte es für die Nachkriegsarmeen nicht einfach, sich in die Tradition des Aufstandes gegen den Krieg und das verbrecherische Regime zu stellen.
Artikeltext und Sprechtext: Winfried Heinemann
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Helen Unruh, Leben im Schatten der Bundeswehr. Biografie einer Offizierfamilie vor. Es erschien im Jahr 2014.
Als Ehefrau eines Bundeswehroffiziers hat die Autorin 30 Jahre ein Leben geführt, das vorrangig durch die Vorgaben der Bundeswehr und die zahlreichen Versetzungen des Familienvaters bestimmt war.
Mit der Veröffentlichung ihrer Erfahrungen möchte sie Bundeswehrangehörige und ihre Familien ermutigen, ihre Probleme zu thematisieren und für bessere Bedingungen zu kämpfen. Den zivilen Lesern eröffnet sie einen Einblick in eine Welt, die ihnen sonst sehr fern ist. Die erzählte Geschichte ist keine rein biographische, sondern steht stellvertretend für das, was viele Familien erlebt haben und noch immer erleben.
Artikeltext und Sprechtext: Ina Derboven
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Conrad Schetter, Kleine Geschichte Afghanistans vor. Es erschien im Jahr 2004. Im Jahr 2022 erschien die 5. aktualisierte Auflage.
Wie entstand das heutige Afghanistan? Welche Probleme des fernen Landes am Hindukusch lassen sich auf seine historischen Entwicklungen zurückführen? Zahlreiche Veröffentlichungen geben darüber Auskunft, jedoch fehlen kompakte Einführungen in die komplexe Thematik. Mit seiner Kleinen Geschichte Afghanistans schließt Conrad Schetter eine Lücke und liefert einen sehr guten Überblick über 2600 Jahre afghanische Landesgeschichte.
Der Schwerpunkt der Darstellung liegt dabei auf den letzten beiden Jahrhunderten, in denen sich die Gegensätze zwischen Stadt und Land, zwischen Moderne und Tradition immer wieder in Rebellionen, Umstürzen und Kriegen manifestierten. Auch nach der erneuten
Conrad Schetter ist Professor für Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Bonn und Direktor des Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC).
Conrad Schetters Kleine Geschichte Afghanistans bietet einen sehr guten und pointiert geschriebenen Überblick über die komplexe und nicht einfach zu erzählende Entwicklungsgeschichte des Landes am Hindukusch. Vor allem die Komplexität der afghanischen Gesellschaft mit ihrer ethnischen Vielfalt und dem damit verbundenen Kampf der Stämme und Clans untereinander, das Fehlen einer landesweit anerkannten Zentralregierung, die Einflussnahme von Großmächten aber auch Nachbarstaaten wie Pakistan und nicht zuletzt die religiös motivierten Konflikte vor allem zwischen Sunniten und Schiiten waren und sind nach Conrad Schetter die historischen Konstanten, die Afghanistan auch heute und wohl auch in Zukunft nicht zur Ruhe kommen lassen.
Artikeltext und Sprechtext:Helmut R. Hammerich
In dieser Folge von "Angelesen", dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stellen wir das Buch von Michael Galbas. Pflichterfüllung. Erinnerungen an den sowjetischen Afghanistankrieg in Russland vor. Das Werk erschien im Jahr 2022 im Verlag Vandenhoek & Ruprecht.
Michael Galbas studierte Geschichte und Osteuropäische Geschichte an der Universität in Konstanz, an der Russischen Staatlichen Universität der Geisteswissenschaften in Moskau, an der FU Berlin sowie an der Russischen Staatlichen Pädagogischen Universität in St. Petersburg. Heute ist er Projektverantwortlicher für digitale Bildungsangebote am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.
Als die NATO-Truppen im Jahr 2021 aus Afghanistan abzogen, überließen sie das Land seinem Schicksal. Ähnliches vollbrachte die UdSSR mehrere Jahrzehnte zuvor. Zwischen 1979 und 1989 intervenierte sie mit über 600.000 Soldaten in Afghanistan, konnte es aber dauerhaft nicht befrieden, was schließlich zum Abzug sowie zum Sturz der damaligen Regierung führte.
Den längsten Krieg der sowjetischen Geschichte bezahlten circa 15.000 UdSSR-Bürger mit dem Leben. Davon ausgehend untersucht die Studie auf Grundlage von selbst erhobenen lebensgeschichtlichen Interviews, wie sich ehemalige sowjetische Kriegsteilnehmer, in Russland heute an den Krieg erinnern, welche Bedeutung sie ihm beimessen und sie als Gruppe versuchen, Anerkennung für ihren Einsatz von der russischen Regierung und der Gesellschaft zu erhalten.
Galbas beleuchtet in diesem Zusammenhang auch auch deren Instrumentalisierung für das heutige, gewaltsame russische Expansionsstreben durch die Regierung Putin, insbesondere für den Eroberungskrieg in der Ukraine.
Artikeltext und Sprechtext: Dr. Stefan Brenner
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