Share Zugehört! Der Podcast des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
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By ZMSBw - Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
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The podcast currently has 82 episodes available.
Russland führt seine mächtige Sommeroffensive bis in den kalten Winter fort. Die Lage ist todernst, denn die Ukraine kämpft um ihr Überleben. Wie entwickelt sich die Situation auf operativer und strategischer Ebene? Dazu spricht Oberst Dr. Reisner aus dem Bundesheer in unserer neuen Podcast-Folge von „Zugehört“.
Nach fast eintausend Tagen Krieg hat Russland circa ein Viertel der Ukraine erobert und setzt seine Angriffe an allen Fronten unvermindert fort. Generalinspekteur Carsten Breuer sagte vor kurzem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Die Zeit spricht für Russland“. Geht der Ukraine der Atem aus? Russland entreißt der Ukraine Tag für Tag, Meter um Meter ihres Heimatbodens. Kann die ukrainische Armee mit ihren verfügbaren Kräften und der westlichen Unterstützung die eigenen Verteidigungslinien halten? Was passiert wenn nicht, steht ein Durchbruch der russischen Kräfte bevor?
In dieser Podcast-Folge von „Zugehört" schauen wir aber nicht nur auf die Lage des Gefechtsfeldes, sondern auch weit über die Front hinweg, denn in den USA steht nach der Wiederwahl Donald Trumps ein Kurswechsel bevor. Dazu zerbrach die Ampel-Koalition in Deutschland und Neuwahlen werden folgen. Für die lebenswichtige Unterstützung der Ukraine bedeutet dies ein Horizont voller Herausforderungen. Russland sieht sich nach Oberst Dr. Markus Reisner auf den „Seelower Höhen“. Dort tobte 1945 die größte Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschen Boden. Nach dem Sieg der Roten Armee war der Weg nach Berlin frei. Führt 2024 die „Siegerstraße“ nach Kiew?
Oberst Dr. Markus Reisner ist Generalstabsoffizier im österreichischen Bundesheer, Historiker und ausgewiesener Militärexperte des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. In Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Afghanistan, Irak, Tschad, Zentralafrika und Mali war Reisner im Auslandseinsatz. Nach Verwendung im Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten in Wien, war er Kommandant der Garde und leitet seit März 2024 das Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie.
Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).
Was führte zur Eskalation im Vernichtungskrieg gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika? Wie veränderte sich die Rolle der deutschen Schutztruppe im kolonialen Machtgefüge? Dr. Dr. Matthias Häusler, Dr. Frank Reichherzer und Oberstleutnant Dr. Christian Stachelbeck sprechen über die Hintergründe dieses dunklen Kapitels der deutschen Kolonialgeschichte. Im Zentrum der Diskussion steht die Verflechtung von Kolonialherrschaft und Gewalt.
Deutsch-Südwestafrika nahm eine besondere Rolle unter den deutschen Kolonien ein. Aufgrund seiner gewaltigen Fläche und des Umstands, dass es die einzige deutsche Siedlungskolonie war, verknüpften die Deutschen große Hoffnungen mit dieser Region. Sie wollten die Auswanderungsströme, die bisher nach Amerika gingen, auf deutsches Territorium lenken. Doch dieser Traum blieb unerfüllt. Bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft 1915 lebten in dem Gebiet nur etwa 15.000 Europäer.
Zur Stabilisierung der Region wurde die sogenannte Schutztruppe eingesetzt, die 1888 ursprünglich als private Armee gegründet worden war. Sie sollte auf friedlichem Wege für Ordnung sorgen. Doch im Laufe der Zeit eskalierte die Lage und die Schutztruppe wurde immer stärker in gewalttätige Konflikte verwickelt.
Die Vernichtungspolitik gegen die Herero und Nama war nicht von Anfang an geplant, sondern entwickelte sich erst nach dem Scheitern der konventionellen militärischen Taktiken. Als es der deutschen Armee 1904 nicht gelang, die Herero in der entscheidenden Schlacht am Waterberg zu besiegen, radikalisierte sich die Kriegführung - dies führte zum Genozid an den Herero und Nama.
Dabei spielte die Metropole Berlin eine entscheidende Rolle. Der Druck auf die Kolonialverwaltung, militärische Überlegenheit zu demonstrieren, wuchs, besonders da das Deutsche Reich international unter Beobachtung stand und sich keine Schwäche leisten durfte. So trug die Erwartungshaltung aus der Heimat maßgeblich zur Eskalation des Krieges bei.
Der Podcast ist der Auftakt für das Forschungsprojekt „Deutsches Militär im kolonialen Einsatz 1880 bis 1918“ des Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 am ZMSBw. Dieses Projekt wird sich mit der Geschichte kolonialer Gewalt und deren militärischer Dimension auseinandersetzen. Das Projekt beabsichtigt, ein Forum für den Austausch zwischen Militär-, Kolonial- und Gewaltgeschichte zu bieten. Im Mittelpunkt steht dabei der Begriff „Einsatz“, der als Entsendung und Verwendung von militärischem Personal zur Erfüllung eines hoheitlichen/staatlichen Auftrags einer Kolonial/-Imperialmacht definiert wird. Auch wenn der Fokus auf der deutschen kolonialen Militärgeschichte liegt, sollen ebenso die Bezüge zu weiteren Akteuren des Kolonialstaates, privatwirtschaftlichen Organisationen und insbesondere die Transferbeziehungen zwischen den Kolonialmächten und indigenen Bevölkerungsgruppen sowie die Verknüpfung mit anderen Phasen kolonialer/imperialer Herrschaft zur Sprache kommen.
In dieser Folge von „Gespräche am Ehrenmal“ geht es um die Beziehung von Bundeswehr und Gesellschaft in der „Zeitenwende“. Im Kontext des Krieges in der Ukraine und der Debatte um nationale Sicherheit werden aktuelle und zukünftige Herausforderungen, die Verteidigungsfähigkeit, der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Rolle der Bundeswehr diskutiert. Im Zentrum steht die Frage: Brauchen wir eine wehrhafte und kriegstüchtige Gesellschaft?
Die Bundeswehr schützt und verteidigt unser Land und unsere demokratischen Werte. Aber unsere Sicherheit ist nicht ausschließlich eine Aufgabe des Militärs, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Die heutigen Herausforderungen lassen sich nur durch eine enge Zusammenarbeit von zivilen, staatlichen und militärischen Akteuren bewältigen. Eine wehrhafte Demokratie erfordert daher nicht nur eine starke und einsatzbereite Bundeswehr, sondern auch eine aktive, informierte Gesellschaft, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und die notwendige Resilienz in Krisenzeiten zu entwickeln. Dazu diskutierten verschiedene Expertinnen und Experten aus Bundeswehr, Politik und Friedensbewegung am Ehrenmahl der Bundeswehr auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin.
Nur durch eine breite gesellschaftliche Debatte und erfolgreiche zivil-militärische Zusammenarbeit kann Deutschland den Herausforderungen einer sich wandelnden Sicherheitslage begegnen. Für enge zivil-militärische Kooperation steht Generalleutnant André Bodemann, Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, ein. Das Territoriale Führungskommando in Berlin verantwortet den Einsatz der Bundeswehr im Inland: Heimatschutz im Frieden und territoriale Verteidigung im Spannungs- und Verteidigungsfall zählen genauso dazu wie die Amts- und Katastrophenhilfe.
In der Kommunikation zwischen Bundeswehr und Gesellschaft leisten die Jugendoffiziere der Bundeswehr einen wichtigen Beitrag, indem sie junge Menschen für sicherheitspolitische Fragen sensibilisieren und sie in die Diskussion über Frieden und Sicherheit einbeziehen. Hauptmann David Matei, einer der Jugendoffiziere der Bundeswehr, berichtete von seinen Erfahrungen an Schulen und verdeutlichte, wie groß der Bedarf an Aufklärung und Diskussion über sicherheitspolitische Fragen ist. Dieser Ansicht steht Michael Schulze von Glaßer, freier Journalist und Politischer Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft, kritisch gegenüber, da er sich für eine pazifistische und militärkritische Gesellschaft einsetzt.
Die Wehrbeauftragte Eva Högl bekräftigte dagegen ihre Forderung nach der Einführung eines „Jahres für die Gesellschaft“, in dem sich junge Menschen nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch in anderen Projekten engagieren können. Als Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages und „Anwältin der Soldaten“ wacht sie über die Wahrung der Grundrechte der Soldatinnen und Soldaten, sowie über die Einhaltung der Inneren Führung. Ihre Erfahrungen und Expertise über den inneren Zustand der Bundeswehr legt sie jährlich dem Bundestag und der Öffentlichkeit vor.
Auf dem Podium sprachen am 10. September 2024:
Dr. Eva Högl, Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages
Generalleutnant André Bodemann, Befehlshaber Territoriales Führungskommando der Bundeswehr
Michael Schulze von Glaßer, Politischer Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
Hauptmann David Matei, Jugendoffizier und Host des Podcast „Grassl und Matei“
Moderation: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen, BMVg
Die Einführungsworte sprach Ministerialrat Michael Kniepen, Referatsleiter Politik II 1 im BMVg.
Wie steht es um das Verhältnis zwischen Bundeswehr und Gesellschaft? Erhalten Soldatinnen und Soldaten die Anerkennung, die sie sich wünschen? Welche Rolle spielt der Veteranentag? Darüber sprechen Oberstleutnant Marcel Bohnert und Dr. Timo Graf mit Major Gutzeit. Sie geben Einblicke in die Herausforderungen, aber auch Chancen, die sich aus der Zeitenwende und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Bundeswehr ergeben.
Ab 2025 wird es in Deutschland jedes Jahr am 15. Juni einen Veteranentag geben. Für Oberstleutnant Marcel Bohnert ist das ein wichtiger Schritt, um die Bundeswehr stärker in die Gesellschaft einzubinden. Er bezeichnet die Bundeswehr gar als „Blackbox“, die sich mit diesem Instrument für die Bevölkerung etwas öffnen lässt. Die Bedeutung des Veteranentags wird auch durch Daten aus der Bevölkerungsumfrage des ZMSBw untermauert: Direkte Kontakte zwischen der Bevölkerung und der Truppe werden meist positiv erlebt und verbessern die Wahrnehmung der Bundeswehr, so der Leiter der Bevölkerungsbefragung, Dr. Timo Graf. Die Bevölkerung hat eine positive Einstellung zur Bundeswehr, dennoch nehmen viele Soldatinnen und Soldaten die öffentliche Meinung anders wahr. Dr. Graf verweist jedoch auch darauf, dass es hierbei wichtig ist, zwischen der Kritik an militärischen Einsätzen und dem Bild von der Bundeswehr in der Bevölkerung zu unterscheiden. So habe die Gesellschaft ein positives Bild von der Bundeswehr als Institution, kritisiere aber oft die beauftragten Einsätze. Für die Soldatinnen und Soldaten, die sich stark mit diesen Einsätzen identifizieren, führe dies zu einem Paradoxon: Hohe Anerkennung der Bundeswehr, aber Kritik an den Missionen.
Angesprochen auf die Zeitenwende nach dem russischen Angriff auf die Ukraine betont Dr. Graf, dass es in der Beziehung zwischen Bundeswehr und Gesellschaft keine Zeitenwende gegeben habe. Denn die Gesellschaft habe ihre Bundeswehr „eigentlich schon immer ein Stück weit lieb gehabt“. Lediglich die Bedrohungswahrnehmung in der Bevölkerung habe sich verändert: Die Zustimmung zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben ist seit 2022 stark gestiegen. Die Bevölkerung räumt der Landes- und Bündnisverteidigung nun eine größere Bedeutung ein.
Oberstleutnant Bohnert und Dr. Graf betonen abschließend die Notwendigkeit, die Bundeswehr in der Bevölkerung noch stärker zu verankern. Gut informierte Bürger unterstützen viel eher die Auslandseinsätze der Bundeswehr als wenig oder schlecht informierte. Eine bessere Informationsarbeit der Bundeswehr ist daher auch ein Schlüssel, um das Verständnis und die Unterstützung der Bevölkerung zu stärken.
Gesprächspartner
Marcel Bohnert ist Oberstleutnant im Generalstabsdienst der Bundeswehr und stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes. Der Deutsche Bundeswehrverband ist ein unabhängiger Verein zur Wahrung der Interessen von Soldatinnen und Soldaten.
Dr. Timo Graf ist Wissenschaftlicher Oberrat im Forschungsbereich Militärsoziologie am ZMSBw. Er forscht zur öffentlichen Meinung der Bundesrepublik Deutschland und legt den Fokus auf Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).
Auch fast 80 Jahre nach Ende des NS-Regimes ist die Unkenntnis über die Schutzstaffel noch groß. Was war diese Organisation? Welche Rolle spielte sie im NS-System? Wer waren ihre Mitglieder? Für welche Verbrechen war die SS verantwortlich? Antworten auf diese Fragen gibt Prof. Dr. Jan Erik Schulte von der Gedenkstätte Hadamar und der Ruhr-Universität Bochum im Gespräch mit Oberst PD Dr. John Zimmermann vom ZMSBw.
Die SS war eine nationalsozialistische Organisation in der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus, die vor allem Adolf Hitler als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument diente. Die SS wurde am 4. April 1925 von Hitler als persönliche Leibgarde in München gegründet, übte aber zudem den parteiinternen „Polizeidienst“ aus. Sie unterstand zunächst der SA. Der sogenannte Reichsführer SS Heinrich Himmler war ab 1927 entscheidend für die Ausformung als Macht- und Terrorinstrument. Am 30. Juni 1934 liquidierte die SS im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches die Führung der SA. Als Ergebnis dieser Aktionen erreichte die SS die Eigenständigkeit innerhalb der NSDAP. Da sie sich bereits als „Parteipolizei“ etabliert hatte, gelang es ihr, die Kontrolle über das gesamte deutsche Polizeiwesen zu erlangen und mit der Waffen-SS eine militärische Funktion neben der Wehrmacht zu übernehmen.
Im NS-Staat war die SS das zentrale Organ für Terror- und Unterdrückung. In ihren Verantwortungsbereich fielen ab 1934 Betrieb und Verwaltung von Konzentrations-, ab 1941 auch von Vernichtungslagern. Sie war sowohl an der Planung als auch an der Durchführung des Holocaust und an iderer Völkermorde vorrangig beteiligt. Während des Zweiten Weltkriegs war sie mit ihren unterschiedlichen Gliederungen darüber hinaus maßgeblich verantwortlich für beispiellose Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung im Deutschen Reich und im besetzten Europa. Seit Kriegsende war sie verboten und wurde in den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft.
Jan-Erik Schulte (geboren 1966) ist seit 2014 Leiter der Gedenkstätte Hadamar in Hessen und nach Abschluss seiner Habilitation lehrt er seit 2016 als Privatdozent und seit 2023 als außerplanmäßiger Professor an seiner Alma mater, der Ruhr-Universität Bochum.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, Internationale Geschichte und die Erinnerungskultur nach 1945 sowie Kanadische Zeitgeschichte. Er ist Verfasser und Herausgeber mehreren Arbeiten zur Geschichte des Nationalsozialismus und insbesondere der SS, zuletzt veröffentlichte er die Arbeit „Mahnort SS-Wirtschafts-Verwaltungs-hauptamt 1942-1945. Verwaltungs- und Terrorzentrale der SS, Berlin/Leipzig 2020. Bereits 2014 gab er zusammen mit Bernd Wegner und Peter Lieb mit „Die Waffen-SS. Neuere Forschungen“ (Paderborn 2014) einen der wesentlichen Sammelbände zu eben jenem Thema heraus.
Oberst PD Dr. John Zimmermann ist langjähriger Mitarbeiter im ZMSBw. Er ist Leiter des Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 und hat zusätzlich einen Lehrauftrag an der Universität Potsdam.
Die Geschichte der Bombe, die Oberst i.G. im Ge Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ zur Explosion brachte, kennen viele. Weniger bekannt ist, dass auf den versuchten Tyrannenmord auch ein Staatsstreich folgen sollte. Winfried Heinemann und Frank Reichherzer tauchen in dieser Folge von "Zugehört" tief in die Ereignisse des 20. Juli 1944 und seine Folgen ein.
Es war spät am Nachmittag des 20. Juli 1944, als Oberst Stauffenberg von der Wolfsschanze in den Berliner Bendlerblock – die Zentrale der Verschwörenden – zurückgekehrt war. Stauffenberg versicherte seinen Mitverschworenen den Tod Adolf Hitlers. Und nun begann nicht nur der Staatsstreich, sondern ein Wettlauf gegen die Zeit.
Was hatten die Verschwörenden geplant? Wie gingen Sie vor? Wie reagierte das NS-Regime? Was geschah überhaupt in den chaotischen Stunden des 20. Juli 1944? Was waren die Ziele nach einem erfolgreichen Umsturz? War der Putsch schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt? Und warum brauchte Major Otto Ernst Remer, der von der NS-Propaganda und später von sich selbst gefeierte Held der Niederschlagung des Umsturzes, so lange für die knapp 2,5 Kilometer vom Reichspropagandaministerium – wo er mit dem lebenden „Führer“ telefonierte zum Bendlerblock,
Diesen und weiteren Fragen gehen Winfried Heinemann und Frank Reichherzer nach. Die beiden Historiker betrachten das „Unternehmen Walküre“ aus militärgeschichtlicher Perspektive und ordnen den Staatsstreich des 20. Juli in seine breiteren Kontexte ein.
Oberst a. D. Prof. Dr. Heinemann war langjähriger Mitarbeiter und Chef des Stabes im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Er hat intensiv zum 20. Juli geforscht. Seine Studie zum „Unternehmen Walküre“ ist in deutscher und englischer Sprache erschienen. Er ist Honorar-Professor an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg.
Dr. Frank Reichherzer ist Wissenschaftlicher Oberrat am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und Projektleiter des Leitthemas „Militär und Gewalt“. Aktuell forscht er zum Zusammenhang von Militär und Umwelt und hat sich in Lehre und Forschung immer wieder mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus beschäftigt.
Sebastian Elsbach (Universität Jena) und Dennis Werberg (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) sprechen über die größte republikanische Massenorganisation der Weimarer Republik, das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“, sein Selbstverständnis und sein Wirken.
Vor rund 100 Jahren, nachdem die junge Weimarer Republik im „Krisenjahr 1923“ ihre bisher größte Belastungsprobe überstanden hatte, riefen überzeugte Republikaner im Februar 1924 einen besonderen Verband zum Schutz der Republik ins Leben – das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold - Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“. Mit 1 bis 1,5 Millionen Mitgliedern bildete es in den Folgejahren die weitaus größte demokratische Massenorganisation. Zum einen übernahm das Reichsbanner den Schutz republikanischer Veranstaltungen und trat dabei auf der Straße Republikfeinden von links wie von rechts entgegen. Zum anderen strebte es danach, die Weimarer Demokratie durch die Verbreitung ihrer Symbole landesweit zum Durchbruch zu verhelfen. Als Veteranenverband vereinnahmte es die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im Sinne der Republik und bot sich der Reichswehr vergeblich als Alternative zu der geheimen Zusammenarbeit mit den rechtsgerichteten Wehrverbänden an. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sah sich das Reichsbanner brutaler Verfolgung ausgesetzt. Ihre Führer gingen teilweise ins Exil, andere schlossen sich dem Widerstand an.
Das ist das alte Reichspanier,
Auszug aus dem Volkslied „In Kümmernis und Dunkelheit“, das in der deutschen Demokratiebewegung während der Märzrevolution von 1848 entstand. Nach der Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold wurde es in den Liederkanon des Verbandes aufgenommen und beschwor den Kampfgeist für die Republik.
Sebastian Elsbach ist Politikwissenschaftler und Historiker. Als Angehöriger der Forschungsstelle Weimarer Republik an der Universität Jena im Forschungskolleg „Das demokratische Gewaltmonopol der frühen Weimarer Republik, 1918-1924“ hat er vor allem zur Geschichte des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold geforscht.
Dennis Werberg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. In seiner Dissertation untersucht er den „Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten“ als antirepublikanische Veteranenorganisation und Sammlungsbewegung, die seit den späten 1920er Jahren in einem zunehmend konfliktgeladenen Verhältnis zur aufstrebenden NSNationalsozialismus-Bewegung stand. Dabei nimmt Werberg auch die Geschichte des Bundes über die Zäsuren von 1933 und 1945 hinaus in den Blick.
Die Nutzung der Rede des Reichsbanner-Vorsitzenden Dr. Felix Felgentreu am 22. Februar 2024 erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Landtages Sachsen-Anhalt
Die Innere Führung prägt das Selbstverständnis und die Führungskultur der Bundeswehr. Zu ihrer Erläuterung gibt es nun zwei Handbücher: das erste Handbuch von 1957, damals vorrangig für Offiziere gedacht, und seine Neufassung von 2023. Was macht beide Bücher aus und warum brauchte es ein neues? Auf diese Fragen gibt Oberst Börgers aus dem Zentrum Innere Führung Antwort.
Zum 68. Gründungstag der Bundeswehr veröffentlichte das Koblenzer Zentrum Innere Führung das neue „Handbuch Innere Führung“. Das „Geburtstagsgeschenk“ für die Streitkräfte und deren Soldatinnen und Soldaten greift im Titel bewusst auf die Vorgängerversion von 1957 zurück. Die Neuveröffentlichung soll das Original dabei nicht ablösen, sondern ergänzen, denn beide Werke bleiben nebeneinander bestehen und gültig.
Russlands Vollinvasion der Ukraine 2022 und die damit einhergehende Zeitenwende machte eine Neufassung nötig. Heute gilt es Innere Führung stärker unter der Prämisse der vollen Einsatzbereitschaft wahrzunehmen. Die Innere Führung sollte mit Blick auf die neuen Herausforderungen „fit für das 21. Jahrhundert“ gemacht werden. Daraus ergab sich für das Zentrum Innere Führung der Auftrag ein neues Handbuchs herauszugeben. Nun kann gemeldet werden: Mission accomplished.
Oberst Dieter Börgers ist Projektstabsoffizier im Leitungsbüro des Zentrums Innere Führung in Koblenz. Für das neue Handbuch Innere Führung war er Projektoffizier.
Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr).
Nach über 10 Jahren endeten 2023 die zwei Auslandseinsätze der Bundeswehr im westafrikanischen Mali. Mit EUTM und MINUSMA beteiligte sich die Bundeswehr im Rahmen von Mandaten der VN und EU. Aber welche Lehren ziehen wir aus den Einsätzen in Westafrika und welches Vermächtnis hinterlassen wir?
10 Jahre: Ein Land, zwei Einsätze
Mit dem Abzug der deutschen Einsatzkräfte aus dem westafrikanischen Mali im Dezember 2023 endete dort das Auslandsengagement der Bundeswehr. Mit ihrem zehnjährigen Engagement trugen die deutschen Streitkräfte dazu bei die bedrohte Existenz des malischen Staates zu sichern und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu steigern. Mali ist ein Staat im westen Afrikas in dessen Grenzen die Bundeswehr in zwei Auslandseinsätzen ihren Beitrag zur internationalen Sicherheit leistete.
Die Trainingsmission EUTM (European Union Training Mission Mali) der Europäischen Union sollte die malischen Partner dazu befähigen mit ihren eigenen Sicherheitskräften die Sicherheit für die Bevölkerung im eigenen Land zu übernehmen. Dazu wurden die malischen Streitkräfte ausgebildet und beraten. Insgesamt rund 4.100 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr konnten mehr als 16.000 Angehörige der malischen Sicherheitskräfte ausbilden.
Die UN-Stabilisierungsmission MINUSMA (Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) sollte Mali stabilisieren und unter anderem ein Abkommen ehemaliger Bürgerkriegsparteien absichern. Im Gegensatz zu EUTM war der Personaleinsatz bei MINUSMA viel höher: In den Bereichen Aufklärung, Lufttransport und MedEvac waren über 20.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.
Diskussion, Austausch und Expertise
Verschiedene Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Streitkräften diskutierten am Ehrenmahl der Bundeswehr auf dem Geländes des Verteidigungsministeriums in Berlin. Auf dem Podium sprachen am 09. April 2024:
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses
Generalleutnant Gunter Schneider, Abteilungsleiter Militärstrategie, Einsatz und Operationen im BMVg
Dr. Christian Hartmann, Militärhistoriker, ehem. Leiter Forschungsbereich Einsatz am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Hauptmann Dr. Torsten Konopka, Chief of Staff Assistant EUTM (2015) und Herausgeber des „Wegweiser zur Geschichte – Mali“
Moderation: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen, BMVg
Die Einführungsworte sprach Dr. Jasper Wieck, Abteilungsleiter Politik im BMVg.
Das Dialogformat „Gespräche am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und Traditionsverständnis der Bundeswehr und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Gäste sind Zeitzeugen, Experten oder Soldatinnen und Soldaten. Gesprochen wird im sogenannten Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr. Soldatinnen und Soldaten können sich durch Einreichung von Fragen im Vorfeld auch direkt an der Diskussion beteiligen.
Produktion
Aufnahmeleitung: Steffen Müller
Schnitt: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen / Fregattenkapitän Dr. Leonie Hieck
Am 15.04.2024 ist der zehnte Jahrestag des Beginns der ukrainischen militärischen Anti-Terror-Operation (ATO) gegen russische Separatistengruppen im Donbas. Diese Operation markiert die erste aktive Auseinandersetzung der Ukraine mit der russischen hybriden Kriegführung. Auch in der westlichen Debatte ist der Begriff „Hybride Kriegführung“ nun weit verbreitet und viel diskutiert.
Nach 10 Jahren andauernder Debatte widmet sich diese Folge von Zugehört den wiederkehrenden Fragen zum Thema hybride Kriegführung. Auch Deutschland, Europa, EU und NATO sind von hybrider Kriegführung direkt wie indirekt betroffen. Beispielsweise heute im Kontext der Unterstützung für die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf. Das schließt auch die Streitkräfte der Bundeswehr mit Ausbildung, oder die deutsche Unterstützung durch Waffenlieferungen ein.
Hybride Kriegführung beschreibt die horizontale und vertikale Entgrenzung der Gefechtsfelder. Der Fokus liegt hierbei nicht auf dem militärischen Handlungsfeld, sondern im Operieren in den Grauzonen von Schnittstellen und das Nutzen von unorthodoxen Mittel- und Methodenkombinationen.
Aber was ist das Konzept der hybriden Kriegsführung? Wie sah hybride Kriegführung vor 10 Jahren aus und wie heute? Welche Methoden werden bei der hybriden Kriegführung genutzt und vor welchen Herausforderungen stehen wir? Diese und weitere Fragen werden in der 67. Folge von „Zugehört! Der Podcast des ZMSBw“ im Gespräch mit Oberst Dr. Johann Schmid und Major Michael Gutzeit beantwortet.
Oberst im Generalstabsdienst Dr. Johann Schmid forscht derzeit zum Themenkomplex hybride Kriegführung am ZMSBw und lehrt als Dozent an der Universität Potsdam. Vormals war er u.a. Director Strategy & Defence am European Center of Excellence for Countering Hybrid Threats (Hybrid CoE) in Helsinki.
Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).
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