Manche Lektüren eignen sich hervorragend dafür, sich wegzuträumen. Weit weg dissoziieren, den Weihnachtstrubel ruhen und Geschenke und Familienchaos mal sich selbst überlassen.
Träumen, weit weg, ja, nach Island vielleicht? Ich bin Nina Wolf und empfehle dafür Berit Glanzs Roman „Unter weitem Himmel“.
Dieses Buch ist ein wunderbares Geschenk für alle, die sich in Geschichten verlieren möchten, und für Reiselustige, die Daheim geblieben sind. Berit Glanz verknüpft in „Unter weitem Himmel“ die Vergangenheit und Gegenwart Islands kunstvoll miteinander.
118 Jahre liegen zwischen zwei Erzählebenen, deren Verbindung sich nach und nach entfaltet. Ein bretonischer Fischer und eine isländische Krankenschwester begegnen sich im rauen Island Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf der anderen Seite, im Jetzt, begleiten wir die Genetikerin Maris. Ihre Arbeit führt sie auf einen Bauernhof in den Ostfjorden, wo sie Adam begegnet. Maris ist außerdem auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater.
Berit Glanz stammt aus Kiel und lebt in Reykjavik. Die Autorin behandelt Fragen der Herkunft, der Zugehörigkeit, der Heimatsuche in ihrem genau recherchierten Roman. Die Lektüre lädt dank der Naturbeschreibungen der isländischen Landschaft zum Träumen ein. Glanz zeigt auch – in beinahe Actionfilm-haften Szenen - die Unbarmherzigkeit der Natur, wenn die Fischer in die ruppige See stechen.
Und sie wird auch poetisch: Wenn der Eishai, unberührt von den Gewalten der Welt, weise durch die Geschichte streift…