„Geld ist eine kollektive Illusion – wenn es verschwindet, bleibt die Welt dieselbe.“
— Ilona Koglin
Mit Ilona Koglin und Luise Ogrisek gehen wir der Frage nach: Wie wird Geld zu einer verbindenden Kraft in nachhaltigen Projekten? Wie kann Geld für die Transformation arbeiten, statt zur Zerstörung der Lebensgrundlagen beizutragen?
Finanzierung ist ein leidiges Thema. Die gängige Psychologie des Geldes kann unser Privatleben und auch unsere Projekt-Ideen in die Enge bringen: 1.Es ist nicht genug. 2. Mehr ist besser 3. So ist das Leben. Wie können wir diese Prägungen und auch Geld-Wunden auflösen?
Und wie ist es möglich, in einer Welt der ungleichen Verteilung und der Finanzmacht sinnvoll zu agieren? Indem wir uns zusammen tun! Indem wir kollektiv agieren, eröffnen sich neue Möglichkeiten für Geldsegen, der auch gut für die Erde ist. Die Win-Win-Kultur des „Dragon Dreaming “ ist die Grundlage für eine gemeinschaftsorientierte Transformation der Geldflüsse.
Also, Geld kann zu einem positiven Instrument des öko-sozialen Wandels werden, wenn wir bewusster damit umgehen! Und welche Rolle spielt dabei „Dragon Dreaming“ und „Empowered Fundraising“? Höre in diese Podcast-Folge rein!
Hier das Transkript unseres Interviews zum Nachlesen…
Simone Britsch
Hallo, herzlich willkommen, Folge 129, Ökodorf-Podcast aus Sieben Linden. Mit Ilona Koglin und Luise Orisek gehen wir der Frage nach, wie wird Geld zu einer verbindenden Kraft in nachhaltigen Projekten? Wie kann Geld für die Transformation arbeiten, statt zur Zerstörung der Lebensgrundlagen beizutragen? Antwort, indem wir bewusster mit Geld umgehen und uns zusammentun. Ilona und Luise haben dazu einiges zu sagen, denn sie kommen aus der Win-Win-Kultur des Dragon Dreamings und planen nachhaltige Projekte auf eine ganz eigene und kluge Weise. Ja, hallo Luise und Ilona. Hallo. Wir haben uns hier zusammengesetzt. Es wird heute viel um Geld gehen. Bevor wir da aber einsteigen, müsst ihr uns in einer Sache helfen. Ihr kommt beide aus dem Dragon Dreaming. Und das ist so eine Grundlage, die auch unserem Gespräch so einen roten Faden geben wird. Was ist denn Dragon Dreaming?
Ilona Koglin
Ja, also Dragon Dreaming ist eine Methodik, um Projekte des ökosozialen Wandels umzusetzen. Und ursprünglich hat es sich gezielt an Graswurzelprojekte gerichtet, also an Menschen, die noch keine Struktur haben und sich irgendwie selbst organisieren möchten. Und dafür gibt es dann Methoden. Und mittlerweile wird Dragon Dreaming aber auch in Unternehmen, Organisationen eingesetzt.
Simone Britsch
Luise, Dragon Dreaming, wie bist du dazu gekommen?
Luise Ogrisek
Wie sagt man da, wie das Kind zum, mir fehlt gerade der Ausspruch, da gibt es so einen schönen Ausspruch.
Ilona Koglin
Ich glaube, die Jungfrau zum Kind.
Luise Ogrisek
Die Jungfrau zum Kind, so, danke. Ich war gerade mit einem Projekt unterwegs und habe mich vernetzt in der Szene des ökosozialen Wandels. Ich bin da auf Julian Lloydke gestoßen und der hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass gerade ein Dragon Dreaming Intensiv-Workshop stattfinden wird mit John Croft damals. Es war im Jahr 2011 und kurzerhand habe ich mich da noch angemeldet, knapp vorher. Und das war ein Nachhausekommen zu einer Art des Arbeitens und des Wirkens, wie ich es mir nie erwartet hätte. Es war wirklich wie so ein Nachhausekommen.
Simone Britsch
Ja, viele Menschen nutzen ja Dragon Dreaming, um ihre nachhaltigen ökosozialen Projekte zu planen. Und dabei spielt das Geld immer wieder eine Rolle. Und deswegen ist uns auch das In-Sieben-Linden so nah, weil ihr diese Win-Win-Kultur mitbringt, oder?
Ilona Koglin
Ja, genau. Also das ist was ganz, ganz Wesentliches von Dragon Dreaming. Oder im Grunde genommen könnte man sagen, darum geht es eigentlich beim Dragon Dreaming. Also natürlich wollen wir auch Projekte verwirklichen und die Welt da draußen mitgestalten, sozial und ökologisch. Und gleichzeitig wollen wir in unseren Projekten erforschen und erkunden, wie wir denn jetzt schon der Wandel sein können, den wir uns wünschen für die Welt. Also wie wir gut miteinander arbeiten können, wie wir ko-kreativ sein können, wie wir Synergien erzeugen können, wie wir miteinander kommunizieren können. Also nicht nur, dass keine Missverständnisse entstehen und Konflikte gelöst werden, sondern dass im besten Fall auch alte Wunden heilen können. Also das ist so grundsätzlich die Idee vom Dragon Dreaming, nicht nur nachhaltig zu sein im Sinne von, wir machen nicht mehr kaputt, als wir ohnehin schon kaputt gemacht haben, sondern tatsächlich regenerativ und zwar in Bezug auf die Natur, aber auch in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, Ökologie, also Wohnen, alles Mögliche, was man eben mit Projekten verwirklichen kann, Bildung, alles.
Simone Britsch
Ja, und der Wandel fängt ja eigentlich auch bei jedem Einzelnen und jeder Einzelnen an. Und das ist eben auch schon gesagt, Geld hat auch viele Wunden in Menschen hinterlassen und kann auch vielleicht ein Teil der Heilung dann sein, sich mit der eigenen Geldgeschichte zu beschäftigen. Wie seid ihr denn so rund um dieses Thema Geld gestrickt? Habt ihr in eurem Leben interessante Erfahrungen gemacht, die ihr vielleicht mitgebracht habt?
Luise Ogrisek
Viele interessante Erfahrungen. Also bei mir, ich komme aus einer Familie, da gab es unterschiedliche Geldfülle. Grundsätzlich fühle ich mich ganz sicher und aufgehoben und mache mir gar keine Sorgen um Geld. Und dafür bin ich wahnsinnig dankbar und weiß, dass ich eine sehr privilegierte Rolle habe, mich in dieser Welt so zu fühlen. Und trotzdem habe ich aber im Laufe meines Lebens mit meiner Berufsbiografie, mit meiner Wahl, wo mein Herz schlägt, für welche Berufe mein Herz schlägt, immer wieder erlebt, dass es gefühlt einen Mangel an Wertschätzung in Form von Geld gab. Und dieses Erleben von Ungerechtigkeit, was welchen Wert beigemessen bekommt von unserer Gesellschaft und dass oft die Dinge Mehrwert bekommen, die abseits von Menschen sind und von menschlichen Bedürfnissen und die, die mit Technik und mit Geldvermehrung und mit nicht so greifbaren und fühlbaren Dingen zu tun haben, dass die dann ganz hoch bewertet sind. Und ein Projekt habe ich gemacht, also ein Herzensprojekt, das ich begonnen habe, gab es im Jahr 2008, habe ich gestartet, damit die Idee ist aufgekommen. Ich mache ein Kunst- und Kulturzentrum, dass so eine richtige Plattform wird eingebettet im ländlichen Raum, im Grenzraum. Also dass sozusagen auch noch Länder miteinander verknüpft werden können.
Simone Britsch
Wir hören ja auch, du kommst aus Österreich.
Luise Ogrisek
Genau, ich komme aus Österreich, also da so an der Grenze entweder zu Tschechien oder zu Ungarn oder zu Slowakei. Und ja, dass es da sozusagen eine gute Vernetzung geben kann und dass auch ein Bereich, also gerade diese Grenzbereiche sind ja oft so vernachlässigt und Menschen ziehen weg und es gibt dort nichts und dass man sozusagen etwas dahin pflanzt, was wirklich so ein Anziehungspunkt ist. Und ich hätte dort Permakultur gesehen und ich hätte dort offene Ateliers gesehen, wo Menschen auch Kunst und Kultur dann selber erleben können. Also ganz vielfältige Anknüpfungspunkte, auch mit der Wirtschaft, der Umgebung. Also du streitst auf jeden Fall, wenn du das erzählst. Das Projekt ist immer größer und größer geworden und im Endeffekt hätte ich ungefähr drei Millionen Euro gebraucht. Ich hatte keinen Namen, unser Verein, den wir gegründet haben, war ganz frisch gegründet und das ging so nicht. Und das war so eine Ernüchterung. Das war schon so lebendig. Ich habe so lange an dem Konzept geschrieben, gemeinsam mit anderen. Und dass das dann nicht Wirklichkeit werden konnte, da hat mir sozusagen noch der Teil gefehlt, der dann erst Jahre später kam. Und das heißt, du hast es nicht verwirklichen können, dieses Kunst- und Kulturzentrum. ihr habt aufgegeben. Und heute würdest du es anders machen? Hättest du andere Tools? Ja, heute würde ich es natürlich anders machen. Also ich habe sozusagen ein paar Jahre später eben dann John Croft kennengelernt, den Intensiv-Workshop gemacht, Empowered Fundraising bei ihm gelernt. Und mit diesen Empowered Fundraising-Tools wäre es definitiv möglich.
Simone Britsch
Da kommen wir später noch zu. Empowered Fundraising, alle schon mal bitte notieren im Kopf. Und das wird noch das wichtige Stichwort im weiteren Verlauf des Interviews. Ich würde gerne noch von dir hören, Ilona, auch um dich einfach so ein bisschen kennenzulernen. Was ist deine Geschichte mit Geld? Hast du eine mitgebracht?
Ilona Koglin
Ja, natürlich. Jeder bringt eine Geschichte mit Geld mit. Das können wir auch immer wieder feststellen. Also, dass Geld wirklich ein Thema ist, das wirklich alle Menschen verbindet. Und dass Emotionen hervorruft, wo wir uns gegenseitig wiedererkennen können. Also, das ist ein sehr spannendes Thema. und bei Luise und mir finde ich das so toll, dass wir auf eine gewisse Art sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, das auch immer mal wieder Reibung erzeugt, aber es sich vor allem wahnsinnig gut irgendwie so ergänzt. Also wir haben wie so zwei verschiedene Perspektiven da drauf. Und zwar, ich komme eher aus einer Familie, also ich bin mit einer alleinerziehenden Mutter groß geworden, wir hatten immer sehr, sehr wenig Geld, also ich bin eher in Armut aufgewachsen und habe dann dementsprechend sofort nach der Schule eine Ausbildung gemacht, habe etwas sehr Vernünftiges studiert, Diplomingenieurin, bin danach als Journalistin, als Fachjournalistin quer eingestiegen und habe schon immer, also es war für mich sehr wichtig, irgendwie so mein Geld zu verdienen und auch finanziell erfolgreich zu sein. Und dann habe ich irgendwann eine Redaktion geleitet und habe auch wirklich sehr gut verdient und habe festgestellt, Das ist ja oft so. Dann hat man irgendwie so ein Ziel und auf einmal ist man da und stellt sich fest, warum genau wollte ich jetzt nochmal hierher? Und dann kam die Weltfinanzkrise, das war 2008. Und auf einmal stand sie im Raum, ja Mensch, also das Geld könnte ja auch eigentlich von heute auf morgen nichts mehr wert sein. Irgendwie Währungsreform, da waren ja irgendwie so Begriffe unterwegs. Und es gibt eine Rieseninflation oder was auch immer. Also da konnte man sich alles Mögliche ausmalen. Und für viele war das beängstigend, für mich natürlich auch. Aber gleichzeitig war das für mich wie so ein Befreiungsschlag. Weil ich auf einmal festgestellt habe, Mensch, das Geld, das ist ja quasi wie so eine, also es wurde für mich auf einmal so greifbar, dass es wie so eine gemeinsame Illusion ist. Wir haben uns jetzt darauf verständigt, dass dieses Papier so und so viel wert ist und diese Münzen und die digitalen Zeichen auf dem Bankkonto und so weiter. Aber wenn das Geld weg wäre, nehmen wir mal an, es gibt eine Währungsreform oder aus irgendwelchen anderen Gründen ist das Geld weg, ist die Welt ja noch ganz genau dieselbe. Nur das Geld ist nicht mehr da. Und trotzdem würde es unser Leben auf den Kopf stellen. Und das war für mich wirklich so ein Weckruf. Und ich habe dann Anfang 2011 meinen Job gekündigt und habe mir ein Sabbatical genommen, also ein Sabbatjahr, ein Jahr, wo ich einfach nur geguckt habe, wo will ich mich jetzt hin orientieren. Und das war richtig ein sehr großer Wendepunkt in meinem Leben. Und habe dann zusammen mit meinem Mann beschlossen, wir widmen uns jetzt mit allem, was wir können, dem ökosozialen Wandel und versuchen, den voranzubringen. Und das machen wir seitdem. Also schreiben Bücher, organisieren Projekte, Konferenzen, machen Workshops, Vorträge, all diese Sachen und sind eben in dem Bereich aktiv. Und ich habe mir damals, das war für mich dann sonnenklar auf einmal, dass mir auf einmal bewusst wurde, meine Lebenszeit ist das, was eigentlich kostbar ist. Und meine Lebenszeit will ich für Dinge verwenden, die für mich oder aus meiner Sicht sinnvoll sind. Und ob es dafür Geld gibt und wie viel Geld und so weiter, das stellen wir auf jeden Fall nach hinten. Das haben wir uns geschworen, mein Mann und ich. Und ich weiß, das klappt nicht bei jedem. Also bei uns ist es seitdem so, also wir leben sehr, sehr, sehr, sehr bescheiden, aber es funktioniert. Also wir haben unser Auskommen und wir werden für manche Jobs bezahlt, für manche nicht. Für einige werden wir gut bezahlt, für andere werden wir mittel oder schlecht bezahlt. Aber das ist nicht das Entscheidende, warum wir etwas tun. Sondern Geld ist eben Mittel zum Zweck. Und das Stück von Weg, was ich jetzt noch so vor mir sehe, ist Geld auch wirklich als eine positive Ressource der Liebe, der Verbundenheit und so weiter. Also das noch mehr zu schätzen und zu können. Denn wie viele Kreative bin ich, gehöre ich auch zu denjenigen, die sagen, wenn es im Leben kein Geld gäbe, wäre es mir gar nicht unrecht. Oder so, gib mir ein bedingungsloses Grundeinkommen und ich bin glücklich.
Simone Britsch
Ja, wir sind ja mit schwierigen Glaubenssätzen eigentlich auch ausgestattet worden in der Gesellschaft, oder? So wie wir groß geworden sind zum Thema Geld.
Luise Ogrisek
Ja, also diese typischen sind, es ist nicht genug für alle da, es gibt einen Mangel, ganz klar, mehr ist besser, ich muss mich ganz schnell, also ich muss schauen, dass ich irgendwie für mich was zur Seite lege auch und mir Sicherheit über Geld verschaffe. Und das Dritte, und das ist auch einfach so, da kann man gar nichts dagegen machen, es gibt überhaupt keine Alternativen, das war schon immer so, muss so bleiben. Ja, wie so ein Naturgesetz. Wie ein Naturgesetz. Geld ist Gott, gab es schon immer, nicht von Menschenhand geschaffen, so kommt es daher. Und teilweise fühlt es sich natürlich auch so an, weil wir Geld als Gesellschaft, als Menschen eine derartige Macht schon verliehen haben Und Geld inzwischen auch so ein Mittel ist, um Einfluss nehmen zu können, um politisch gestalten zu können. Und das merkt man jetzt zunehmend, wie ungesund das ist. Also wie stark hohes Geldvermögen unsere Gestaltung der Gesellschaft übernommen hat. Und für wie wenige das eigentlich super läuft so und für wie viele das entsetzlich läuft. wo wir sozusagen gar nicht mehr menschlich miteinander sein können. Und die Lebensgrundlagen zu stören, die wir haben, nur wegen diesen Geldscheinen, die wir irgendwann mal erfunden haben. Aber wir trauen uns nicht, das wieder zu verändern und abzuschaffen. Oder es anders zu verwenden.
Simone Britsch
Ja, Geld regiert die Welt. Das ist sicherlich nicht nur im Glaubenssatz. Das ist auch eine systemische Wahrheit. Und da finde ich gut, dass ihr auch diesen Blick mitnehmt und so einen politischen Aspekt auch habt. Und Iluna, ich glaube, du hast ein paar spannende Zahlen auch mitgebracht, die zeigen, dass unser Geldsystem einfach zu einer unglaublichen Ungleichheit führt.
Ilona Koglin
Ja, also mittlerweile sprechen Expertinnen und Menschen, die sich damit beschäftigen, ja auch davon, dass wir wirklich wieder wie in so einem Zeitalter der Aristokratie leben. Also die Unterschiede zwischen Arm und Reich haben wirklich ein Niveau erreicht, wo, wenn wir zurückgucken in die Geschichte und Zeiten angucken, wo es schon mal so war, wir dann zurückgucken und denken so, ja Mann, warum haben die Leute das eigentlich alle mitgemacht? Weil genau die Zahlen, ich nenne das mal, also 10 Prozent der Weltbevölkerung besitzen 79 Prozent des Vermögens. Das ist wahnsinnig viel, weil die restlichen 90 Prozent müssen sich dann die restlichen 21 Prozent teilen. Und das ist ein Ungleichgewicht. Und dann sitzen wir, das möchte ich nämlich auch noch dazu sagen, weil wir sitzen dann vielleicht hier und denken, ja Mann, und die Superreichen und stimmt und Bill Gates und Jeff Bezos und Elon Musk, die sollen jetzt mal was abgeben, anstatt irgendwie da in ihren Raketen zum Mond zu fliegen. Und das stimmt ja auch, ist ja auch wahr. Und gleichzeitig stimmt eben auch, dass wir, die wir hier sitzen in Deutschland, natürlich, wir sind schon wahnsinnig privilegiert. Wir haben ein Gesundheitssystem, wir haben ein Bildungssystem, bei uns funktioniert die Elektrizität, wir haben Straßen, auf denen man fahren kann, die Züge fahren zwar nicht pünktlich, aber sie fahren. Also wir sind in eine Infrastruktur hineingeboren und auch in einen Staat, der funktioniert, was uns schon wahnsinnig viel kostet und was sich nicht alle Länder und nicht alle Menschen leisten können, sowas zu unterhalten oder auszubauen. Und das möchte ich gerne auch in Erinnerung rufen, gleichzeitig zu dem, dass man auf jeden Fall sagen muss, nee, diese Ungerechtigkeit, die kann so nicht bleiben. Da müssen wir aufstehen, da müssen wir was gegen unternehmen und gleichzeitig aber auch sich selbst einstufen zu können. Wo bin ich denn da auf der Leiter des Wohlstandes? Wo befinde ich mich denn da? Und um es mal irgendwie plastisch zu machen, habe ich mich dann nämlich gefragt, ja Mensch, diese 10% reichsten, also wer ist das eigentlich? Ab wann gehört man denn zu den 10% reichsten? Und zumindest laut der KI ist es so, wenn man ein Nettovermögen von 275 bis 300.000 Euro hat, gehört man zu den 10% reichsten Menschen der Erde. Gar nicht so weit weg für uns, dass wir jetzt denken, so jemanden kenne ich gar nicht. Im Prinzip ein Einfamilienhaus. Ein Einfamilienhaus oder ich komme aus Hamburg, das ist eine 50 Quadratmeter Wohnung in Hamburg-Winterhude. Und was mir nämlich jetzt noch dazu einfällt ist, weil wir gucken jetzt so nach den Unterschieden und was trennt uns eigentlich. Da sind die Reichen, da sind die Armen. Und da schließe ich mich jetzt nämlich an das an, was Luise gerade gesagt hat. Wenn man dann aber mal guckt, gibt es sozusagen als ganz untersten Grund, verbindet uns wieder ganz viel. Nämlich diese drei Glaubenssätze, die du gerade genannt hast. Die stammen von der Lynn Twist, das ist eine US-amerikanische Fundraiserin und die hat mit ganz reichen, ganz armen Menschen zu tun und die hat eben diese drei Mythen so rausgefunden, dass die wie so ein kollektiver Glaubenssatz von ganz Reichen, von ganz Armen und auch Menschen in der Mitte verinnerlicht wird. und dass diese Glaubenssätze das eigentlich sind, also diese Glaubenssätze sind eigentlich der Grund, warum diese Ungleichheit, warum das bestehen bleibt, warum die 90 Prozent das mitmachen, dass sie 10 Prozent so viel haben.
Simone Britsch
Und natürlich ist die Entwicklung ja auch in unseren Gesellschaften, innerhalb unserer Gesellschaften der gleiche Trend. Also dass diejenigen, die schon viel haben, akkumulieren und diejenigen, die so ein bisschen an der Kante oder prekär sogar leben, eigentlich immer mehr zu strampeln haben.
Luise Ogrisek
Genau. Also das ist auch das Absurde daran, dass über dieses Denken das Geld, das ich verleihe, eine Rondite abwerfen muss und dass ich mehr zurückbekommen muss nach diesem Prinzip, mehr ist besser. Aber dieses Mehr, wenn wir sagen, es gibt nur eine begrenzte Geldmenge, die produziert wird und die wird auch von einem Monopol produziert. Also nicht jeder von uns kann hergehen und sagen, es scheint mir, es ist gerade zu wenig im Kreislauf, weil viele Menschen ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben und viel Geld zur Seite schaffen für Unvorhergesehenes, fürs Alter, für Krankheitsfälle, für was auch immer, dann fehlt Geld in dem Kreislauf. Und damit wir dieses Mehr bedienen können, wenn wir uns irgendwo Geld ausgeliehen haben, muss irgendwo anders weniger sein. Und je mehr Geld dem Kreislauf entzogen wird, desto krasser wird das und desto mehr stimmt dieser Glaubenssatz auch, es ist nicht genug für alle da. Und das mal zu behirnen und zu sagen, das Geld muss im Fluss bleiben, das ist total unsinnig, es bei mir zu horten, damit ich sicher bin. Ich kreiere diese Unsicherheitssituation nicht nur für mich, sondern für alle, wenn ich das Geld im Kreislauf entziehe. Das, finde ich, ist irgendwie so ein Erkenntnismoment gewesen bei mir, wo ich mir gedacht habe, ja stimmt, nein, nicht festhalten das Geld, nur nicht festhalten, ziehen lassen, mit guten Intentionen, mit guten Wünschen großzügig sein, geben, das braucht die Welt. Und dann kann es auch zu mir zurückfließen.
Simone Britsch
Natürlich in die richtige Richtung, das kommt mir dann so ein bisschen als kritischer Gedanke, Geld in eine Richtung geben, wo es eben für das Leben arbeitet. Also ich sage einfach nur mal, das sogenannte Sondervermögen oder die Sonderschulden, die in Rüstung gesteckt werden, gehören für mich nicht zu diesem positiven Aspekt des Gebens, sondern da wird eigentlich die Energie des Geldes für nicht lebensdienliche Zwecke eingesetzt. Und ja, eure Projektarbeit soll aber Menschen zusammenbringen und das Geld nicht vernachlässigen dabei. Das ist eine wichtige Größe. Ja, kommen wir da zu dieser gemeinschaftskreierenden Kraft. Wie können wir es denn mit dem Geld irgendwie zusammenwuppen?
Ilona Koglin
Ja, danke für deine Frage. Die knüpft super an das an, was Luise gerade gesagt hat. Denn wir haben ja auf der einen Seite diese verinnerlichten Glaubenssätze, die wir zwar schon kollektiv haben, wie zum Beispiel ist nicht genug für alle da, und auf der anderen Seite erzeugen diese Glaubenssätze eine Realität, nämlich diese Ungleichverteilung von Geld, die ja dann tatsächlich dazu führt, dass nicht genug für alle da ist. So als müssten wir quasi wie so die Henne oder das Ei, eins von beiden müsste sich irgendwie lockern und lösen und verändern, damit das andere sich verändern kann.
Simone Britsch
Ilona, kannst du nochmal diese Zahlen nennen? Du hast doch da was auf Tasche gehabt. Ich kann es nicht mehr rekonstruieren, aber das war richtig eindrücklich.
Ilona Koglin
Ja, also ich habe jetzt keine ganz konkrete Zahl, aber ich weiß, dass der Visionär Buckminster Fuller bereits in den 70er Jahren errechnet hat, dass die Menschheit zu diesem Zeitpunkt auf einem technischen und wissenschaftlichen Stand war, dass erstmals in der Menschheitsgeschichte, meinte er, war vielleicht vorher schon mal der Fall, aber er hat es da eben so ausgerechnet und erforscht, erstmals in der Menschheitsgeschichte genug für alle da war. Und Buckminster Fuller meinte, dass wir deswegen als Menschheit in ein Zeitalter eingetreten sind, wo es nicht mehr heißt, du oder ich, sondern er meinte, jetzt sind wir in einer du-und-ich-Welt. Und er sah voraus, dass es so 20 bis 30 Jahre brauchen wird, bis die Menschen das verstanden haben und ihre alten Glaubenssätze, es ist nicht genug für alle, da loslassen können. So leider sehen wir ja jetzt, dass das so eben nicht gekommen ist. Der Unterschied zwischen Arm und Reich hat eher noch zugenommen mit den ganzen Problemen, die wir damit einhergehen sehen. Und jetzt kommt eben das, wonach du gefragt hast, nämlich die Gemeinschaft ins Spiel. Weil wir müssen uns ja überlegen, wie machen wir das jetzt? Und unsere Idee oder beziehungsweise die Idee vom Dragon Dreaming ist, dass wir in unseren Projekten, in unseren Teams, in unseren Organisationen versuchen, wie so einen Raum zu schaffen, in dem wir schon mal ausprobieren, wie es anders laufen kann. Sozusagen wie so eine kleine Keimzelle des Guten, Keimzelle des Wandels in diesem Meer aus, ja, so wollen wir es eigentlich nicht haben. Und das ist eigentlich so unser Ansatz, den wir verfolgen, dass wir herausfinden wollen, wie geht es und das mit Menschen zusammen ausprobieren und einüben wollen.
Simone Britsch
Ja, da habt ihr ja bestimmt auch ganz konkrete Tools mitgebracht. Wie kann es gehen?
Luise Ogrisek
Wie kann es gehen? Also ganz viel hängt natürlich an dieser Haltung auch mit dran, an dieser Einstellung. Wir haben gemeinsam mehr Macht als jeder Einzelne für sich. Wir haben ein Sowohl-als-auch anstatt ein Entweder-oder. und immer dieses möglichst gut für mich, für die Gemeinschaft, für die Welt. Diese drei Säulen sind so ganz wichtig. Und dann gibt es sozusagen auch noch einzelne Ansätze. Also dieses, wie kommen wir denn überhaupt an Geld? Wie kommen wir an diese Ressourcen, die in Unmengen eigentlich vorhanden sind? Ich habe die genaue Zahl nicht im Kopf, aber es sind mehrere Milliarden Euro, Dollar, die auf der Welt vorhanden sind. Es ist wirklich viel. Und sozusagen mit diesen Herzensprojekten, mit denen wir in die Welt hinausgehen wollen, da zu schauen, es geht jetzt nicht vordergründig darum, Geld zu bekommen, sondern wir wollen Beziehungen knüpfen. Wir wollen wieder in Verbindung treten mit Menschen. Wir wollen Menschen die Möglichkeit geben, Sinn in die Welt zu bringen. mit ihrem Leben, also in ihrem Leben, mit ihrem Leben etwas Sinnvolles gemacht zu haben. Und wenn ich gerade selber kein solches Projekt habe, aber dafür Geld habe, oder ich kann mit Kontakten dienen, oder ich kann mit Erfahrungen oder mit Wissen dienen, oder ich kann nochmal kritische Reflexionen geben, kann einen Spiegel bieten und kann sagen, biete da eine Challenge für euch und ihr könnt testen, ob das schon gut genug durchdacht ist und so. Also es gibt so viele Möglichkeiten, zu Projekten beizutragen und Geld ist eine Form. Aber mit dieser Haltung rauszugehen, ich möchte mit Menschen in Beziehung treten. Ich möchte Menschen die Chance geben, sich an etwas Sinnvollem zu beteiligen. Vielleicht bringen wir mal ein paar Beispiele, dass man mehr so plastisch wird. Was könnten das für Projekte sein? Womit hast du zu tun, wenn du Menschen in diese Art von Denken reinführst? Das geht wirklich für eine ganze Bandbreite. Das kann jegliche Art von Projekten sein. Das kann sein ein Gemeinschaftsgarten, das kann sein ein gemeinschaftliches Wohnprojekt, das kann sein ebenso ein Kulturzentrum, das kann sein ein Kunstprojekt, eine Bildungseinrichtung. Also schon auch größere und langfristigere Sachen. Es können tatsächlich auch Unternehmen sein, Organisationen sein, die größer sind und über ihre Größe auch eine Reichweite haben. Auch die, also all diese NGOs, die wir ja kennen, wie Greenpeace Global 2000, der WWF, auch die machen ja permanent Fundraising. Und auch die geben Menschen die Chance, an etwas teilzuhaben, wo sie sagen, genau, das ist mir total wichtig, dass das ins Leben kommt, dass das auf stabilen Beinen steht. Weil ich kann selber, widme ich mich mit meiner Lebenszeit und beruflich etwas anderem. Ich kann nicht alles auf dieser Welt machen und dafür sorgen, dass diese Welt heil ist, aber gemeinsam schaffen wir es. Und wenn ich Geld in diese Projekte gebe, die da stattfinden, dann kann ich sie damit unterstützen.
Simone Britsch
Ja, von dir, Luise, da fiel ja jetzt schon zweimal das Empowered Fundraising-Zauberwort. Was steckt denn nun ganz genau dahinter? Das macht mich riesig neugierig. Also vielleicht übersetzen wir es doch erstmal.
Ilona Koglin
Genau, Empowered Fundraising. Also bedeutet das jetzt ein Fundraising, was mich ermächtigt, was mich dazu bringen lässt, über mich hinauszuwachsen? Da würde ich sagen sofort, ja, genau so ist es gemeint. Aber man könnte es natürlich auch andersrum lesen und sagen, also das ist ein besonders machtvolles Fundraising. Genau, also worum es beim Empowered Fundraising aus meiner Perspektive nicht geht, ist, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld zusammenzukriegen. Das ist ja das, was viele sich wünschen, wenn sie ein Projekt des Wandels haben und das Geld ist knapp und so weiter und es drückt überall und man hat ohnehin sehr viel zu tun. Dann will man jetzt möglichst nicht noch viel Zeit mit dem Fundraising verbringen. Gleichzeitig haben wir sowohl bei uns selbst als auch, das beobachte ich immer wieder bei Projekten, die ich begleite, sind Gespräche, in denen es ums Geld geht. Ob es jetzt Fundraising ist oder wie verteilen wir das Geld. Sobald Geld das tragende Element eines Gesprächs ist oder eine Verbindung zwischen Menschen, wird es heikel, wird es für Menschen schwierig und anstrengend. Und wir haben ja gesagt oder Luisa hat schon gesagt, beim Dragon Dreaming oder auch beim Geldsegen bei unserem Workshop oder bei unserer Arbeit geht es darum, echte, tiefe, authentische Beziehungen zwischen Menschen herzustellen, ob sie jetzt zusammen in einem Team arbeiten oder ob sie ein Projekt von außen supporten. Und die Frage ist, wenn ich jetzt zum Beispiel ein Fundraising-Gespräch führe und ich bin mir meiner eigenen Wunden rund um das Thema Geld nicht so richtig bewusst, dann schwingt so viel in diesem Gespräch zwischen diesen Menschen mit, was zu Widersprüchen, zu Missverständnissen, zu Konflikten, zu Enttäuschungen usw. führen kann, was diese Gespräche unheimlich heikel macht. Also ein Gegenüber kann ein Wort fallen lassen oder mal komisch gucken oder so. Und wenn jemand eine Wunde in dem Bereich hat, kann das schon unheimlich treffen und unheimlich verletzen. Vor allem, wenn es um ein Projekt geht, das einem sehr am Herzen liegt. Man fühlt sich sehr schnell auch persönlich abgelehnt. Ich kenne das von Bücherschreiben und so weiter. Man identifiziert sich wahnsinnig damit. Und das macht diese Gespräche so schwierig und anstrengend. Und das ist der Punkt, wo wir auch ansetzen und wo auch Empowered Fundraising ansetzt. Also es geht schon auch darum, Fundraising-Gespräche tatsächlich zu führen. Und immer mit diesem Hintergedanken im Hinterkopf, ich möchte meinem Gegenüber maximal offen sein. Das ist schon eine Quadratur des Kreises an sich, weil eigentlich möchte ich ja Geld zusammenbekommen. Und gleichzeitig möchte ich so offen sein, dass ein Ja von dem anderen mir genauso willkommen ist wie ein Nein. Also dass ich mit Ja und Nein gleichermaßen gut umgehen kann. Das ist natürlich eine echte Herausforderung. Und gleichzeitig kann man eben diese Empowered Fundraising-Gespräche auch wunderbar nutzen, um sich selbst in seiner Beziehung zu Geld zu erforschen und zu hinterfragen und sich genau zu beobachten, was passiert, wenn ich um Geld frage. Es gibt so einen Punkt, dass man sich im Vorfeld genau überlegt beim Empowered Fundraising, was denke ich dann, was die Person zum Projekt beitragen soll. Sondern denke ich mir beispielsweise bei dir, Simone, ach, so wie ich dich einschätze, würde ich sagen, 100 Euro kannst du auf jeden Fall dazu geben. Und dann führen wir das Gespräch und dann sage ich irgendwann, ich erkläre dir, worum es geht und wir unterhalten uns. Und dann sage ich irgendwann, Simone, du, ich hätte mir gedacht, du könntest uns mit 100 Euro unterstützen.
Simone Britsch
Was? Ich? Gerne. Oder ich könnte natürlich auch sagen, vielleicht, naja, mit den 100 Euro ist irgendwie diesen Monat schwierig, aber ich würde vielleicht eine Pressemitteilung für euch schreiben Oder kann ich vielleicht für euch einen Kontakt herstellen? So ist das Spiel, oder?
Ilona Koglin
Ja, genau. Und es ist sehr interessant, was sofort reagiert. Denn was ich gemacht habe, ich habe diese Summe genannt und dann war ich still. Und das ist etwas, was viele Menschen nicht machen, weil es ihnen sehr unessend, erstens nennen sie keine konkrete Zahl. Und zweitens versuchen sie dann diese peinliche Situation, oh, jetzt reden wir über Geld, oh, und jetzt frage ich dich, ob du mir was geben kannst, schnell durch viele Worte zuzudecken. Und dann würde ich vielleicht sogar selbst sagen, ja, aber wenn du kein Geld geben willst, dann kannst du uns auch eine Pressemitteilung schreiben, um das so ein bisschen abzuschwächen. Also das ist nur so eine Facette vom Empowered Fundraising, die damit spielt oder die bewusst macht und einen selbst auch darin übt, so sein eigenes Verhältnis zum Geld zu hinterfragen und damit zu spielen und das auch Stück für Stück zu verändern, einfach einen lockereren, freieren Umgang mit Geld zu haben, selbst wenn das Geld knapp ist.
Simone Britsch
Ja, was ich ja in Sieben Linden hier ganz gut kenne, ist eben, dass wir versuchen, in Teilbereichen solidarische Finanzierung auf die Beine zu stellen. Zum Beispiel unser Bietverfahren. Wir haben hier einen großen gemeinsamen Pool von Lebensmittelversorgung mit einer eigenen Gärtnerei und mit einem eigenen Naturwarenladen und so weiter. Und letztendlich, jetzt mal so ein kritischer Gedanke, frage ich mich manchmal auch, wir sitzen lange zusammen, wir besprechen das, wir reflektieren unser Innenleben zu Geld, dann legen wir alle eine Summe fest, individuell, was kann ich beitragen für das kommende Jahr, für die Lebensmittel. Aber wir haben eigentlich alle so recht begrenzte Ressourcen. Und dann sitze ich da manchmal und denke, ach Mist, wir schieben hier den Mangel hin und her und verwalten den miteinander und fühlen uns auf jeden Fall hinterher besser als vorher. Das ist gar keine Frage. Aber wie kriegen wir denn mehr Fülle in diese Systeme hinein? Also viele, die zuhören, sind vielleicht auch eher in so Kontexten unterwegs, wo es mal Latenz so ein bisschen knapp ist.
Luise Ogrisek
Du lebst auch in einer Lebensgemeinschaft. Wiener Gemeinschaft, genau.
Simone Britsch
In Wien, wie heißt das Projekt?
Luise Ogrisek
Wohnprojekt Wien, das ist ein ganz schnöder Name geworden, der ein Arbeitstitel war und dann nie wieder losgelöst werden konnte von dem Projekt, weil es als das schon so bekannt war. Also wir hatten dann schon Preise und irgendwann war klar, der Name bleibt. Genau, und wir sind auch solidarisch finanziert. Also es gab die Möglichkeit, in einen Vermögenspool einzulegen. Und da hat eigentlich genau das stattgefunden. Dieses Menschen die Chance geben, in etwas Sinnvolles zu investieren, was auch sicher ist, Grund und Boden in Wien, wahnsinnig hoher Wert. Also da wussten die Menschen, wenn sie Geld in dieses Projekt reingeben, dann macht es nicht nur was Sinnvolles, es ermöglicht nicht nur, dass eine Gemeinschaft da gut leben kann, sondern es ist auch sicher und man kann es dann auch wieder rausbekommen von dort, wenn man es braucht. Aber in der Zeit, wo man es nicht braucht, kann es diesem Projekt dienen, dass es gut und stabil stehen kann. Und da Menschen Fragen zu gehen und die einzuladen, dass sie das Geld da reingeben, anstatt dass sie es in irgendwelchen Aktienfonds drinnen haben oder dass sie es auf einer Bank liegen haben und dort auf einem Sparkonto liegen haben oder so. Das war die Aufgabe der Menschen, die am Anfang da eingezogen sind. und wie noch mehr Fluss in solche Projekte kommen kann, ist denke ich eine ganz ähnliche Art und braucht auch noch Erfindungsgeist im Sinne von in Beziehung zu treten mit der Welt rundherum und auch an die Menschen zu kommen, die vielleicht einen Mangel an Gemeinschaft haben und zu schauen möchten, die von dem vielen finanziellen Vermögen, das sie haben und von der Fülle, die sie haben, etwas dazu geben, dass sie Teil von der Gemeinschaft werden können und dass sie daran etwas anbocken können, was ihnen vielleicht fehlt. Ist jetzt auch nicht immer so. Aber ich glaube, da gibt es auch noch Raum nach oben. Also da sind wir auch noch nicht am Ende unserer Weisheit angekommen, schätze ich, als Wohnprojekte, als gemeinschaftliche oder als Ökodörfer.
Simone Britsch
Ja, und ich glaube, es braucht auch ganz viel zwischenmenschliches Feingespür dafür, denn natürlich wollen wir nicht, dass sich jemand Gemeinschaft kauft, sondern wir wollen wirklich Win-Win-Situationen kreieren und gute Beziehungen miteinander gestalten, oder?
Ilona Koglin
Ja, und vor allem, also das ist ja sozusagen nur ein Ausschnitt, wenn man jetzt sagt, okay, wir sind eine Gemeinschaft und wir gucken jetzt, was können wir als kleine Gemeinschaft verändern? Können wir noch besser im Fundraising werden oder können wir uns noch neue Strategien überlegen? Und das andere ist, also da haben wir ja eingangs drüber gesprochen. Und das kann man ja auch nicht, das kann man ja nicht einfach ausblenden. Oder das ist ja nicht auf einmal nicht mehr da. Arme und Reich driften auseinander. Das ist so. Also für die Menschen unten, in Anführungszeichen, ist eben immer weniger da. Das ist real so. Und die eigentliche Lösung, die kann nicht lauten. Jetzt die 90 Prozent, die werden jetzt alle noch ausgebuffter im Fundraising. Und dann klappt das schon irgendwie. Nee, nee, also die 10 Prozent, die müssen einfach abgeben. Das werden die bestimmt nicht so ganz freiwillig tun. Und wie das genau gelingen kann, wissen wir, glaube ich, alle noch nicht. Aber wenn es ein gutes Ende nehmen soll oder wenn es eine gute Weiterentwicklung geben soll, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zu erkennen, Mensch, also wenn ich wahnsinnig viel jetzt für mich gehortet habe und die anderen da draußen alle am Hungertuch nagen, dann habe auch ich kein gutes Leben. Weil wir alle immer halt uns so das singulär irgendwie angucken und individuell und nicht diesen systemischen Blick irgendwie auf uns haben. Und das muss sich dringend ändern. Das muss sich ganz dringend ändern. Und ich glaube, da können so Ökodörfer wie ihr, die so ein systemisches Denken natürlich viel stärker lernen und auch im Alltag praktizieren und so weiter. Ihr müsst den anderen das beibringen, wie das geht.
Simone Britsch
Ja, ich danke euch, dass ihr da auf jeden Fall auch so als Lehrende wirbt. Und würde gerne an dieser Stelle auch mal, dass ihr eure Websites vielleicht nennt. Wir werden die in den Shownotes auch gerne posten.
Luise Ogrisek
Meine Website ist ganz einfach www.luiseogrisek.at
Ilona Koglin
Und meine Website gehört zum Dragon Dreaming Playbook und ist einfach dragon-dreaming-playbook.net
Simone Britsch
Wir werden mit dir, Ilona, im Herbst auch zwei Dragon Dreaming Seminare hier in Sieben Linden eine Einführung haben und dann eine weiterführende Ausbildung als Dragon Dreaming-Projektmanagement-Trainerin und so weiter. Die werde ich natürlich auch noch mal gerne in die Shownotes setzen, wer sich da interessiert. Und ich danke euch einfach, dass ihr diese Gedanken, die vielleicht wirklich noch nicht hundertprozentig zu Ende ausgegoren sind, aber dass ihr es so als Prozess in die Welt tragt. Und ich nehme auf jeden Fall eine Hoffnung mit, dass Geld eben eine ganz positive Rolle spielen kann bei der Transformation, auf die wir alle so dringend hinarbeiten. Und dass wir da mehr Mut haben, eben nicht vom bösen Geld oder von einem Fluch zu sprechen, sondern vom Geldsegen, den wir einfach anders diffundieren und verteilen und zum großen Ganzen beitragen können. Ja, danke für das Gespräch.
Luise Ogrisek
Mir fällt noch ein schönes Zitat ein, ein ganz kurzes, das ich heute gefunden habe von Astrid Lindgren. Ich glaube, es ist aus dem Buch Pipi Langstrumpf. Das haben wir noch nie ausprobiert, also wird es gut gehen.
Simone Britsch
Danke, Luise. Danke, Ilona. Vielen Dank.
Das war sie, die neue Folge des Ökodorf-Podcasts aus Sieben Linden. Besuche uns auf www.siebenlinden.org oder direkt im schönen Ökodorf. In unseren Seminaren lernst du, die Welt von morgen nachhaltig und gemeinsam zu gestalten. Der Ökodorf-Podcast aus Sieben Linden ist eine Produktion vom Freundeskreis Ökodorf e.V.
Nächste Seminare mit Ilona Koglin in Sieben Linden:
9.-14.11.2025 Selbstorganisation in Projekten mit Dragon Dreaming (Intensiv-Workshop)
Nachhaltig, co-kreativ und resilient aus Träumen erfolgreiche Projekte machen mehr dazu
14.-11.11.2025 Dragon Dreaming Projektdesign – Ausbildung als Trainer*in
Start-Workshop der Dragon-Dreaming-Trainer*innen-Ausbildung 2025/26 mehr dazu
Workshops rund um Soziokratie und Geld mit Luise Ogrisek
Luise lebt im Wohnprojekt Wien
Inspirationen zu Dragon Dreaming, Workshops rund um Geld und Projektplanung auf Ilona Koglins Website
Autorin: Simone Britsch
Mail: [email protected]
Interviewpartner:innen: Ilona Koglin, Luise Ogrisek
Veröffentlicht unter der Creative Commons (CC BY 4.0)
Copyright Freundeskreis Ökodorf e.V., 19.07.2025
Der Beitrag Folge 129: Wie wird Geld zur verbindenden Kraft in nachhaltigen Projekten? erschien zuerst auf Ökodorf Sieben Linden.