Kurze Impulse & praktische Übungen für deine Beziehung
Willkommen zur zweiten Mini-Folge - dem neuen Format im Paartherapie Podcast!
Hier teile ich mir dir kurze Impulse, Reflektionsfragen und praktische Übungen für deine Beziehung.
In den letzten Tagen hat mich auf Instagram eine interessante Frage erreicht, die ich heute hier in diesem Format für dich beantworten möchte.
Eine Nutzerin hat mir geschrieben:
„Warum brauche ich immer so viel Freiraum und Zeit für mich und fühle mich schnell eingeengt?“
Die Antwort gibt es in dieser Podcast-Folge!
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und vielleicht die ein oder andere neue Erkenntnis.
Außerdem erscheint am 17. Mai mein neues Buch "Paartherapie für zu Hause" und ich freue mich sehr, wenn du es bereits jetzt vorbestellst!
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Hier gibt es die ganze Folge zum Lesen:
„Warum brauche ich immer so viel Freiraum / Zeit für mich und fühle mich schnell eingeengt?“
Hallo & herzlich Willkommen zur 2. Mini-Folge im Paartherapie Podcast. Mein Name ist Linda Mitterweger – ich bin Psychologin & Paartherapeutin und mich hat in den letzten Tagen auf Instagram eine interessante Frage erreicht, die ich heute hier in diesem Format für dich beantworten möchte. Ich wünsche dir ganz viel Spaß und vielleicht die ein oder andere neue Erkenntnis.
Mir werden immer wieder Fragen auf Instagram gestellt, die ich dann dort beantworte und bei einer Frage, die mich am Wochenende erreicht hat, kam mir der Gedanke, dass die Antwort doch sicher für viele Menschen interessant ist. Dass sich viele Menschen mit genau dieser Frage und dieser Herausforderung konfrontiert sehen. Und deshalb möchte ich die Frage heute hier in diesem neuen Format für dich beantworten.
Eine Nutzerin hat mir auf Instagram geschrieben:
„Warum brauche ich immer so viel Freiraum und Zeit für mich und fühle mich schnell eingeengt?“
und ich finde diese Frage unglaublich spannend und denke, dass sich in der ein oder anderen Beziehung immer wieder die Frage stellt nach dem richtigen Maß von Nähe und Distanz, Freiraum und gemeinsamer Zeit.
Wenn ich eine solche Frage höre, stellen sich mir immer noch ein paar mehr Fragen.
Wer sagt denn, wie viel Zeit und Freiraum viel ist und wie viel wenig?Wann ist das Bedürfnis nach Freiraum zu viel?Gibt es das überhaupt?Vielleicht sagt dir dein Partner manchmal, dass du zu viel Freiraum brauchst oder zu viel Zeit für dich. Tatsächlich kann dein Partner das aber gar nicht einschätzen. Denn nur du steckst in deiner Situation und nur du kennst deine Bedürfnisse. Und wenn sich das für dich richtig anfühlt, Zeit für dich zu haben und die Freiraum zu nehmen, dann ist das gut so und richtig. Niemand außer dir weiß, was du brauchst. Das bezieht sich wirklich auf alle Bedürfnisse. Und Menschen sind nun mal unterschiedlich. Es gibt Personen, die viel Nähe brauchen, viel gemeinsame Zeit, viel miteinander teilen möchten und es gibt Menschen, die eher für sich sind, nicht allzu viel Kontakt brauchen und eher auch mal Räume nur für sich selbst. Und es gibt so viele verschiedene Abstufungen. Und wo du dich da einordnest auf diesem Spektrum von Nähe- und Distanzbedürfnis, weißt nur du.
Wenn dieser Gedanke, dass du zu viel Zeit und Freiraum benötigst, von dir selbst kommst, dann kannst du dich mal fragen:
Woher kommt es, dass du dein Bedürfnis – das sich dir ja so offen zeigt – bewertest und abwertest?Weshalb denkst du, dass dein Bedürfnis – das du ja so deutlich wahrnimmst – nicht angemessen ist?Kommt das aus dir selbst oder vielleicht doch von außen? Von deinem Partner, deinen Freunden, deiner Familie? Aus Vergleichen mit anderen Paaren?Und du kannst auch mal weiter überlegen:
Wie hättest du es denn gerne?Wie viel Zeit würdest du denn gerne in deiner Beziehung verbringen?Wie viel Freiraum hättest du in der idealen Situation denn gerne und wie würdest du diesen Freiraum nutzen? Was wäre dann anders als jetzt?Das kannst du mal für dich durchspielen aber ganz wichtig dabei ist, dass du ehrlich zu dir selbst bleibst, ob das für dich überhaupt umsetzbar ist.
Denn ganz ehrlich: Wie erfüllt deine Beziehung ist, macht nicht einfach nur die Menge an gemeinsam verbrachter Zeit beispielsweise aus. Im Gegenteil: Wenn du unausgeglichen bist, nicht entspannt, gestresst oder in Gedanken woanders, dann kannst du kein guter Partner oder keine gute Partnerin in der gemeinsamen Zeit sein.
Die Regel lautet wirklich immer: Kümmere dich erst gut um dich, damit du dann gut in Beziehung sein kannst.
Ich weiß natürlich, dass unterschiedliche Nähe- und Distanzbedürfnisse in der Partnerschaft zu Konflikten, Streit und Stress führen können. Es kann schwierig sein, wenn der eine Partner mehr gemeinsame Zeit möchte als der andere. Mehr Nähe möchte, tiefer in Verbindung sein möchte.
Aber ihr könnt voneinander immer nur das bekommen, was da gerade im Angebot ist.
Und welches Angebot du deinem Partner machst – wie viel Nähe, wie viel Tiefe, wie viel Präsenz, gemeinsame Zeit du anbieten kannst – hängt davon ab, wie gut es dir geht und wie gut du für dich sorgst. Die Bedürfnisse deines Partners ändern – so hart es jetzt vielleicht auch klingen mag – nichts daran, was du geben kannst und willst. Und da braucht es Grenzen, die nur du einschätzen und setzen kannst und es braucht ein Gegenüber, das diese Grenzen akzeptiert und nicht drüber geht.
Gleichzeitig musst du dein Gegenüber da aber auch nicht in der Luft hängen lassen.
Auch der Partner, der sich mehr Nähe, Tiefe, Verbindung, Gemeinsamkeit wünscht, kann sich mal die Frage stellen:
Worum geht es mir dabei wirklich?Was sind meine dahinterliegenden Wünsche?Wie können wir diese Bedürfnisse vielleicht bedienen ohne die Menge an gemeinsamer Zeit beispielsweise gravierend zu verändern?Vielleicht könnt ihr andere Stellschrauben in eurer Beziehung verändern. Die Zeit, die ihr miteinander habt, intensiver nutzen beispielsweise. Euch in dieser Zeit wirklich aufeinander fokussieren, ablenkende Faktoren minimieren. Euch intensiver mit den Bedürfnissen auseinander setzen, die ihr für die gemeinsame Zeit habt.
Das ist jetzt natürlich etwas allgemein – das muss man im individuellen Fall genauer in die Themen gehen – ich kann aus dieser einen Frage auf Instagram natürlich nicht alle Kontextfaktoren erkennen, die da eine Rolle spielen aber ich denke du bekommst eine Idee, wie ihr an dieses Thema heran gehen könnt.
Wichtig ist mir im Kern wirklich: Jedes Bedürfnis ist okay und soll ernst genommen werden und es geht nicht darum in Beziehungen, über die Grenzen der Partner zu gehen sondern zu sehen, wo der gemeinsame Raum ist, in dem die Bedürfnisse aller Partner bestmöglich erfüllt werden können.
Ich möchte dir ein Beispiel aus meiner eigenen Beziehung erzählen. Es ist ein ganz aktuelles Beispiel, wir haben diesen Prozess vor zwei oder drei Wochen gemeinsam gemacht. Vielleicht weißt du ja, dass mein Partner und ich gemeinsam auf Weltreise sind. Seit 2,5 Jahren reisen wir gemeinsam, arbeiten online und verbringen sehr viel Zeit zusammen. Für dieses Jahr war unser gemeinsamer Plan das Frühjahr in Südamerika zu verbringen – gerade sind wir in Ecuador – und dann im Sommer zurück nach Europa zu gehen für ein paar Monate. In unserer Beziehung bin ich für die Reiseplanung verantwortlich – mein Partner macht dafür den Abwasch und eine Großteil im Haushalt; auch hier achten wir übrigens darauf, was unsere Stärken und Bedürfnisse sind – und ich habe vor ein paar Wochen angefangen, unsere Rückreise nach Europa zu planen, mich nach Flügen umzusehen und mir Gedanken zu machen, wie wir die Sommermonate verbringen. Und als alles fast fertig war und ich eigentlich nur noch das Okay von meinem Partner einholen wollte, hat er mir eröffnet, dass er nicht mitkommen wird. Dass er stattdessen noch drei Monate länger in Südamerika bleiben wird und wir uns dann im Herbst in Europa wieder treffen. Und das war erstmal ein ganz schöner Schock für mich, da bin ich ganz ehrlich. Ich war darauf nicht vorbereitet und hatte erstmal ganz viele Gedanken: Drei Monate getrennt sein und auf verschiedenen Kontinenten – wie wird das funktionieren? Ich hatte sofort Verlustängste und habe mich abgewiesen gefühlt. Und wir sind dann in den Prozess gegangen, ins Gespräch. Und jeder konnte sich Raum nehmen und wir haben einfach darüber gesprochen, wie es uns geht, was unsere Gedanken und Gefühle sind. Und mein Partner hat mir erzählt, dass er sich selbst wieder näher kommen möchte. Dass er in ein paar Routinen geraten ist, die ihm nicht so gut tun und das Gefühl hat, gerade nicht die beste Version seiner selbst zu sein. Dass er gerne für sich daran arbeiten möchte und dass er dafür aber Abstand braucht – nicht von unserer Beziehung oder von mir persönlich – sondern dass er Raum und Zeit nur für sich und mit sich alleine braucht. Und ich konnte es plötzlich so gut verstehen! Mir fällt zwar leichter, eigene Prozesse auch in der Beziehung zu machen aber ich kann so gut diesen Wunsch danach verstehen, nur für sich selbst zu sein und sich selbst wieder nahe zu kommen und die eigenen Themen anzugehen ohne auf andere Menschen und deren Bedürfnisse Rücksicht nehmen zu müssen. Und ich habe ihm sofort mein Okay gegeben und ich wünsche ihm von Herzen die beste Zeit und dass ihm genau das gelingt, was er sich davon erhofft – mit sich selbst ins Reine und sich selbst wieder so richtig nahe zu kommen. Aber nichts desto trotz, waren da natürlich auch meine Bedürfnisse: Mein Bedürfnis nach einem gemeinsamen Sommer in Europa. Mein Bedürfnis nach Sicherheit in der Beziehung. Meine Angst, dass wir irgendwas verlieren oder uns verlieren. Und da gibt es keinen Mittelweg. Ich weiß, dass er das jetzt braucht und diese Zeit braucht und ich möchte und werde ihm genau diese Zeit geben, aber wir konnten meine Bedürfnisse und Themen auf anderen Ebenen lösen. Durch Offenheit darüber, wie wir uns gerade miteinander fühlen. Mein Partner hat sich ganz viel Zeit genommen, mir zu erklären, was unsere Beziehung für ihn bedeutet und wie er sich mit mir fühlt, so dass ich nach diesem Gespräch ganz sicher sein konnte, dass alles zwischen uns gut ist und diese Zeit uns nichts nehmen wird. Und so konnte ich loslassen. Und jetzt fühlt es sich richtig, richtig gut an und ich freue mich darauf, auch diese Monate für mich zu haben und auf alles, was sich für mich in diesen Monate ergeben und verändern wird. Ich freue mich auch auf diese Reise mit mir und zu mir. Und es ist eine unglaubliche Chance. Ich erzähle dir das, weil mir klar ist – und weil ich es aus meiner eigenen Beziehung kenne – dass nicht jede Situation die vollen Bedürfnisse beider Partner erfüllen kann. Das geht einfach in den seltensten Fällen. Aber wenn wir tiefer gehen und uns genau anschauen, welche Sorgen, Ängste, Wünsche und Bedürfnisse eine Spur tiefer verborgen liegen, dann können wir eben auf einer andere Ebene schon Lösungen finden, die wirklich helfen. Und dazu möchte ich dich einladen!
Aber jetzt zurück zum eigentlichen Thema:
Es wurde noch die Frage gestellt, weshalb sich die Nutzerin so schnell eingeengt fühlt.
Und auch diese Frage kann ich natürlich nicht ganz klar beantworten, weil ich zu wenig über die Situation weiß, aber ich hab ein paar Ideen und Impulse und vielleicht findest du dich darin wieder.
Vielleicht fühlst du dich manchmal eingeengt, weil du eingeengt wirst oder wurdest.
Das klingt vielleicht im ersten Moment erstmal seltsam. Aber tatsächlich haben all unsere Gefühle ja eine Funktion. Du fühlst dich nicht einfach eingeengt, um deinen Partner oder dich selbst zu ärgern, das ist nicht irgendwie eine Fehlfunktion deines Emotionszentrums. Dieses Gefühl entsteht, weil vielleicht deine Grenzen überschritten werden oder in der Vergangenheit überschritten wurden. Das kann in dieser Beziehung gewesen sein oder auch in einem ganz anderen Kontext – in deiner Familie, im Job, in deiner Schulzeit. Wir bilden Verhalten aus, das uns dient oder gedient hat und lernen aus den Erfahrungen. Das ist eigentlich sehr sinnvoll, äußert sich manchmal aber auch in den falschen Situationen und wird dann zur Herausforderung.
Vielleicht erlebst du in deiner Partnerschaft, dass du benennst, wenn du Zeit für dich brauchst, und erlebst nicht, dass diese Grenze akzeptiert wird. Vielleicht wird dann verhandelt. Vielleicht wird versucht, dich zu überreden. Vielleicht wird auch einfach über deine Grenze gegangen und du bekommst diesen Raum nicht, den du dir erbeten hast. Und fühlst dich deshalb eingeengt. Dann ist diese Emotion absolut zu recht da und erfüllt ihre Funktion.
Vielleicht hast du das auch einfach in der Vergangenheit schon mal erlebt. In einer früheren Beziehung beispielsweise oder in deiner Kindheit. Dass Grenzen, die du versucht hast aufzuzeigen, nicht akzeptiert wurden. Dann kann dieses Gefühl der Einengung jetzt sozusagen als Warnmechanismus fungieren und einfach vorsichtshalber schon mal auftreten, wenn du in eine Situation kommst, die eine Grenzsituation für dich ist oder über die du in der Vergangenheit gelernt hast, dass die schwierig werden kann. Deine Emotion möchte dich dann sozusagen warnen und dich davor beschützen, dass du nochmal in eine Not kommst oder deine Grenzen übertreten werden. Dann ist es ganz wichtig, dass du da gut für dich sorgst. Und ganz deutlich – auch nach außen machst – wo deine Grenze ist und so die Erfahrung machst, dass deine Grenze eingehalten wird. Dann wird auch dieser Warnmechanismus mit der Zeit abnehmen, weil du lernst, dass du ihn einfach nicht mehr brauchst.
Dafür kann auch sehr hilfreich sein, genau zu beobachten, wann und wodurch du dich eingeengt fühlst.
Was haben diese Situationen gemeinsam?Woher kommen sie dir vielleicht bekannt vor?Was brauchst du in diesen Situationen?Bekommst du schon das, was du brauchst?Die Antworten auf diese Fragen können dir ganz viele Rückschlüsse darüber geben, worum es bei dieser Emotion wirklich geht.
Ich wünsche mir, dass jeder Mensch lernt, dass seine Bedürfnisse okay sind. Dass es einen Grund gibt, weshalb sie da sind. Dass sie ihre Berechtigung haben. Und dass die Bedürfnisse von Menschen unterschiedlich sind – ohne besser oder schlechter. Es geht in Beziehungen niemals darum, Kompromisse zu machen, die die Grenzen eines Partners übertreten oder seine Bedürfnisse unterdrücken. Es geht immer darum zu erkunden, wo ist der gemeinsame Raum und der gemeinsame Weg. Und dafür müssen wir uns, unsere Grenzen und unsere Bedürfnisse hören, akzeptieren und annehmen – und die des Partners auch – und in Verbindung gehen.
Und ich hoffe, diese Mini-Folge trägt dazu bei, dass die das zukünftig, besser gelingt.
Danke, dass du heute wieder dabei warst. Auch du kannst mir jederzeit Fragen auf Instagram stellen – du findest mich unter @linda.mitterweger. Ich werde in diesem Format im Podcast immer wieder Fragen aufgreifen und beantworten. Auf Instagram gibt es auch über die Woche verteilt immer wieder kurze Impulse und Antworten also schau da gerne vorbei. Ich freu mich auf dich!