Gefrorenes als Spezialität des Hauses
Angelika Franke ist Hamburgerin und Stadtführerin. Wenn sie mit einer Besuchergruppe vor dem Alsterpavillon steht, erzählt sie, dass der erste Pavillon bereits am 20. August 1799 seine Türen öffnete. Es war nur ein kleiner Holzbau, aber mit einem vornehmen Charme.
Betuchte Hamburger und ihre Freunde löffelten begeistert die bis dahin unbekannten Eisspezialitäten, die der französische Adelige Vicomte Quatre Barbes hier erstmals servieren ließ. Auch Berühmtheiten wie der Seeheld Lord Horatio Nelson mit seiner Geliebten Lady Hamilton genossen die Spezialität des Hauses: Gefrorenes!
Glücksspiel und Rauchen waren verboten
„Man sagt ja, es war tatsächlich Deutschlands erste Eisdiele“, meint Franke. Vielleicht war es diese kühle Köstlichkeit, die den Rat der Stadt überzeugte, das erste Eiscafé zu genehmigen. Allerdings waren einige Bedingungen daran geknüpft: Der Vicomte musste sich dazu verpflichten, täglich den staubigen Jungfernstieg zu sprengen. Und es gab zwei Verbote: Glücksspiel und das Rauchen.
Der prominenteste Gast in den Anfangsjahren war der Dichter Heinrich Heine, der gerne und oft das „zeltartige, lustige Kaffeehäuslein“ besuchte. Franke erläutert: „Heinrich Heine setzte dem Alsterpavillon ein literarisches Denkmal. Nämlich mit den so genannten Memoiren des Herrn Schnabelewopski.
Damals flanierte hier die Hamburger Society, die Kaufleute flanierten hier mit ihren jungen Töchtern, in der Hoffnung, dass sie eine gute Partie machen würden. Da kommt ja auch der Name Jungfernstieg her.
Ein Sahnehäubchen für die Einheimischen?
Der erste Pavillon war nicht nur ein Holzbau, er stand auch auf Holpfählen. Die waren dann allerdings irgendwann morsch und dann musste ein neuer Pavillon gegründet werden. Ein Neubau wich dem andern, immer größer und mondäner.
Heute ist der Alsterpavillon Nummer Sechs vor allem ein Touristenmagnet. Demnächst soll das denkmalgeschützte Gebäude umgebaut werden. Mit der Hoffnung, dass es auch für die Einheimischen wieder zum Sahnehäubchen wird:
Und vielleicht weht dann auch wieder ein Hauch von Heinrich Heines Poesie über der ersten Eisdiele: „Hier lässt sich gut sitzen, wenn es Sommer ist und die Nachmittagssonne nicht zu wild glüht, sondern nur heiter lächelt und mit ihrem Glanze die Linden, die Häuser, die Menschen, die Alster und die Schwäne, die sich darauf wiegen, fast märchenhaft lieblich übergießt.“