Volles Haus, große Erwartungen: Als Angela Merkel im Kongress am Park in Augsburg die Bühne betrat, brandete sofort Applaus auf. Die Veranstaltungsreihe „Augsburger Allgemeine Live“ hatte schon viele prominente Gäste, doch das Interesse an der ehemaligen Kanzlerin war außergewöhnlich. Im Gespräch mit den Chefredakteuren Andrea Kümpfbeck und Peter Müller sprach sie offen über Krieg und Frieden, über ihre Flüchtlingspolitik – und auch darüber, wie sich ihr Leben nach 16 Jahren an der Spitze der deutschen Politik verändert hat.
Beim Thema Migration verteidigte Merkel ihre Entscheidung von 2015, die Grenze offen zu lassen, räumte aber zugleich Probleme ein. „Ich habe nichts, was nicht von Recht und Gesetz war, getan“, sagte sie und erhielt dafür Applaus. Humanitäre Verantwortung und rechtliche Grenzen müssten miteinander abgewogen werden.
Gleichzeitig zog sie eine positive Zwischenbilanz: „Wir haben so vieles geschafft, das schaffen wir jetzt auch noch“, sagte sie mit Blick auf Integrationserfolge und die vielen Menschen, die inzwischen in Arbeit und Ausbildung gekommen seien. Zugleich mahnte sie, ungelöste Fragen wie Rückführungen nicht aus den Augen zu verlieren.
Der Abend bot auch Einblicke ins Privatleben der Altkanzlerin. Merkel schilderte, wie sie den Übergang in den Ruhestand plante — zunächst mit einer Rückzugsphase an der Ostsee — bevor internationale Krisen den Terminkalender wieder bestimmten. Zwischen Politik und persönlichem Befinden schimmerte immer wieder Merkels pragmatische Art durch: Sie sprach von Lieblingsorten in Bayern, von Gartenarbeit und von den kleinen Dingen, mit denen sie ihren Alltag heute füllt.
Das Interview gibt es auch im Video zu sehen.