Der Natur abgelauscht
Ein Programm, sprich konkrete Inhalte, war zur Barockzeit vor allem für die Oper vorgesehen. Bei Vivaldi aber bekommt auch reine Instrumentalmusik eine Geschichte.
In seinen vier Violinkonzerten aus op. 8 mit dem Titel „Die Vier Jahreszeiten“ berichtet er haarklein über Vorgänge in der Natur zur jeweiligen Jahreszeit. Ihnen zugrunde liegen Sonette, die Vivaldi vermutlich selbst geschrieben hat. Instrumentalkonzerte mit Programm – das war damals eine kleine Revolution.
Frühlingsgefühle
Worum's im Frühling geht, liegt auf der Hand: Die Vögel zwitschern – drei Soloviolinen erledigen das in einem Kanon. Quellen plätschern mithilfe des ganzen Streichorchesters. Es gewittert. Ein Hirte döst vor sich hin – markiert von den ruhigen Bögen einer Geige.
Sogar ein Hund bellt - das besorgt die Bratsche, die „molto forte e strappato“ – also so laut wie möglich und abgerissen – spielen muss. Zum Schluss feiern Schäfer und Nymphen den Frühling mit einem Tanz zum Klang des Dudelsacks, imitiert von einem Bordunbass.
Das lichte Grün
Vivaldi hatte ein Händchen für musikalische Stimmungen. Das fing bei der Tonart an. Für den „Frühling“ hat Vivaldi das helle, lichte E-Dur gewählt, die Farbe des ersten lichten Grüns. Die bringen die Geigen besonders strahlend zur Geltung.
Dazu kommen Vivaldis perfekte Satztechnik und sein Erfindungsreichtum. Und diese beiden liegen, so suggeriert Vivaldi im Untertitel der „Jahreszeiten“ – „il cimento dell'armonia e dell'invenzione“ –, im Wettstreit miteinander. Es siegt am Ende natürlich Vivaldis Ideenreichtum – so plastisch und fantasievoll hatte es in der Musik noch nie geblitzt und gedonnert.
Beeindruckende Klickzahlen
Vivaldis Jahreszeiten waren zur Entstehungszeit sehr beliebt. Nicht nur in Italien, auch in Frankreich, Ludwig XV. liebte sie genauso wie der Philosoph Jean-Jacques Rousseau. Dann wurde es ruhig um sie, die Autographe galten als verschollen und wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts in Italien wieder entdeckt.
Seither ist kein Halten mehr: Jedes Jahr erscheinen Neueinspielungen, die „Vier Jahreszeiten“ gibt es in allen nur vorstellbaren Varianten, und auf YouTube sind sie die meistangeklickten Werke der Alten Musik!
Freiburger Barockorchester
Das FBO gibt es seit gut 25 Jahren, es ist eines der renommiertesten deutschen Alte-Musik-Ensembles. Mit Barockmusik haben die Musiker*innen begonnen, heute reicht ihr Repertoire bis tief hinein ins 19. und 20. Jahrhundert. Künstlerische Leiter des FBO sind Gottfried von der Goltz (Violine) und Kristian Bezuidenhout (Cembalo/Hammerklavier).
ARD Mediathek: Vivaldi unter Sternen - Die vier Jahreszeiten im Freiburger Planetarium