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Es gibt Bibelworte, die sich tief in unsere Lebensgeschichte einprägen. Heute hören Sie aus Psalm 39, Vers 13 einen Gebetsruf: „Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen.“ Bei Beerdigungen habe ich oft dieses Psalmwort mit den Hinterbliebenen und der Trauergemeinde gebetet. Auch der Psalmsänger ist hineingerissen in die Angst, wie in einen dunklen Strudel. Er hadert mit dem Schicksal, das ihm widerfährt. Feinde haben Israel im Würgegriff. Gibt es noch eine Zukunft? Warum lässt Gott das zu? David blickt auf die Menschen um ihn herum. Er erkennt schmerzlich seine eigene Vergänglichkeit und Ohnmacht.
Bei diesem Psalm steht mir ein Gemälde des norwegischen Künstlers Eduard Munch vor Augen. Eine düstere Landschaft tut sich auf. Munch nennt sein Gemälde, das im Nationalmuseum in Oslo hängt: „Der Schrei“. Das Antlitz einer Person im Vordergrund bildet das Zentrum. Wer begegnet mir mit diesem lautstarken stummen Schrei? In welche Hölle menschlichen Lebens führt mich das Bild? Aller Jammer der Welt springt mich an. Kein Funke Hoffnung oder Zuversicht tritt dem Betrachter entgegen. Ist der schöne Hintergrund nur ein Wunschtraum? David schüttet im Psalmgebet alles Elend des vergänglichen Menschen vor Gott aus. Ist der hoffnungslose Schrei das Letzte?
David weiß angesichts der abgrundtiefen Verlorenheit des sterblichen Menschen um die Hand Gottes, die ihn in Todesangst festhält. Ich bin ein Fremdling auf Erden. Nichts habe ich in die Welt hineingebracht und nichts kann ich aus ihr mitnehmen. Dennoch, der herzzerreißende Schrei verhallt nicht im Leeren, sondern hat Gott zum Adressaten.
Ich weiß nicht, in welcher Situation Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sich heute befinden. Aber Gott ist im Elend nahe. Er kennt den Jammer. Er überhört unser Rufen nicht.
An wen kann ich mich in meiner Angst wenden? Sind sie aufgewühlt angesichts der Weltlage mit ihren Kriegen, dem Hunger und der Flucht, dann bringen sie die Worte des Klagepsalms mit der Leidensgeschichte Jesu Christi in Verbindung. Jesus ging seinen Weg im Gebet verbunden mit seinem himmlischen Vater. Nicht erst seine Verurteilung und der Gang zur Hinrichtung bringt ihm Verachtung, Hohn und Spott ein. Jesus muss immer neue Herausforderungen ertragen durch Verrat, Folter und Schmerz. Am Ende seines Lebens stößt er am Kreuz den Schrei aus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Hier fleht der Gottessohn den Vater im Himmel an: „Schweige nicht zu meinen Tränen! Wende deine Plage von mir; ich vergehe.“
Sprechen auch sie in aller schonungslosen Offenheit mit Gott über ihre Situation. Kommen sie im Gebet zu Jesus, dem Schmerzensmann. Er hat alles Leid und alles menschliche Elend durchlitten. Die Klagepsalmen waren seine ständigen Begleiter. Wagen Sie es, mit Jesus durch das finstere Tal zu gehen. Gott ist da, denn Jesus ist gerade in den aussichtslosen Krisen und Verwundungen des Lebens an unserer Seite. Er hilft, weil er für uns durch das dunkle Tal des Todes gegangen ist.
Der Mensch in seiner Verzweiflung, wie ihn Eduard Munch expressionistisch, ausdrucksstark und schonungslos darstellt, steht in krassem Gegensatz zu dem Menschen Jesus von Nazareth, der jeden, der sich an ihn klammert, aus dem Tal des Todes herausführt. Wohl dem, der einen Adressaten für seinen Schmerz hat. Wohl dem, der in der Einsamkeit des Sterbens nicht ohne Hoffnung bleibt.
Autor: Prof. Dr. Rolf Hille
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Es gibt Bibelworte, die sich tief in unsere Lebensgeschichte einprägen. Heute hören Sie aus Psalm 39, Vers 13 einen Gebetsruf: „Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen.“ Bei Beerdigungen habe ich oft dieses Psalmwort mit den Hinterbliebenen und der Trauergemeinde gebetet. Auch der Psalmsänger ist hineingerissen in die Angst, wie in einen dunklen Strudel. Er hadert mit dem Schicksal, das ihm widerfährt. Feinde haben Israel im Würgegriff. Gibt es noch eine Zukunft? Warum lässt Gott das zu? David blickt auf die Menschen um ihn herum. Er erkennt schmerzlich seine eigene Vergänglichkeit und Ohnmacht.
Bei diesem Psalm steht mir ein Gemälde des norwegischen Künstlers Eduard Munch vor Augen. Eine düstere Landschaft tut sich auf. Munch nennt sein Gemälde, das im Nationalmuseum in Oslo hängt: „Der Schrei“. Das Antlitz einer Person im Vordergrund bildet das Zentrum. Wer begegnet mir mit diesem lautstarken stummen Schrei? In welche Hölle menschlichen Lebens führt mich das Bild? Aller Jammer der Welt springt mich an. Kein Funke Hoffnung oder Zuversicht tritt dem Betrachter entgegen. Ist der schöne Hintergrund nur ein Wunschtraum? David schüttet im Psalmgebet alles Elend des vergänglichen Menschen vor Gott aus. Ist der hoffnungslose Schrei das Letzte?
David weiß angesichts der abgrundtiefen Verlorenheit des sterblichen Menschen um die Hand Gottes, die ihn in Todesangst festhält. Ich bin ein Fremdling auf Erden. Nichts habe ich in die Welt hineingebracht und nichts kann ich aus ihr mitnehmen. Dennoch, der herzzerreißende Schrei verhallt nicht im Leeren, sondern hat Gott zum Adressaten.
Ich weiß nicht, in welcher Situation Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sich heute befinden. Aber Gott ist im Elend nahe. Er kennt den Jammer. Er überhört unser Rufen nicht.
An wen kann ich mich in meiner Angst wenden? Sind sie aufgewühlt angesichts der Weltlage mit ihren Kriegen, dem Hunger und der Flucht, dann bringen sie die Worte des Klagepsalms mit der Leidensgeschichte Jesu Christi in Verbindung. Jesus ging seinen Weg im Gebet verbunden mit seinem himmlischen Vater. Nicht erst seine Verurteilung und der Gang zur Hinrichtung bringt ihm Verachtung, Hohn und Spott ein. Jesus muss immer neue Herausforderungen ertragen durch Verrat, Folter und Schmerz. Am Ende seines Lebens stößt er am Kreuz den Schrei aus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Hier fleht der Gottessohn den Vater im Himmel an: „Schweige nicht zu meinen Tränen! Wende deine Plage von mir; ich vergehe.“
Sprechen auch sie in aller schonungslosen Offenheit mit Gott über ihre Situation. Kommen sie im Gebet zu Jesus, dem Schmerzensmann. Er hat alles Leid und alles menschliche Elend durchlitten. Die Klagepsalmen waren seine ständigen Begleiter. Wagen Sie es, mit Jesus durch das finstere Tal zu gehen. Gott ist da, denn Jesus ist gerade in den aussichtslosen Krisen und Verwundungen des Lebens an unserer Seite. Er hilft, weil er für uns durch das dunkle Tal des Todes gegangen ist.
Der Mensch in seiner Verzweiflung, wie ihn Eduard Munch expressionistisch, ausdrucksstark und schonungslos darstellt, steht in krassem Gegensatz zu dem Menschen Jesus von Nazareth, der jeden, der sich an ihn klammert, aus dem Tal des Todes herausführt. Wohl dem, der einen Adressaten für seinen Schmerz hat. Wohl dem, der in der Einsamkeit des Sterbens nicht ohne Hoffnung bleibt.
Autor: Prof. Dr. Rolf Hille
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