Braucht Berlin jetzt ein neues, teures Museum für das 20. Jahrhundert? Seit Jahren wird darüber geklagt, dass große Teile der Nachkriegskunst der BRD und DDR im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) im Depot liegen. Finanziert vom Bund, unterstützt von der Bundeskulturbeauftragten Monika Grütters, von der SPK und privaten Kunstsammlern, entsteht nun am Berliner Kulturforum das Projekt "Neue Nationalgalerie – Museum des 20. Jahrhunderts" vom Architekturbüro Herzog de Meuron. Kostenkalkulation bis zur Eröffnung 2026: 450 Millionen Euro.
Der ikonische Kunsttempel von Mies van der Rohe, mit dem der Neubau einmal verbunden sein soll, wurde gerade für 140 Millionen Euro bis ins letzte Detail saniert. Sind die Kosten für den Neubau gerechtfertigt? Konkurriert oder korrespondiert die geplante "Kulturscheune" mit den weltberühmten Bauwerken am Kulturforum? Ist die Ökobilanz des neuen Hauses Mindest- oder "Gold"-Standard?
Ascan Mergenthaler, der das Projekt "Neue Nationalgalerie – Museum des 20. Jahrhunderts" für Herzog de Meuron leitet, diskutiert mit Architekturkenner Nikolaus Bernau, der zu den vehementesten Kritikern des Neubaus gehört.
Ascan Mergenthaler: "Es ist einfach ein Haus und ein Haus kann eine Scheune sein, kann aber auch ein Tempel sein. Wichtig war für uns, dass wir etwas finden, was zwischen diesen zwei wirklich unglaublich starken Gebäuden Platz hat. Die Neue Nationalgalerie ist einfach ein wunderbares Gebäude. Und so ist es auch mit der Philharmonie. Wie können wir uns dazwischen platzieren? Und da kam eben diese Idee des Hauses. Das hat Bestand, oder sie ist eine archaische Form."
Nikolaus Bernau: "Zwischen ein 'Gebirge' wie die Philharmonie und einen flachen Tempel wie die Nationalgalerie ein Satteldachbau zu stellen und zu sagen: 'das ist eine archaische Hausform', das ist Architektenrhetorik. Das ist die simpelste Antwort, die man machen kann. Wenn rundherum alles nicht zusammenpasst, dann mache ich dazwischen ein Gebäude mit Satteldach. Das ist nicht archaisch. Um es ganz grob auszudrücken: Das ist ein Affront gegenüber den angrenzenden Gebäuden."