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Der Lehrtext der Herrnhuter Brüdergemeine für den heutigen Tag steht im Römerbrief, Kapitel 9 Vers14 und lautet:
Geht es bei Gott etwa ungerecht zu? Gewiss nicht!
Es geht um das Verhältnis Gottes zu seinem Volk Israel. Gott hat es erwählt und dabei entsteht unweigerlich die Frage: Warum sind die anderen Völker nicht genauso von Gott erwählt. Auch für uns Menschen von heute entsteht die Frage, warum die einen zum Glauben an Jesus kommen und die anderen nicht. Oder noch allgemeiner: Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, ob ich ein guter Mensch bin oder nicht? Und schon bin ich bei der Frage: Geht es bei Gott nicht doch ungerecht zu? Paulus verschärft diese Frage noch mit einem Zitat aus dem 2. Buch Mose, Kapitel 33, Vers 19 als Gott zu Mose sagt: „Es liegt in meiner freien Entscheidung, wem ich meine Gnade erweise; es ist allein meine Sache, wem ich mein Erbarmen schenke.« Und Paulus folgert daraus: Es kommt also nicht auf den Willen und die Anstrengung des Menschen an, sondern einzig auf Gott und sein Erbarmen. Es ist Gottes Entscheidung, wem er sich zuwendet, und es liegt an Gott, was er aus einem Menschen macht.
Da regt sich Widerspruch. Wohl jeder empfindet ein Unbehagen: Das ist doch ungerecht. Was kann ich dann dafür, dass er sich mir zuwendet und dem anderen nicht. Paulus spürt das und stellt die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes. Er gibt selbst eine deutliche Antwort: Ist Gott ungerecht?
Gewiss nicht! Was mache ich aber mit einer solchen Aussage? Vielleicht hilft ein kleines Bild: Am Abend seiner goldenen Hochzeit sitzt das Jubelpaar noch einmal still beisammen. In tiefem Staunen fragt er sie: "Warum hast du gerade mich zum Mann genommen?" Ihre einfache Antwort lautet: "Weil ich dich schon damals liebte und auch heute immer noch liebe." Diese schlichte Antwort kann nicht hinterfragt werden. Ich kann sie nicht logisch erklären. Der Ehemann kann sie nur in staunender, dankbarer Freude annehmen.
In dieser Weise kann ich mich wohl auch dem Geheimnis unseres Bibeltextes nähern. Bei Gott geht es nicht um Ihre und meine Logik. Paulus redet, als ein von der Liebe Gottes Ergriffener. Er kann nur über Gott staunen.
Wir leben von Gottes Erbarmen. Das gefällt uns selbstbewussten Menschen meist nicht. Warum Erbarmen? Können wir uns die Zuwendung Gottes nicht irgendwie verdienen? Und mancher denkt: Ich will kein Erbarmen, ich kann selbst für mich sorgen. Das muss doch zu schaffen sein.
Paulus kennt diesen Wunsch. Er beschreibt im Römerbrief, Kapitel 7 genau dies Dilemma. Als frommer Jude versucht er ständig, vor Gott gerecht und gut zu leben. Aber dann muss er erkennen: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht."
Diese Erfahrung haben viele von uns auch schon gemacht. Ich wollte etwas Gutes tun und doch ist es mir nicht gelungen. Wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle keine makellose Lebensbilanz vorzuweisen. Wenn Gott nun nach dem Maß menschlicher Gerechtigkeit handeln würde, hätten wir keine Chance. Aber er begegnet uns nicht nach den Regeln logischen Denkens, sondern in grenzenloser Liebe. Diese Liebe gilt allen Menschen.
Deshalb können wir mit Paulus so dankbar sein, dass es eben nicht an unserem Wollen und Tun liegt, sondern an Gottes Erbarmen. Nun muss ich mich nicht mehr mit der Frage quälen: "Bin ich vor Gott gut genug? Habe ich genug getan? Nein - ich bin nicht gut genug, ich habe nicht genug getan - aber er tut genug für mich. Nein - ich bin ihm nicht recht - aber er macht mich gerecht. Darüber kann ich nur staunen.
Autor: Pfarrer Reinhard Holmer
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Geht es bei Gott etwa ungerecht zu? Gewiss nicht!
Es geht um das Verhältnis Gottes zu seinem Volk Israel. Gott hat es erwählt und dabei entsteht unweigerlich die Frage: Warum sind die anderen Völker nicht genauso von Gott erwählt. Auch für uns Menschen von heute entsteht die Frage, warum die einen zum Glauben an Jesus kommen und die anderen nicht. Oder noch allgemeiner: Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, ob ich ein guter Mensch bin oder nicht? Und schon bin ich bei der Frage: Geht es bei Gott nicht doch ungerecht zu? Paulus verschärft diese Frage noch mit einem Zitat aus dem 2. Buch Mose, Kapitel 33, Vers 19 als Gott zu Mose sagt: „Es liegt in meiner freien Entscheidung, wem ich meine Gnade erweise; es ist allein meine Sache, wem ich mein Erbarmen schenke.« Und Paulus folgert daraus: Es kommt also nicht auf den Willen und die Anstrengung des Menschen an, sondern einzig auf Gott und sein Erbarmen. Es ist Gottes Entscheidung, wem er sich zuwendet, und es liegt an Gott, was er aus einem Menschen macht.
Da regt sich Widerspruch. Wohl jeder empfindet ein Unbehagen: Das ist doch ungerecht. Was kann ich dann dafür, dass er sich mir zuwendet und dem anderen nicht. Paulus spürt das und stellt die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes. Er gibt selbst eine deutliche Antwort: Ist Gott ungerecht?
Gewiss nicht! Was mache ich aber mit einer solchen Aussage? Vielleicht hilft ein kleines Bild: Am Abend seiner goldenen Hochzeit sitzt das Jubelpaar noch einmal still beisammen. In tiefem Staunen fragt er sie: "Warum hast du gerade mich zum Mann genommen?" Ihre einfache Antwort lautet: "Weil ich dich schon damals liebte und auch heute immer noch liebe." Diese schlichte Antwort kann nicht hinterfragt werden. Ich kann sie nicht logisch erklären. Der Ehemann kann sie nur in staunender, dankbarer Freude annehmen.
In dieser Weise kann ich mich wohl auch dem Geheimnis unseres Bibeltextes nähern. Bei Gott geht es nicht um Ihre und meine Logik. Paulus redet, als ein von der Liebe Gottes Ergriffener. Er kann nur über Gott staunen.
Wir leben von Gottes Erbarmen. Das gefällt uns selbstbewussten Menschen meist nicht. Warum Erbarmen? Können wir uns die Zuwendung Gottes nicht irgendwie verdienen? Und mancher denkt: Ich will kein Erbarmen, ich kann selbst für mich sorgen. Das muss doch zu schaffen sein.
Paulus kennt diesen Wunsch. Er beschreibt im Römerbrief, Kapitel 7 genau dies Dilemma. Als frommer Jude versucht er ständig, vor Gott gerecht und gut zu leben. Aber dann muss er erkennen: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht."
Diese Erfahrung haben viele von uns auch schon gemacht. Ich wollte etwas Gutes tun und doch ist es mir nicht gelungen. Wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle keine makellose Lebensbilanz vorzuweisen. Wenn Gott nun nach dem Maß menschlicher Gerechtigkeit handeln würde, hätten wir keine Chance. Aber er begegnet uns nicht nach den Regeln logischen Denkens, sondern in grenzenloser Liebe. Diese Liebe gilt allen Menschen.
Deshalb können wir mit Paulus so dankbar sein, dass es eben nicht an unserem Wollen und Tun liegt, sondern an Gottes Erbarmen. Nun muss ich mich nicht mehr mit der Frage quälen: "Bin ich vor Gott gut genug? Habe ich genug getan? Nein - ich bin nicht gut genug, ich habe nicht genug getan - aber er tut genug für mich. Nein - ich bin ihm nicht recht - aber er macht mich gerecht. Darüber kann ich nur staunen.
Autor: Pfarrer Reinhard Holmer
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