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Mein erster Israelbesuch ist schon jahrzehntelang her. Ich war im Theologiestudium. Da war das Geld knapp und die Reise ein Abenteuer.
Normalerweise ging es von Kibbuz zu Kibbuz: Arbeiten, wohnen, weiterreisen.
Ich werde den Abend nie vergessen, als es schon dunkel wurde und ich wusste nicht, ob ich noch ein Quartier für die Nacht finden würde. Dann begann es auch noch zu regnen. Die Nächte in Israel können bitterlich kalt sein. Mir war zum Heulen zumute. Eine ältere Dame kam die Straße herunter.
Ich fragte sie nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Sie erkannte an meinem Akzent, dass ich Deutsche war. Sie antwortete in meiner Sprache. Und sie lud mich zu sich ein.
Das war für mich wie ein Fest. Abendessen am reich gedeckten Tisch. Ein Badezimmer mit Dusche. Ein warmes sauberes Bett. Am nächsten Morgen ein wunderbares Frühstück.
Alles als Geschenk. Mein Blick fiel auf eine Fotografie, die auf dem Bücherbord stand. „Das ist mein Mann. Er ist in Ausschwitz ermordet worden“, sagte sie.
Es ging mir durch und durch. In Deutschland hatte sie schwerstes Leid erfahren. Und jetzt. Sie nahm mich Fremde auf. Sie hätte sich doch eigentlich von einer Deutschen voller Feindschaft und Hass abwenden müssen. Das war noch mehr als die sprichwörtliche orientalische Gastfreundschaft, die ich bei meinen Reisen später öfters erlebt habe. Menschen, die hilfsbereit und sehr tolerant gegenüber mir als Ausländerin waren. Das war liebende Vergebung.
Der Lehrtext aus dem Herrnhuter Losungsbuch ist heute dem Hebräerbrief entnommen: Hebräer 13,2
„Vergesst die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.“
Gastfreundschaft heißt im griechischen Neuen Testament: „philoxenia”, und bedeutet Freundlichkeit, Liebe gegenüber dem Fremden.
„Gastfrei zu sein vergesst nicht” – das ist die Aufgabe. Es folgt direkt eine Zusage: „denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.”
Ich habe früher, als ich noch häufiger zu Evangelisationen unterwegs war, Hebräer 13,2 in das mir gereichte Gästebuch geschrieben. Mit einem Schmunzeln, da ich mich damit selber als Engel bezeichnet habe.
Damals in Israel empfand ich das umgekehrt: Meine Gastgeberin habe ich als Engel empfunden. Das war das Besondere an dieser Begegnung, die ich nie mehr vergessen habe. Wir sprachen noch lange miteinander. Ich fühlte mich beschenkt durch diese Begegnung. Und sie war für mich eine Verpflichtung.
Gastfreundschaft hat es nicht leicht. Ich weiß, dass es auch Gäste gibt, mit denen man böse Überraschungen erleben kann. Aber am Ende soll uns nicht die Angst bestimmen. Am Ende sollte es immer wieder möglich sein, dass die Aufforderung zur Gastlichkeit die Angst überwindet, die Angst vor dem Fremden, dem Anderen, dem Unbekannten.
Manchmal muss ich mir einen Ruck geben. “Vergiss die Gastfreundschaft nicht” – ja, das wäre wirklich schade, wenn ich die vergesse.
Warum tun sich viele von uns so schwer - auch in unseren Gemeinden? Wenn Neugierige, Suchende, Flüchtlinge den Weg in unsere Kirche finden, werden sie sich dann wohl fühlen? Willkommen sein?
Macht Platz für Gottes Engel! Denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen. Und wurden selber so empfunden, als wären sie Engel.
Jesus sagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
► Mehr Infos zum Buch der Hebräer:
Autor: Pfarrerin Bärbel Wilde
Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden
By ERF - Der SinnsenderMein erster Israelbesuch ist schon jahrzehntelang her. Ich war im Theologiestudium. Da war das Geld knapp und die Reise ein Abenteuer.
Normalerweise ging es von Kibbuz zu Kibbuz: Arbeiten, wohnen, weiterreisen.
Ich werde den Abend nie vergessen, als es schon dunkel wurde und ich wusste nicht, ob ich noch ein Quartier für die Nacht finden würde. Dann begann es auch noch zu regnen. Die Nächte in Israel können bitterlich kalt sein. Mir war zum Heulen zumute. Eine ältere Dame kam die Straße herunter.
Ich fragte sie nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Sie erkannte an meinem Akzent, dass ich Deutsche war. Sie antwortete in meiner Sprache. Und sie lud mich zu sich ein.
Das war für mich wie ein Fest. Abendessen am reich gedeckten Tisch. Ein Badezimmer mit Dusche. Ein warmes sauberes Bett. Am nächsten Morgen ein wunderbares Frühstück.
Alles als Geschenk. Mein Blick fiel auf eine Fotografie, die auf dem Bücherbord stand. „Das ist mein Mann. Er ist in Ausschwitz ermordet worden“, sagte sie.
Es ging mir durch und durch. In Deutschland hatte sie schwerstes Leid erfahren. Und jetzt. Sie nahm mich Fremde auf. Sie hätte sich doch eigentlich von einer Deutschen voller Feindschaft und Hass abwenden müssen. Das war noch mehr als die sprichwörtliche orientalische Gastfreundschaft, die ich bei meinen Reisen später öfters erlebt habe. Menschen, die hilfsbereit und sehr tolerant gegenüber mir als Ausländerin waren. Das war liebende Vergebung.
Der Lehrtext aus dem Herrnhuter Losungsbuch ist heute dem Hebräerbrief entnommen: Hebräer 13,2
„Vergesst die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.“
Gastfreundschaft heißt im griechischen Neuen Testament: „philoxenia”, und bedeutet Freundlichkeit, Liebe gegenüber dem Fremden.
„Gastfrei zu sein vergesst nicht” – das ist die Aufgabe. Es folgt direkt eine Zusage: „denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.”
Ich habe früher, als ich noch häufiger zu Evangelisationen unterwegs war, Hebräer 13,2 in das mir gereichte Gästebuch geschrieben. Mit einem Schmunzeln, da ich mich damit selber als Engel bezeichnet habe.
Damals in Israel empfand ich das umgekehrt: Meine Gastgeberin habe ich als Engel empfunden. Das war das Besondere an dieser Begegnung, die ich nie mehr vergessen habe. Wir sprachen noch lange miteinander. Ich fühlte mich beschenkt durch diese Begegnung. Und sie war für mich eine Verpflichtung.
Gastfreundschaft hat es nicht leicht. Ich weiß, dass es auch Gäste gibt, mit denen man böse Überraschungen erleben kann. Aber am Ende soll uns nicht die Angst bestimmen. Am Ende sollte es immer wieder möglich sein, dass die Aufforderung zur Gastlichkeit die Angst überwindet, die Angst vor dem Fremden, dem Anderen, dem Unbekannten.
Manchmal muss ich mir einen Ruck geben. “Vergiss die Gastfreundschaft nicht” – ja, das wäre wirklich schade, wenn ich die vergesse.
Warum tun sich viele von uns so schwer - auch in unseren Gemeinden? Wenn Neugierige, Suchende, Flüchtlinge den Weg in unsere Kirche finden, werden sie sich dann wohl fühlen? Willkommen sein?
Macht Platz für Gottes Engel! Denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen. Und wurden selber so empfunden, als wären sie Engel.
Jesus sagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
► Mehr Infos zum Buch der Hebräer:
Autor: Pfarrerin Bärbel Wilde
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