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Gott ist bei mir. In Psalm 139,9.10 lese ich: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“
Es ist der König David, der diese Zeilen schreibt. Sie besagen, Gott ist da. David weiß, wovon er spricht. Er fasst seine Erfahrung in Worte. Ein paar Töne kommen dazu und die Ballade ist fertig.
Das berührt mich, Gott ist bei mir, das tut mir gut. Es gibt Leute, die können damit nichts anfangen. Vielleicht ist es sogar erschreckend, weil sie Gott nicht entfliehen können. Davon erzählt auch der Psalm. Ich aber fühle mich geborgen.
Hü, sagt der Kutscher. Die Pferde ziehen an. Ein Gespann macht sich auf den Weg. Auf dem Planwagen reisen 16 Kinder im Kitaalter. Sie fliehen vor der russischen Front mitten im Winter 1945. Meine Mutter, begleitet sie auf dem Treck. Sie muss es tun, es ist ihr Job. Sie ist Kindergärtnerin und für den Transport verantwortlich. In der Eile des Aufbruchs konnten die Eltern ihre Kinder nicht mehr aus dem Kindergarten holen. Auf getrennten Wegen fliehen sie quer durch Osteuropa nach Deutschland. Die Angst treibt sie nach Westen.
Unterwegs werden die Flüchtlingstrecks von Fliegern angegriffen. Die Kinder springen vom Wagen und rennen um ihr Leben. Danach versucht meine Mutter sie wieder einzusammeln. Niemand ist ernsthaft verletzt. Die Reise geht weiter. Am Wegesrand liegen tote Pferde, auch Menschen darunter. Vierzehn Tage ziehen sie über Landwege und Straßen nach Deutschland. Sie frieren, hungern, aber dann gibt es was zu essen. Für Kinder öffnen Menschen ihre Herzen. Die haben selbst nicht viel.
In Deutschland angekommen, fahren sie zum Sammellager. Dort werden sie aufgenommen und versorgt. Alle sind wohl behütet nach Deutschland gekommen. Nur dem Kutscher will man nicht helfen. Er wird gefangen genommen und schlecht behandelt, weil er kein Deutscher, sondern Pole ist. So ist der Krieg.
Als meine Mutter diese Geschichte erzählt, frage ich mit Respekt: Hast Du keine Angst gehabt? Im Krieg, sagt sie, kann alles passieren, auch das Schlimmste. Aber Gott ist bei mir. Das habe ich immer wieder erlebt. Seine Hand hat mich geführt.
Ich habe einen besonderen Wunsch, sagt sie. Ich möchte diese Kinder wiedersehen. Kannst Du mich hinfahren? Sie nennt ein Dorf mitten in Thüringen. Ich fahre sie hin.
Sie hat ihren Besuch nicht angekündigt. Die Überraschung ist beachtlich, auch für mich. Eine große Familie öffnet das Haus. Ich bin verblüfft. Irgendwie sehen wir uns äußerlich ähnlich. Was ist das denn? Sie gehen auf uns zu und nehmen uns in die Arme. Alle herzen sich und weinen. Nach vier Jahrzehnten sehen sie sich und wissen sofort, wer meine Mutter ist.
Was passiert hier, ich komme aus dem Staunen nicht raus. Das müssen alles Verwandte sein, die ich bisher nicht kenne, Onkels und Tanten, Cousins und Cousinen meiner Mutter. Sie sehen mir äußerlich sehr ähnlich. Ich gehöre zu einer riesigen Familie und weiß es nicht. Du siehst genauso aus wie der und der, sagen sie zu mir.
Meine Mutter stammt aus einem großen Dorf in Osteuropa. Ich selbst bin in Mecklenburg geboren. Wie das? Alle gehören zueinander, das kann man sehen. So langsam beginne ich die Geschichte zu verstehen. Meine Mutter hat die Kinder begleitet und vor den Schrecken des Krieges bewahrt. Sie hat sie gerettet und wieder zu ihren Müttern gebracht. Sie hat sie zusammengeführt, damit zusammenkommt, was zusammengehört. Meinem Großvater ist es nicht so ergangen, er hat es nicht überlebt.
Meiner Familie wurde die Heimat genommen. Ich habe sie bis heute nicht gesehen. Aber Gott hat seine Hand über uns gehalten. Helfend war Gott immer da. Seine Nähe tut mir gut.
„Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“
Autor: Hans-Hagen Zwick
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Gott ist bei mir. In Psalm 139,9.10 lese ich: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“
Es ist der König David, der diese Zeilen schreibt. Sie besagen, Gott ist da. David weiß, wovon er spricht. Er fasst seine Erfahrung in Worte. Ein paar Töne kommen dazu und die Ballade ist fertig.
Das berührt mich, Gott ist bei mir, das tut mir gut. Es gibt Leute, die können damit nichts anfangen. Vielleicht ist es sogar erschreckend, weil sie Gott nicht entfliehen können. Davon erzählt auch der Psalm. Ich aber fühle mich geborgen.
Hü, sagt der Kutscher. Die Pferde ziehen an. Ein Gespann macht sich auf den Weg. Auf dem Planwagen reisen 16 Kinder im Kitaalter. Sie fliehen vor der russischen Front mitten im Winter 1945. Meine Mutter, begleitet sie auf dem Treck. Sie muss es tun, es ist ihr Job. Sie ist Kindergärtnerin und für den Transport verantwortlich. In der Eile des Aufbruchs konnten die Eltern ihre Kinder nicht mehr aus dem Kindergarten holen. Auf getrennten Wegen fliehen sie quer durch Osteuropa nach Deutschland. Die Angst treibt sie nach Westen.
Unterwegs werden die Flüchtlingstrecks von Fliegern angegriffen. Die Kinder springen vom Wagen und rennen um ihr Leben. Danach versucht meine Mutter sie wieder einzusammeln. Niemand ist ernsthaft verletzt. Die Reise geht weiter. Am Wegesrand liegen tote Pferde, auch Menschen darunter. Vierzehn Tage ziehen sie über Landwege und Straßen nach Deutschland. Sie frieren, hungern, aber dann gibt es was zu essen. Für Kinder öffnen Menschen ihre Herzen. Die haben selbst nicht viel.
In Deutschland angekommen, fahren sie zum Sammellager. Dort werden sie aufgenommen und versorgt. Alle sind wohl behütet nach Deutschland gekommen. Nur dem Kutscher will man nicht helfen. Er wird gefangen genommen und schlecht behandelt, weil er kein Deutscher, sondern Pole ist. So ist der Krieg.
Als meine Mutter diese Geschichte erzählt, frage ich mit Respekt: Hast Du keine Angst gehabt? Im Krieg, sagt sie, kann alles passieren, auch das Schlimmste. Aber Gott ist bei mir. Das habe ich immer wieder erlebt. Seine Hand hat mich geführt.
Ich habe einen besonderen Wunsch, sagt sie. Ich möchte diese Kinder wiedersehen. Kannst Du mich hinfahren? Sie nennt ein Dorf mitten in Thüringen. Ich fahre sie hin.
Sie hat ihren Besuch nicht angekündigt. Die Überraschung ist beachtlich, auch für mich. Eine große Familie öffnet das Haus. Ich bin verblüfft. Irgendwie sehen wir uns äußerlich ähnlich. Was ist das denn? Sie gehen auf uns zu und nehmen uns in die Arme. Alle herzen sich und weinen. Nach vier Jahrzehnten sehen sie sich und wissen sofort, wer meine Mutter ist.
Was passiert hier, ich komme aus dem Staunen nicht raus. Das müssen alles Verwandte sein, die ich bisher nicht kenne, Onkels und Tanten, Cousins und Cousinen meiner Mutter. Sie sehen mir äußerlich sehr ähnlich. Ich gehöre zu einer riesigen Familie und weiß es nicht. Du siehst genauso aus wie der und der, sagen sie zu mir.
Meine Mutter stammt aus einem großen Dorf in Osteuropa. Ich selbst bin in Mecklenburg geboren. Wie das? Alle gehören zueinander, das kann man sehen. So langsam beginne ich die Geschichte zu verstehen. Meine Mutter hat die Kinder begleitet und vor den Schrecken des Krieges bewahrt. Sie hat sie gerettet und wieder zu ihren Müttern gebracht. Sie hat sie zusammengeführt, damit zusammenkommt, was zusammengehört. Meinem Großvater ist es nicht so ergangen, er hat es nicht überlebt.
Meiner Familie wurde die Heimat genommen. Ich habe sie bis heute nicht gesehen. Aber Gott hat seine Hand über uns gehalten. Helfend war Gott immer da. Seine Nähe tut mir gut.
„Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“
Autor: Hans-Hagen Zwick
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