ERF Plus - Wort zum Tag

Gott, unser Versorger


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Niemand kennt uns so gut wie Gott! Der Schöpfer selbst weiß, was für Hunger- und Durstgefühle wir haben! Der Hunger der Seele oder wie hier der Durst der Seele – darunter versteht man im Orient die drängenden Fragen des menschlichen Lebens: wer liebt mich? Warum bin ich? Wozu bin ich? Wer bin ich? Was muss ich von Gott halten? Was hält er von mir? Er möchte geben, was diese Gefühle, diese Sehnsüchte stillt. Er möchte „Lebensmittel“ geben! Brot des Lebens. Wasser des Lebens.

Lebensmittel kommen in der Tora vor! Und es war für mich ein Aha-Erlebnis! Folgendes: Als wir auf einer Israel-Reise unterwegs waren, hatte mein Guide, mein Führer, die Idee, auf den Gartenterrassen von Haifa ein Picknick zu machen. Mit 40 Mitreisenden. Also zogen wir beide los und kauften, מצרכים das sind „Lebensmittel“. Das Wort מצרכים wurde hergleitet vom biblisch-hebräischen Wort צרך.

Die Wurzel צרך bedeutet dreierlei:

1. Bedürfnis

2. Entbehren, zu Schaden kommen
3. Demut

Ich finde diese Herleitung richtig gut, denn sie erinnert daran: wir haben Bedürfnisse. Müssen wir zu viele davon entbehren, entsteht Schaden. Und die Angst, zu wenig zu haben, oder bedürftig zu sein, macht demütig. Demütig dankbar sein - auch für wenig. Aber auch Hingebung und Ehrerbietung dem gegenüber, der Bedürfnisse stillen kann. Nicht nur körperliche, sondern auch geistige und geistliche Bedürfnisse. Ehre, wem Ehre gebührt. Das feiern wir z. B. am Erntedankfest. 

Im jüdischen Denken ist das fest einprogrammiert: Was Gott gibt, stillt Bedürfnisse. Zur rechten Zeit. 

Klar, viele von uns kümmern sich täglich um ihre Bedürfnisse. Mancher nimmt sich, was er braucht. Mancher kann das nicht und geht leer aus. Hat mein Gegenüber zu wenig und kann ich ihm nicht helfen, dass seine Bedürfnisse gestillt werden, wird er zunächst zu meinem Neider, im schlimmsten Fall dann zu meinem Feind. Deshalb wünscht man sich im ganzen arabischen Lebensraum „Shalom“, oder „Salam“. Das meint nicht „Grüß Gott“ und „Hallo“, sondern: „Ich wünsche Dir, dass du genug hast. Und zufrieden sein kannst. Frieden hast. Damit du nicht zu meinem Feind wirst.“

Auch die Bedürfnisse melden sich, die uns immer wieder zu Gott hintreiben. Manchmal, ohne dass wir es ahnen. Augustin sagt: „Unruhig ist mein Herz, bis es ruht in dir.“ Der Mensch sucht, fragt, ist leidenschaftlich, ein unruhiges Wesen. Immer auf der Suche. Manch einer merkt das. Spürt das. Und kann sich selbst doch nicht beruhigen. Und wer entbehren muss, was nur Gott geben kann, kommt zu Schaden.

Jesus wusste das und verkündigt deshalb, was schon in der Tora steht: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ (Matthäus 4, 4)

Bereits im  5. Mosebuch, Kapitel 8, in den Versen 2-3 heißt es: „Und gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, gleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit kundwürde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. Er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna, das du und deine Väter nie gekannt hatten, auf dass er dir kundtäte, dass der Mensch nicht lebt vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht.“

So kennen Juden Gott. Er ist der Versorger. Der die Bedürfnisse nicht nur geschaffen hat, sondern der sich auch ihrer annehmen will, um ganz eng mit uns in Einheit und Gemeinschaft zu bleiben. Und sie wissen: wenn diese Bedürfnisse nicht gestillt werden, entsteht Schaden. An Leib, Seele und Geist. Oft hat das jüdische Volk versucht, Bedürfnisse anderweitig zu stillen. Mit anderen Göttern. Mit anderen Bündnissen. Mit eigener Kraft und Stärke. Der Schaden war groß! Jedes Exil Israels lehrt das!

Das alles lehrt sie aber auch Demut. Denn Sie und auch wir sind und bleiben als Geschöpfe Gottes von den guten Gaben Gottes abhängig. „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist, noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.“ (Jakobus 1, 17). Demut, weil wir nicht alles selber haben und schaffen. Demut, weil wir Gottes Gaben mehr denn je nötiger haben als unser eigenes Hab und Gut.

Autor: Heiko Bräuning

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