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„Der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben.“ So lautet die heutige biblische Losung aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 4, Vers 31. „Klar“, könnte man denken, „das ist doch die Grundbotschaft der Bibel: Gott meint es gut mit mir. Er ist immer bei mir. Hab ich längst verstanden, kann ich abhaken.“
Aber die Losung ist nicht so selbstverständlich und glatt, wie sie zu sein scheint. Deutlich wird das aus dem Zusammenhang, in dem sie steht.
Das Volk Israel ist nach langer Wanderung endlich an der Grenze des Landes Kanaan angekommen – des Landes, das Gott ihm geben will. Mose, der Anführer, schärft dem Volk mit einer langen Rede ein: „Bleibt Gott treu! Befolgt seine Gebote! Dann wird er euch das Land geben und euch reich segnen.“
Gleichwohl sagt er voraus: Ihr werdet Gott untreu werden. Entgegen seinem Verbot werdet ihr euch Gottesbilder anfertigen und sie anbeten. Die Folge: „Ihr werdet nicht lange“ im Land „bleiben, sondern werdet vernichtet werden. Und der HERR wird euch zerstreuen unter die Völker …“ (Dt 4,26f.) Das ist ungefähr so, als würde ein Paar sein 10-jähriges Ehejubiläum mit einer Andacht feiern, und der Pastor würde den beiden sagen: „Tja, euer weiterer Weg wird nicht einfach sein. Ihr werdet eine tiefe Beziehungskrise durchschreiten. Sogar die Scheidung wird im Raum stehen.“ Ist es nicht kontraproduktiv, Menschen so etwas zu sagen? Entmutigt sie das nicht? Wozu soll das gut sein?
Vielleicht ist es dazu gut, falsche Sicherheiten zu erschüttern. Die Selbstsicherheit zum Beispiel: „Ich bin doch ein frommer Mensch. Ich bleibe Gott auf jeden Fall treu!“ Oder die Sicherheit, mit der Menschen wie selbstverständlich davon ausgehen, Gott mit seiner Barmherzigkeit immer bei sich zu haben wie einen festen Besitz. Unser Glaube ist nicht sicher, und Gottes Barmherzigkeit spüren ist nicht selbstverständlich, wir machen auch Erfahrungen von Gottesferne. Das ist das Eine, was ich aus Moses Worten lerne.
Und das Zweite: Gott will nicht, dass wir im Scheitern und in der Gottesferne hängen bleiben. Auch wenn alles verloren scheint, gibt es Hoffnung. Mose sagt den Israeliten: „Ihr werdet dort [in der Fremde, unter die Gott euch zerstreuen wird] den HERRN, deinen Gott, suchen, und du wirst ihn finden, wenn du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst.“ (Dt 4,29) So lädt Gott sein auserwähltes Volk ein, ihn neu zu suchen, wenn es sich von ihm abgewandt und ihn verloren hat. Er lädt speziell diejenigen ein, die mit sich selbst besonders streng sind, die einen hohen Anspruch haben an ihren Glauben und an ihre Moral – die aber damit irgendwann „auf die Nase fallen“ und schmerzhaft erfahren: „Ich bin doch nicht so gut, wie ich dachte. Ich bin nicht so gut, wie ich es von mir erwarte. Ich bin nicht so, wie Gott mich haben will.“ Aber Gott steht da mit ausgebreiteten Armen. Es scheint, dass er sich abgewandt habe, aber er will niemanden für immer verlieren. „Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben.“
So wird dieser Vers aus dem Zusammenhang, in dem er steht, klarer verständlich. Es wird deutlich: Unsere Geschichte mit Gott ist ein Auf und Ab. Wir werden Erfahrungen des Scheiterns und der Gottesferne machen. Doch das soll uns nicht von Gott wegtreiben, sondern zu ihm hin: ihn neu zu suchen, darauf zu vertrauen: Er will uns immer wieder bei sich aufnehmen.
Autor: Pastor Martin Knapmeyer
Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden
„Der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben.“ So lautet die heutige biblische Losung aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 4, Vers 31. „Klar“, könnte man denken, „das ist doch die Grundbotschaft der Bibel: Gott meint es gut mit mir. Er ist immer bei mir. Hab ich längst verstanden, kann ich abhaken.“
Aber die Losung ist nicht so selbstverständlich und glatt, wie sie zu sein scheint. Deutlich wird das aus dem Zusammenhang, in dem sie steht.
Das Volk Israel ist nach langer Wanderung endlich an der Grenze des Landes Kanaan angekommen – des Landes, das Gott ihm geben will. Mose, der Anführer, schärft dem Volk mit einer langen Rede ein: „Bleibt Gott treu! Befolgt seine Gebote! Dann wird er euch das Land geben und euch reich segnen.“
Gleichwohl sagt er voraus: Ihr werdet Gott untreu werden. Entgegen seinem Verbot werdet ihr euch Gottesbilder anfertigen und sie anbeten. Die Folge: „Ihr werdet nicht lange“ im Land „bleiben, sondern werdet vernichtet werden. Und der HERR wird euch zerstreuen unter die Völker …“ (Dt 4,26f.) Das ist ungefähr so, als würde ein Paar sein 10-jähriges Ehejubiläum mit einer Andacht feiern, und der Pastor würde den beiden sagen: „Tja, euer weiterer Weg wird nicht einfach sein. Ihr werdet eine tiefe Beziehungskrise durchschreiten. Sogar die Scheidung wird im Raum stehen.“ Ist es nicht kontraproduktiv, Menschen so etwas zu sagen? Entmutigt sie das nicht? Wozu soll das gut sein?
Vielleicht ist es dazu gut, falsche Sicherheiten zu erschüttern. Die Selbstsicherheit zum Beispiel: „Ich bin doch ein frommer Mensch. Ich bleibe Gott auf jeden Fall treu!“ Oder die Sicherheit, mit der Menschen wie selbstverständlich davon ausgehen, Gott mit seiner Barmherzigkeit immer bei sich zu haben wie einen festen Besitz. Unser Glaube ist nicht sicher, und Gottes Barmherzigkeit spüren ist nicht selbstverständlich, wir machen auch Erfahrungen von Gottesferne. Das ist das Eine, was ich aus Moses Worten lerne.
Und das Zweite: Gott will nicht, dass wir im Scheitern und in der Gottesferne hängen bleiben. Auch wenn alles verloren scheint, gibt es Hoffnung. Mose sagt den Israeliten: „Ihr werdet dort [in der Fremde, unter die Gott euch zerstreuen wird] den HERRN, deinen Gott, suchen, und du wirst ihn finden, wenn du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst.“ (Dt 4,29) So lädt Gott sein auserwähltes Volk ein, ihn neu zu suchen, wenn es sich von ihm abgewandt und ihn verloren hat. Er lädt speziell diejenigen ein, die mit sich selbst besonders streng sind, die einen hohen Anspruch haben an ihren Glauben und an ihre Moral – die aber damit irgendwann „auf die Nase fallen“ und schmerzhaft erfahren: „Ich bin doch nicht so gut, wie ich dachte. Ich bin nicht so gut, wie ich es von mir erwarte. Ich bin nicht so, wie Gott mich haben will.“ Aber Gott steht da mit ausgebreiteten Armen. Es scheint, dass er sich abgewandt habe, aber er will niemanden für immer verlieren. „Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben.“
So wird dieser Vers aus dem Zusammenhang, in dem er steht, klarer verständlich. Es wird deutlich: Unsere Geschichte mit Gott ist ein Auf und Ab. Wir werden Erfahrungen des Scheiterns und der Gottesferne machen. Doch das soll uns nicht von Gott wegtreiben, sondern zu ihm hin: ihn neu zu suchen, darauf zu vertrauen: Er will uns immer wieder bei sich aufnehmen.
Autor: Pastor Martin Knapmeyer
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