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Niederländisches Gas – vom Segen zum Fluch


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Europas grösstes Gasfeld hat den Niederlanden ein halbes Jahrhundert lang viel Geld eingebracht. Aber in den 90er-Jahren begann im Bohrgebiet plötzlich die Erde zu beben. Und seither hat sie sich nicht mehr beruhigt. Unzählige Häuser wurden beschädigt und ihre Bewohner zur Verzweiflung gebracht.
Einen grosszügigen Sozialstaat und riesige Infrastrukturprojekte konnten sich die Niederlande dank dem Geld aus der Gasförderung lange Zeit leisten. Doch die Erdbeben im Bohrgebiet haben die Freude am schnellen Geld zerstört. Für die Bevölkerung im Nordosten des Landes, in der Region von Groningen, ist die Gasförderung eine Katastrophe.
Im Bohrgebiet haben die ständigen Erdbeben einen Drittel der Gebäude beschädigt. Viele sind unbewohnbar geworden und mussten abgerissen werden. Zehntausende Bewohnerinnen und Bewohner verzweifeln ob der ständigen Aussicht obdachlos zu werden und ob der Bürokratie, mit der sie sich herumschlagen müssen, bis ihr Haus repariert oder neu aufgebaut wird. Viele müssen Jahre lang in provisorischen Unterkünften ausharren.
Die Lizenz zur Gasförderung hat ein Konsortium von Shell und Exxon Mobile inne. Dieses leugnete während langer Jahre den Zusammenhang zwischen Gasförderung und Erdbeben. Aber auch als genügend Beweise vorlagen, behinderten und verzögerten Shell und Exxon Mobile die Entschädigung der Erdbebenopfer weiter. Frustriert darüber hat dann der Staat das Heft in die Hand genommen. Trotzdem ist es für die Geschädigten immer noch ein Spiessrutenlauf, bis sie Schadenersatz erhalten. Viele sind über die Jahre psychisch krank geworden.
Nach einer langen Reihe von Protesten der Bevölkerung im Bohrgebiet beschloss die Regierung in Den Haag 2018, aus der Gasförderung vorzeitig auszusteigen. Noch etwa ein Fünftel des Gasvorkommens liegt im Boden.
Nach einer ersten Euphorie bei den Betroffenen macht sich im Nordosten der Niederlande aber schon wieder Enttäuschung breit. Russlands Krieg in der Ukraine führt zur Gasknappheit und die europäischen Nachbarn machen Druck auf die Regierung in Den Haag. Sie soll ihren Gashahn in dieser Krisensituation nicht auch noch zudrehen.
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