ERF Plus - Wort zum Tag

Was treibt mich zu Gott?


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Es war am Anfang meiner Zeit als Pastor in unserer kleinen Landgemeinde. Meine Frau und ich haben Sonntag für Sonntag ältere Menschen aus den Dörfern mit unserem „Trabi“ zum Gottesdienst abgeholt. Aus einem Dorf kam ein Mann immer wieder mit, von dem wir wussten, dass er fast vollständig taub war. Er setzte sich stets in die erste Reihe und versuchte, mit einem Hör-Rohr noch ein ganz klein wenig zu hören. Das meiste las er von den Lippen ab, weswegen die erste Reihe seine Reihe war. Er war ein Flüchtling aus Wolynien, der nach dem Krieg in dieses Dorf kam und dort eine kleine Siedlung hatte. Irgendwann fragte ich ihn, warum er immer wieder mitkäme, obwohl er doch so gut wie nichts versteht. Sein Kommentar: „Herr Pastor – die Güte Gottes und - der Segen!“

Ich fragte mich: Was mag wohl Beides für ihn bedeuten? Der Segen? Was ist das eigentlich - Segen? Was ist ein gesegnetes Leben, ein gesegnetes Alter? Was bedeutet es, wenn wir sagen: „An Gottes Segen ist alles gelegen”? Was hat Jakob gemeint, als er rief: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn”( 1. Mose 32,27)?

Segnen kommt von signare, signieren, und heißt: mit einem Zeichen versehen. Gott hat viele Zeichen gegeben. Gott schenkte Kain das Zeichen der Schonung (1. Mose 4,15). Er gab Noah das Zeichen des Regenbogens. Abraham bekommt ein Zeichen – die Sterne und später die Beschneidung. Jakob sieht die Himmelsleiter, Mose den brennenden Dornbusch, das Volk Israel die Wolken- und Feuersäule. Zeichen über Zeichen - bis das Zeichen kommt, in dem alle früheren mit eingeschlossen sind, das Zeichen des Christus, das Kreuz. Gesegnet sein heißt fortan: mit dem Zeichen des Kreuzes von Gott signiert sein.

Und überhaupt: Zunächst ist das Kreuz ja ein Todeszeichen, ein Fluchzeichen. Aber indem Jesus den Fluch des Todes, das Gericht für uns trägt und überwindet, wird das Kreuz ein Siegeszeichen, ein Lebenszeichen. Und für ein kleines Mädchen ist das Kreuz ein Pluszeichen! Sie kommt von einem Dorf in die Großstadt, sieht die vielen Kirchtürme und fragt die Mutter: „Warum sind auf den Kirchen die Pluszeichen?” Vom Rechnen wusste sie, dass das Kreuz das Zeichen für Plus ist. Ein Leben unter Gottes Segen ist ein Leben, das unter dem Pluszeichen Gottes steht. Eigentlich steht unser Leben unter dem Minuszeichen von Sünde und Tod. Aber wenn wir mit unserer Schuld zu Jesus kommen, wird er uns vergeben und uns mit dem Zeichen des Kreuzes segnen. Dann ist die Schuld vergeben, der Tod besiegt, das Leid getragen. Wir sind von Gott zum Leben gezeichnet, gesegnet.

Und damit sind wir wieder bei der Güte Gottes? Wie wird sie sichtbar, wenn ein alter Mann aus Wolynien seinen Alltag meistern muss, aber fast vollständig taub ist? Wo ist da Gottes Güte zu sehen? 

In dem Psalm 136 kommt ganze 23-mal der Zu-Satz: „denn seine Güte währet ewiglich“. Das ist es, was der Psalmbeter besingen möchte: Die Güte Gottes. Auch in anderen Texten, vor allem in den Psalmen, wird diese Güte Gottes immer wieder und aus ganz verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen besungen, so z. B. in Psalm 107. Aber selbst im Neuen Testament wird auf die Güte und Geduld Gottes mit seinem Volk Israel immer wieder Bezug genommen, zum Beispiel in der Pfingstpredigt des Petrus in der Apostelgeschichte, Kapitel 2 oder in der Rede des Stephanus in Apostelgeschichte 7.

Die Kinder unserer Gemeinde haben früher immer das Lied von Hella Heizmann „und ihrer Rasselbande“ gesungen: „Psalmen sind Lieder aus uralten Zeiten; Psalmen sind Lieder aus dem Heiligen Land“. Ja, das ist so. Es sind Lieder für Gott, Lieder für den Schöpfer der Welt. Aber nicht nur in blinder Unterwerfung, sondern in staunender Anbetung.

Es gibt ein Lied aus den Erweckungszeiten des 19. Jahrhunderts, das beginnt mit den Worten: „Die Güte Gottes preisen, soll meine Freude sein“. Das ist es, worauf es ankommt. Das ist es, was unser Leben ausmachen soll. Den lebendigen Gott zu preisen, soll nicht nur unsere Freude sein, sondern, es soll unser Leben bestimmen. So hat sich der Schöpfer unser Leben auf dieser Erde gedacht: „damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben“ (Eph. 1,12).

Darum: Danket dem Herrn aller Herren, der allein große Wunder tut, denn seine Güte währet ewiglich. (Psalm 136,3.4)

Autor: Pastor Johannes Holmer

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