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In den biblischen Psalmen finden sich einige lyrische Texte, die tief in das Herzen von Menschen blicken lassen. Selbst in ihre dunkelsten Winkel.
Psalm 137 ist so ein Text. Geschrieben wurde er als Reaktion auf die Zerstörung der Stadt Jerusalem vor 2.600 Jahren durch die damalige Weltmacht Babylon. Nach dem brutalen Angriff wurden große Teile der Überlebenden vertrieben oder ins Zweistromland verschleppt.
Der Psalm startet mit einem eindrücklichen Bild: „An den Flüssen von Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten. An die Weiden dort hängten wir unsere Zithern.“ (NGÜ, Psalm 137,1-2)
Die Zithern stehen hier stellvertretend für alle Musik des Volkes Israel. Jetzt sind alle Instrumente verstummt, so groß ist die Trauer, das Trauma des Krieges.
In den weiteren Versen des Psalms kommt noch jede Menge Wut zum Ausdruck. Da wird den Babyloniern jedes nur erdenkliche Leid an den Hals gewünscht. Bis zur letzten Zeile klingt nichts Versöhnliches aus dem Psalm.
Doch wer bei den negativen Worten stehen bleibt, übersieht einen äußerst spannenden Wiederspruch: Denn es ja ein Psalm, also ein Lied darüber, dass man kein Lied mehr singt. Ist die Musik also wohl doch nicht verstummt…?
Genau das ist für mich der Clou dieses Psalms: Auch wenn auf den ersten Blick alles verloren erscheint, ist es das gar nicht.
An einer anderen Stelle der Bibel wird Gottes Antwort auf die Trauer seines Volkes beschrieben. Und vielleicht liegt darin der Grund, warum die Psalmisten weitersingen: Gott lädt das Volk ein, in dieser schmerzhaften Lage einen Neuanfang zu wagen. Er fordert sie auf, Gärten zu pflanzen, Familien zu gründen und das Wohl der Stadt zu suchen, in der sie jetzt leben – auch wenn es nicht ihr geliebtes Jerusalem ist, sondern die fremde Stadt Babylon. Gott lädt sie ein, auch dort – in der verhassten Fremde – sein Volk zu sein. Ein Volk, dass nicht verstummt, sondern weitersingt. Trotz allem.
Autor: Tanja Rinsland
Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden
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In den biblischen Psalmen finden sich einige lyrische Texte, die tief in das Herzen von Menschen blicken lassen. Selbst in ihre dunkelsten Winkel.
Psalm 137 ist so ein Text. Geschrieben wurde er als Reaktion auf die Zerstörung der Stadt Jerusalem vor 2.600 Jahren durch die damalige Weltmacht Babylon. Nach dem brutalen Angriff wurden große Teile der Überlebenden vertrieben oder ins Zweistromland verschleppt.
Der Psalm startet mit einem eindrücklichen Bild: „An den Flüssen von Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten. An die Weiden dort hängten wir unsere Zithern.“ (NGÜ, Psalm 137,1-2)
Die Zithern stehen hier stellvertretend für alle Musik des Volkes Israel. Jetzt sind alle Instrumente verstummt, so groß ist die Trauer, das Trauma des Krieges.
In den weiteren Versen des Psalms kommt noch jede Menge Wut zum Ausdruck. Da wird den Babyloniern jedes nur erdenkliche Leid an den Hals gewünscht. Bis zur letzten Zeile klingt nichts Versöhnliches aus dem Psalm.
Doch wer bei den negativen Worten stehen bleibt, übersieht einen äußerst spannenden Wiederspruch: Denn es ja ein Psalm, also ein Lied darüber, dass man kein Lied mehr singt. Ist die Musik also wohl doch nicht verstummt…?
Genau das ist für mich der Clou dieses Psalms: Auch wenn auf den ersten Blick alles verloren erscheint, ist es das gar nicht.
An einer anderen Stelle der Bibel wird Gottes Antwort auf die Trauer seines Volkes beschrieben. Und vielleicht liegt darin der Grund, warum die Psalmisten weitersingen: Gott lädt das Volk ein, in dieser schmerzhaften Lage einen Neuanfang zu wagen. Er fordert sie auf, Gärten zu pflanzen, Familien zu gründen und das Wohl der Stadt zu suchen, in der sie jetzt leben – auch wenn es nicht ihr geliebtes Jerusalem ist, sondern die fremde Stadt Babylon. Gott lädt sie ein, auch dort – in der verhassten Fremde – sein Volk zu sein. Ein Volk, dass nicht verstummt, sondern weitersingt. Trotz allem.
Autor: Tanja Rinsland
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