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Dieses Frühjahr war das trockenste der Messgeschichte – nahezu gleichauf mit 2011. Und tatsächlich: Ich habe meine Regentonne aufgemacht, als die Fröste vorbei waren. Seitdem – bis Ende Mai – nichts. Knochentrocken. Aber, auch wenn es viel zu wenig regnet – ich muss nur den Hahn aufdrehen und habe Wasser.
Das war in biblischer Zeit – und in biblischen Landen – anders. Da war an Bewässerung der Felder nicht wirklich zu denken. Der Prophet Jeremia berichtet von solch einer Dürre in drastischen Worten: die Erde rissig. Nichts Grünes mehr auf dem Feld. Esel schnappen nach Luft wie hechelnde Hunde. Eine tröstliche Sache hatte die Trockenheit: Vor dem Regen sind Arm und Reich gleich. Die Mächtigen, Reichen und Schönen schicken zwar ihre Diener – aber wenn im Brunnen kein Wasser mehr ist, gehen auch die mit leeren Krügen nach Hause.
Und jetzt die spannende Frage: Ist der Mensch schuld an der Dürre? Auch in biblischen Zeiten sah man da Zusammenhänge zwischen Naturphänomenen und menschlichem Handeln. Aber aus anderen Gründen als wir heute: Letztlich verantwortlich dafür ist Gott – oder bei den Heidenvölkern: die Götter. Wenn es nun nicht regnet, ist das eine Strafe Gottes – oder der Götter. Was also tun? Buße tun, Sünden bekennen, Opfern – halt das volle religiöse Programm. Not lehrt beten – angesichts leerer Wasserkrüge begriffen das auch die Reichen und die Machthaber in Israel, die sich sonst um Gott, Moral, Nächstenliebe u. s. w. nicht scherten.
„Du bist ja doch unter uns, HERR, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!“ – heißt es im Buch Jeremia, Kapitel 14, Vers 9, dem Losungsvers der Herrnhuter Brüdergemeine für heute.
Klingt auf den ersten Blick ganz fromm und demütig. Wir heißen doch nach dir! Wir gehören zu dir! Du kannst uns jetzt nicht verlassen und in der Dürre im Stich lassen.
Doch. Gott kann. Und zwar so lange, wie sie nicht wirklich zu ihm umkehren und nur eine religiöse Show abziehen. Nur zwei Verse später sagt Gott zu Jeremia: „Hör auf, für sie zu beten! Es hat keinen Zweck!“
Was so fromm nach Buße klingt, ist Heuchelei aus egoistischen Gründen – und wird von Gott schwer abgestraft. Puh! Das ist hart!
Könnte Gott das heute sagen, zu mir? Ich nenne mich nach ihm, also genaugenommen seinem Sohn – „Christ“. Und bin der festen Überzeugung, dass ich zu ihm gehöre. Bin ja getauft, hab‘ mich sogar mal bekehrt. Kann ich das ehrlich beten: „Verlass mich nicht“, „ich heiße doch nach deinem Namen, ich gehöre zu Dir“?
Wenn jemand nur auf die Bibel schwört, in Wirklichkeit aber seine rücksichtslose, egoistische Agenda der Macht verfolgt. Oder von christlichen Werten redet, aber alle Werte, die Jesus vorgelebt hat, mit Füßen tritt – dann dürfte Gottes Reaktion heute nicht weniger verärgert ausfallen als damals. Oder wenn ich inbrünstig an gottesdienstlichen Zeremonien teilnehme und beim „Lobpreis“ dabei bin – aber wenn keiner mehr hinschaut, ist mir das alles egal.
Aber wenn ich das ehrlich so meine: „HERR, ich heiße nach deinem Namen; verlass mich nicht!“ – Ja, dann kann ich das beten. Martin Luther hatte immer wieder schwere Glaubenskrisen. Und er hat sich immer wieder darauf berufen, dass er getauft ist. Der Teufel war für ihn eine sehr reale Macht. Und wenn der ihm einreden wollte, dass er von Gott verworfen ist, hat Martin Luther sich umso fester an Christus geklammert.
Und vielleicht sind es manchmal gerade Dürrezeiten im Leben – welcher Art auch immer – in denen ich mich mal darauf besinnen sollte: Wie ehrlich meine ich dieses Gebet „verlass mich nicht!“ eigentlich wirklich?
Autor: Uwe Bertelmann
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Dieses Frühjahr war das trockenste der Messgeschichte – nahezu gleichauf mit 2011. Und tatsächlich: Ich habe meine Regentonne aufgemacht, als die Fröste vorbei waren. Seitdem – bis Ende Mai – nichts. Knochentrocken. Aber, auch wenn es viel zu wenig regnet – ich muss nur den Hahn aufdrehen und habe Wasser.
Das war in biblischer Zeit – und in biblischen Landen – anders. Da war an Bewässerung der Felder nicht wirklich zu denken. Der Prophet Jeremia berichtet von solch einer Dürre in drastischen Worten: die Erde rissig. Nichts Grünes mehr auf dem Feld. Esel schnappen nach Luft wie hechelnde Hunde. Eine tröstliche Sache hatte die Trockenheit: Vor dem Regen sind Arm und Reich gleich. Die Mächtigen, Reichen und Schönen schicken zwar ihre Diener – aber wenn im Brunnen kein Wasser mehr ist, gehen auch die mit leeren Krügen nach Hause.
Und jetzt die spannende Frage: Ist der Mensch schuld an der Dürre? Auch in biblischen Zeiten sah man da Zusammenhänge zwischen Naturphänomenen und menschlichem Handeln. Aber aus anderen Gründen als wir heute: Letztlich verantwortlich dafür ist Gott – oder bei den Heidenvölkern: die Götter. Wenn es nun nicht regnet, ist das eine Strafe Gottes – oder der Götter. Was also tun? Buße tun, Sünden bekennen, Opfern – halt das volle religiöse Programm. Not lehrt beten – angesichts leerer Wasserkrüge begriffen das auch die Reichen und die Machthaber in Israel, die sich sonst um Gott, Moral, Nächstenliebe u. s. w. nicht scherten.
„Du bist ja doch unter uns, HERR, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!“ – heißt es im Buch Jeremia, Kapitel 14, Vers 9, dem Losungsvers der Herrnhuter Brüdergemeine für heute.
Klingt auf den ersten Blick ganz fromm und demütig. Wir heißen doch nach dir! Wir gehören zu dir! Du kannst uns jetzt nicht verlassen und in der Dürre im Stich lassen.
Doch. Gott kann. Und zwar so lange, wie sie nicht wirklich zu ihm umkehren und nur eine religiöse Show abziehen. Nur zwei Verse später sagt Gott zu Jeremia: „Hör auf, für sie zu beten! Es hat keinen Zweck!“
Was so fromm nach Buße klingt, ist Heuchelei aus egoistischen Gründen – und wird von Gott schwer abgestraft. Puh! Das ist hart!
Könnte Gott das heute sagen, zu mir? Ich nenne mich nach ihm, also genaugenommen seinem Sohn – „Christ“. Und bin der festen Überzeugung, dass ich zu ihm gehöre. Bin ja getauft, hab‘ mich sogar mal bekehrt. Kann ich das ehrlich beten: „Verlass mich nicht“, „ich heiße doch nach deinem Namen, ich gehöre zu Dir“?
Wenn jemand nur auf die Bibel schwört, in Wirklichkeit aber seine rücksichtslose, egoistische Agenda der Macht verfolgt. Oder von christlichen Werten redet, aber alle Werte, die Jesus vorgelebt hat, mit Füßen tritt – dann dürfte Gottes Reaktion heute nicht weniger verärgert ausfallen als damals. Oder wenn ich inbrünstig an gottesdienstlichen Zeremonien teilnehme und beim „Lobpreis“ dabei bin – aber wenn keiner mehr hinschaut, ist mir das alles egal.
Aber wenn ich das ehrlich so meine: „HERR, ich heiße nach deinem Namen; verlass mich nicht!“ – Ja, dann kann ich das beten. Martin Luther hatte immer wieder schwere Glaubenskrisen. Und er hat sich immer wieder darauf berufen, dass er getauft ist. Der Teufel war für ihn eine sehr reale Macht. Und wenn der ihm einreden wollte, dass er von Gott verworfen ist, hat Martin Luther sich umso fester an Christus geklammert.
Und vielleicht sind es manchmal gerade Dürrezeiten im Leben – welcher Art auch immer – in denen ich mich mal darauf besinnen sollte: Wie ehrlich meine ich dieses Gebet „verlass mich nicht!“ eigentlich wirklich?
Autor: Uwe Bertelmann
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