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„Womit habe ich das verdient?“, fragt sich mancher, den es hart getroffen hat. In der Frage klingt Unverständnis mit, ja oft Wut und Protest gegen das Schicksal, unter dem man leidet – oder gegen Gott: „Gott, womit habe ich das verdient, dass ich an Krebs erkrankt bin? Ich habe mich gesundheitsbewusst ernährt. Ich habe Risikofaktoren wie Alkohol und Zigaretten gemieden – und es hat mich doch erwischt. Das ist ungerecht – zumal ich doch auch ein anständiger Mensch bin. Ich halte mich an deine Gebote, Herr. Ich behandle meine Mitmenschen freundlich und helfe ihnen. Wenn ich an manche anderen denke, die nur immer ihren eigenen Vorteil suchen und sich auf Kosten anderer bereichern – die hätten es verdient, dass du sie strafst, Gott. Aber warum schlägst du mich?“
Zeitschwenk ins 6. Jahrhundert vor Christus[1], zu einer Gruppe aus dem Volk Israel. Gemeinsam schauen diese Menschen zurück auf das Leben und Sterben eines anderen, eines Einzelnen. Und sie sind noch immer erschüttert von dem Anblick, der sich ihnen bot: Alle denkbaren körperlichen Leiden schienen sich auf ihn gestürzt zu haben. Schmerzen quälten ihn ständig – das sahen sie ihm an – und schauten dann lieber weg. Sie wandten sich von ihm ab, sie verachteten ihn. Sie wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Denn sie hatten längst geurteilt: Der leidet natürlich nicht grundlos. Er hat es verdient. Welche Schuld auch immer er auf sich geladen hat – sie muss schwer wiegen. Sonst würde Gott ihn nicht so hart mit Krankheit strafen.
„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit.“ Diese Worte stammen aus dem Bericht der Gruppe, sie stehen in Jesaja 53, Vers 3, der Losung der Herrnhuter Brüdergemeine für heute. Die Menschen urteilten über den Kranken, wie sie es gelernt hatten: Wer Gott gehorcht, dem geht es gut. Wer sich versündigt, den straft er mit Unglück. So steht es auch an vielen Bibelstellen[2].
Aber diese Menschen aus dem Volk Israel bleiben nicht bei ihrer Betrachtungsweise. Sie lernen umzudenken. Sie lernen, die alten Überzeugungen der Frommen und Weisen in Frage zu stellen. Man kann das nachlesen in Jesaja 53. Gott öffnete ihnen die Augen: Es stimmt gar nicht, dass dieser Eine Schuld auf sich geladen hätte. Gott straft ihn gar nicht für seine Schuld – sondern für die Schuld aller derer, die ihn verachten. Er trägt, was er gar nicht selbst verschuldet hat – damit die anderen verschont bleiben.
Christen haben in dem Einen Jesus Christus erkannt. Er wurde gefoltert und mit zerschundenem Leib ans Kreuz gehängt. Auf ihn passen die Worte aus Jesaja 53: „… er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen.“ (Jes 53,5a)
Gott sei Dank gilt diese Erklärung von Leiden nur für Jesus. Nur ihm erlegte Gott die Strafen auf, die andere – die wir alle – verdient hätten. Doch durch Jesus bestätigt Gott, was schon in Jesaja 53 festgehalten wird: Das alte Erklärungsmuster gilt nicht mehr. Es gibt keinen automatischen Zusammenhang zwischen unserem Verhalten und unserem Wohlergehen oder Unglück. Krankheit trifft viele Menschen, ohne dass ihr Verhalten die Ursache dafür wäre.
„Warum trifft es mich?“ Gott antwortet meistens nicht auf diese Frage. Doch er sagt uns: „Ich verachte die Leidenden nicht. Ich habe mich euch Menschen doch gerade in einem Leidenden und Sterbenden genähert: in Jesus. Ihr seid nicht allein. Ich bin bei euch.“
[1] Jes 40 – 55 werden heute von den meisten Exegeten in die Exilszeit der Juden in Babylonien im zwischen 587 und 538 vor Christus datiert.
[2] Z. B. 5. Mose 28, Hi 4,7f., Spr 11,21; 12,7; 15,6
Autor: Pastor Martin Knapmeyer
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„Womit habe ich das verdient?“, fragt sich mancher, den es hart getroffen hat. In der Frage klingt Unverständnis mit, ja oft Wut und Protest gegen das Schicksal, unter dem man leidet – oder gegen Gott: „Gott, womit habe ich das verdient, dass ich an Krebs erkrankt bin? Ich habe mich gesundheitsbewusst ernährt. Ich habe Risikofaktoren wie Alkohol und Zigaretten gemieden – und es hat mich doch erwischt. Das ist ungerecht – zumal ich doch auch ein anständiger Mensch bin. Ich halte mich an deine Gebote, Herr. Ich behandle meine Mitmenschen freundlich und helfe ihnen. Wenn ich an manche anderen denke, die nur immer ihren eigenen Vorteil suchen und sich auf Kosten anderer bereichern – die hätten es verdient, dass du sie strafst, Gott. Aber warum schlägst du mich?“
Zeitschwenk ins 6. Jahrhundert vor Christus[1], zu einer Gruppe aus dem Volk Israel. Gemeinsam schauen diese Menschen zurück auf das Leben und Sterben eines anderen, eines Einzelnen. Und sie sind noch immer erschüttert von dem Anblick, der sich ihnen bot: Alle denkbaren körperlichen Leiden schienen sich auf ihn gestürzt zu haben. Schmerzen quälten ihn ständig – das sahen sie ihm an – und schauten dann lieber weg. Sie wandten sich von ihm ab, sie verachteten ihn. Sie wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Denn sie hatten längst geurteilt: Der leidet natürlich nicht grundlos. Er hat es verdient. Welche Schuld auch immer er auf sich geladen hat – sie muss schwer wiegen. Sonst würde Gott ihn nicht so hart mit Krankheit strafen.
„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit.“ Diese Worte stammen aus dem Bericht der Gruppe, sie stehen in Jesaja 53, Vers 3, der Losung der Herrnhuter Brüdergemeine für heute. Die Menschen urteilten über den Kranken, wie sie es gelernt hatten: Wer Gott gehorcht, dem geht es gut. Wer sich versündigt, den straft er mit Unglück. So steht es auch an vielen Bibelstellen[2].
Aber diese Menschen aus dem Volk Israel bleiben nicht bei ihrer Betrachtungsweise. Sie lernen umzudenken. Sie lernen, die alten Überzeugungen der Frommen und Weisen in Frage zu stellen. Man kann das nachlesen in Jesaja 53. Gott öffnete ihnen die Augen: Es stimmt gar nicht, dass dieser Eine Schuld auf sich geladen hätte. Gott straft ihn gar nicht für seine Schuld – sondern für die Schuld aller derer, die ihn verachten. Er trägt, was er gar nicht selbst verschuldet hat – damit die anderen verschont bleiben.
Christen haben in dem Einen Jesus Christus erkannt. Er wurde gefoltert und mit zerschundenem Leib ans Kreuz gehängt. Auf ihn passen die Worte aus Jesaja 53: „… er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen.“ (Jes 53,5a)
Gott sei Dank gilt diese Erklärung von Leiden nur für Jesus. Nur ihm erlegte Gott die Strafen auf, die andere – die wir alle – verdient hätten. Doch durch Jesus bestätigt Gott, was schon in Jesaja 53 festgehalten wird: Das alte Erklärungsmuster gilt nicht mehr. Es gibt keinen automatischen Zusammenhang zwischen unserem Verhalten und unserem Wohlergehen oder Unglück. Krankheit trifft viele Menschen, ohne dass ihr Verhalten die Ursache dafür wäre.
„Warum trifft es mich?“ Gott antwortet meistens nicht auf diese Frage. Doch er sagt uns: „Ich verachte die Leidenden nicht. Ich habe mich euch Menschen doch gerade in einem Leidenden und Sterbenden genähert: in Jesus. Ihr seid nicht allein. Ich bin bei euch.“
[1] Jes 40 – 55 werden heute von den meisten Exegeten in die Exilszeit der Juden in Babylonien im zwischen 587 und 538 vor Christus datiert.
[2] Z. B. 5. Mose 28, Hi 4,7f., Spr 11,21; 12,7; 15,6
Autor: Pastor Martin Knapmeyer
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