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Wie so oft: ich sitze im Auto, schalte das Radio an und bin mitten in einer Sendung - klingt nach einem Podcast über einen Gerichtsprozess. Die Reporterin erzählt, man hätte bei der Verhandlung stundenlang Chatnachrichten von Tätern und Opfern vorgelesen. Und ich überlege, was sich geändert hat in den letzten Jahrzehnten: oft gab es keine Zeugen, wenn sich zwei gestritten haben, das ging in einem Raum, selten für Außenstehende mitzubekommen, aber hier werden die gespeicherten geschriebenen Nachrichten zu einer Verurteilung führen. Und ich habe mal gedacht, das Wort ist flüchtig, wie in den Wind gesprochen und versucht, mich zu beherrschen, besser nichts zu sagen, wenn es etwas Nichtssagendes war oder den anderen nur verletzt hätte. So wie der Psalmbeter in Psalm 39,2 sagt: „Ich habe mir vorgenommen: Ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge.“
Ja, klingt gut, der Psalmbeter fasst einen weisen Entschluss, denn Worte können verletzend sein und immer wieder begegnet mir in Gesprächen der Satz: das haben meine Eltern zu mir gesagt, das geht mir ewig nach. Oder: das habe ich in der Schule über mich gehört. Das kann ich nicht vergessen. Oder: gerade, weil es mein bester Freund war, der das zu mir sagte, bin ich misstrauisch geblieben, was Freundschaften angeht.
Ich weiß nicht, ob ich meinem Mund einen Zaum anlegen kann wie bei einem Pferd. Die einen reden sowieso mehr als die anderen und wahrscheinlich ist dann auch mehr Unsinn dabei. Aber es gibt noch einen Unterschied zwischen nicht-reden-wollen aus Vorsicht und verstummt und still zu sein, und ohne Freude zu leben und sogar das Leid in sich hineinzufressen.
Da fehlen mir auch die Worte, wie bei Hiobs Freunden – zunächst. Hiob sagt ja auch erst mal nichts. Wie komme ich von dort zum Loben Gottes? Nur, wenn Gott sich selbst aufmacht. Nur, wenn er selbst die Worte gibt, die weiterhelfen. Und sagt, was er von uns hält. Worte, die sich auch festsetzen sollen, weil sie Lebens-Worte sind: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Du gehörst zu mir“ (Jesaja 43,1). „Ich bin dein, sprich du darauf ein Amen“ (Evangelisches Gesangbuch 554, 4). Das sind die „Worte des ewigen Lebens“, wie Petrus das sagt (Johannes 6,68). Worte, die schwerer wiegen. Nein, mit der Zunge will ich nicht sündigen, auch wenn es Tag für Tag doch passiert. Umso wichtiger ist es, Gott darüber zu loben, dass sein Wort wichtiger, gewichtiger, wertvoller ist. Und zum Leben führt.
Autor: Pfarrer Dr. Siegfried Meier
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By ERF - Der SinnsenderWie so oft: ich sitze im Auto, schalte das Radio an und bin mitten in einer Sendung - klingt nach einem Podcast über einen Gerichtsprozess. Die Reporterin erzählt, man hätte bei der Verhandlung stundenlang Chatnachrichten von Tätern und Opfern vorgelesen. Und ich überlege, was sich geändert hat in den letzten Jahrzehnten: oft gab es keine Zeugen, wenn sich zwei gestritten haben, das ging in einem Raum, selten für Außenstehende mitzubekommen, aber hier werden die gespeicherten geschriebenen Nachrichten zu einer Verurteilung führen. Und ich habe mal gedacht, das Wort ist flüchtig, wie in den Wind gesprochen und versucht, mich zu beherrschen, besser nichts zu sagen, wenn es etwas Nichtssagendes war oder den anderen nur verletzt hätte. So wie der Psalmbeter in Psalm 39,2 sagt: „Ich habe mir vorgenommen: Ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge.“
Ja, klingt gut, der Psalmbeter fasst einen weisen Entschluss, denn Worte können verletzend sein und immer wieder begegnet mir in Gesprächen der Satz: das haben meine Eltern zu mir gesagt, das geht mir ewig nach. Oder: das habe ich in der Schule über mich gehört. Das kann ich nicht vergessen. Oder: gerade, weil es mein bester Freund war, der das zu mir sagte, bin ich misstrauisch geblieben, was Freundschaften angeht.
Ich weiß nicht, ob ich meinem Mund einen Zaum anlegen kann wie bei einem Pferd. Die einen reden sowieso mehr als die anderen und wahrscheinlich ist dann auch mehr Unsinn dabei. Aber es gibt noch einen Unterschied zwischen nicht-reden-wollen aus Vorsicht und verstummt und still zu sein, und ohne Freude zu leben und sogar das Leid in sich hineinzufressen.
Da fehlen mir auch die Worte, wie bei Hiobs Freunden – zunächst. Hiob sagt ja auch erst mal nichts. Wie komme ich von dort zum Loben Gottes? Nur, wenn Gott sich selbst aufmacht. Nur, wenn er selbst die Worte gibt, die weiterhelfen. Und sagt, was er von uns hält. Worte, die sich auch festsetzen sollen, weil sie Lebens-Worte sind: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Du gehörst zu mir“ (Jesaja 43,1). „Ich bin dein, sprich du darauf ein Amen“ (Evangelisches Gesangbuch 554, 4). Das sind die „Worte des ewigen Lebens“, wie Petrus das sagt (Johannes 6,68). Worte, die schwerer wiegen. Nein, mit der Zunge will ich nicht sündigen, auch wenn es Tag für Tag doch passiert. Umso wichtiger ist es, Gott darüber zu loben, dass sein Wort wichtiger, gewichtiger, wertvoller ist. Und zum Leben führt.
Autor: Pfarrer Dr. Siegfried Meier
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