ERF Plus - Wort zum Tag

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Kennen Sie Paulus? Ja, ich meine den Paulus, der im ersten Jahrhundert nach Christi zunächst Christen verfolgte. Aber dann wurde er zum leidenschaftlichen Verkündiger des Evangeliums vor allem in der heutigen Türkei und Griechenland. Paulus gründete viele Gemeinden und war ihnen stets verbunden. Daher blieb er in brieflichem Kontakt mit ihnen. In seinen Briefen lobte er die Gemeinden, schreckte aber auch vor Kritik nicht zurück, gerade wenn Irrlehren im Spiel waren.

Auch an die Gemeinde in Philippi, die erste Gemeinde in Europa, schrieb er einen Brief. Und er lobt dabei diese Gemeinde sehr. Gleich zu Beginn seines Briefes (Phil. 1,3) sagt er, dass er jedes Mal Gott dankt, wenn er an diese Gemeinde denkt. Da scheint alles im Lot zu sein.

Aber Paulus ist nicht blind. Er sieht durchaus noch Optimierungsbedarf im Glaubensleben der Christen in Philippi. Nun redet sich Paulus jedoch nicht den ganzen Frust über das vielleicht zu langsame Glaubenswachstum der Christen von der Seele und klagt sie an. Nein, vielmehr schreibt in Kapitel 1, Verse 9 und 10: „Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi.“

Paulus schimpft nicht, sondern er betet. Was für eine wunderbare Geste. Paulus trägt seine Sorgen um die christliche Gemeinde in Philippi zu Gott. Er macht das, was Jesus seinen Nachfolgenden gesagt hat. Sie sollen ständig beten und alle Anliegen zu Gott bringen. Denn Gott ist derjenige, der seinen Nachfolgenden immer zuhört und das Beste für sie will. Er ist der Einzige, der zu 100 Prozent etwas bewirken kann. Das Gebet ist für Paulus der Schlüssel dafür, dass die Christen in Philippi ihr Glaubensleben reflektieren und dabei erkennen, was gut, aber auch nicht optimal in ihrem Glauben ist. Ich denke, dass das Gebet des Paulus ein gutes Vorbild für uns heute sein kann. Viel zu oft stehen wir Christen in der Gefahr auf Mitchristen verbal quasi einzuschlagen, weil sie ihren Glauben in Teilbereichen scheinbar nicht „richtig“ leben. Wie wäre es, wenn wir in einem ersten Schritt zunächst das Anliegen vor Gott tragen und ihn machen lassen? Gott kann und wird Herzen bewegen. Unbenommen davon sollten wir danach die kritischen Punkte direkt bei unseren Mitchristen in angemessener Form ansprechen.

Worum betet Paulus nun konkret? Er möchte, dass die Liebe in den Mitchristen immer größer werde. Dadurch sollen sie neue Glaubenserkenntnisse gewinnen und hilfreiche Glaubenserfahrungen machen. Mit der Liebe ist vorrangig die Liebe zu Gott gemeint. Es ist die Liebe, die fragt, was Gott möchte. Es ist die Liebe, die uns immer näher zu Gott bringt. Es ist die Liebe, die hilft das zu tun, was Gott gefällt. Paulus möchte, dass nicht unser Wille an erster Stelle steht, sondern der Wille Gottes. Denn Gott hat mit seinem Sohn Jesus am Kreuz von Golgatha alles für uns gegeben. Ein größeres Opfer gibt es nicht.

Paulus meint aber auch die Liebe zum Nächsten, zu meinem Mitchristen. Es geht darum, den anderen in der Gemeinde überhaupt wahrzunehmen. Auch sollte gefragt werden, was der Christ an meiner Seite benötigt. Es geht darum zu erkennen, was für den anderen wichtig und gut oder sogar das Beste ist.

Die aus der Liebe zu Gott und den Mitchristen gewonnenen Erkenntnisse haben keinen Selbstzweck. Vielmehr geht es darum, dass sowohl die Christen in Philippi damals als auch wir heute „lauter und unanstößig (sind) für den Tag Christi.“ (V.10). Fälschlicherweise könnte man meinen, dass man sich das ewige Leben durch gute Liebestaten selbst verdienen soll. Gemeint ist aber, dass Christen authentisch und ohne versteckte Sünden oder Fehler leben. Gott wird sich darüber freuen, wenn wir seinen Willen tun. Anderen Menschen können wir somit ein Vorbild im Glauben sein und auf ein segensreiches und erfülltes Leben mit Jesus Christus hinweisen. Christen dürfen sich darüber freuen, wenn ihnen ein derartiges authentischen Leben als Christ gelingt. Und sie sind froh, am Tag des Jüngsten Gerichts vor Gott bestehen zu können. Das ist ein lohnenswertes Ziel, auf das hin ich leben will.

Autor: Ralf Berger

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