Die Realitäten in Namibia
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
In diesem PodCast berichte ich über die Schwierigkeiten, welche jedem Zuwanderer in Namibia drohen, und ihm die rosarote Brille zum Beschlagen zu bringen, und wie sich für uns der Aufenthalt weiter gestaltete.
Unser Bankkontoantrag bei der Nedbank in Namibia war zuerst gehemmt durch Computerprobleme. Als diese behoben waren mussten wir erneut zur Unterschrift antreten. Nun wurden wieder Dokumente unterschrieben, diesmal solche, die der Computer ausgespuckt hatte. Daraufhin warteten wir auf die Kontonummer, die von der Zentrale in Windhuk vergeben werden sollte. Leider warteten wir vergeblich. Nach drei Tagen die Mitteilung, dass wir kein Konto erhalten würden, da wir keinen Nachweis beigefügt hätten, einen Antrag auf Daueraufenthaltserlaubnis gestellt zu haben. Das war am Freitag. Worauf wir die unseren Antrag bearbeitende Rechtsanwältin baten, einen Brief zu verfassen, der erklärt, dass wir in der Phase der Antragstellung sind. Das Schreiben traf schon am Samstag ein und wir leiteten es am Sonntag weiter zur Bank.
Außerdem warteten wir noch auf das Geld aus dem Hausverkauf und Dokumente von unserer Bank, mit der wir die „ordentliche“ Vermögenssituation beweisen wollten, d.h. dass wir unseren Verpflichtungen nachgekommen waren.
Vom Hauskäufer in Deutschland hatten wir gehört, dass seine Bank erklärte, das Geld am 20. April „angewiesen“ zu haben. Was das technisch bedeutete war aber unklar. Und am Wochenende war das Geld leider immer noch nicht da. Unsere vertragliche Verpflichtung sah aber vor, den Kaufpreis des Hauses in Namibia bis Ende April zu bezahlen. Deshalb stieg unsere Nervosität langsam an.
Vom Bankkonto hing auch wieder der Abschluss einer Krankenversicherung für die beste aller Ehefrauen ab, ohne die wir wiederum keinen Antrag auf Daueraufenthaltserlaubnis stellen konnten. Außerdem, so das Formular der Post, benötigten wir ein namibisches Bankkonto, um ein Postfach (die Post in Namibia stellt nur bis zum Postfach zu, nicht zur Haustür) beantragen zu können. Wir konnten keine Autoversicherung abschließen, keine Hausversicherung, keinen Internetvertrag.
Übrigens stellte sich später heraus, dass der Postbeamte die Kontonummer in dem Formular durchstrich weil das nicht funktionieren würde. Man müsse jährlich die Gebühr am Schalter in bar bezahlen, meinte er.
Über den Antrag auf Internetverbindung mit Glasfaser hatte ich ja schon im letzten PodCast berichtet. Die Antwort auf unseren Onlineantrag war, dass man den Antrag bearbeite, und dass die Bedingungen des Sonderangebotes gewährt würden, die offiziell am 21. April ablief, dass man aber leider eine Bankverbindung in Namibia benötige.
Für Aufträge der Haus-Renovierung, für Möbelkauf usw. benötigen wir jetzt ebenfalls das Bankkonto. Unsere ganze Hoffnung ruht nun auf dem Brief unseres Rechtsanwaltes, den er zur Verfügung gestellt hatte.
Weltprobleme in Namibia
Natürlich bleibt Namibia nicht von den Problemen der restlichen Welt verschont. Ein gutes Beispiel ist der Versuch, ein E-Bike zu kaufen. Die wichtigsten Komponenten kommen aus Asien, speziell China. Und diese Nachricht erhielt ich von einem Gesprächspartner bei bikes4africa:
„Ich komme gleich zum Punkt: seit 2 Jahren haben wir durch die ganze Misere keine neuen Teile bekommen, d.h. derzeit ist leider kein E-Bike verfügbar, wir pfeifen aus dem letzten Loch um unsere Lieferjungs auf der Straße zu halten. Der gepackte, bezahlte Container steht seit 13 Monaten in Schanghai und kann nicht geladen werden wegen einer endlose Schleife von Lockdowns, Back-Locks der Häfen, kein Platz auf Schiffen, neuen Regelungen der Reederei, abgelaufene Zertifikate für Dangerous Goods etc (…). Und durch die aktuellen Entwicklungen dort zur Corona Dystopie kann ich leider keine zeitliche Abschätzung abgeben. Ich hoffe nur unsere Kontaktperson dort hüpft nicht aus dem Fenster.