Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Denn sie werden frieren, ihre Arbeitsplätze und ihre Industrie verlieren, und "Fachkräfte" werden abwandern statt zuwandern.
Bevor wir in die beiden Tage der Anklage und Verteidigung einsteigen etwas Grundsätzliches. Für den Westen ist die Verhandlung vor dem ICJ in jedem Fall der Anfang vom Ende. Aber es gibt Unterschiede:
* Wird das Gericht ein klares Urteil gegen Israel fällen, hat die UN noch eine Chance in ähnlicher Weise weiter zu bestehen, allerdings mittelfristig mit den alten Kolonialländern, egal ob sie den 2. Weltkrieg gewonnen haben und Kernwaffen haben oder nicht, als ganz normale Mitglieder ohne Privilegien. Der Angriffskrieg gegen den Jemen, ein Land, das nur die Völkerrechtskonvention durchsetzen will, wird dann der Welt die verbrecherischen Intentionen der alten Imperien vor Augen halten und ihren Niedergang beschleunigen.
* Falls das Gericht den Erwartungen der meisten Fachleute zufolge ein Urteil fällt, welches Israel auch nur ansatzweise "frei spricht", wird die Welt diese Form der UN mittelfristig aufgeben und durch eine neue Organisation ersetzen. Außerdem darf man dann erwarten, dass es zu dem lange befürchteten großen Krieg im Nahen und Mittleren Osten kommen wird. Dieser Krieg wird die USA und die NATO so weit schwächen, dass in der Folge kein Krieg mehr gegen Russland oder China möglich sein wird. Hauptleidtragende sind in dem Fall neben den Menschen im Nahen und Mittleren Osten die Menschen in der EU. Denn sie werden frieren, ihre Arbeitsplätze und ihre Industrie verlieren, und "Fachkräfte" werden abwandern statt zuwandern.
Zu dem Zeitpunkt, da dieser PodCast-Text vorbereitet wird, ist unklar, wie das Gericht urteilen wird. Aber mit jedem Tag werden Bomben weniger wichtig, denn die Menschen in Gaza sterben nun bald öfter durch Krankheiten, Verletzungen, Seuchen und Mangel- bzw. Fehlernährung, verschmutztes „Trink“Wasser. Und westliche Presseagenturen weisen schon vorsichtshalber darauf hin, dass ein endgültiges Urteil vermutlich Jahre benötigen wird.
Herauskommen könnte so etwas wie das Kosovo-Urteil (1). Ein Urteil, das damals die NATO-Staaten begrüßten, was ihnen aber auf den Fuß fiel, weil sich Russland bei seiner Anerkennung der Sezession der östlichen Provinzen der Ukraine darauf beruft. Weshalb Russland die Aufnahme in die Russische Föderation als mit dem Völkerrecht übereinstimmen ansieht. Ich hatte darüber berichtet (2).
Freiheit der Handelswege
Es ist schon lange her, da ein Bundespräsident zurücktrat, weil er die Politik aus dem Weißbuch der Bundeswehr erklärte, demzufolge die Bundeswehr auch Deutschlands Verteidigung der Handelswege garantieren müsse. Was seinerzeit noch von einigen unheilbaren Grundgesetzverteidigern als nicht mit dem Grundgesetz vereinbar angesehen wurde. Und nun sehen wir, wie die Bundesregierung eines der ärmsten Länder der Welt hilft zu bombardieren, um angeblich die „Freiheit der Handelswege“ zu gewährleisten. Abgesehen davon, dass dies ein Verstoß gegen das Grundgesetz ist, das aber zahnlos wurde, als §80StGB gelöscht wurde, ist die Behauptung eine Lüge. Tatsächlich exekutiert der Jemen lediglich, was Israel seit Jahrzehnten gegenüber Gaza praktiziert: Eine Blockade! Israel hat dafür auch schon dutzende von Menschen getötet, nicht nur Fischer aus Gaza, sondern auch Aktivisten, welche mit humanitären Gütern versucht hatten, die Blockade zu durchbrechen.
Daraus ergibt sich, dass nicht für die „Freiheit der Handelswege“ der Jemen bombardiert wird, sondern für Israels Recht auf Massenmorde, oder sogar einen Völkermord in Gaza. Ich denke, ich muss bald eine Neuauflage meines Buches „Deutschlands Angriffskriege: Der verlorene Geist des Grundgesetzes“(3) fertig machen, denn seit 2019 sind einige neue Verbrechen gegen das Grundgesetz dazu gekommen.
Der erste Verhandlungstag
Zunächst muss man feststellen,