Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Am letzten Donnerstag hörten wir unter Anderem, dass Weißrussland nun unter dem Atomschirm Russlands stehe und Indien sich entschied, die Beziehungen zu Russland zu vertiefen, statt den Sanktionen des Westens zu folgen. Dabei hatte ich immer wieder auf Analysen von M.K. Bhadrakumar zurückgegriffen. Dieser indische Ex-Diplomat ist finanziell unabhängig und gehört weder einer russischen, noch chinesischen oder westlichen „Denkfabrik“ an. Seine Meinung und Interpretation der Politik steht aber meiner Meinung nach stellvertretend für insgeheim aber auch öffentlich vorgetragenen Äußerungen von vielen Intellektuellen des Globalen Südens. Und da dieser, und nicht die im Siechtum begriffene „westliche Wertegemeinschaft“ die Zukunft des Planeten bestimmen wird, erscheint er mir wichtig.
Das deutsch-chinesisch-russische Dreieck und die USA
Wenn die Analyse von Bhadrakumar (1) richtig ist, fährt der Kanzler und SPD-Chef gegenüber China und Russland eine andere Politik als der Koalitionspartner, die Grünen, welche eindeutig ausschließlich US-Interessen vertreten.
Der Autor schreibt, dass der US-Außenminister in seiner „sich selbst zugeteilten Rolle als Polizist der Welt“ offensichtlich der Meinung war, dass er das Vorrecht genießt zu erfahren, was zwischen Deutschland, China und Russland vorgeht. Aber sein Telefonat mit dem chinesischen Außenminister sei in einem Fiasko geendet.
Er habe wohl versucht herauszubekommen, was in den zwei hochrangigen Gesprächen zwischen dem chinesischen Präsidenten und dem deutschen Bundespräsidenten Steinmeier sowie dem Vorsitzenden der russischen Regierungspartei Dmitry Medwedew besprochen wurde.
Der Autor beschreibt die Vorgeschichte der Diplomatie des ehemaligen Außenministers Steinmeier und erklärt dann:
„Natürlich ist das heute Geschichte. Merkel ‚beichtete‘, in einem Interview mit der Zeit, dass der Vertrag Minsk2 ein westlicher Versuch war, um ‚unbezahlbare Zeit‘ zu gewinnen, damit Kiew wieder bewaffnet werden konnte“, und eben nicht ein Versuch, der Ukraine durch Autonomie und kulturelle Selbstbestimmung des Ostens, dem Land Frieden zu bringen.
Unter Berücksichtigung der Auswirkungen dieses Geständnisses, habe der US-Außenminister wohl gespürt, dass etwas Besonderes passierte, als Steinmeier aus heiterem Himmel bei Präsident Xi anrief und Medwedew ganz plötzlich in Peking auftauchte. Dann zitiert der Autor die offiziellen Ergebnisse.
Xi habe Steinmeier einen Dreipunkteplan zur Entwicklung der Beziehungen der Länder vorgeschlagen und festgestellt, dass „China und Deutschland immer Partner in Dialog, Entwicklung und Zusammenarbeit waren, ebenso wie Partner bei der Bekämpfung globaler Herausforderungen.“ Er habe außerdem Steinmeier gesagt, dass China sich verpflichtet fühle, Friedensgespräche zu unterstützen, was er gegenüber Medwedew aktiv getan habe.
Gegenüber Medwedew habe Xi unterstrichen, dass „China bereit ist, mit Russland weiter zu kooperieren, um die russische-chinesischen Beziehungen in eine neue Ära der Zusammenarbeit zu führen, und ‚Global Governance‘ gerechter und berechenbarer zu machen.“
Als Außenminister Blinken dann ansetzte, die Covid-19-Strategie Chinas zu kritisieren, habe er von Xi als Antwort erhalten, dass man nicht in Kooperation mit einem Land eintreten und es gleichzeitig unterdrücken könne, und man nicht über Zusammenarbeit redet, während man dem Partner einen Dolch in den Rücken stößt.
Der Autor erklärt noch weitere Details des Gesprächs, aber wir wollen uns auf die Aussagen zur deutschen Politik konzentrieren. Er meint, dass die jüngsten Aktivitäten der deutschen Politik gegenüber China, nämlich der Besuch von Bundeskanzler Scholz mit einer hochkarätigen Delegation und das Telefonat von Bundespräsident Steinmeier, in den USA nicht gut angekommen seien. Vielmehr erwarte die Biden-Regierung,