Der unaufhaltsame Wandel nimmt Fahrt auf
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Als der Präsident Namibias, Hage Geingob im Radio Anfang Juli erklärte, dass er in der Versammlung des Sicherheitsrates saß, und zusehen musste, wie die westlichen Staaten das Apartheidregime unterstützten, und alleine Russland bzw. die Sowjetunion die Freiheitsbewegungen Afrikas gegen den Kolonialismus und Apartheid unterstützten, nutzte er eine Wunde aus, welche heute noch die Intellektuellen Afrikas als ideologische Grundrichtung bewegt. Nämlich das Bewusstsein, dass der Westen, trotz seiner ständigen Rede von Freiheit und Demokratie, ein Bündel heuchlerischer Imperialisten und Ausbeuter war und ist.
Die Verursacher sind bekannt
Der „wertevolle“ Westen unternimmt derzeit alles, um auch dem letzten Bauern am Hindukusch oder in Pakistan klar zu machen, dass dessen Schicksal ihm egal ist. Nicht nur, weil in den USA Geld, das dem afghanischen Staat gehört, gestohlen und an US-Bürger verteilt werden soll, sondern auch, weil derzeit der Westen jeden Flüssiggastanker vom Markt wegkauft, der irgendwie verfügbar ist. Was Länder wie Pakistan, die keine Pipelineverbindung haben, ins Chaos stürzen kann. (15)
Die EU könnte bequem über Pipelines aus Russland umweltfreundliches Erd-Gas zu niedrigen Kosten beziehen. Stattdessen kauft sie den armen Ländern die Energieträger weg, die diese eigentlich dringend benötigen. So sorgt die EU nicht nur für explodierende Energie- und Lebensmittelkosten weltweit, sondern für Frustration und sogar Hass. Wie schreibt die Finanzmarkt Welt lakonisch:
„Während also Europa praktisch jeden verfügbaren LNG-Tanker (Liquefied Natural Gas) vom Spot-Markt weg kauft, um seine Gasspeicher zu füllen, gehen in Pakistan die Lichter aus.“ (1)
Und so braucht man sich nicht zu wundern, wenn eine alternative Weltordnung ohne die Macht der westlichen Menschenverachter durch immer mehr Staaten aktiv unterstützt wird.
Der chinesische „Imperialismus“
Die alten Kolonialstaaten und später zunehmend die USA hatten durch die weitgehende Kontrolle der Geld- und Wirtschaftspolitik genügend Druckmittel, um eine ihnen genehme Politik durchzusetzen. Wie solche Einflussnahmen im Einzelnen aussahen und noch aussehen, kann man eindrucksvoll dem Buch „Confession of an economic hitman“ von John Perkins (2) entnehmen.
In seinem Buch beschreibt er, wie er als Berater unterentwickelte Staaten dazu brachte, enorme Entwicklungshilfekredite von Institutionen wie der Weltbank und der United States Agency for International Development (USAID) aufzunehmen. Belastet mit riesigen Schulden, die sie nie zurückzuzahlen erhoffen konnten, waren diese Länder in der Folge gezwungen, sich bei den verschiedensten Gelegenheiten dem politischen Druck der USA zu beugen.
Mit dem wachsenden Einfluss und wirtschaftlichen Engagements Chinas ist dieser Einfluss zurück gedrängt worden. Und nun wirft ausgerechnet der Westen China vor, einen „Wirtschaftsimperialismus“ zu betreiben, indem Staaten durch billige Kredite in die Abhängigkeit gebracht werden.
Sicher ist „China“, ein Begriff, unter dem alle möglichen Akteure chinesischen Ursprungs zusammen gefasst werden, kein selbstloser Helfer der armen Länder. Zum einen ist es ja nicht der Staat alleine, sondern es sind kapitalistische Unternehmen, die eine Profitoptimierung anstreben, die in vielen Fällen in Afrika aktiv sind. Und diesen wird auch zu Recht die Aneignung von wertvollem Land vorgeworfen, sowie die Praxis, statt einheimische Mitarbeiter einzuarbeiten, billige Arbeitskräfte aus China zu beschäftigen. Wobei „billig“ inzwischen auch nicht mehr zutreffend sein kann, wie ich im hiesigen Golfclub beobachten konnte.
Zweitens sind die Investitionen und die Förderung von afrikanischen Staaten langfristig im Interesse der chinesischen staatlichen Entwicklungsplanung. Auch wenn China einen enormen Binnenmarkt hat,