Jede Zeit, jede Epoche hatte ihre spezifischen Herausforderungen, die es zu lösen galt. So gesehen kann die Geschichte der Menschheit vereinfacht als die Abfolge von Lösungen oft selbst geschaffener Problemstellungen beschrieben werden. Unterschiedliche Gesellschaftssysteme traten zur Lösung dieser Probleme miteinander in Konkurrenz. Wesensmerkmal dieser Problemstellungen – es waren Gegenwartsprobleme. Sie waren greifbar und konkret. Im Verlauf der Geschichte obsiegten im Wettstreit der Gesellschaftssysteme jene, die diese Gegenwartsprobleme durch eine Zukunftsverheißung auflösen konnten, die ein Leitbild definieren konnten, das über den Gegenwartszustand hinaus wies – Demokratien. Sie verhießen Hoffnung und gaben über ein vorgegebenes Ziel Orientierung.Heute nun ist die allgegenwärtige Bedrohung unserer Gesellschaften kein Gegenwartsproblem sondern ein Zukunftsproblem.Kinnert und Welzer denken über diese signifikante Veränderung in der Problemstellung nach und diagnostizieren eine weit verbreitete Unfähigkeit präventive Zukunftspolitik zu betreiben. Sie bemängeln eine „Kultur des Unernstes“ im Umgang mit der Gefahr des Klimawandels und fordern nicht weniger als ein neues Gesellschaftsnarrativ für die Zukunft. Sie fordern mehr Utopie zu wagen.