Boris Rogosch im Gespräch mit Denise Wachter über eine genussvolle Reise in Litauens Hauptstadt
Drei Tage, drei Jahreszeiten - es ist April. Und eine Stadt, die mich völlig überrascht hat. Ich war für 72 Stunden in Vilnius, der Hauptstadt Litauens – und ich habe mich regelrecht verliebt. In die Bauten und Gassen der Altstadt, in die Gastfreundschaft, die Atmosphäre in der Stadt, in die Mischung aus Geschichte, Gegenwart und kulinarischer Zukunft. Und vor allem: in das Essen.
Ich bin angereist mit einer groben Vorstellung und vielen Tipps – viele davon von Denise Wachter, die mich nicht nur zur Reise inspiriert, sondern auch ein ganz wunderbares Kochbuch über die Küche von Vilnius und Litauens geschrieben hat. Gemeinsam sprechen wir in dieser Episode über alte Rezepte, wilde Wälder, große Teller und kleine Geschichten – und darüber, warum Vilnius kulinarisch gerade ganz leise ganz groß wird.
Vilnius schmeckt für Denise, die litauische Wurzeln hat, nach Pfifferlingen aus dem Wald, nach saurer Sahne auf Kartoffelklößen, nach fermentierten Stachelbeeren, Rhabarberwein, frischem Roggenbrot – und nach dieser einen Suppe, Šaltibarščiai, die nicht nur pink ist, sondern ein Lebensgefühl. Ich habe mich durch die moderne Szene gegessen, durch alte Klassiker und durch Küchen, in denen junge Chefs gerade ihre kulinarische Handschrift finden und die baltische Küche entwickeln.
Im Nineteen18, im architektonisch wunderschönen Senatoriu Pasazas angesiedelt, hat mich Andrius Kubilius mit puristischem, regionalem Fine Dining überrascht – ohne große Show, dafür mit Tiefe. Im Demo (Demolloftas) erzählt Tadas Eidukevicius hintergründige Geschichten zu jedem Gang des äußerst stimmigen Menüs – aus litauischen Produkten, durch internationale Techniken zum Erlebnis gemacht. Und im Pas Mus, ist Chefin Vita Bartininkaite so etwas wie die Botschafterin litauischer Produkte, gepaart mit internationalen Techniken: Was sie mit Natur, Geduld und Geschmack macht, ist außergewöhnlich. Alle drei Restaurants sind seit 2024 verdientermaßen mit einem Michelin-Stern ausgestattet.
Ich habe aber auch noch weitere spannende Küchen gesucht – und gefunden. Im traditionellen Lokys, wo man zwischen dicken Steinwänden Pilzsuppe, Wildschwein und Kirschwein serviert bekommt. Im puristisch-stylischen Augustin, wo man einen Fokus auf Gemüse hat, schmecken Blumenkohl und Kohlrabi wie kleine Gedichte. Und auf dem Halės Markt, wo zwischen Wurstständen, Eingelegtem, Gemüse und Streetfood-Ständen einfach echtes Leben pulsiert. Dort habe ich nicht nur eingelegte Gurken und fermentierten Kohl probiert, sondern auch Cepelinai gegessen – diese traditionellen, mit Fleisch gefüllten Kartoffelknödel, zu denen saure Sahne und Speck mit Zwiebeln gereicht wird.
Einer meiner liebsten Stopps war Baleboste – ein koscheres Lokal mit Pastrami-Bagels, Lachs, Hummus, gefilte Fisch nach alten Rezepten und mit einer Atmosphäre, die sofort einnimmt. Herzliche Menschen, ehrliche Küche, voller Geschichte. Ich habe dort gegessen, gestaunt, geschwelgt – und ja: Ich habe geglaubt, den besten Bagel meines Lebens hätte ich in New York gegessen. Jetzt bin ich eines Besseren belehrt worden. Und es heißt, der Bagel sei in Vilnius erfunden, zumindest soll er erstmalig in hiesigen Schriften erwähnt worden sein.
Süß wurde es bei Konrado Cukrainė – einer Café-Konditorei mit nostalgischem Flair, Baumkuchen, Mohngebäck, Honigtorte und dem „kalten Hund“, dieser wunderbaren Schokoladen-Keks-Spezialität. Alles dort im besten Sinne handgemacht.
Auch die Bierszene in Litauen ist spannend: In der „Alaus Biblioteka“ – der Bierbibliothek von Vilnius – traf ich den Bierspezialisten Tomas Josas. Bei über 300 Biersorten zeigt sich, wie vielfältig, eigenständig und traditionsreich Litauens Braukultur ist. Ein Ort, an dem Bier nicht nur getrunken, sondern erzählt wird.
Geschlafen habe ich im Hotel Narutis, direkt in der Altstadt. Ein wunderschönes, altes Haus mit modernem Komfort und Blick auf die Dächer von Vilnius – ruhig, stilvoll, perfekt gelegen. Von dort aus war alles in der Altstadt fußläufig: Restaurants, Cafés, Märkte. Und das ist das Schöne an Vilnius – man kann diese Stadt nicht nur erschmecken, sondern auch sehr gut erlaufen.
Diese Episode ist mehr als ein Reisebericht. Es ist eine Einladung. Eine Hommage an eine Stadt, die sich nicht laut aufdrängt, aber lange bleibt. Ich glaube, Vilnius ist gerade dabei, sich kulinarisch neu zu erfinden – mit viel Gefühl, mit besonderen Charakteren, mit großem Respekt vor dem, was war. Und vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, um sie zu entdecken – bevor es alle tun.
Meine Reise wurde unterstützt von Go Vilnius.
Dieser Podcast wird moderiert und produziert von Boris Rogosch
Denise Snieguole Wachter / Kochbuch VILNIUS: https://www.denisewachter.com
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